Ich staune immer wieder. Da stellt ein User die Frage: „Kuba oder Mexiko?“ und erhält die hilfreiche Antwort: „Thailand, Indonesien auf eigene Tour entdecken oder eine Karibikkreuzfahrt!“ Zugegeben, viele Länder in Asien kann man mehr oder weniger abenteuerlich auf eigene Faust und ohne Guide mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder einem Mietwagen bereisen, aber das kann man in Mexiko und Kuba auch.
@juanito
„Du schreibst: Kuba wird sich verändern, muss es auch. Der Comandante Fidel hat es in 50 Jahren im Stillstand gehalten, sein Bruder Raul hat einige Dinge verändert, aber das reicht nicht“
Ich sehe das auch so obwohl der Comandante einiges bewirkt hat, was dir als Kubafan wohl bekannt ist, aber einige User interessieren könnte.
Im Nachrevolutionären Kuba habe ich trotz USA Handelsembargo, niemals hungernde Menschen, Bettler und “Drögeler” angetroffen. Entsprechend auch die fast unbedeutenden Kriminalitätsraten, verglichen mit den menschenunwürdigen Zuständen in anderen Lateinamerikanischen Staaten.
Als Herzstück des Kubanischen Ernährungssystems wurde die “libreta” eingeführt. Ein Bezugsheft für vom Staat garantierte, extrem billige Nahrungsmittel. Damit wurde erreicht, dass jeder Kubaner täglich so viele Kalorien und Proteine erhält, wie es die Weltgesundheitsorganisation fordert. Für Kranke, Alte, Kinder und Schwangere gab es unter der Bezeichnung “dieta” Sonderzuteilungen.
Erwähnenswert ist ebenfalls die Beseitigung des Analphabetentums. 97% aller Kinder besuchen die Schulen. Das ist für Mittel- und Südamerika alles andere als selbstverständlich. Meine Frau und ich haben einige Schulen besucht und waren beeindruckt vom hohen Niveau des Unterrichtsstoffes und des Lehrpersonals.
Nebst dem Bildungswesen hat mich auch das Gesundheitssystem beeindruckt. Die Insel verfügt über ein dichtes Netz von Gesundheitsstationen, die eine kostenlose medizinische Versorgung auch auf dem Land gewährleisten. Aufgrund des für ein Entwicklungsland einmaligen Gesundheitssystems ist die Säuglingssterblichkeit die niedrigste in ganz Lateinamerika.
Als Früchte des Bildungssystems suchten gutausgebildete Kubaner als sogenannte Flüchtlinge, respektive Wirtschaftsflüchtlinge ihr Heil in den USA und realisierten erstaunt, dass in diesem Wunderland lange nicht alles Gold ist was glänzt. Andere stellen sich uneigennützig in den Dienst des Landes und trugen dazu bei, dass Kuba weltweit eine Spitzenposition in der Biotechnologie und in der Medizin einnimmt. In einer Veröffentlichung von Anfang 2009 bezeichnete die renommierte britische Wissenschaftszeitschrift „Nature“, die kubanische biotechnologische Industrie als die beste der gesamten Dritten Welt.
Diese nicht wegzudiskutierenden Tatsachen werden immer wieder verschwiegen und würden nicht in das Bild des Despoten Fidel passen.
Der Durchschnittskubaner sieht aus heutiger Optik lediglich die grosse Diskrepanz zwischen dem eigenen und dem Lebensstandard der Touristeninvasionen. Das ist verständlich. Kuba ist im Umbruch und vieles noch im Argen. Für die Zeit nach Revolutionär a.D. Fidel und seinem Bruder Raul habe ich meine leisen Bedenken. Wenn ich so an das heutige Russland denke. Auf der einen Seite die neuen Superreichen mit ihren Oligarchen, auf der anderen Seite die neuen Superarmen. Und dazwischen? Aber warten wir mal ab. Ich lasse mich gerne positiv überraschen.
Sorry, aber diese etwas lang gewordene Hommage an den Comandante musste ich noch los werden!
Pesche