• gisel
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    geschrieben 1099942370000

    :wave: , zu den sehr gut recherchierten Ausführungen von Salvamore kann ich Folgendes sagen: Wenn man sich an die aller einfachsten Regeln hält, brauchen einem die Berichte über Favelas nicht von einem Brasilienurlaub abzuschrecken. Wir haben insgesamt fast 8 Wochen Urlaub in diesem wunderbaren Land verbracht (verteilt auf 2 Urlaube) und blieben von schlechten Erfahrungen total verschont. Natürlich waren wir in Rio ohne Kamera, Rucksack o.Ä. unterwegs. Und wenn der Reiseleiter sagte, man soll an die Copa ausser einem Handtuch nichts mitnehmen, dann haben wir nichts mit genommen!

    Fairerweise muss ich erwähnen, dass ein junges Ehepaar aus unserer Gruppe 100m vom Hotel überfallen wurde. Ihnen wurde die Videokamera gestohlen. Auf Nachfrage, warum sie denn das Teil mitgenommen hätten, meinten sie völlig aufgelöst, davon sei keine Rede gewesen, nur von Foto's, Rucksäcken usw.!!!

    Also den gesunden Menschenverstand sollte man nicht zu Hause lassen!.

    Wir waren auf jeden Fall tagelang in Rio unterwegs, mit Reisegruppe und ohne, am Tage und in der Nacht - und wir haben die Stadt in ihrer Schönheit genossen!

    Wenn man im Anflug über Rio ist, hat man schon einen ersten Eindruck von der Grösse und Einmaligkeit dieser Stadt! Erläuft man sie sich dann - ist man oft sprachlos über die wunderbaren Ausblicke (und Anblicke!!), die schönen Gebäude, die wunderbaren Strände, die guten Restaurants und und und.......

    Als ich zum ersten Mal oben auf dem Corcovado stand - wobei die Auffahrt mit der Bahn schon phantastische Ausblicke bietet - kamen mir die Tränen. Es ist einfach unbeschreiblich. Jeder Versuch diesen Ausblick in Worte zu fassen muss scheitern.

    Gegessen habe wir tagsüber mit Vorliebe in den sog. Kilo-Restaurants. Dort packt man sich alles auf den Teller was man möchte und am Schluss wird der Teller gewogen und nach Gewicht bezahlt. In den Kilo-Restaurants essen vorwiegend Brasilianer. Wir haben dort wenig Touristen gesehen.

    Die Brasilianer lieben grosse Fleischportionen. Davon kann man sich bei einem Besuch in einer Churrascaria überzeugen. Dort wird von langen Spießen das Fleisch dem Gast direkt auf den Teller geschnitten - und zwar alle Sorten von Fleisch! Auch Kalb und Huhn. Die Beilagen holt man sich an einem Buffet. Wer hier hungrig raus geht, dem ist nicht zu helfen!

    Natürlich ist der Zuckerhut ein MUSS. Aber für die Gondelfahrt sollte man schwindelfrei sein. Einige aus unserer Gruppe blieben auf der Zwischenstation und haben dort auf uns gewartet.

    Die Oper, die Kathedrale ( in die immerhin 20 000 Menschen passen sollen!) und

    unbedingt das über 100 Jahre alte, wunderschöne Cafe'Colombo ansehen!

    Man kann unmöglich alles aufzählen, deshalb mein Tipp: HINFAHREN !!!!!!

    In diesem Sinne, einen schönen Feierabend, Gisela.

  • salvamor41
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    geschrieben 1099949172000

    Gisela, danke für Deinen wunderbaren Bericht über Rio. Wir waren leider nur 1 Tag dort, können Deine Eindrücke aber nur bestätigen. Rio ist berauschend schön, der Blick vom Corcovado über die Stadt und die Bucht wirklich so beeindruckend, daß einem fast der Atem wegbleibt. Wir konnten uns kaum trennen, unser Fahrer aus Buzios drängte dann aber irgendwann zum Aufbruch, weil wir rechtzeitig im Maracana-Stadion sein wollten. Dort haben wir dann mit 110.000 Zuschauern ein Fußballspiel zwischen Flamengo Rio de Janeiro und dem FC Santos gesehen (0:1), ein Erlebnis, das wir niemals vergessen werden.

    Wir haben Rio, eben so wir Ihr, sehr entspannt erlebt.

    Die kg-Restaurants in Brasilien sind eine ganz famose Sache, manchmal schon habe ich mich gefragt, warum sich das hier bei uns nicht durchsetzt.

