Zunächst zum wiederholten Male: ich habe zwar von 1982 bis 2001 in "echten" Reisebüros gearbeitet, bin aber seit 2001 in einem "Reisebüro"betrieb, der NICHT Produkte von Reiseanveranstaltern vertreibt, über die wir hier hauptsächlich diskutieren. Ich bin in einem Busunternehmen zuständig für Marketing, Werbung, Internet und die Organisation von Gruppenreisen.
Trotzdem habe ich sehr aktiv am Reisebüroleben bis 2001 mitgearbeitet als Funktionär in der Wirtschaftskammer Salzburg, Fachgruppe Reisebüro. Und auch die letzten Jahre bin ich durch Kontakte und Fachliteratur bestens informiert, was hinter und vor den Kulissen der Reisebranche abläuft.
Von Zeit zu Zeit tauchen in Threads Stimmen auf, die den einen oder anderen User auf die eine oder andere Seite "stempeln" (Reisebüro - Konsument). Kaum erkennt man einen vom "anderen" Lager, wird seine Argumentation als einseitig zerfleddert.
Warum ich mich entschlossen habe, hier mal über das Thema "selbstkritische Töne aus den Reihen der Reisebüroler" zu schreiben?
Weil es ganz und gar nicht zutrifft, dass Reisebüromitarbeiter oder -besitzer geldgierige Ignoranten der Probleme ihrer Kunden sind; auch keine Handlanger von mächtigen Touristikkonzernen. Wenn ich weiter in der "ich-"Form schreibe, dann weiß ich, dass ich für tausende KollegInnen schreibe.
Ich habe meine Nerven mehr als nur einmal dafür eingesetzt, Ungerechtigkeiten von Reiseveranstaltern zu korrigieren, Bettelbriefe geschrieben, um Schieflagen auszugleichen; gerade erst vor wenigen Wochen habe ich durch mein Wissen einer Kundin wieder zu einer "Refundierung" eines Leistungserbringers verholfen (umschreiben wir es einmal so).
Auf meiner privaten Reiserechtseite im Internet prangere ich sehr wohl moralische Fehlverhalten von Reiseveranstaltern an. Und weiß natürlich, dass ich wohl nie in deren Chefetagen meiner Allerwertesten niederlassen werden kann, weil ich zu aufmüpfig bin.
In meinen über 1.300 Beiträgen habe ich mich zig Mal auf die Seite von Konsumenten gestellt, "Schlumpflöcher" als Hilfestellungen gefunden und so manchem zu Rückzahlungen von Reiseveranstaltern verhelfen (es gibt sie, die Rückmeldungen! wenn auch wenige...).
Hier von einer "Mafia" zu sprechen ist schon deshalb unrichtig, weil DIE Mafia im verborgenen arbeitet. Die Reiseveranstalter aber stets ja in irgendeiner Form kommunizieren. Den mehreren 10.000 Mitarbeitern in Reiseunternehmen zu unterstellen, sie unterstützen mafiose Handlungen, wäre ein Rückschritt in vielerlei Hinsicht. Sie arbeiten wie 100.000 andere im Dienste ihrer Kunden und versuchen, Probleme zu lösen. Beispiele gab es in jüngster Zeit hier von Usern.
Und trotzdem werde ich nicht müde werde, echte Mißstände ins rechte Licht zu rücken und klar nein dazu sagen, dass Kunden für blöd' verkauft werden. Aber es sollte doch möglich sein, dass hier in Diskussionen beide Seiten das Recht erhalten, ihre Meinungen und Empfindungen darlegen zu können. Dazu gehört aber auch, dass man nicht unbegründete, unbelegbare Verunglimpfungen im Netz streut. Irgendwann sollte auch der "Betrogenste" einmal einsehen, dass es auch anders sein könnte als er denkt.
Daher mein Weihnachtswunsch, der allerdings bald wieder aus dem Ranking hier verschwunden sein wird, weil neue Themen erscheinen: so, wie ich die Probleme der "anderen Seite" ernst nehme, hoffe ich auf Verständnis für die Menschen auf der "hiesigen Seite", dass sie nicht alle als ****** und Betrüger abgestempelt werden, sondern, dass man unterscheidet: schwarze Schafe gibt es in der einen Herde, aber auch in der anderen Herde.
In diesem Sinne hoffe ich auf fruchtbringender Diskussionen und dass wir uns auf der "Reisebüroseite" nicht ständig rechtfertigen müssen, in welch "kundenunfreundlicher, servicewüstenden Branche" wir doch tätig sind.
Dies wollte ich mal der Community noch schreiben, bevor ich mein Kopferl schlafen leg'
meint doch a wenig nachdenklich Euer
Peter