• gisel
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    geschrieben 1100623681000

    Nachdem wir von Foz de Iguacu via Sao Paulo wohlbehalten in Salvadore de Bahia angekommen waren, wurden wir von einem sehr sympatischen brasilianischen Reiseführer in Empfang genommen. Er sprach deutsch mit diesem wunderbaren, weichen Akzent. Er machte  mit uns eine Stadtrundfahrt und erklärte uns mit sehr vielen Seitenhieben auf die Macht der Kirche die Geschichte der Stadt. Wenn man sich näher damit befasst, konnte man die manchmal fast radikalen Ansichten unseres Guide verstehen.

    Es gibt viele prachtvolle Kirchen und Klöster zu besichtigen. Aber als wir darauf aufmerksam gemacht wurden, dass zu gleichen Zeit, als teuerster Marmor und edelste Hölzer per Schiff eingeführt wurden,  afrikanische Sklaven und  indianischen Ureinwohner unter schlimmsten Bedingungen ihr Leben fristen mussten, betrachtete man die ganze Pracht  mit sehr viel mehr Abstand.

    Beeindruckt hat mich der Raum in der einen Kirche, in dem ganz hinten und abgetrennt vom Kirchenschiff die Sklaven dem Gottesdienst beiwohnen durften.

    Natürlich vollkommen schmucklos. Gegen die überwältigende Fülle von Blattgold, Marmor, feinsten Delfter Kacheln, edlen Hölzern usw. die in allen anderen Kirchen vorzufinden ist, kam einem die Menschenverachtung so richtig zu Bewusstsein.

    Wir haben uns eine Capoeira-Vorführung angesehen. Sehr beeindruckend! Jeder Rhythmus hat eine Bedeutung, der ganze "Tanz" folgt einer strengen Choreographie. Er entstand aus der gewaltlosen Selbstverteidigung der Sklaven. Viele Jugendliche aus sozialen Brennpunkten werden in diese Gruppen aufgenommen, um sie an soziales Verhalten und eine gewisse Ordnung und Zusammengehörigkeit heran zu führen. Das Gleiche passiert auch bei Olodum, Salvamore hat das schon beschrieben.

    Natürlich sind wir mit dem Aufzug von der Ober-in die Unterstadt gefahren. Unten angekommen sind wir im Mercado Modelo abgetaucht. Das ist eine riesige Markhalle (ehemaliges Zollgebäude) in dem bahianisches Kunsthandwerk und afrobrasilianische Kulturgegenstände verkauft werden.

    Wir waren insgesamt 3 Tage in Salvadore, haben Kirchen besichtigt, die Oberstadt (Pelourinho) erlaufen, Gallerien besucht, phantastisch gegessen, in kleinen Handwerksläden gestöbert, lange Gespräche mit unserem Reiseleiter geführt, ab und an einen Caipirinha zuviel getrunken- und als die Abreise nahte waren wir uns alle einig: In diese Stadt kommen wir noch mal!

    Mit dem Bus ging's nun weiter nach Itapoa.

    Und wir hatten immer noch mehr als 2Wochen Urlaub vor uns!

    Bis zum nächsten Mal, Gisela.

  • gisel
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    geschrieben 1100624025000

    @Salvamor, was ich dir die ganze Zeit noch sagen wollte: Um euren Besuch im Maracana-Stadion beneide ich euch! Wir haben es zwar "leer" gesehen, aber ich kann mir die Gänsehautatmosphäre bei einem Fussballspiel gut vorstellen!

    Gruss Gisela (aus der nebligen Pfalz).

  • salvamor41
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    geschrieben 1100698333000

    Hallo Gisela,

    Deine sozialkritischen Bemerkungen zu der Rolle der Sklaven in Brasilien sind sehr interessant. Man kommt eigentlich an solchen Betrachtungsweisen nicht vorbei, wenn man das Land besucht. Gerade Brasilien eignet sich für oberflächlichen Urlaub nicht so recht, weil man auf Schritt und Tritt mit der zwielichtigen Geschichte und der brutalen Realität des Landes konfrontiert wird.