    Wir haben auf Empfehlung unseres Fahrers, der sich ein wenig dort auskannte, ein gehobenes Restaurant an der Copacabana mit Terrasse am Meer besucht und waren erstaunt, daß wir dort vorzüglich bedient wurden zu wirklich, im Vergleich zu Deutschland, überaus günstigen Preisen. Also keine Spur von *******! Wir bezahlten dort nicht mehr, trotz der exzellenten Lage, als in einem anderen normalen Restaurant. Für 2x Filet Mignon a 300 g in ausgezeichneter Qualität, serviert mit Reis, Pommes Frites, Bohnen und dem unvermeidlichen Farofa (Maniokmehl), bezahlten wir umgerechnet ganze ca. 10,00 Euro, wobei eine Portion meist für 2 Personen reicht, selbst wenn man strammer Esser ist.

    Es gibt natürlich auch Spitzenrestaurants, die wesentlich teurer sind, aber selbst dort ist es im Vergleich zu Deutschland wesentlich günstiger. Aber gerade in Brasilien braucht man die gar nicht, weil man in den normalen Mittelklasse-Restaurants vorzüglich essen kann. Ein Kilo Filet Mignon kostet beim Metzger übrigens umgerechnet ca. 4,00-5,00 Euro, wie wir jetzt im Januar wieder sehen konnten.

    Allgemein muß man sagen, daß Brasilien für uns Deutsche ein sehr günstiges Reiseland ist. Die Reisezeitschrift "Reise & Preise" stuft Brasilien unter die 10 preisgünstigsten Reiseziele der Welt ein.  

    Es gibt in Brasilien alle erdenklichen Ferienunterkünfte, von ganz einfach bis luxuriös. In den Orten an der Küste, außerhalb der Städte, sind große Hotels eigentlich eher selten anzutreffen, man findet dort fast ausschließlich Pousadas (Pensionen) in allen Schattierungen. Es lohnt sich, bei der Auswahl der Unterkunft sorgfältig auszuwählen. Die ausschließlich von Brasilianern frequentierten Häuser sind in der Regel klein, der Raum sehr beengt, da gibt es sicherlich Unterschiede im Geschmack zwischen Südamerika und Europa. Wenn man sich an von Europäern geführte Anlagen hält, die auch europäische Gäste haben, liegt man richtig, weil unsere Komfortvorstellungen eher auf dem Platzangebot basieren.

    Diese typischen Pauschalreise-Destinationen mit ihren negativen Begleitumständen sind in Brasilien kaum anzutreffen. In Europa gibt es kaum Pauschalangebote für Brasilien, und die "Durchschnitts"-Brasilianer fahren selten länger als 1 Woche weg, sofern sie sich überhaupt eine Urlaubsreise leisten können. Meistens verbringen sie nur die Wochenenden am Strand. Die brasilianische Upper-Class bleibt kaum im Lande, sie machen eher in Florida oder Mexico Urlaub.

    Deutsche bzw. Europäer, die nach Brasilien fahren, sind nach unseren Erfahrungen überwiegend Leute, die über ihren Aufenthalt dort reflektiert haben, Land und Leute kennen lernen wollen und auch ein wenig das Abenteuer suchen. 

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • salvamor41
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    geschrieben 1100197365000

    Unsere 1. Reise nach Brasilien machten wir im Oktober '99. Das war völlig ungeplant, wir hatten eine winzige Anzeige in der "Welt am Sonntag" gesehen, mit der ein Inserent aus Göttingen eine in der Nähe des Golfplatzes gelegene Pousada in Buzios im Bundesstaat Rio de Janeiro anbot. In Buzios verbrachte Brigitte Bardot in den 60er Jahren mit einem ihrer Lover eine längere Zeit und angeblich besitzt sie heute noch ein Haus dort. Der Ort wird deshalb gerne von Urlaubsvermarktern als das St. Tropez Brasiliens bezeichnet. Er hat allerdings, wie sich dann Gott-sei-Dank schnell herausstellte, mit dem trubeligen und elitären St. Tropez so viel zu tuen wie die Kuh mit dem Sonntag. 

