Noch etwas zur Statistik und Fliegerei:
Eine Statistik bringt nur etwas, wenn man genügend gesicherte Datenbunkte hat.
Sie bringt auch was, wenn es gelingt, die Parameter gleich zu lassen, bezw.Gemeinsamkeiten findet, um dann durch statistische Auswertungen Fehlerquellen heruaszufinden.
Z.b. wurde die Gefährlichkeit von Contargan nur durch Statistik herausgefunden....und konnte
erst dann verifiziert werden, weil es nur in einem sehr begrenzten Zeitraum (Entwicklung der Extremitäten) so verheerende Nebenwirkungen aufweist - ansonsten st es nämlich sicher.
Gerade ich der Fliegerein wurde die Qualitätskontrolle hochgeschraubt, wie man es sonst nur noch in der pharmazeutischen Industrie hat. Die Lebensmittelprodzierende Industrie ist nicht ganz so weit - und leider sind die Mediziner oftmals weit von solchen Standars entfernt, weshalb so viele Menschen zu Schaden kommen. Man hört ja da manchmal abeteurliche Zahlen, auch wenn es nur 10% davon sind - es ist Pfusch, und solcher gehört abgestellt!
Und viele Fehler könnte man ganz einfach abstellen - mit Verfahren, die in der Fliegerei schon sehr lange Standart sind.
Ich meine, es ist grob fahrlässig, dass z.b. Infusionsflaschen, Spritzen relativ gleich aussehen -egal ob man sie in die Vene, subcutan oder sonstwie verabreichen darf..... (ein Verwechslung und der Patient kann meist nicht mehr klagen.....), Tabletten verteilt werden, in relativ gleich aussehenden auf viele Tabletts etc.
Nach allzuvielen Vorfällen mit vergessenen OP Bestecken und Tüchern in Operationswunden hat sich wenigsten jetzt mal durchgesetzt, dass jemand zuständig ist, der die Anzahl kontrolliert was hinein und hinausgeht. Es passiert zwar immer noch ab und zu etwas, aber die Rate ist stark zurückgegangen.
Ärzte wie Piloten die Fehler machen ( Wer fehlerfrei ist- darf den ersten Stein werfen!!! )
sind nunmal geeignet, dass sie fatale Fogen nach sich ziehen.
Aus Fehlern lernt man - wer sich vertuscht, verhindert den Fortschritt in Richtung mehr Sicherheit.
Man macht mehr Fehler, wenn sich Routine einschleicht und man nicht mehr so aufmerksam ist und Fehler häufen sich, wenn man unter Stress steht.
Viele Fehler führen aber zum Glück nicht unmittelbar in die Katastrophe, meist ist es eine Verkettung mehrere Umstände und besonders ungünstigen Bedingungen.
Wie macht man eine Statistik, wenn nach jeden Vorfall und Fehleranalyse die Verfahren so geändert werden, dass sie in Zukunft nicht mehr so leicht vorkommen können ?
Stichwort Permudadreieck: Das war vor über 50 Jahren - Navigation, Funk, Wetterberichte
waren ansatzweise in Entwicklung (gemessen am heutigen Standart).
Flugzuge und Motoren nicht ausgereift.
Welche Relevanz haben Unfälle wegen Triebwerksproblemen vor 30 Jahren heute, wo moderne Triebwerk und Technik so zuverlässig ist ?.
Welche Relevanz haben Unfälle einer "3.Welt Airline", mit schlecht ausgebildeten, schlecht gewarten Flugzeug, die sich in einem
unzureichend kontrollierten Luftraum ereignen ?
Die immer ausgefeilteren Vorschriften und Verfahren haben jedenfalls dazu geführt, dass menschliches Versagen heute der Hauptgrund für Unfälle darstellt - Technisches Versagen eine sehr geringen Prozentsatz einnimmt.
Ein zentraler Punkt gegen Vergessen unter Stress sind Checklisten und gut durchdachte Prozeduren, die man abarbeitet.
Da bleibt kein Platz für Improvisation.
Ein Wichtiger Punkt: Es sind zwei Piloten, die sich gegenseitig Unterstüzen/kontrollieren und ergänzen können.
Jeder Einzellne ist in der Lage im Notfall ein Flugzeug allein fliegen zu können.
Man hat alle Komponenten sehr genau getestet und weis sehr genau, was sie wie lange aushalten. Aufgrund dieses Wissens und
der Protokolle lässt sich sehr genau festschreiben, was wann zu prüfen oder zu ersetzen ist.
Das alles hat zu dieser extrem hohen Sicherheit, die die zivile Luftfahrt heute erreicht hat geführt. Und sie _muß_ weiter verbessert werden, weil in einigen Jahren nicht mehr nur ein Flugzeug pro Sekunde auf dieser Erde startet sondern zwei.
Wir sind heute eine sehr arbeitsteilige Gesellschaft, man darf sich in einem hohen Maß darauf verlassen,
dass die Anderen ihren Beitrag genauso gut erfüllen wie wir selbst.
Daher muß ein Pilot auch annehmen, dass die Mechaniker das Flugzeug den Vorschriften nach richtig gewartet
haben und er muß darauf vertrauen, dass die Beladung genau so erfolgte, wie der Rampagent sie in den Aufzeichungen
angeführt hat.
Wir als Passagiere dürfen/müssen vertrauen dass der Kapitän nicht ehe fliegen wird, bis er den Eindruck hat, dass wirklich
alles in Ordnung ist.
Man hört immer wieder die Floskel "Kontrollverlust als Angstauslöser" - Hand aufs Herz: Denk mal nach, worüber ihr in Eurem Leben
_wirklich_ kontrolle habt. Da bleibt oft gerade mal über, ob ihr im Büro den Bleistift links oder rechts von Euch ablegen dürft, auch wenn das vielleicht eine etwas deprimierende Erkenntnis ist