    OLODUM, Du hast es auch erwähnt, tut sehr viel für die Straßenkinder Salvadors, aber es gibt auch darüber hinaus noch andere vorbildliche Initiativen mit ähnlichen Zielen. Daß es lohnenswert ist, sich um das Schicksal dieser Kinder zu kümmern, zeigen die Ergebnisse der Arbeit: Das Straßenkinder-Problem ist in Salvador zwar nicht beseitigt, aber wesentlich weniger ausgeprägt als in Rio und Sao Paulo.

    Ja, ja, der (oder heißt es die?) Caipirinha! Ist Dir auch aufgefallen, daß das eigentlich nur die Ausländer dort trinken? Die Brasilianer halten sich mehr an Cachaca pur, weil es billiger ist. Sie entwickeln trotz der Hitze dabei eine bemerkenswerte Standfestigkeit.

    Die Caipis fallen hinsichtlich der "Stärke" naturgemäß immer unterschiedlich aus, wir haben dabei auch schon böses Lehrgeld bezahlt!

    Bis nächstes mal alles Gute

    salvamor

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • salvamor41
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    geschrieben 1100700112000

    @ Gisela

    Daß mal so viele Zuschauer da sind wie bei diesem Spiel um die brasilianische Meisterschaft, ist auch in Maracana nicht die Regel. Den brasilianischen Vereinen geht es bis auf Ausnahmen wohl wirtschaftlich nicht so besonders gut, die Eintrittspreise sind gering (angepaßt an die Einkommen) und auch die Werbeeinnahmen sind, gemessen an europäischen Verhältnissen, sehr limitiert. Und da die Herren Profis auch in Brasilien um ihren internationalen Wert wissen, die brasilianischen Vereine sie nicht angemessen bezahlen können, gibt es dann oft kein Halten mehr und sie gehen nach Europa. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: die Vereine sind froh, daß sie mit den Transfererlösen den Betrieb weiterführen können, und die Profis können sich freuen, endlich das verdienen zu können, was sie international wert sind. Für "Nachschub" ist in Brasilien immer gesorgt, es gibt ein schier unerschöpfliches Nachwuchs-Potenzial. Fußball liegt den Brasilianern im Blut! 

    Was wäre inzwischen z.B. die Fußball-Bundesliga ohne Brasilianer? 

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • salvamor41
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    geschrieben 1100706336000

    Für Jan./Febr. '04 hatten wir uns ursprünglich vorgenommen, eine Woche Rio mit zwei Wochen Paraty an der Costa Verde (zwischen Rio und Sao Paulo) und der Ilha Grande zu verbinden, aber dann kam alles anders. Wir hatten bei einem der früheren Brasilien-Urlaube ein nettes deutsch-brasilianisches Ehepaar, das in Norddeutschland lebte, kennen gelernt. Zwischenzeitlich hatten sie in der Nähe von Joao Pessoa im Bundesstaat Paraiba eine Pousada gebaut und sie überredeten uns, in ihrer neuen Heimat ein paar Tage zu verbringen. Wir freuten uns auf ein Wiedersehen mit dieser sympathischen Familie und auf die uns völlig unbekannte Gegend dort.

    Zunächst verbrachten wir aber 1 Woche in der wunderschönen alten Stadt Olinda, ca. 10 km von Recife im Bundesstaat Pernambuco entfernt. Wir hatten dort die Pousada Peter gebucht, die dem ehemals in Stuttgart ansässigen Kunstmaler Peter Bauer gehört. Sie ist untergebracht in einem alten kolonialen, komplett renovierten Patrizierhaus mitten in der Altstadt von Olinda. Peter Bauer hat großen Wert auf eine geschmackvolle Innenausstattung seines Hauses gelegt, in der großen Eingangshalle hat er seine eigenen Bilder und auch eine Menge unterschiedlicher Kunstgegenstände regionaler Künstler ausgestellt. Wir hatten dort ein geräumiges, ruhiges Zimmer nach hinten raus mit unmittelbar angrenzender Terrasse und weitem Blick über Olinda bis hin zur Skyline von Recife. Peter Bauer war uns ein charmanter, hilfsbereiter Gastgeber.