    Buzios, ca. 200 km nördlich von Rio auf der Halbinsel Armacao dos Buzios gelegen, ist ein weitläufig angelegter Ort mit insgesamt 23 Stränden bzw. Buchten, der sich für Familienferien eben so eignet wie für anspruchsvollen Individualurlaub. Das allgemeine Preisniveau ist für brasilianische Verhältnisse durchaus als gehoben zu bezeichnen, da Buzios sicher der angesagteste Badeort des ganzen Landes ist. Für uns Mitteleuropäer stellt sich das Preisgefüge als recht gemäßigt dar. Die brasilianischen Promis, die in Buzios und in dem benachbarten Cabo Frio ihre Anwesen haben, halten sich meist in ihren abgeschotteten Häusern auf. Ferraris, Rolls Royces und andere Schicki-Micki-Accessoires kommen nicht vor, weil das öffentliche Zurschaustellen von Reichtum in Brasilien unüblich ist und auch nicht angeraten erscheint. So ist die Atmosphäre in Buzios als entspannt, locker, typisch brasilianisch zu bezeichnen.

    Unsere Pousada lag ca. 3 km vom Ortszentrum entfernt in der Nähe (ca. 50 m) des langen Sandstrandes Manguinhos. Normalerweise fuhren wir mit dem Linien-Bus in den Ort, ein besonderes Erlebnis, und wieder zurück. Wenn wir mal keine Lust dazu hatten, nahmen wir ein Wassertaxi, das uns in 10 Minuten quer über die Bucht zurückbrachte. Unsere schnuckelige Pousada Alicia wird geführt von einem brasilianisch-deutschen Ehepaar, sie ist gemütlich eingerichtet, hat einen wunderschönen Garten mit Swimming Pool, eher kleine, aber ordentlich eingerichtete Zimmer mit TV und Telefon. Frühstück wird im palmfasergedeckten, offenen Restaurant serviert. Ich weiß nicht mehr genau, was wir damals bezahlt haben, zur Zeit kostet die Pousada ca. US$ 40,00 pro Zimmer und Nacht einschließlich einem großen brasilianischen Frühstücksbuffet. Das ist sie allemal wert.

    Von Buzios aus haben wir Ausflüge mit Linien-Bus und Mietwagen in die nähere Umgebung, u.a. nach Cabo Frio gemacht. Und wir haben die Gelegenheit wahr genommen, ein Fußballspiel um die brasilianische Meisterschaft im berühmten Maracana-Stadion in Rio zu sehen, über das ich schon berichtete.

    Uns hatte unser erster Urlaub in Brasilien so gut gefallen, daß wir nach Urlauben in New York, auf Mauritius und in Athen dann 2001 wieder dort hin reisten. Darüber beim nächsten mal!

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • salvamor41
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    geschrieben 1100205983000

    In 2001 haben wir unseren ersten Urlaub in Bahia gemacht.

    Auf dem Plan standen Salvador und Imbassai. Wir hatten vorher die sehr umfangreichen Kataloge einiger deutscher Spezial-Brasilien-Anbieter zu Rate gezogen und dann die Reisebausteine bei einem dieser Anbieter gebucht. Wie wir allerdings dann später vor Ort feststellten, hätten wir die Unterkünfte vor Ort wesentlich preisgünstiger haben können. 

    Zunächst blieben wir 1 Woche in Salvador da Bahia, Hauptstadt des Bundesstaates Bahia, der flächenmäßig in etwa so groß wie Frankreich ist. Dort leben ca. 80% Farbige, Nachfahren afrikanischer Sklaven. Greater Salvador hat ca. 3 Millionen Einwohner, nach neuesten Erkenntnissen ist es der drittgrößte Ballungsraum Brasiliens nach Sao Paulo und Rio de Janeiro. Prunkstücke Salvadors sind die Altstadt "Pelourinho", UNESCO-Weltkulturerbe, und natürlich die Stadtstrände. Uns gefielen die stadtnahen Strände, wie z.B. Barra, nicht sonderlich, weil sie sehr stark frequentiert sind, die Strände weiter außerhalb, wie Flamengo, Stella Maris und Itapoa, sind dagegen sehr, sehr schön. Wir haben uns jedoch mehr im Pelourinho aufgehalten, der in den 90er Jahren fast komplett renoviert wurde und nun eines der schönsten Barockviertel der Welt darstellt. Beim Spaziergang durch die hügeligen Gassen und Straßen fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Es gibt Restaurants jeglicher Couleur, natürlich auch viele mit typischer Baiano-Küche, viele Kneipen und Bars und, was uns besonders interessierte, eine Reihe wirklich anspruchsvoller Kunstgalerien. Wir haben von den Besuchen Salvadors einige sehr schöne Bilder, Skulpturen und Collagen mitgebracht. Man kann dort anspruchsvolle Kunst zu einem Bruchteil dessen erwerben, was hier bei uns so verlangt wird.

