• mosaik
    Dabei seit: 1082419200000
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    geschrieben 1188910848000

    Ich möchte jetzt ausdrücklich vorweg schicken, dass ich keine Fluglinie in irgendeiner Form in Schutz nehmen möchte.

    Aber seit es die Fluggastverordnung gibt, drehen sich viele Forderungen immer (nur) um Geld. Sicherheit wird scheinbar erst später gereiht. Pünktlichkeitswünsche sind verständlich, aber aus meiner Sicht eine Forderung, die trotz moderner Technik nicht immer erfüllt werden können.

    Nicht die Überbuchung ist mein Thema, sondern Verspätungen oder Verspätungen aufgrund von technischen Problemen.

    Der Flugverkehr wird immer dichter, die notwendigen Begleitmaßnahmen wie beispielsweise Fluglotsen oder Lande/Startmöglichkeiten auf Flughäfen (wie quälend doch die Verfahren für neue Startbahnen in Frankfurt und Berlin...), können oft diesem rasanten Anwachsen nicht nachkommen (Geldmangel, Ausbildungslücken u.a.).

    Flugzeuge sind Technikwerke wie ein Automobil, ein Autobus, eine Lokomotive oder ein Schiff. Alles menschliche Werke mit Fehlermöglichkeiten. Natürlich kann man durch korrekte Wartungen die Fehlerquelle minimieren, aber ausschalten wird man sie nie können. Da zu erwarten, dass Flugzeuge 100 % klaglos funktionieren, die rund um den Erdball fliegen, den verschiedensten Temperatur- und Klimaunterschieden binnen weniger Stunden ausgesetzt sind, ist wohl eine wohlgemeinte Forderung. Aber unrealistisch.

    Ich hatte letztes Jahr eine größere Veranstaltung mit Transportlogistik zu betreuen. Da wurde ich immer wieder festgenagelt: wie lange fährt ein Bus von A nach B? Sagte ich: normalerweise 30 min, kam die Rückfrage, ob ich das garantieren kann. Natürlich nicht, denn was ist, wenn ein Unfall die Straße blockiert, wenn dichter Verkehr bremst, wenn - ein Defekt? - auftritt... Das war aber meinen Auftraggebern niemals Antwort genug: schafft er es in 30 min: ja oder nein? Sagte ich ja und er schaffte es nicht, gab es Telefonterror - kein Verkehr, kein Unfall wurde akzeptiert - meine Aussage 30 min war in Stein zementiert. Sagte ich nein, in 30 min wird es nicht klappen, hieß es: es MUSS aber in 30 min klappen! usw. usw.

    Oft ging es, manchmal auch nicht - es ist eben nicht möglich, alles vorhersagen zu können, alles einplanen zu können.

    Ich verstehe es nicht, weshalb es so viele Menschen gibt, die hier nicht eine gewisse Toleranz zulassen, Argumente versuchen zu verstehen, den bezahlten Preis ins Verhältnis zur Strecke zu stellen und einfach ganz allgemein das Reisen als Abenteuer sehen und annehmen.

    Ja es ist ein Abenteuer und wird es auch bleiben. Zerbrechen werden diejenigen, die von Frankfurt am Main nach Sydney in Australien fliegen und einen technischen Defekt, eine Verspätung von einer Stunde als inakzeptable finden, Anwälte und Gerichte damit plagen werden und letztendlich vielleicht obsiegen, mit € 600.-- in der Tasche. Die dann im nächsten Jahr bei der Preiserhöhung der Flüge wieder umgelegt werden, ohne dass Defekte oder Verspätungen ausgeschalten sein werden können.

    Würden alle Fluglinien auf allen ihren angeflogenen Flughäfen alle möglichen Ersatzteile für alle von ihnen zum Einsatz kommenden Maschinen lagern wollen, um Wartezeiten für Einflug von Ersatzteilen zu verhindern, wäre das unfinanzierbar.

    Sicherlich, es gibt auch einen Bereich, der sehr wohl im Bereich der Fluglinie selbst liegt. Aber diese Fälle, so bin ich persönlich überzeugt, machen vielleicht 10 Prozent aller Verspätungen oder Absagen aus, wenn überhaupt - 90 Prozent liegen nicht im Einflussbereich der jeweiligen Fluglinien. Und dafür wurden sie mit der Fluggastverordnung "bestraft".

    Die Bahn hat nur eine Softversion von "Bahngastverordnung", obwohl es dort mindestens so oft vorkommt wie im Flugwesen.

    Bei Buslinien gibt es das überhaupt nicht. Wer hat da schon mal auf Einhaltung des Fahrplans geklagt? Und dann auch noch Recht bekommen?