    Olinda, eine der ältesten Städte Brasiliens, wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt, auf Hügeln gelegen, beherbergt eine stattliche Ansammlung von alten Wohnhäusern, Kirchen, Kapellen, Klöstern, Abteien, Museen. Es gibt in Olinda eine ausgeprägte Kunstszene mit vielen Ateliers und Galerien, eine Reihe bemerkenswert guter und dennoch für unsere Verhältnisse preisgünstiger Restaurants, und der Karneval von Olinda gilt als der authentischste und fröhlichste von ganz Brasilien. An unserem Ankunftstag erhielten wir sofort eine Kostprobe davon, einfach umwerfend!

    Von Olinda aus besuchten wir u.a. auch die "Terca Negra" in Recife, ein jeden Dienstag stattfindendes Konzert verschiedener afro-brasilianischer Musikgruppen auf einem Platz im Zentrum. Sehr wild und exotisch! Höchst empfehlenswert!

    An einem Regentag sind wir in ein großes Einkaufszentrum in Recife "eingefallen" und haben uns mit preisgünstigen und, wie wir inzwischen festgestellt haben, qualitativ guten Textilien und Lederwaren aus brasilianischer Produktion eingedeckt.

    Unsere Bekannten holten uns dann in Olinda ab und wir fuhren ins rund 200 km entfernte Jacuma im benachbarten Bundesstaat Paraiba. Sie hatten in, für deutsche Verhältnisse, Rekordzeit ihre Pousada neu erbaut, ein wirklich ansehnliches Anwesen. Die Umgebung dort ist allerdings touristisch eher unterbelichtet, weil es bisher nur wenig entsprechende Infrastruktur gibt. Die Gäste, die wir in dieser Gegend antrafen, waren überwiegend Wochenendurlauber aus der Nähe oder Backpacker auf dem Weg nach Norden. Wer auf weitere touristische Zutaten verzichten kann, findet dort in Paraiba allerdings Strände von allererster Klasse vor, weitgehend unberührt und landschaftlich von ungewöhnlicher Schönheit. Es ist also Potenzial vorhanden, daß diese Gegend einmal in Zukunft wirklich zu einer touristischen Attraktion wird. Die dort jetzt investieren, tuen dies im Hinblick auf die touristische Zukunft dieser Region. Es wird allerdings noch eine gewisse Durststrecke zu überwinden sein!

    Von Jacuma aus haben wir die Hauptstadt des Bundesstaates Paraiba, Joao Pessoa, besucht, die mit vielen Grünflächen durchsetzte Stadt hat ca. 600.000 Einwohner und setzt seit einigen Jahren mehr und mehr auf den Tourismus. Es gibt eine lange, gepflegte Strandpromenade mit vielen Restaurants und Cafes und auch einige interessante Shopping Malls.

    Nach 5 Tagen Paraiba fuhren wir dann zurück nach Pernambuco, um unseren Urlaub in Porto de Galinhas, ca. 70 km von Recife entfernt, fortzusetzen. Wir hatten von Jacuma aus die Pousada Tabajuba reserviert, sie liegt unmittelbar am langen Hauptstrand des Ortes und gehört dem sympathischen amerikanisch-brasilianischen Ehepaar Scott Stemm und

    Kiki Zonari, die mit der höherrangigen Pousada Tabapitanga noch ein weiteres Haus dort betreiben. Beide kümmern sich persönlich um das Wohl der Gäste und sind jederzeit ansprechbereit. Vorbildlich!

    Um an den Strand zu gelangen, muß man nur von der Terrasse aus ein kleines Tor öffnen. Die Pousada mit ihrem flippig-bunten Outfit hat uns auf Anhieb gut gefallen. Die Gäste waren weit überwiegend besser gestellte Brasilianer aus dem Süden des Landes, ein paar Argentinier und Urus. Deutsche Gäste werden dort zwar ausgesprochen gerne, aber relativ selten gesehen. In Anbetracht der tollen Lage des Hauses und des obligatorisch üppigen und qualitativ sehr guten Frühstückbuffets war der Preis pro Zimmer und Nacht von Reais 165,00 (z.Zt. ca. Euro 48,00) durchaus angemessen.

