Moin! Wie "a la minute" bei Buffetrestaurant der QM2 funktionieren soll, möchte ich gern mal erleben. Ich war mehrfach auf diesem Schiff unterwegs. Die längsten Reisen waren von Hamburg zum Nordkap für 12 Nächte und von Hamburg nach New York in 10 Nächten. Ich kann mich den Beobachtungen von steamboats nur anschließen. Das Schiff lebt von dem glorreichen Ruf der alten Oceanliner und versucht den Glanz in die heutige Zeit hinüberzuretten, ohne diesem Glanz jedoch die nötige Politur mitzugeben. Fazit: er verblasst schneller als man hingucken kann.
Fraglos bietet die QM2 einen extrem guten Raumeindruck - extrabreite Korridore, viele große Räume, Ballsaal, Illuminations Saal mit Planetarium und Theater extra, das riesige Britannia Restaurant, wunderbarer Commodore Club und größte Bibliothek zur See - umlaufendes Promenadendeck - alles wunderbar!
Die pure Geschwindigkeit eines Schiffes, ob sie nun tatsächlich gefahren wird oder auch nur rein theoretisch möglich wäre, wirkt sich auf den Komfort des Gastes null aus. Auch als wir die TA-Tour von Hamburg nach New York fuhren, bewegte sich die QM2 selten mit viel mehr als 20 Knoten, aber niemals den 29 Komma irgendwas...
Das klägliche Bild des Kings Court Buffet-Restaurants habe ich in meiner Schiffsbewertung zum Ausdruck gebracht. Es war mir schon bei der ersten Reise als sehr negativ ausgefallen und als ich im Kommentar eines bekannten Kreuzfahrtjournalisten etwas von "Werkskantine" las, dachte ich: "auf den Punkt, genau das war mein Gedanke, als ich zum ersten Mal darin saß." Das kann jedes Karstadt-Restaurant deutlich besser, wirklich!
An Theken und Rondellen, die gerade nicht in Betrieb sind, werden ständig die abgewetzten Resopaltabletts aufgereiht, damit der böse Passagier nicht in den Speisen herumfingert, die gerade mal nicht angeboten werden. Die Auswahl ist im Vergleich zu vielen anderen Reedereien mager - wenn ich das zum Beispiel mit Holland-America-Line vergleiche, welche zum selben Konzern gehört - da kommt Cunard nicht im Ansatz mit. Und all das mit dem Ruf "The most famous Ocean Liners in the World" zu sein. Wie soll denn das zusammen passen?
Personal und Service.... nun ja... auf unserer Transatlantikfahrt haben wir einen Kellner im Commodore Club erlebt, der selten Lust zur Arbeit zu haben schien. Auch sonst wirkte Personal öfter völlig übermüdet und abgekämpft, das fiel mir auf, weil ich das so krass bei anderen Reedereien nicht erlebt hatte. In den letzten Jahren stolperte man auch immer öfter über seltsame Löcher im Boden, unter den Teppichen. Besonders gravierend fiel mir das im Britannia-Restaurant auf. Spät in der Nacht sahen wir einmal einen Reparaturvorgang. Da wurde in der Lobby der Teppich großflächig zurückgeschlagen und darunter wurden die Löcher mit einer Füllmasse zugeschmiert. Als ich einmal einen Mitarbeiter danach fragte, was denn hier für ein merkwürdiger Effekt vorliege, antwortete dieser, dass die aufgebrachte Isolierlage unter den Teppichen sich nicht als so druckfest erwiesen habe wie erwartet. Dass es besonders im Restaurant zu massiven Schäden kam, liegt sicher daran, dass besonders schwergewichtige Passagiere auf Stühlen sehr hohe Punktbelastung auf den Boden erwirken und da schwächelte wohl diese "Isolierschicht" ganz besonders stark.
Nachdem ich bei Cunard auch einmal einen Riesenreinfall mit der festen Tischreservierung erlebte, indem am Geburtstag meiner Reisebegleitung erstens der reservierte Tisch leider vergeben war und dann, als wir endlich einen neuen Tisch hatten und uns mit den netten Tischgenossen arrangiert hatten, dieser am übernächsten Tag mit dem vorträgehaltenden Astronomen aus Hamburg belegt worden war - da platze mir der Kragen. Genau hier liegt das Problem: sie wollen einen Klassiker anbieten mit festen Tischzeiten und Dresscodes und allem Trara, und sie scheitern permanent an der Umsetzung. Höchste Ansprüche und vermutlich die fiesen Auswirkungen des permanenten Kostendrucks und daraus resultierend Sparmaßnahmen. Welchen Unterschied soll es da machen, ob ich nun mir 21 oder 29 Knoten durch den Nordatlantik pflüge? Selbst das ewige Rennen um das Blaue Band wurde den teilnehmenden Reedereien irgendwann zu blöd, weil es dem geneigten Passagier auch völlig schnurzpiepegal war, ob der nun zwei bis drei Stunden früher in New York eintraf und für diesen im Vergleich winzigen Zeitgewinn eine beachtliche Extrasumme zahlen sollte...
Und nun? Wenn der Preis stimmt, kann man - oder sollte man - die QM2 dennoch einmal buchen, weil es immer noch ein sehr spezielles Schiff ist und die Ausfahrten in Hamburg mit "Ruuuuule, Britannia, Britannia rule the waves" und "God save our gracious Queen..." das ist einmalig bzw. um es mit dem berühmten AIDA-Zitat zu sagen "Gänsehaut pur". Man sollte sich nur vor überzogenen Erwartungen hüten, was nicht leicht ist, denn Cunard tut nichs anderes als genau diese zu schüren. Die guten Bewertungen der Cunard-Flotte, das sollte man immer im Hinterkopf behalten, beziehen sich fast ausschließlich auf die Queens Grill Suiten - und hier sind bekanntlich nicht nur die Kabinen anders, sondern auch der gesamte Service.