    Gewohnt haben wir in der Pousada Carmo im authentischen Carmo-Viertel, ca. 10 Minuten zu Fuß vom Pelourinho. Dies Pousada, geführt von einem jungen italienisch-brasilianischen Ehepaar, ist ein richtiges Kleinod, sie ist eingerichtet mit feinsten toskanischen Antiquitäten. Es war zwar räumlich alles ein wenig beengt, aber einrichtungsmäßig von erlesenstem Geschmack. Das Frühstücksbuffet war eine Wucht, eines der umfangreichsten, die wir bisher in Brasilien hatten. Von der Terrasse des Frühstücksraums hat man einen wunderbaren Blick über den Hafen und die Allerheiligenbucht bis hin zur Insel Itaparica.

    Salvador ist, ähnlich wie Lissabon, eine Stadt auf zwei Ebenen, verbunden mit einem Personenaufzug.

    Es gäbe sehr viel mehr über Salvador zu berichten, das würde den Rahmen sprengen. 

    Nach 1 Woche trennten wir uns nur schwer von Salvador und fuhren nach Imbassai. Das ist ein Badeort ca. 70 km nördlich von Salvador an der Linha Verde, einer Küstenlinie, die erst in den 70er Jahren erschlossen wurde und wegen seiner traumhaften, endlos langen Palmestrände immer beliebter wurde. Imbassai ist eine Streusiedlung direkt am Meer, dort gibt es, wie meist in Brasil, keine Hochhäuser, sondern nur Ferienhäuser und die Anwesen der Einheimischen. Es ist eine Oase der Ruhe, weil der Ort noch nicht so bekannt ist, im Gegensatz zu dem lebhafteren und mit besserer Infrastruktur ausgestattetenPraia do Forte, welches 10 km entfernt liegt. In Imbassai kommen Naturliebhaber und Ruhesuchende voll auf ihre Kosten. Zwischen dem Ort und dem Meer mündet ein kleiner Fluß ins Meer, den man auf dem Weg zum Strand durchwaten muß. Die Brasilianer setzen sich mit den Stühlen und Tischen der sog. Barracas, einfacher Restaurants am Strand, mitten in diesen Fluß und trinken dort ihr Bierchen, das haben wir zum ersten mal in Brasil gesehen und es später nachgemacht. Einfach geil! Der Ort hat keine großartige Infrastruktur, 4 schöne Restaurants, eine Handvoll Kneipen, ein paar Tante-Emma-Läden und so ca. 10-15 Pousadas.

    Gewohnt haben wir bei Regina Omischl, einer gebürtigen Sylterin, in der Pousada Caminho do Mar. Das Anwesen ist weitläufig angelegt, gepflegt und mit einem riesigen Swimming Pool ausgestattet. Wir haben uns bei Dona Regina, wie die Angestellten sie nennen, sehr wohl gefühlt. Es gibt auf dem Gelände so ca. 15 weit auseinander stehende Einzelbungalows, die geräumig und zweckmäßig eingerichtet sind. Das Frühstück wird dort serviert, wo man es haben will, im Restaurant, am Pool oder auf der Terrasse. Was Regina heute nimmt, weiß ich nicht genau, damals verlangte sie bei Internet-Buchung 75,00 Reais, also nach heutigem Kurs ca. Euro 22,00 pro Bungalow und Nacht.

    Wir haben in Imbassai Strände kennen gelernt, wie wir sie bis dato nicht kannten, nach beiden Seiten ca. 30 km ununterbrochener, palmengesäumter, autobahnbreiter Sandstrand. Wir haben schon viele tolle Strände gesehen, z.B. in Florida und auf den Bahamas, aber das ist einfach paradiesisch! Für Strandwanderer wie uns, aber auch für Leute mit Kindern, unübertroffen!

    Nächster Bericht: abermals 1 Woche Salvador und 2 Wochen Morro de Sao Paulo auf der Ilha de Tinhare, 2 Std. mit dem Schnellboot von Salvador.

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • gisel
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    geschrieben 1100363106000

    Wenn ich die anschaulichen Berichte von Salvamore lese, packt mich die Lust sofort einen Brasilienurlaub zu buchen. Wenn nichts dazwischen kommt, führt uns unsere übernächste Winterflucht wieder nach  Brasilien.