    Von der Pousada aus konnte man den Ort selber mit einem ca. 20 minütigen Strandspaziergang erreichen oder auch problemlos per Taxi. Porto de Galinhas, ein ehemaliges Fischernest, ist sicher der bekannteste Badeort in Pernambuco. Er ist zwar inzwischen durch und durch touristisch, aber auf eine nette brasilianische Art. Die Infrastruktur dort ist sehr gut ausgebaut. Der Ort entfaltet seine wirklichen Reize erst, wenn die Lichter angehen. Es gibt dort eine vielfältige Gastroszene, unter anderem auch ein überregional beachtetes Restaurant ("Beijipura") mit kreativer brasilianischer Küche.

    Die Umgebung des Ortes ist "südseemäßig", lange Palmenstrände, bei Ebbe autobahnbreit und wunderbar zu begehen, ganz feiner, weißer Sand. In Ortsnähe gibt es ein Riff, ideal zum Schwimmen und Tauchen!

    Porto de Galinhas läßt als reiner Erholungs- und Badeort keine Wünsche offen!

    Wir trennten uns ungern von diesem wunderschönen Haus mit seiner wohltuenden Umgebung, allein einsetzender sintflutartiger und nicht enden wollender Regen erleichterte uns ein wenig den Abschied. Die weltweiten Wetterkapriolen hatten also auch Brasilien erreicht, und das im Januar, der als der heißeste und trockenste Monat des Jahres gilt! 

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • gisel
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    geschrieben 1100803357000

    @ Latina, hättest du nicht Lust, uns hier im Forum etwas von deiner Brasilienreise zu erzählen. Gerade weil du das erste Mal dort warst, würden mich (und Andere sicher auch) deine Eindrücke sehr interessieren! Viele Grüße Gisela.

  • gisel
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    geschrieben 1101053153000

    Nachdem unser Aufenthalt in Savadore de Bahia zu Ende war, wurde unsere Gruppe abgeholt und mit dem Bus nach Itapoa gefahren. Die Fahrzeit betrug knapp eine Stunde. Wir hatten dort ausserhalb von Itapoa das Hotel Catusaba gebucht. Eigentlich hätten wir lieber das Praia de forte genommen, aber Bekannte erzählten uns, dass dort zwischen Hotel und Strand eine befahrene Strasse vorbei führte -dazu später mehr.

    Auf der Fahrt zu den Hotels (eine Gruppe wurde in das von uns gebuchte Hotel gebracht, die andere Gruppe ins Praia de forte) sagte im Bus die Reiseleiterin: "Die Gäste, die ins Praia de forte kommen erwartet das Paradies, den anderen .........nun denen wird es auch gefallen".  Irgendwie beschlich uns das Gefühl, etwas falschgemacht zu haben!

    Zu Itapoa kann ich folgendes sagen: Der Ort hat eine wirklich schöne Uferpromenade, einen idyllischen Leuchtturm, es sind  wenig Touristen dort, man kann in den 'gehobenen' Restaurants gut (aber auf keinen Fall preiswert) essen und Abends spielen gute Sambagruppen. In der Innen'stadt' gibt es wenig sehenswertes- auf dem Markt viel Ramsch. Man konnte zwar mit dem öffentlichen Bus problemlos vom Hotel nach Itapoa fahren, aber eigentlich hatten wir nach 2-3 Tagen das Gefühl, dass wir nichts versäumten, wenn wir es nicht täten.

    Und nun zum Hotel: Das Personal unmotiviert, die Zimmer hellhörig, das Essen recht eintönig - und dann erfuhren wir, dass die Geschichte mit der Uferstrasse vorm Praia de forte überhaupt nicht stimmt!!!!!!!

    Wir haben also einen Aufpreis gezahlt und ins Praia de forte umgebucht- und die Reiseleiterin hatte recht: Es ist das Paradies!

