@udoruf sagte:
Eben erhalte ich die neueste Ausgabe des Spiegels mit einer sogen. "Dankeschön Reise für Spiegelleser", 1 Woche Bildungsreise in der Türkei. für 149,-- Euro inklusive Flug und Busreise nach Kappadokien. Angesichts des Preises bin ich skeptisch. Wer kann meine Bedenken ausräumen? Vielen Dank für entsprechende Antworten.
Feedback zu unserer Reise 2.3.2011 FRA-Antalya Kappadokien
Preis-Leistung des Basispakets war wirklich überzeugend gut.
Nachvollziehbar war, dass der Versuch gemacht wurde Zusatzpakte mit Margen-Qualität an den Mann/Gast zu bringen.
Der Fahrer hat einen wirklich guten Job gemacht und die Zimmer waren alle in guten Zustand.
Land und Leute sind die Reise wert; für die Völkerverständigung wäre neben der Devisenbeschaffung noch mehr drin.
Die Leistung von RSD war prima.
In manchen Aspekten wurde es durch den türkischen Leistungsträger zwanghaft und der Gast entmündigend. s.u.
Paket 129€ für Abendessen, Eintritte und Führungen. Mal überschlägig gerechnet:
5x Eintritte an Einzelpreis 10€, wobei das Gruppen-Ticket jeweils sicher 4€ günstiger war: na ja
6x Abendessen. Wären die Hotels nicht so dermaßen in Pampa gelegen gewesen und unter 2x30min Fußmarsch keine Restaurant in der Nähe (Außer Antalya), aber dann wären es anstatt der 6x10€ nur 6x5€ aber dafür sogar inkl. Getränke gewesen.
5x Führungen: ja, ja die Gäste ohne Paket dürften in den Sites nicht bei der Gruppe stehen, aber sehr häufig wurde mit dem Argument der Enge vorort oder der Zeitersparnis dann doch sehr viel im Bus vor den Ohren der Nichtzahler erklärt. Da leidet dann die Fairness drunter.
Schnell mal addiert Paketnutzung 5x6€+6x10€+Führungen dann 39€ oder auf alles eigene Faust: 5x10€+6x5€+1x extra-Lektüre 15€ = 95€ und ein allabendlicher Spaziergang bei mäßig einladendem Wetter sparen 34€.
Frühstücks- & Abendbuffets boten genug, um mittags gut auf die angebotenen Bufftes an Raststätten (außer in Antalya) zu (5x5€=) 25€ verzichten zu können. Wer nicht buchte, konnte sich zu 10€ einzeln an diesen Buffets laben oder musste die Beinen unter die Armen nehmen, um in der Abgeschiedenheit der Pampa einen Imbiss zu finden. Alternative, Selbstverpflegung mit Trockenobst und dem im Bus um 100% teureren Tafelwasser und 50 bis 60 Minuten Langeweile z.T. zwischen den Zapsäulen eines Rasthofs oder im Off eines Industrievororts.
Oft wäre es kein Problem gewesen "Mittagessens-Verweigerer" im Stadt-/Dorfzentrum abzusetzten und dort auf dem Rückweg wieder einzusammeln. Für diese Art von Spar-Gäste auch die einzige Chance sich dem Lokalcolorit "mutig" zu nähern. Die zahlenden Gäste bleiben recht abgeschirmt von Land und Leuten. Schade, dass diese Nebeneinkunfts-Politik des türkischen Partners die Gäste so sehr in der Isolation hält. Der Volkloreabend konnte das wegen der aalglatten Professionalität nicht retten.
70€ für Manavgat Bootsfahrt (Aspendo wurde nicht angeboten/verschwiegen) mit Mittagessen, Dervish-Tanz und Volkloreabend sind ein stolzer Preis. Das gaben die Veranstaltungen nicht her. Selbst im Sparpaket günstiger als in den Einzelpositionen war das *******.