    Ich war 2001 das erste mal dort. Mein Mann war schon viele Jahre vorher in Rio (vor unsrer gemeinsamen Zeit) und er hat immer geschwärmt. Nachdem wir dann verschiedenen Urlaubsländer bereist hatten kam die Idee nach Brasilien zu fliegen.

    Ich muss gestehen,dass ich etwas skeptisch war. Wir hatten soviele wunderschöne Länder bereist - und da sollte Brasilien so etwas Besonderes sein?

    Wer meinen Bericht über Rio gelesen hat, weiss : Es ist etwas Besonderes!

    Nachdem wir einige Tage in Rio verbracht hatten, ging es mit der ganzen Gruppe (ca. 15 Leute) wieder zum Flughafen. Wir flogen via SaoPaulo nach Foz do Iguacu. Ins Dreiländereck Argentinien, Brasilien und Paraquay. Der Flug war ziemlich unangenehm. Da die Maschine wegen der geringen Flugzeit nur die mindest Reisehöhe fliegt, bekommt man so ziemlich jeden Windstoss mit, der über den Urwald weht.

    Trotzdem sind wir wohlbehalten angekommen.

    Wir wurden von einem sehr netten Reiseleiter in einen Kleinbus verfrachtet und ins "Hotel das Cataratas" gebracht. Dieses Hotel liegt direkt an den Wasserfällen, steht unter Denkmalschutz und war (von den Wasserfällen abgesehen) fast schon die Anreise wert.

    Die Wasserfälle sind gigantisch. Man kann auf Stegen und Brücken ganz nahe an die Wasserfälle heran. Natürlich ist man anschliessend durch die sprühende Gicht klatschnass - aber da durch die hohe Luftfeuchtigkeit sowieso andauernd ein tropischer Regenguss fällt, spielt das gar keine Rolle!

    Es ist ein optisches und ein akustisches Erlebnis. Ich hätte mir niemals die Lautstärke vorstellen können, die herabstürzende Wassermassen verursachen.

    Kurz gesagt ist man total beeindruckt von dieser riesigen Naturgewalt. Die übrigens durch ein binationales Wasserkraftwerk auch genutzt wird.

    Man kann Bootsfahrten bis an die Wasserfälle machen. Früher waren auch Hubschrauber-Rundflüge buchbar, aber die hat man aus Umweltschutzgründen verboten. Ich für meinen Teil habe auch auf die Bootsfahrt verzichtet, da ich noch mit dem Flug zu kämpfen hatte.

    Wir waren eine Nacht im Hotel untergebracht Man kann den Aufenthalt rundum geniessen. Das Anwesen ist im englischen Kolonialstil erbaut, mit riesigen offenen Kaminen, holzgetäfelten Räumen und einem schönen Garten mit Pool.

    Und ständig hat man das Tosen des Wasserfalles im Ohr. Auch im Zimmer mit geschlossenen Fenstern. Abends haben wir an einem Grillfest teilgenommen. Lecker! Nach einem letzten Drink fielen wir dann ziemlich 'geschafft' ins Bett.

    Am nächsten Tag ging die Tour dann weiter. Via Sao Paulo flogen wir nach Salvador de Bahia.

    Und wir hatten immer noch fast 3 Wochen Urlaub vor uns!!!!!!!!

    Für heute mache ich Schluss (wir müssen zu einem 60.Geb.), bis zum nächsten Mal, ein schönes Wochenende, Gisela.

  • salvamor41
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    geschrieben 1100435487000

    Hallo Gisela,

    Iguacu haben wir leider noch nicht besucht, Dein Bericht ermuntert geradezu, das beim nächsten mal nachzuholen. Ich denke, wir werden jetzt mal "fremd gehen", aber unsere nächste Reise nach Brasilien im Herbst '05 haben wir schon im Hinterkopf. Iguacu wird es mit Sicherheit sein und das "Cataratas", das Du empfiehlst, auch. Aber auch die Chapada Diamantina wollen wir endlich sehen. Seid Ihr dort auch schon gewesen, wenn ja, würden mich Deine Erfahrungen  interessieren.