    Ein wunderschönes Hotel in traumhafter Lage, super-nettes Personal, leckeres Essen und in unmittelbarer Umgebung ein uriges Fischerdorf.

    Wir haben die Entscheidung umzubuchen keine Sekunde bereut, sondern uns geärgert, dass wir 5Tage im Catusaba 'verschwendet' haben.

    Kurz gesagt war der Aufenthalt im Praia de forte der perfekte Abschluss für eine traumhafte Reise!

    Unseren Vorsatz noch einmal nach Brasilien zu reisen haben wir dieses Jahr im Januar wahr gemacht. Dieses mal gings nach Buzios.

    Doch darüber ein anderes Mal!  Viele Grüsse und einen schönen Sonntag, Gisela.

  • salvamor41
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    geschrieben 1101473410000

    Hallo Gisela,

    Deine Meinung über das Catussaba in Itapoa bestätigt genau das, was ich schon mehrere Male von Leuten, die dort waren, gehört habe, auch unabhängig voneinander von zwei Reisebüromitarbeitern. Schön gelegen, aber ansonsten naja....

    Das Hotel ist in allen Brasilien anbietenden Katalogen vertreten, vielleicht sollten die Reiseunternehmen da mal ihren Einfluß geltend machen!

    Mir persönlich gefallen die Stadtstrände in Salvador alle nicht so richtig. Das ist wahrscheinlich auch ein "Generationenproblem". Nachdem wir in Barra nicht so recht glücklich waren, hatte man uns Itapoa empfohlen, ist auch nicht schlecht, weil relativ wenige Leute da sind. Allerdings ist der Strand mit Barracas fast ganz zugepflastert, das fanden wir nicht so doll. 

    Draußen in Praia do Forte oder den anderen Orten an der Linha Verde kann man richtig aufatmen, das hast Du sehr zutreffend beschrieben.

    Freue mich auf weitere Beiträge von Dir!

    Gruß salvamor 

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • gisel
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    geschrieben 1101648821000

    Hallo, nach einer kleinen 'schöpferischen' Pause möchte ich euch über unseren 2. Brasilienurlaub berichten. Nachdem wir Kuba, eine Kreuzfahrt mit Atlantiküberquerung und Domi genossen hatten, überfiel uns fast ein Gefühl wie Heimweh- wir wollten wieder nach Brasilien! Da mein Mann die Zielauswahl mir überlässt, stürzte ich mich also in Reiseberichte, Prospekte und Landkarten. Heraus kam...... Buzios.

    Wir buchten also Flug, 3Tage Rio und 3Wochen Buzios in einer Pousada. Diese Pousada bereitete mir etwas Bauchschmerzen. Mit 3 Sternen bewertet, war mir klar, dass sie zu den einfacheren Hotels gehörte. Aber mich reizte die traumhafte Lage.  Da mein Mann die 5Sterne Kategorie bevorzugt, riskierte ich einen übelgelaunten Partner im Urlaub (ich bin mir bewusst, dass man die Ansicht meines Mannes kontrovers diskutieren kann! Aber da er inzwischen eine 5 vor seiner Altersangabe hat, werde ich ihn nicht mehr 'umerziehen'!).

    Wir flogen also mit froher Erwartung im Januar 2004 mit Varig von Fra nach Rio.

    Und die Stadt hat mich genau wieder so in ihren Bann gezogen wie beim ersten Aufenthalt! Da wir dieses mal keine 'organisierte' Reise hatten stromerten wir 3 Tage auf eigene Faust durch diese beeindruckende Stadt! Ohne Kamera, ohne Handtasche, ohne Schmuck! Wir waren auf Märkten, an der Copa, saßen Abends im Freien und haben die brasilianische Lebenslust bestaunt, waren wieder essen in den wunderbaren Kilo-Restaurants-kurz gesagt waren wir ständig 'on tour'.

    Nach drei Tagen brachte uns ein Fahrer ( der uns begrüsste mit leicht sächsischem Einschlag! Der junge Mann aus den den neuen Bundeslädern hatte sich in London in eine Brasilianerin verliebt und ist dann mit ihr nach Rio gezogen) nach Buzios.

