Nachstehender Artikel stand in der WAZ vom 23.02.2008:
Fluggäste sollen lückenlos kontrolliert werden. Viele Kameras und Mikrofone an Bord. System wertet Bewegungen und Mimik der Reisenden aus. Noch in der Erprobungs-Phase
Brüssel. Der Herr auf Platz 11 F schaut sich immer wieder hektisch in der Kabine um; er beobachtet das Flugpersonal, kramt in seiner Tasche, geht zur Toilette. Doch selbst dort ist der Mann nicht allein. Kameras an der Decke richten sich auf ihn, sie filmen sein Gesicht, jede seiner Bewegungen, jeden Schritt. Mikrofone zeichnen jedes Geräusch auf.
Der Herr auf Platz 11 F gilt längst als verdächtig, ein elektronisches System hat seine Mimik und seine Bewegungen interpretiert und ihn als Störenfried ausgemacht. Auf dem Bildschirm erscheint die Alarmstufe 1. Die mitfliegenden Sky Marshals sind gewarnt. Auch das Personal und die Piloten wissen Bescheid.
Was wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Roman klingt, könnte bald Wirklichkeit werden. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit fördert die EU Projekte, die eine nahezu lückenlose Kontrolle von Flug-Passagieren ermöglichen. So arbeiten 31 europäische Unternehmen - von Airbus über Rüstungskonzerne bis Siemens - seit vier Jahren an einem System, das Bedrohungen im Flugzeug automatisch erkennen und Flugzeugentführungen nahezu unmöglich machen soll. "Safee" heißt das 36-Millionen-Euro-Projekt. Die EU-Kommission unterstützt es mit 19 Millionen Euro.
Neben Kameras und Mikrofonen an Bord soll es auch biometrische Zugangskontrollen zum Cockpit geben - Piloten und Crewmitglieder müssen sich per Fingerabdruck oder Iris-Scan identifizieren, wenn sie Zugang haben wollen.
Vor wenigen Tagen haben die beteiligten Unternehmen in Amsterdam ihre Systeme im Zusammenspiel getestet - "mit Erfolg", wie der zuständige Koordinator der EU-Kommission, Marco Brusati, sagt. Ende April läuft das Projekt aus. Danach müsste es noch einmal verlängert werden, denn noch gebe es etliche Probleme zu lösen. So sei es technisch zwar möglich, Gefühlsregungen der Passagiere zu deuten. "Schwieriger ist die menschliche Seite", sagt Brusati. Crew, Piloten, aber auch das Bodenpersonal müssen eng zusammenarbeiten und schnell entscheiden, wie sie im Notfall vorgehen sollen.
Nicht alle sehen die Entwicklung euphorisch. "Wer will schon auf Schritt und Tritt bewacht werden?", fragt der Liberale Europa-Abgeordnete Alexander Alvaro. Die EU-Kommission habe die Projekte bewusst nicht an die große Glocke gehängt, sondern im "6. Rahmenforschungsprogramm" versteckt, ist Alvaro überzeugt. "Hier nimmt der Anti-Terror-Kampf groteske Züge an."
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Was haltet Ihr davon ? Kameras und Mikrofone in allen Bereichen des Flugzeugs, sogar auf den Toiletten ?
Gruß, Hardy