    Beste Sonntagsgrüße in die schöne Pfalz!

    salvamor

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  • salvamor41
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    geschrieben 1100440071000

    Im Okt./Nov. '02 waren wir zum 3. mal in Brasilien. Wir hatten uns, weil es uns beim ersten mal so gut dort gefallen hatte, noch einmal 1 Woche Salvador da Bahia vorgenommen. Gewohnt haben wir im Hotel Pousada Redfish, in der selben Straße wie das Villa Carmo ein Jahr zuvor, also in weitgehend tourifreier und authentischer Umgebung. Das Haus gehört einem englischen Kunstmaler und seiner bahianischen Frau, es wurde unter Beibehaltung des alten Characters einfühlsam renoviert. Wir haben uns auch dort sehr wohl gefühlt, hatten ein riesengroßes Zimmer mit Bad und eine ebenso große Terrasse mit Blick über das Stadtviertel. Charles und Helena Butler haben 100 m weiter ein anderes altes Haus gekauft und waren zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes dort gerade dabei, dieses zu entkernen und nach modernen Gesichtspunkten zu renovieren, inzwischen ist das Haus fertig.

    Direkt am nächsten Tag nach der Ankunft besuchten wir erst einmal unsere nette Freundin ein paar Häuser weiter, Besitzerin eines Gemischtwarenladens mit angeschlossenem kleinen Restaurant, die wir im Jahr zuvor kennen gelernt hatten. Sie ist deutschstämmig, strohblond und spricht ein altmodisches Deutsch mit schwäbischem Akzent. Wir haben uns alle gefreut, daß wir uns wiedersahen. Von ihr haben wir viele wertvolle Tipps bekommen, unter anderem auch für einen "doleiro", der in der Straße wohnt. Das sind private Geldtauscher, die wesentlich bessere Kurse bieten als die Banken. Der Geldtausch ging dort folgendermaßen vonstatten: Man meldet sich telefonisch an, klingelt dort, ein Korb mit Schlüsseln wird runtergelassen, dann schließt man auf und betritt die Privatwohnung im 3. Stock. Zuerst gibt es ein Schnäpschen oder ein Glas Wein und ein Schwätzchen auf der Terrasse mit Blick über die Allerheiligenbucht. Das muß sein! Dann kommt der "offizielle Teil", der Geldtausch selber. Das ganze ist ungewöhnlich, aber gemütlich, würde sicher manche sensibel-ängstliche Natur abschrecken, aber ist in Wirklichkeit risikolos. Ein wenig Lokalkolorit und Abenteuer muß sein!

    Dienstags haben wir, wie beim ersten mal, die berühmte Trommlergruppe OLODUM, die u.a. auch mit Michael Jackson zusammenarbeitet, besucht. Ein eindrucksvolles Erlebnis inmitten farbenprächtiger Umgebung zusammen mit den Einheimischen auf einem großen Platz mitten in der Stadt.

    Fußball war auch wieder angesagt mit FC Bahia vs. Santos vor 80.000 Zuschauern. Wir haben das ganz normal mit dem Taxi gemacht. Die Umstände waren wieder echt brasilianisch, laut, chaotisch, haben nichts mit deutschen "geordneten" Verhältnissen bei einem solchen Ereignis zu tuen.

    Mit der Fähre haben wir die Insel Itaparica in der Allerheiligenbucht besucht, wunderschön naturbelassen, und haben wieder "unsere" Kunstgalerien aufgesucht.

    Ansonsten haben wir uns treiben lassen, richtig rumgelümmelt, gut gegessen und getrunken, die brasilianische Lebensart in uns aufgenommen. Salvador ist eine große Stadt, fast so groß wie Berlin, hat aber überhaupt nichts mit der Hektik hiesiger Städte zu tuen. Die Leute sind freundlich, hilfsbereit. Es gibt zwar in den Straßen jede Menge fliegender Händler, wir haben sie "brasilianische Ich AGs" genannt, aber wenn man freundlich sagt, man habe kein Interesse, gehen sie weiter. (Nicht wie z.B. in der Türkei, wo sie mitunter aggressiv und dreist werden!)