    Bei Schiffverbindungen gibt es das auch nicht. Wenn die Fähre Island einen halben Tag später erreichen würde, was geschähe?

    Die Menschen geben sich selbst immer weniger Zeit, immer weniger Reisezeit. Alles muss geplant, ausgetüfelt bis zur letzten Minute sein. Als vor einigen Jahren in einer Nacht in halb Europa das Stromnetz zusammen gebrochen war, befand ich mich als Reiseleiter in Italien. Da wurde Unverständnis laut. Man hätte doch... Notstromaggreate für über 50 Mio Italiener und Urlauber planen und instandhalten können, ...den Ausfall durch Computerprogramme verhindern können (die ihn aber just herbei geführt hatten) und niemand verstand, weshalb man nicht noch einen Gasher im Hotel hat, damit es einen Kaffee und Spiegeleier gäbe.

    Ein paar Stunden später gab es wieder Strom und die Welt war wieder heil. Aber davor war fast Panik, weil der Mensch aus seiner Gewohnheitswelt grob gestoßen wurde. Kein Strom. Peng. Da muss es Schuldige geben und der Reiseveranstalter muss Entschädigung leisten!

    Was, wenn jeder Bäcker, jeder Gastwirt, jeder Zahnarzt, jeder Bergführer so seine "...gastverordnung" schlucken müsste? Dann wären doch auch all jene Betroffene, die jetzt über einen Triebwerkschaden in Bangkok lamentieren? Dann müssten sie von den erhaltenen € 600.-- eine Semmelentschädigung, eine Warte-auf-das-Essen-Entschädigung, eine Behandlung-hat-zu-lange-gedauert-Entschädigung, eine habe-zu-lange-auf-den-Berg-gebracuht-Entschädigung bezahlen. Dann wären SIE es, die abwiegeln versuchen, Ausreden erfinden, es als "normal" versuchen hinzustellen, um nicht zahlen zu müssen. Betrachten wir also menschliche oder technische Fehler auch einmal aus einem anderen Winkel, um die Masse der "so ist das Leben" von jenen, durchaus ernst zu nehmenden und auch den gesetzlichen Vorschriften nachzuverfolgenden Fällen zu trennen...

    grübelt

    Peter

  • muecke1401
    Dabei seit: 1155686400000
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    geschrieben 1188913752000

    :kuesse: :kuesse: :kuesse:

    Da du dich ja hier täglich damit abplagen musst, verstehe ich dich voll und ganz. Ich darf diese Beiträge ja ignorieren.

    Allerdings glaube ich eher, dass Menschen mit ihren "negativ" Erfahrungen hausieren gehen, als dass sie etwas loben.

    Es gibt nun mal Leutchen, die versuchen aus allem etwas herauszuholen :( .

    Leider glaubt deshalb den berechtigten Reklamierer dann auch keiner mehr.

    Meckerer bleiben Meckerer, da können wir nix dran ändern.

    (zu deinem Transportbeispiel: der Kerl hatte irgendwo einen großen Denkdefekt ! und trotzdem muss man sich damit abplagen)

    Weiterhin einen angenehmen, sonnigen Tag

    Mücke

    Ich bin eine Frau. Daraus ergibt sich das Geburtsrecht, bei Bedarf meine Meinung zu ändern ;-)
  • Thea11
    Dabei seit: 1183507200000
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    geschrieben 1188913983000

    Was soll uns der Beitrag sagen????

    Natürlich bestehe ich auf pünktliche Flüge, das ist doch selbstverständlich, ich muss ja auch pünktlich meinen Geldbetrag an den Reiseveranstalter überweisen, dann kann ich auch Pünktlichkeit erwarten, was soll diese Frage???

  • mosaik
    Dabei seit: 1082419200000
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    geschrieben 1188914868000

    Genau das, was @Thea11 so als selbstverständlich hinstellt, habe ich versucht damit zu hinterfragen.

    Und letztendlich gibt es keine rechtlich bindende Grundlage auf uneingeschränktes Recht auf Pünktlichkeit.

    Auch das wollte ich mit meinem Beitrag zum Ausdruck bringen.

    Und Anstoß zum Nachdenken geben, dass heute alles und jedes normiert und per Gesetz geregelt wird. Auch Dinge, die da nicht ganz reinpassen.

    Übrigens ;) der Satz von Konfuzius bei @Thea11 sagt genau das, was ich rüberbringen möchte: was ist eine Verspätung (Maulwurfhügel) gegen das Weiterleben (weil man nicht abstürzt) oder dem doch noch sehen von Schönheiten der Welt (= Berg)

    Peter

  • Mozilla07
    Dabei seit: 1178668800000
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    gesperrt
    geschrieben 1188915477000

    @Mosaik

    Toller Beitrag dem ich voll und ganz zustimmen kann.

