Hi,
hier meine Erlebnisse in der Brandnacht: Ich wurde durch Stimmen auf dem Flur wach. Eine Scweizerin rief ihrem Mann immer wieder zu, er solle sich beeilen. Dann rief sie, dass das Licht nicht ginge, dass sie rausmüssten und zum Schluß noch „Hol’s Kärtle, hol’s Kärtle“, womit die Hotelkarte gemeint war. Ich habe die Panik in ihrer Stimme gehört und dachte, dass etwas mit einem Kind sein müsste, dass sie zu einem Arzt oder so wollte. Anders konnte ich mir ihre Hysterie nicht erklären, zudem ich den Brandgeruch nicht wahrgenommen habe.
Ich lag dann etwa 10 – 15 Minuten wach, bis ich wiederum einen Schweizer hörte, der in unserem Flur an die Türen klopfte und alle lautstark aufforderte, die Zimmer zu verlassen. Ich denke, es wird derselbe gewesen sein, der vorher mit seiner Frau das Zimmer verlassen hatte. Vielleicht hat er gemerkt, dass das Hotelpersonal nicht reagiert, und ist daraufhin selbst wieder hochgekommen, um die Leute zu warnen. Wie dem auch sei, in dem Moment wurde mir bewusst, dass es hier nicht um ein krankes Kind ging. Also bin ich raus aus dem Bett und versuchte im Dunkeln – weil das Licht ja nicht anging – die dämliche Vorhängekette zu lösen und gleichzeitig meine Freundin zu wecken. Beides gelang mir zunächst nicht, bei der Vorhängekette war ich zu zittrig und meine Freundin hatte Oropax im Ohr und hörte mein Rufen nicht. Daher bin ich zum Bett zurück, habe sie wachgerüttelt, und dann wieder zur Tür, um mit ruhigerer Hand diese Kette zu öffnen, was dann auch geklappt hat.
Als die Tür dann endlich offen war, standen wir vor einer weißen Qualmwand. Man konnte keine zwei Meter weit kommen. Der Schweizer war inzwischen am Zimmer bei uns gegenüber angekommen und hatte von irgendwoher eine Taschenlampe organisiert. Er sagte uns, in welche Richtung wir laufen sollten und wir sind dann so wie wir waren (im Schlafanzug, ohne Papiere und barfuß) losgespurtet. Später haben wir erfahren, dass der Brand nicht mal in unserem Block war, aber bei dem dichten Rauch dachte ich, das Feuer müsse in unmittelbarer Nähe sein.
Jedenfalls waren wir froh, als wir das Treppenhaus erreichten und im dritten und zweiten Stock war der Rauch deutlich als bei uns im vierten. Dafür standen wir im ersten Stock wieder vor einer Rauchwand, und dachten schon, wir seien in die falsche Richtung gelaufen. Aber da war dann ein Hotelangestellter mit Taschenlampe, der uns aufforderte weiter zu laufen. Und dann kamen wir in die Lobby, wo man das Gefühl hatte, es sei nichts passiert. Es gab Strom, die Leute warteten auf Busse, der sie zum Flughafen bringen sollten und sowohl Lobby-Bar als auch Rezeption gingen ihrer Arbeit nach, als sei nichts passiert. Keiner fragte, ob wir was trinken wollte, aus welchem Block oder Zimmer wir kämen, es war anscheinend ganz normal, dass man ziemlich verschreckt nur in Nachtklamotten durch die Gegend lief. Wir sind nach draußen – es war ca. viertel vor vier – und haben dort die riesige Rauchsäule hinter dem Hotel aufsteigen sehen und haben erst mal mit anderen gesprochen, die alle ähnliches erzählten. Sie sind selbst wach geworden oder von anderen Touristen geweckt worden, keiner von Hotelangestellten. Nach einer halben Stunde kam dann ein Feuerwehrauto, das erst mal vor das Hotel fuhr, bis man die wohl richtig delegiert hatte.