    Dann wurde es Zeit für die Insel. Bekannte hatten uns sie Ilha de Tinhare empfohlen, ca. 2 Stunden mit dem Schnellboot von der Unterstadt Salvadors entfernt. Die gesamte Insel ist autofrei, Transporte erfolgen mit Eselkarren oder, für das Gepäck, mit Traktoren, sie ist dicht mit Regenwald bewachsen, ganz dünn besiedelt, hat nur ca. 2.000 Einwohner, drei etwas größere Örtchen, der größte und in ganz Brasilien bekannte ist  Morro de Sao Paulo. Dort war auch unsere Pousada Colibri, sie liegt auf einem Hügel über dem Dorf, man hat von dort einen wunderbaren Ausblick über den Urwald bis hinunter zum kleinen Hafen. Die Besitzer, das Ehepaar Helmut, aus Gladbeck im Ruhrgebiet, und Marga Bauer, aus dem Westerwald, haben diese Pousada vor 20 Jahren als Hippies gegründet. Sie ist heute anerkannt die beste Pousada in ganz Morro. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt, sie lasen uns jeden Wunsch von den Augen ab, ohne je aufdringlich zu werden.

    Die ausnahmslos palmenbewachsenen Strände der Insel sind durchnummeriert. 1 und 2 sind ortsnahe, relativ bevölkerte Strände, 2 ist der Partystrand für junge Leute, ab Strand 3 wird es immer einsamer, an 4 und 5 (Gesamtlänge ca. 20 km) trifft man nur gelegentlich einsame Strandwanderer oder Bewohner der nur 3 Strandpousadas dort. Einfach traumhaft.

    Die Restaurant- und Kneipenszene ist sehr bunt und vielfältig, die Preise sind für brasilianische Verhältnisse recht hoch, für uns jedoch sehr moderat. Von der Insel haben wir wunderschöne Bootsausflüge zu den Nachbarinseln Ilha de Boipeba und Ilha de Cairu gemacht und das Provinzstädtchen Valenca auf dem Festland besucht. Die ganze Atmosphäre dort ist sehr leger-exotisch. Den Rückweg zum Flughafen Salvador haben wir aus praktischen Gründen von der Insel aus mit einem 9-Sitzer-Fliegerchen gemacht, das die Insel und Salvador 3x tgl. verbindet. Tarif ca. 30,00 Euro oneway.

    Wir haben uns fest vorgenommen: Morro sieht uns wieder. Helmut und Marga vermieten einen Bungalow zum Selberbewirtschaften, wir hoffen, ihn mal für eine längere Zeit nutzen zu können.

    Beim nächsten mal: Arraial d'Ajuda in der Nähe von Porto Seguro (Bahia).

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • gisel
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    geschrieben 1100457951000

    Hallo Salvamore, leider waren wir nicht im Nationalpark Chapada Diamantina. Aber er muss sehr beeindruckend  sein. Gelesen habe ich schon einiges darüber (du sicher auch!). 

    Mir hat dein Bericht über die vorgelagerte Insel bei Salvadore super gut gefallen.

    Ich sehe es schon kommen: Wenn ich alle Ziele in Brasilien noch bereisen will die mich interessieren- habe ich keine andere Wahl, als bis ins hohe Alter topfit und reiselustig zu bleiben!

    Einen schönen Sonntagabend! Gisela.

  • salvamor41
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    geschrieben 1100519405000

    Hallo Gisela,

    alle, mit denen wir gesprochen haben, die in der Chapada Diamantina waren, äußerten sich total begeistert über die unberührte Natur dort. Allerdings scheint es auch körperlich ziemlich anstrengend dort zu sein. Wir werden vorher hier schon mal ein bischen üben!

    Brasilien ist wirklich eine "Lebensaufgabe", da hast Du wohl Recht. Aber wenn man so offen und unkompliziert an die Dinge rangeht wie Du, dann bleibt man auch fit für weitere Reisen. 

    Gruß salvamor

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • salvamor41
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    geschrieben 1100522642000

    Unsere nächste Brasilien-Reise führte uns dann im März '03 nach Arraial d' Ajuda bei Porto Seguro in Süd-Bahia. Das ist eine ziemlich "wilde" Gegend dort, man ist mitten in der "Pampa", weit und breit gibt es keine großen Städte, nach Rio sind es ca. 1.100 km, nach Salvador ca. 700 km.

    Um mit dem Flieger nach Porto Seguro zu gelangen, muß man in Sao Paulo erst einmal den Flughafen wechseln, von dem internationalen Guarulhos zu dem nationalen Congonhas. Dazu muß man mit einem Zubringerbus ca. 2 Stunden quer durch diese Riesenstadt fahren, denn Congonhas liegt am anderen Ende.

    In Porto Seguro angekommen, muß man, um nach Arraial zu gelangen, mit einer Fähre den sehr breiten Fluß Buranhem überqueren.

