Darf ich ein paar Dinge einwerfen:
1. Zur Forderung aus dem geschlossenen Thread:
Es ist mir daraus nie ganz klar hervorgegangen, ob die Forderung lautet:
- 100 Prozent Rückzahlung vom ursprünglich gebuchten Reiseveranstalt plus Mehrkosten für Alternativhotel (was zumindest einmal grundsätzlich richtig und rechtlich korrekt wäre)
oder
- 100 Prozent Rückzahlung vom ursprünglich gebuchten RV plus zusätzlich nochmals die 100prozentige Bezahlung der Alternative - was rechtlich absolut in dieser Form nicht geht
Im Gesetz heißt es sinngemäss: wenn ein Reiseveranstalter seine versprochenen Leistungen nicht erbringen kann und dies vor Abflug dem Kunden mitteilt, ist er neben der Rückzahlung der bisher geleisteten Zahlungen auch unter gewissen Umständen zur Schadenersatzzahlung verpflichtet. Eben weil er den Vertrag einseitig gebrochen hat. Ich habe irgendwo im Kopf, dass dieser Schadenersatzanspruch mit seinen eigenen Stornobedingungen konform ist. Das hieße: Absage vom Veranstalter bis ein Monat vor Abreise - Kunde kann einen Schaden bis maximal 10 Prozent vom ursprünglichen Reisepreis vom Reiseveranstalter verlangen. Aber in diesem Punkt bin ich mir im Moment ohne ein Vertiefung in die Bücher nicht ganz sicher.
2. zum Beitrag von Chiara Saluta
Wir diskutieren hier über mögliche Ansätze von Veränderungen und Verbesserungen, die wir aus der Reisebranche selbst erkennen bzw. sehen. Ausgeklammert bei dieser Diskussion, leider, sind leitende Mitarbeiter von Reiseveranstaltern, also von den direkt Betroffenen - weil es davon scheinbar keine hier im Forum gibt.
Chiara hat aber auf eine andere, nicht tränendrückende, Komponente hinweisen wollen:
Es gibt Schwachstellen im System. Aber es gibt genauso "Mehrleistungen" im System. Es gibt Mitarbeiter, die einen kalt vor dem Hotel absetzen (Frage sei erlaubt: was, wenn DIESER Mitarbeiter nun aber wirklich nichts von dem Debakel wusste, weil ihn SEIN Chef dumm sterben hat lassen?), es gibt aber auch Mitarbeiter, die sich über ihre Verpflichtung hinaus um Wehwehchen von Urlaubern kümmern.
Und ich sehe in dieser Konfrontation: Mängel hier - Einsatz dort schlicht die menschlichen Komponenten: Tourismusindustrie besteht auch und eigentlich hauptsächlich aus Menschen. Und unter diesen gibt es solche und solche (andere Worte gefallen mir in diesem Zusammenhang nicht).
3. ob ich Fälle kenne, die ihre Überbuchung vor Abreise erfahren haben:
Ja, nicht nur einen. Sogar hier in diesem Forum ist immer wieder zu lesen: ...und nun, ... Wochen vor Abflug, erhalte ich ein Schreiben, in dem der Reiseveranstalter schreibt, meine gebuchte Unterkunft stehe nicht zur Verfügung...
Nochmals ganz kurz zum Thema Überbuchungen: 90 % der Hotels gehören nicht den Reiseveranstaltern, sondern sind in Besitz von Privatpersonen oder Konsortien. Diese fremden Personen werden so lange diese Überbuchung verschweigen, bis sie entweder eine andere Lösung haben oder nicht mehr auskönnen. DANN erst informieren sie den Veranstalter.
Veranstalter streichen dann diese Hotels, Veranstalter haben mit diesen Strafen ausgehandelt für solche Fälle, aber andere Veranstalter nehmen sie wieder in ihr Programm auf, oder der erste Veranstalter kann es sich aus Nachfragegründen nicht leisten, das Hotel aus seinem Angebot zu nehmen (Druck der Konsumenten: wenn X das HotelY nicht mehr im Angebot hat, wer hat es noch? Bitte melden! Will unbedingt nur in dieses Hotel).
Abschließend: Ein Kunde braucht die Probleme nicht zu verstehen, dazu wendet er sich an einen Reiseveranstalter (bitte nicht verwechseln mit dem Reisebüro, wo er bucht!). Ein Kunde hat ein Recht und Anspruch auf Erbringung ordnungsgemäßer vereinbarter und bezahlter Leistung. Punkt.
Aber dann hat der Kunde auch die Pflicht, nicht als Unwissender Aussagen in die Welt zu setzen, die nicht stimmen, die lediglich er glaubt. Beziehungsweise soll er dann anerkennen, wenn ihm ein Fachmannfrau erklären will, worin er irrt. Und nicht wiederum behaupten: Fachmannfrau stehe auf der Seite von korrupten Systemen und verteidige nur seine eigenen Pfründe.
Mitdiskutieren - ja, Missstände aufzeigen - ja, kein Verständnis für Erklärungen zeigen - nein, Verständnis zeigen für die Erklärungsversuche aber diese nicht im persönlichen Fall hinnehmen zu wollen - auch ja,
meint
Peter