Ich habe nach ca. einer Stunde mal versucht, auf das Zimmer zu kommen, weil wir ja gar nichts dabei hatten und ich mich auch in meinem Nachthemd nicht wirklich wohl fühlte. Aber ich kam trotz eines nassen Handtuchs vor dem Gesicht nur bis zum dritten Stock. Da wurde der Rauch dann so dick und stechend, dass ich mich nicht weitertraute. Nochmal eine Stunde später habe ich gesehen, dass Hotelangestellte Koffer der Abreisenden aus unserem Block holten und das Licht ging mittlerweile auch wieder, also konnten wir hoch, haben die Papiere zusammengepackt und uns schnell was übergeworfen und sind wieder runter. Der Rauch war immer noch stechend, im Zimmer bleiben konnte man jedenfalls noch nicht. Dann riefen wir erst mal daheim an, um zu sagen, dass uns nichts passiert sei. Irgendwie war ich fest der Überzeugung, das würde in den Nachrichten zumindest Erwähnung finden, aber falsch gedacht. Dann warteten wir eine Weile, aber obwohl ja alles ein wenig zur Ruhe gekommen war, fand sich immer noch niemand, der einem Erklärungen lieferte oder sagte, wie es weitergehen sollte. An der Rezeption sagte man uns auf Nachfrage, wir sollen in unsere Zimmer gehen. Hallo? Die haben nicht mal nach unserer Zimmernummer gefragt... Hätte ja auch sein können, dass wir eines der ausgebrannten Zimmer bewohnt hätten! Das war dann auch der erste Grund, aus dem wir ein wenig lauter wurden und sagten, dass das ja wohl nicht ernst gemeint sein könne. Wir sollen einfach zum Tagesgeschehen übergehen? Daraufhin kam ein anderer Hotelangestellter, der uns wohl beruhigen sollte. Er würde sich darum kümmern, dass wir andere Zimmer bekämen... Weiter kam er nicht, weil ein Gast ein Foto seines durch Löschwasser total verwüsteten Zimmers herzeigte. Daraufhin beglückwünschte ihn der Hoteltyp doch glatt, wie schön für den Gast, dass er noch Zeit hatte, Fotos zu machen. Das war ironisch gemeint und kam auch so rüber. Was ist das bitte für eine Reaktion? Das war der zweite Anlaß, laut zu werden. Wir verlangten lautstark nach dem Hotelmanager oder nach einem Reiseleiter, wir würden keine Nacht länger in einem Hotel bleiben, in dem uns das Personal freundlich ins Gesicht lügt und sagt, dass alles ok ist, obwohl es brennt und überall weitere Touristen von anderen Touristen aus den Zimmern geholt werden... Dann stand auf einmal der Chef-Reiseleiter von ETI (wie uns später gesagt wurde) vor uns und nahm uns zur Seite. Ab da ging alles ziemlich schnell. Er sorgte erst mal dafür, dass wir Wasser bekamen, erkundigte sich nach dem Geschehen und unserem Befinden, hörte sich unsere Geschichte an und beruhigte uns. Ich hatte endlich das Gefühl, dass es mal jemand interessierte, was passiert war. Und schließlich fragte er, was er für uns tun könne. Wir machten deutlich, dass wir nicht in diesem Hotel bleiben würden und da uns das Grand Hotel bei einem vorherigen Rundgang auch nicht gefallen hatte, wollten wir ins Siva wechseln. Er schrieb dann auch die Wünsche von anderen in der Lobby anwesenden Gästen auf, die von Heimflug über Hotelwechsel (meist ins Grand Hotel) bis zu einem Zimmerwechsel reichten. Wir warteten ab und schließlich konnten wir wählen, ob wir ins Makadi Palace oder ins Siva Grand Beach wechseln wollten. Da ich schon mal im Siva war, sind wir dann gegen acht Uhr morgens dahin, haben dort auf eigenen Wunsch ein Zimmer im Erdgeschoss im Haupthaus bekommen und noch einen schönen Rest-Urlaub gehabt... Klar, waren die Klamotten verraucht und verrußt, aber das war dann wirklich nebensächlich.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir bewusst ist, dass die Sicherheitsvorkehrungen in solchen Ländern nicht denen entsprechen können, die ich hierzulande erwarte. Und dass so ein Brand jederzeit und überall ausbrechen kann, ist mir auch klar. Aber dass das Hotelpersonal so gleichgültig geblieben ist und sogar alles runterspielen wollte, das ist für mich nach wie vor der größte Hammer.
Im Gegensatz zu vielen anderen kann ich ETI keinen Vorwurf machen, im Gegenteil. Wir sind vom Reiseleiter schnell und zuvorkommend betreut worden und konnten ohne Aufpreis in unser „Wunsch-Hotel“ wechseln. Aber vielleicht waren wir auch einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um auf den Reiseleiter zu treffen...