Das mit der dauerhaften Erreichbarkeit scheint sich zum Fluch des 21. Jahrhunderts zu entwickeln. Wie habe wir nur bis Mitte der 1990er Jahre überleben können, ohne Mobiltelefone - und ohne das Internet, und selbst als das erfunden war, mussten wir dafür noch mehrere kg schwere Computer mit Röhren(!!!)monitoren benutzen. Es muss eine schreckliche Zeit gewesen sein: Verwandte erkrankten und starben, ohne dass wir davon erfuhren, während des Urlaubs brannten ganze Stadtviertel ab, ohne dass wir davon wussten, nach der Heimkehr standen wir vor den verkohlten Ruinen unserer Behausungen, und unsere Söhne und Töchter gerieten, ganz ohne Fernüberwachung und Dauerkontrolle, permanent in die Fänge von Entführern und Drogenhändlern. Oder so ähnlich?
Überspitzung beiseite: der Urlaub dient dem "Abschalten" und dem "Abstandgewinnen" und wenn man auf Schritt und Tritt für die lieben Kleinen erreichbar sein möchte, dann entfernt man sich nicht allzu weit, bleibt im Schwarzwald oder eine Ostfriesischen Insel, aber Vorsicht: auch dort gibt es Orte ohne Netzabdeckung. Am besten bliebe man ganz zu Haus und lege seinen Kindern elektronsiche Fußfesseln an *lg*.
Wer eine Kreuzfahrt macht, der wir sich damit arrangieren müssen, dass es entweder - je nach Reederei - irrsinnig teuer wird, das dortige Satelliteninternet zu nutzen, oder er wählt mit Vorausschau ein Schiff, das eine einigermaßen akzeptable Flatrate bietet wie es auf den neuen RCI-Schiffen üblich ist und muss dennoch damit rechnen, dass es bei Landausflügen immer wieder zu "Unerreichbarkeit" kommt, es sei dann, man möchte sich direkt nach der Ankunft in die nächste Pinte setzen und für einen grottenlangsamen Service 5 bis 8 USD pro Stunde berappen. Wie schon erwähnt, gibt es keine Prepaid-Cards, die diverse Länder der Karibik beinhalten. Und für ein paar Stunden in Belize, Mexico, Bahamas, British oder US Virgin Islands - was soll's - das lohnt sich doch gar nicht.
Der Goldene Mittelweg: loslassen und eben NICHT permanent erreichbar sein. Jedes Schiff hat eine Telefonnummer für Notfälle, die aber sehr sehr sehr teuer ist. Sollte zu Haus die Bude in Flammen stehen, wäre das evtl. eine Option. Ansonsten kauft man allerhöchstens von der Reederei ein kleine Minutenpaket und lädt sich per Outlook oder Thunderbird schnell einmal am Tag die neuen Mails herunter, geht wieder offline, antwortet und schickt in einer Minute die Antwort raus, falls nötig. Ansonsten bieten sich an den Hafenstopps Gelegenheiten, auch ab und an mal kostenlose. Die meisten Betreiber nehmen aber Geld für Internetzugänge, denn: wo Toruismus boomt, boomen auch die Geschäftsideen. Stehen irgendwo mal viele Crewmitglieder auf einem Fleck herum und alle sind in ihre Daddelgeräte vertieft, dann gibt es dort einen kostenlosen Hotspot. Reiche Deutsche in kurzen Hosen, die diesen armen entwurzelten Billiglöhnern aber dort noch die Bandbreite des Zugangs ruinieren, ist aber auch keine so liebenswerte Erscheinung, finde ich. Unter dem Strich muss man sich fragen: "Ich gebe einen gut vierstelligen Betrag für den Urlaub aus, jucken mich dann 100 oder 150 EUR für das Internet, wenn ich denn absolut nicht darauf verzichten will?"
So sieht's aus. Entweder arrangiert man sich mit den Gegebenheiten oder man verzichtet auf's Kreuzfahren. Eine dritte Option existiert nicht. Aber - um des Urlaubsgelingens Willen - macht Euch nicht zum Sklaven der Telekommunikation, das Ganze pervertiert in unseren übervernetzten Gesellschaften schon viel zu sehr! Also - schönen Urlaub!