Speziell der Dervish-Tanz wurde für Nichtbucher zur eiskalten (ungeheizter Wartebereich) Geduldsnummer von 60 Minuten. Sie waren quasi Gefangene derer, die das Zusatzpaket gebucht hatten. Wieder war der Veranstaltungsort in der Pampa gelegen und noch niemand im Hotel eingecheckt. Ungeschickte Zwänge! Wäre auch anders zu regeln gewesen.
Diese Tanzvorführung ... uhh!! ehrfürchtige Hochstilisierung religiös spirituellen Meditation dauerte unter strengstem Fotoverbot ca. 30 minuten mit allem Tamtam davor und danach. Die Chefin sagte mir 8 Minuten Tanz um Fotografieren zu. Nur darum war ich bereit die 25€ als Einzelposten zu bezahlen. Ein wahhrhaft schmerzlich hoher Stundenlohn! Und das im Niedriglohnland Türkei!. Als die Dervishe dann nach 175 Sekunden unter ambienteraubendem Scheinwerferlicht und Blitzlichtgewitter wieder aufhörten zu drehen, war ich mehr als entsetzt und fühlte mich vollständig angezockt.Ich müsse Verständnis haben, da die Tänzer noch einige Shows danach hätten und die ausruhen müssten. Nee, nee das war ein abgekartetes Spiel, vor dem ich jeden warnen möchte.
Die Karavanserei aus feinsäuberlich maschinell geschnittenen Tuffsteinquadern, war nur ein besserer Souvenierverkaufsstand und Sitzecken für abendliche Vorführungen auf kleiner Bühne. Zitierte Seide, Austausch-Kamele alle 42km und die Nennung Marco Polo vermochten keine atmosphärischen Visionen entstehen und auch das Märchen "An Nachtfeuern der Karavan-Serai" wurde durch andere abgespielten Hörbuchpassagen (und die Leute im Bus haben diese MP3-Dateien auch noch beklatscht - ich verstehe die Welt nicht mehr!) von Frau Elsa Sophia Kamphoevener ersetzt. Ich bin entsetzt! Bedeutet heutzutage zitieren="Play-Knopf drücken"?
Provisions-Quelle Teppich-Knüpf-Institut etc.:
Generell muss gesagt werden, dass all diese Besuche ein sehr hohes Risiko in sich bergen, was durch mangelnde Vergleichbarkeit der Produkte, deren Preisfindung und zolltechnische Forderungen herrührt. Nur die wenigsten Gäste haben sich zuvor punktgenau schlau gemacht und vermögen somit alle Vor- und Nachteile anzuwägen.
Was kostet ein Gramm Gold mit vielviel Karat? In Deutschland sind 18 Karat üblich, aber was ist der Grammpreis bei den türkeiüblichen 14 Karat? Was sind lupenrein Steine und was könnte der Swarosky-Kristallpreis denn sein? Welcher der von Seide und vielviel Knoten/cm² oder inc² kosten wieviel? Was ist der Preis zu Hause. Wird die Postzustellung an die Haustüre nicht doch zu einem Vorsprechen beim Zoll mit der Kaufrechnung führen? Was ist die Nachzuentrichtende Mehrwertsteuer, was benötige ich, um die MwSt. der Türkei vor Abreise zurück zu erhalten? Und welche Knotenahl wird mit welcher Zoll-Steuer belegt? Etikettieren türkische Lederwarenproduzenten mit firmenneutralen Preisschildern in €-Preisen? und dann sollen wir ohne zu Handeln wegen 60% eigeräumten Rabatt ehrfürchtig und papalysiert in eine Preisverhandlungs-Starre verfallen? Wie bitte? Beim Abflug haben diese Käufer dann mit deren Lederwaren (meist bereits in die Tiefer deren Koffer verborgen/verstaut) und dem Kaufbeleg bei der Flughafen-Zollabteilung noch vor dem Einchecken vorstellig zu werden und selbige abstempeln zu lassen.