    In Buzios angekommen musste ich erst einmal schlucken - die Pousada war wirklich sehr einfach. Die Rezeption erinnerte mich an einen Campingplatz, kein Mensch sprach englisch - der erste Eindruck also etwas erschreckend. Mein Mann dementsprechend gestimmt! Aber nur solange bis wir das Zimmer gesehen haben. Natürlich auch relativ einfach - aber die Aussicht!!!!!!!!!! Man hatte das Gefühl direkt vom Balkon auf den Strand hüpfen zu können! Wir schliefen ein und wachten auf mit Meeresrauschen, hatten vom Balkon einen wunderbaren Ausblick über die Geriba-Bucht und nach 2 Tagen vermisste sogar mein Mann keinen einzigen Stern (ausser beim Frühstück, das war für brasilianische Verhältnisse ziemlich dürftig!). 

    Über die Halbinsel Buzios hat Salvamore ja schon einiges erzählt. Man hat hier alle Möglichkeiten. War uns nach Rummel, fuhren wir mit dem Taxi nach Buzios-

    wollten wir unsere Ruhe, blieben wir im Hotel, saßen auf der Terasse und lauschten dem Meer. Wir mieteten uns 5 Tage einen Buggie, mit dem wir die Strände und Buchten abklapperten, machten einen Ausflug nach Cabo Frio, nahmen an einer organisierten (Halb)Inselrundfahrt teil, genossen 2 wunderbare Samba-Veranstaltungen und freuten uns, wenn wir auf Deutsche trafen. Denn das ist wirklich selten dort. Man tauschte dann Erfahrungen aus, empfahl sich Restaurants und wunderte sich gemeinsam darüber, dass Brasilien für Deutsche immer noch so ein 'Exoten'-Land ist.

    Samstags und Sonntags verwandelte sich der Strand vor unserem Hotel in ein brasilianisches Wochenendrefugium. Dann gab es ALLES. Fliegende Händler, Buden mit Essen und Trinken, Musiker und Großfamilien die anschaulich ihr temperamentvolles Zusammenleben darboten.

    Da aber jeden Morgen der Strand gereinigt wurde, waren nie irgendwelche Überreste am nächsten Tag zu sehen.

    Die 3 Wochen vergingen auf jeden Fall in Flug. Wir fühlten uns selbst schon als halbe Brasilianer. Im Hotel waren wir die absolute Ausnahme. Nicht nur die einzigen Europäer, nein auch die ersten die jemals so lange an einem Sück dort waren! Das Personal war super-nett, irgendwann tauchte auch eine Mitarbeiterin auf die leidlich englisch sprach. So konnten wir auch über das Frühstück reden und wenigstens für etwas Abwechslung sorgen!

    Auf jeden Fall fiel uns der Abschied schwer! Als wir in Frankfurt landeten hatte es Minus-Grade!!!!

    Meine Brasilienberichte möchte ich mit einem Zitat von Stefan Zweig beschliessen (der sein Leben in Brasilien beendet hat): "Wer Brasilien wirklich zu erleben weiß, der hat Schönheit genug für ein halbes Leben gesehen."

    In diesem Sinne wünsche ich ein schönes Adventwochenende! Gisela. 

  • salvamor41
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    geschrieben 1102080585000

    Ein wunderbarer Bericht von Gisela über Buzios!

    Sie hat die Lebensart und Lebenseinstellung der Brasiliener sehr gut beschrieben. Nichts ist stromlinienförmig, nichts scheint in unserem Sinne so richtig durchorganisiert zu sein. Der Brasilianer haßt Bevormundungen jeder Art durch irgendwelche "Obrigkeiten", kein Mensch dort käme je auf die Idee, einem Urlauber mit wichtiger Miene und belehrendem Gestus zu erklären, was er darf und was er nicht darf (das erfährt man nach Rückkehr dann wieder in Deutschland).

    Und trotzdem bringen sie das meiste auf eine unaufgeregte, diskrete Art irgendwie zum Klappen. 

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
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