...das ist zwar jetzt ein bißchen "Off-topic", aber irgendwie auch wieder nicht.
In meinen Reiseleiterjahren habe ich viele Gäste erlebt, die von ihren Reisebüros absolut korrekt über das Zielgebiet, die Flüge (und mögliche Änderungen..) und auch das Hotel informiert worden sind. Zum Glück betraf das den Großteil meiner Gäste - ich habe zwar nicht genau Buch geführt, aber ich schätze mal so....95 - 98%.
Die größten Probleme tauchten immer dann auf (sowohl für mich, als auch für die Gäste), wenn das Reisebüro zuviel versprochen hatte und die Gäste dann mit falschen Erwartungen angereist sind und enttäuscht wurden.
Beispiele:
Auf der Anreiseliste für eine ca. 2 km vom Meer entfernte Bungalowanlage entdeckte ich bei einer Familie den "unverbindlichen Kundenwunsch" (kann vom Reisebüro ins Buchungssystem eingegeben werden)"Zimmer in der 5. Etage, bitte mit Meerblick"...HALLO???? Eine Bungalowanlage mit 5 Etagen habe ich bislang noch nicht gesehen - und Meerblick, wenn das Meer 2 km entfernt ist????
In einem Familien - Clubhotel mit entsprechend aktiver und auch geräuschintensiver Animation für Groß und Klein betreute ich ein älteres Ehepaar (schon als ich die Gäste - ca. 70 Jahre alt, beide sehr gepflegt, sie im Sommerkostüm, er sogar mit Anzug, am Flughafen empfing und mir dachte "oje, ob das Hotel wirklich was für Euch ist?", war mir klar, daß es Proleme geben könnte) dem das Hotel als äußerst ruhig empfohlen wurde und die Animation als "abendliche Tanzveranstaltung mit Kapelle" deklariert wurde. Die Herrschaften beschwerten sich bitterlich über die vielen Kinder und den Lärm, den Animation nun mal mit sich bringt. Keine Möglichkeit zur Abhilfe - Hauptsaison, alles voll, keine Chance auf Hotelwechsel - da konnte ich auch nicht weiterhelfen.
Oder die verhaßten Flugzeitenänderungen..."Mein Reisebüro hat mir die Zeiten so bestätigt (?????)" .Diesen Satz habe ich leider viel zu oft gehört.
Den absoluten Hammer habe ich jedoch in einem netten ***-Hotel erlebt, das alles hatte, aber eben keine Zimmer im Parterre (nur 1. - 3- Etage) und keinen Lift. D. h., JEDER Gast konnte sein Zimmer ausschließlich über Treppen erreichen. In diesem Hotel checkte eines schönen Tages eine Rollstuhlfahrerin samt 2 Betreuern ein! Das Hotel wurde ihr als behindertengerecht verkauft. (Normalerweise muß bei Buchungen von behinderten Gästen eine sog. "Behindertenanfrage" an den Veranstalter geschickt werden, der dann gemeinsam mit dem Zielgebiet prüft, ob das Hotel z. B. für Rollstuhlfahrer oder Gehbehinderte geeignet ist oder nicht. Außerdem steht dann auch auf der Reservierungsliste ein entsprechender Vermerk, z. B.: Rollstuhlfahrer! Im Buchungssystem kann das Reisebüro auch diverse Hotelinformationen einsehen - bei diesem Hotel stand da z. B. ganz deutlich: Rollstuhlfahrergeeignet: NEIN)
Nichts dergleichen war erfolgt! Da kein geeignetes Hotel Zimmer frei hatte und es nicht möglich und auch nicht zumutbar war, die Rollstuhlfahrerin die engen Treppen in die erste Etage zu tragen(man stelle sich nur vor, dabei wäre etwas paasiert! Die Frau tat mir unendlich Leid.), hat der Hoteldirektor schließlich kurzerhand seine Wohnung (gegenüber vom Hotel und im Parterre) geräumt und sie meinen Gästen zur Verfügung gestellt. Für die Aufenthaltsdauer hat er dann mit seiner Frau im eigentlich für die Gäste gedachten Zimmer gewohnt. Ein unglaubliches Glück! Aber es hätte auch anders kommen können.
Ich könnte noch ganz andere Storys erzählen, aber ich denke, die Beispele dürften reichen.
Versteht mich nicht falsch - ich möchte keinesfalls alle Reisebüros über einen Kamm scheren. Die überwiegende Mehrheit der Reisebüros leistet gute Arbeit und bemüht sich auch in den derzeit schweren Zeiten sehr um die Kunden. Solche Reisebüros sollten natürlich auch unterstützt werden.
Die von mir geschilderten Beispiele betreffen wohl vor allem die "schwarzen Schafe", die nur den Umsatz im Auge haben, auf "Gedeih und Verderb" alles Verfügbare verkaufen und dabei vergessen, daß ein zufrieden und gutberatener Kunde gerne wiederkomt und vielleicht durch Mund-zu-Mund-Propaganda noch 10 - 20 neue Kunden bringt, während ein unzufriedener, falsch beratener vielleicht 100 Kunden vergrault.