Nur so bekommt der Händler seine 17% türkische MwSt. wieder zurück, die er in seinem "gerösen" Rabatt verpackt hat. Bleiben also nur noch 43% Scheinrabatt übrig. Plus deutscher MwSt. sind des dann nur noch 24% - recht mager! Wann die Behörden beider Länder einen Datenaustausch durchführen, bleibt unklar. Wenn's dumm läuft bekommt der stolze Ledermantelbesitzer eine MwSt.-Nachforderung ins Haus und bei Überschreiten der 430€-Freigrenze für persönlich mitgeführte Importe in die EU auch eine Zoll-Hinzertreibungsklage an den Hals. Dann wird der vermeindliche Schnäppcheneinkauf erst richtig teuer. Der Blick ins Portal von großen deutschen Versandhäusern zeigt schnell, dass in diesen "Manufakturen" nach Rabatt alles noch immer 30% teurer ist. Bleibt nur der Trost, dass das gute Stück so einzigartig und so schön ist, dass man es zu Hause sowie nicht bekommen hätte. Es ist ja auch eine Urlaubserinnerung!
Das Teppich-Knüf-Institut ist eine tolle Masche! Selbsternannt mit dem Nimbus der historischen Kulturpflege und Angliederung an eine Uni mit deutschen Professor, sei man damit beschäftigt von historischen Vorlage ein einziges Unikat quasi als Back-up herzustellen. Diese edlen Absichten beginen zu verschwimmen, wenn von der internationale Wettbewerbsteilnahme die Rede ist und wenn vielschichte Lagen von Teppichen aller Qualitäten vor unseren Augen und Füßen ausgerollt werden.
In einzelne Kabinen zwecks besserer "Bezirzung" mit Auslege-Lakai und gut deutsch sprechendem, sich schnell aber als armer Verkäufer outender Mann, der immer seinen Chef zur Nennung von Tiefstperisen befragen muss, entführt, wird man schnell zum Opfer türkischer Händlerskunst. Und die zuvor aufgeworfenen Fragen wollen sich nicht so recht einstellen, bzw. werden mit unüberprüfbaren Antworten gekontert. Wer will sich später noch im Zweifelsfall daran erinnern, wer was gesagt hat? Schriftlich gibt's nichts!
O.K. Nicht gekauft bedeutet, es ist gut für den Gast gelaufen! Aber es sind 2 Stunden außer Spesen nichts gewesen futsch. Doch, du hast einen Mokka und einen Raki bekommen! Dafür musste zuvor die Zeit andereorts so gestaucht und eingepart worden, dass du die Kegel des Mönchstals in knappen 50 Minuten im Sauseschritt durcheilen werden mussten. Da hätte ich doch fast vergessen, dass genau das der eigentliche Grund für meine Reise gewesen ist. Dumm gelaufen! Aber ich hätte es mir fast denken können, denn 149€ für 8 Tage/7 Nächte, Frühstücksbüffet und Busrundreise von 1450km bei über 2€ teurem Diesel/Liter nebst Flug müssen ja irgenwie finanziert werden.
Teil 3
Ich habe nichts gekauf und nur Bier & Wasser aus den kleinen Supermärkten getrunken. Das haben die Hotels zwar in der Zimmerinfo verboten, aber wer will bei aushäusiger Leergutentsorgung da schon was machen können. Selbst die schwarzen Plastiktüten, in die das Bier immer verpackt wurde, gingen anstandslos an der Rezeption vorbei. Wer kann sich schon 25€++ für eine Flasche Mittelklasse-Wein zu jedem Essen à 5 € leisten? Und selbst das Hotelbier sowie Wasser war nicht unter 4€ zu haben. Die Proportionen stimme einfach nicht!
Toll war, das es zumindest in der Lobby immer kostenloses Internet für mein WLAN-Netbook gab und auch die Zimmer geheizt waren, als es nötig war.
Kurzum derart disizipliniert, war ich sicher keine Freude für den türkischen Devisengenerator, aber ich habe für mich das Optimum aus der Reise geholt. Wenn ich oben etwas genörgelt habe, dann auch für die, die gerne in Naivität in die Falle gehen.
Nur zufriedene Touristen kommen wieder ins Land ihrer Reise zurück! Gefrustete werden ihr Glück beim nächsten Mal andererorts versuchen. So argumentierte auch unsere Reiseleiterin Ayshe.