Hallo,
klar ist diese Aktion etwas besonderes. Jedoch weigere ich mich hier gleich davon zu sprechen, daß Hamburg an einer Katastophe vorbeigeschrammt ist, oder es mir zu Eigen zu machen, daß die Anderen vorher ja auch landen konnten.
Sorry, wenn ich das so sage, aber das ist einfach nicht haltbar. Zum Einen ändern sich Bedingungen im Sturm recht schnell und sind nicht immer vorab zu berechnen. Der Pilot hatte die Wahl auf einer bestens ausgestatteten Bahn mit etwas mehr Windrisiko zu landen, oder auf einer schlechter ausgestatteten mit etwas weniger Wind. Auch wer sagt, daß die Sicht gut war, liegt gründlich falsch. Sie war sicher nicht so schlecht wie sie hätte sein können, aber gut ist etwas ganz anderes.
Die Aussage, daß es, wenn es wirklich zu einem Crash kommt, unweigerlich in einer Katastophe endet, können nur Leute tätigen, die etwas zu viele Katastophenfilme angeschaut haben. Tatsache ist auch, daß bei der entsprechenden Flugzeugposition, schon recht viel hätte passieren müssen, damit man im Nachhinein von einer Katastophe hätte sprechen können.
Auch hier ein praktisches Beispiel, wie so etwas ausgehen kann:
Am 22.08.99 landete in Hongkong eine Maschine (MD 11) der Mandarin Airlines im Auftrag von China Airlines (Taiwan) während eines Tropensturms. Die Windgeschwindigkeiten betrugen bis 150 km/h bei sehr starkem Regen. An Bord der MD 11 waren 315 Passagiere und Besatzungsmitglieder. Die Maschine wurde bei der Landung von einer Windböe erfasst. Eine Tragfläche berührte den Boden und das gesamte Flugzeug wurde auf den Kopf gedreht und bleib etwa in der Mitte der Landebahn liegen.
Bilanz: 3 Tote und 220 Verletzte. Offensichtlich also auch 92 Unverletzte!
Klar kann man hier von einer Katastophe sprechen, doch realistisch betrachtet dürft die Rate an Toten im Straßenverkehr einer Großstadt (nehmen wir doch mal Hamburg), allein schon an einem Wochenende höher sein.
Was ich damit sagen will ist, daß auch wenn mehr passiert wäre, dies nicht schlimm enden muß. Wenn es nun hier Leute gibt, die alles Mögliche in eine kurze Videosequenz und in ein paar mit schneller Nadel gestrickte Beiträge hineininterpretieren, für den seriöse Flugunfalluntersucher vermutlich mehrere Wochen oder gar Monate benötigen, finde ich das absurd.
Gerade dieses Video zeigt doch, daß das Fliegen wesentlich sicherer ist, als gemeinhin angenommen wird. Ob und welche Fehler hier vielleicht begangen wurden weiß ich nicht. Ich möchte mir hier aber auch kein Urteil darüber anmaßen.
Dies zu prüfen ist Sache von ausgewiesenen Fachleuten und selbst dort wird es eventuell unterschiedliche Meinungen geben. Fakt ist aber, daß hier die Besatzung eine sehr gute fliegerische Leisung abgeliefert hat. Ob zuvor Fehler gemacht wurden wird sich zeigen müssen.
Zurück bleibt ein Blechschaden, ein paar erschreckte Passagiere und eine Nation aus selbst ernannten Flugexperten.
Ach ja! Einen gibt es noch, der sich über die tollen Aufnahmen gefreut hat. Der sich auch darüber freut, daß niemand zu Schaden gekommen ist und der sich bestätigt fühlt in der Annahme, daß es vielleicht auch nicht ganz unwichtig sein kann, an Bord welcher Airline man Platz nimmt.
Gruß
Berthold
p.s. Den Smiley konnte ich mir einfach nicht verkneifen.