    Unsere Pousada Erva Doce, geführt von einer brasilianischen Familie, liegt mitten im Ort, es ist eine typisch brasilianische Pousada, verwinkelt, aber urgemütlich, mit einem wunderschönen Innenhof mit Pool und einem liebevoll gepflegten Orchideengarten, Hobby des Inhabers. Die Gäste dort waren ausschließlich Brasilianer der etwas gehobenen Einkommensklasse, die meisten aus Sao Paulo, Belo Horizonte und Brasilia. Wir haben bei dieser Gelegenheit zum wiederholten Male festgestellt, daß wir auch ohne deutsche Miturlauber sehr gut zurecht kommen, wir haben jedenfalls nichts vermißt. Allerdings war es so, daß unsere brasilianischen Miturlauber alle ein wenig Englisch sprachen (einer sogar sehr  gut Deutsch), was in Brasilien keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. Es gab in unserer Pousada ein nett eingerichtetes Zimmer und ein bombiges brasilianisches Frühstück, das wirklich bis zum Abend hielt, zumal es nachmittags noch Kaffee und Kuchen aufs Haus gab. Das alles war für 80,00 Reais pro Zimmer und Nacht (z.Zt. ca. 23,00 Euro) wirklich fast geschenkt.

    Der Ort Arraial d' Ajuda war uns von Bekannten aus Buzios empfohlen worden, die uns aber gleichzeitig warnten, nur ja nicht in der Hochsaison dahin zu fahren, weil dann dort der "Bär tanzt". Der Ort ist dann vor allem bei brasilianischen Jugendlichen sehr begehrt. Wir fuhren deshalb in der Nebensaison dort hin und lernten Arraial als ein quirliges Multi-Kulti-Örtchen, wo Alt-Hippies, Backpackers, Nudisten, Ökos, Schwule und Lesben, Normalos und auch viele Prominente (u.a. Richard Geere und Robert de Niro waren da) ihr Plätzchen finden, also ein buntes Gemisch von toleranten, kontaktfreudigen Zeitgenossen. Der Ort teilt sich in einen neuen Teil, wo es viele sehr schöne, geschmackvoll gestaltete Pousadas, Restaurants, Cafes etc. gibt, und den älteren Teil. Es gibt dort auch eine in ganz Brasilien bekannte Junkieszene, aber wenn man sie nicht sucht, bemerkt man sie gar nicht. Der Ort liegt oben an einer Steilküste, den Strand erreicht man über eine gut ausgebaute abschüssige Straße. Wenn man unten ist, will man nicht mehr weg, 20-30 km Palmenstrand nach rechts und links.

    Von Arraial aus haben wir Ausflüge natürlich nach Porto Seguro und nach Trancoso, einem bekannten Aussteigerort, gemacht. Port Seguro ist eine kleine, sehr gepflegte Stadt mit ca. 80.000 Einwohnern, die ganz auf die Karte Urlaub setzt. Leider verläuft zwischen dem Strand und den Hotels eine viel befahrene Fernstraße, unser Fall wäre das nicht. Der Ausflug nach Trancoso hatte schon leichten Expeditionscharakter. Durch nächtliche Regenfälle war der dorthin führende bessere Feldweg völlig verschlammt, die Brücken machten einen reichlich labilen Eindruck, aber der Linienbus bahnte sich unbeeindruckt seinen Weg. Die Leute dort sind Schlimmeres gewöhnt, aber für sensible Mitteleuropäer ist so eine Fahrt durchaus gewöhnungsbedürftig. Trancoso besteht aus einem riesengroßen Platz, Quadrado genannt, einem winzigen Kirchlein und einigen geduckten Häuschen drumherum. Es ist alles sehr ursprünglich geblieben dort, was zur Folge hat, daß auch einige Prominente sich dort ihr Rückzugsnest gebaut haben. Unser Plan, auch noch Caraiva ca. 40 km weiter zu besuchen, scheiterte an den immer schlechter werdenden Straßenverhältnissen. Es wollte niemand mehr hinfahren. Wir wollten dorthin, weil in der Nähe ein Indianereservat der Pataxos ist.

    Wir fuhren nach 3 Wochen zwar gut erholt nach Hause, stellten allerdings auch fest, daß wir so ganz ohne Stadt in der Nähe nur schwer auskommen. Eine Stadt mit Kulturangebot plus Erholungsanteil am Strand ist wohl für uns die bessere Variante.

    Beim nächsten Mal: Olinda und Porto de Galinhas (Pernambuco) und Jacuma (Paraiba). 

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