    Mir persönlich käme es nie in den Sinn bei einer technisch bedingten Verspätung mich auf die Fluggastverordnung zu berufen und Entschädigung zu fordern. Ich hatte selbst schon Verspätungen von knapp einem Tag. Die Airline hat ein Hotel organisiert und für die sonstigen Notwendigkeiten gesorgt. Ich meine dies sollte dann auch genügen. Im übrigen wurde das alles perfekt organisiert.

    Manchmal habe ich den Eindruck, dass manche Urlauber auf eine Verspätung hoffen um dann noch den ein oder anderen Euro wieder reinzuholen. Dies kann ich absolut nicht nachvollziehen.

    Niveau ist keine Hautcreme!
  • Katja13
    Dabei seit: 1117929600000
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    geschrieben 1188915914000

    schöner beitrag mosaik!

    unser motto ist ab abfahrt von zuhause zum flughafen/urlaubsort: "wir haben doch urlaub und sind nicht auf der flucht"

    sicher ist es manchmal nervig (gerade wenn man mit kind(ern) unterwegs ist), wenn sich aus welchem grund auch immer zeitliche verzögerungen im geplanten ablauf ergeben. allerdings kann man sich dann mit schlechter laune und motzerei die sache gänzlich verderben.

    wir versuchen eben das beste daraus zu machen, noch einen kaffee trinken und und und. gibt ja viele möglichkeiten.

    gerade in südlichen ländern ticken die uhren eben anders, aber ganau das ruft auch urlaubsfeeling bei uns hervor :D

    lg katja

    Ich liebe Urlaub!!!
  • privacy
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    geschrieben 1188917356000

    Ein netter Versuch, die Unzulänglichkeiten bei einer Reise

    mit dem Mäntelchen des Verständnis-Aufbringens zu

    überdecken.

    Dem stehen knallharte AGB's der Anbieterseite gegenüber.

    Und die basieren in den seltensten Fällen auf Kundenwünschen.

    Sei es drum, es geht letztlich immer nur um Kompromisse

    - ein Leben lang ;)

    Wenn alle Experten sich einig sind, ist Vorsicht geboten. Bertrand Russell (1872-1970)
  • salvamor41
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    geschrieben 1188923530000

    Ja, einer der vielen um Verständnis heischenden Beiträge aus der Reisebranche, nicht mehr! Ich kann keinen weiteren Sinn darin erkennen.

    Natürlich müssen technisch bedingte Verspätungen, Ausfälle, Verschiebungen in Kauf genommen werden! Aber das sind Einzelfälle! Und für die sollte wirklich jeder Urlauber Verständnis aufbringen, da stimme ich Peter zu.

    Wenn die ganze Misere allerdings System hat wie zum Beispiel bei der Deutschen Bahn, hört für mich jedes Verständnis auf. So viele Kühe, die auf irgendwelchen Schienen stehen, und so viele Suizid-Kandidaten, die sich angeblich vor fahrende Züge werfen und Verspätungen verursachen, gibt es gar nicht. Die Verarsche seitens der Bahn hat System. Und genau da fängt mein Unverständnis an.

    Unverständnis habe ich auch für Reiseveranstalter, die ihren Kunden irgendwelche "Luft"-Abflugzeiten bekannt geben, in Wirklichkeit aber schon im vorhinein wissen, daß sie nicht einzuhalten sind. Das hat alles mit "technisch bedingt" überhaupt nichts zu tuen. Das sind Defizite in der Planung, die auf dem Rücken der Urlauber ausgetragen werden. Und sonst gar nichts! Und deshalb kann ich jeden Reisegast verstehen, der sich darüber aufregt.

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • mosaik
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    geschrieben 1188930664000

    Ich freue mich über die unterschiedlichen Meinungen. Nur eine kleine Richtungskorrektur: ich schreibe eigentlich von Fluglinien und eigentlich nicht von Reiseveranstaltern.

    Meint

    Peter

  • salvamor41
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    geschrieben 1188934086000

    @ mosaik

    Das ist doch dem Urlauber sch...egal! Der unterscheidet nicht zwischen der Verantwortlichkeit des Veranstalters oder der Fluglinie. Sein Partner ist der Veranstalter. Und immerhin hat der doch wohl Möglichkeiten, auf die Pünktlichkeit der mit ihm vertraglich verbundenen Fluglinie Einfluß zu nehmen. Oder nicht?

    Lieber Peter, mir schwant, daß die technisch bedingten Flugverspätungen von Dir nur vorgeschoben werden. In Wirklichkeit bittest Du um Verständnis für alle Verspätungen, also auch für die organisatorisch bedingten. Und genau da folge ich Dir nicht mehr.

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
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