9. Tag: 13.10.09, Hoi An – My Son – Hoi An
Frühstücken bei schönem Wetter im offenen Pavillon ist einfach was Schönes. Vor allem, wenn es um 7 Uhr schon an die 26 Grad hat. Wir können heute leider nicht ausschlafen, da unser Bus nach My Son schon um halb 9 auf uns wartet. Dass dieser dann noch knapp eine Stunde durch Hoi An fährt und dabei 20 andere Hotels abklappert, kann man ja nicht wissen. Aber auch das überstehen wir und dann geht es auf nach My Son.
My Son ist eine alte Anlage der Cham. Dieser Volksstamm war vor ca. 800 Jahren in Teilen der heutigen Staaten Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam vertreten. Charakteristisch sind die Tempel und Bauten aus roten Ziegelsteinen und die filigranen Verzierungen. Kleine Vorsprünge, Figuren von Tänzerinnen oder auch Statuen von Göttinnen sind fein gearbeitet und erinnern teilweise an die noch feiner gearbeiteten Fresken in Angkor Wat. Unser Guide leitet eine gemischte Truppe und erklärt alles in Deutsch und Englisch.
Die Anlage selbst ist in verschiedene Gruppen gegliedert, wobei die erste die am besten erhaltene ist. Die zweite Gruppe ist noch ganz ansehnlich, aber bei der letzten kann man die Folgen des Kriegs noch sehr gut erkennen. Wir fotografieren wie wild, umrunden Tempel, steigen in sie hinein, posieren hinter kopflosen Figuren und suchen nach dem besonderen Motiv. Mittendrin unser Guide, der leider recht monoton versucht uns die Kultur der Cham näherzubringen. Nach der ersten Gruppe entscheiden wir uns gegen den Guide und erkunden den Rest der Anlage auf eigene Faust. Rings um uns ist tropischer Wald und zwischen den Stämmen kann man schon die nächsten Ruinen erkennen. Von den Bäumen hängen Sternfrüchte und Longans herab, der Boden ist mit Mimosen bedeckt.
Die letzte Anlage ist mit Bombenkratern übersät und überall liegen Trümmer der Tempel herum. Einige sind gerade im Wiederaufbau und einer ist abgestützt um zumindest die nebenstehenden Gebäude nicht zu gefährden. Man merkt mal wieder, wie wenig Kultur im Kriegsfalle zählt.
Nach knapp 2 Stunden machen wir uns auf den Rückweg und sehen unterwegs wieder voll beladene Mopeds, die Massen an Betelnüssen zum Markt transportieren.
Unser Nachmittagsprogramm besteht aus shoppen in Hoi An und dem Besuch des hiesigen Marktes. Kaum in der Stadt angekommen, werden die ersten Sachen gekauft. Ich besorge mir Essstäbchen und ein paar Stände weiter werden wir bei Seidentischläufern fündig. Natürlich handeln wir wie die Wilden, da man zuerst extrem überhöhte Preise vorgesetzt bekommt.
Auf dem Markt kommen wir an einer Halle vorbei, die komplett aus Stoffen und Schneidern besteht. Wir schlendern weiter durch viele schmale Gassen und an jeder Ecke gibt es kleine Schneidereien, die einem ihr Angebot recht lautstark anpreisen. Da wir uns schon eingedeckt haben, wollen wir eigentlich nichts mehr kaufen, aber als uns dann ein schwarz gekleideter, unverkennbar homosexuell angehauchter Vietnamese mit roten Fingernägeln und einem wahnsinnigen Hüftschwung auf der Straße anspricht, ist es um Angi geschehen. Wir landen im Laden und alle Ausreden helfen nicht weiter. Im Endeffekt lässt Angi sich ein Oberteil schneidern, das nach knapp 50 Minuten auch wirklich fertig ist. In einer Schneiderei im Hinterhof des Marktes arbeiten drei Frauen an einer alten Singer-Nähmaschine, um damit möglichst schnell fertig zu werden. Die Anprobe erfolgt im Schlafzimmer der Familie und es wird auch noch ein Erinnerungsfoto mit allen geschossen.
Den restlichen Nachmittag schlendern wir noch etwas durch Hoi An und um 18 Uhr müssen wir zu unserer Schneiderei vom Vortag, um meine Hosen und das Business Kostüm anzuprobieren. Tja, beim Anzug muss etwas geändert werden und wir sind zuerst ein wenig ratlos. Morgen um 8 Uhr fahren wir von hier weg und haben keine Möglichkeit, nochmals vorbei zu schauen. Hier kommt uns die Flexibilität der Vietnamesen entgegen. Die Änderungen werden über Nacht durchgeführt und am nächsten Morgen um 7 Uhr wollen die Angestellten die Klamotten dann bei uns vorbei bringen. Na da lassen wir uns doch mal überraschen, ob das klappt. Bezahlt haben wir schon und nun vertrauen wir einfach mal unserer Schneiderin.
Den Abend lassen wir gemütlich mit Ulla und Eduard in einem kleinen Restaurant gegenüber unseres Hotels ausklingen.