• gisel
    Dabei seit: 1093996800000
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    geschrieben 1094755074000

    Hallo, auch wir gehören zu den "Süchtigen". Wir waren dieses Jahr im Januar auf der Halbinsel Buzios (Siehe auch in der Hotelbewertung). Es war unser zweiter Aufenthalt in Brasilien. Vor drei Jahren haben wir eine Rundreise unternommen (organisiert von TUI - wirklich Super!) und anschließend im Hotel Praia del Forte, nördlich von Salvadore de Bahia, gewohnt. Es war wie im Paradies! So einen Strand kann man in der Karibik lange suchen, das Hotel war Spitzenklasse, die Menschen herzlich und der kleine Ort in der Nähe des Hotels wie aus einem Bilderbuch.

    Auf Buzios hat es uns ebenfalls super-gut gefallen. In der Stadt selbst geht jeden Abend die Post ab. Aber da unsere Pousada außerhalb lag, konnten wir immer zwischen Rummel und Ruhe wählen.

    Inzwischen haben wir für Januar 2005 Thailand und Vietnam gebucht - und ich bin am zweifeln ob wir nicht doch besser wieder............naja, wir werden sehen.

    Auf jeden Fall kann ich Brasilien als Urlaubsland nur empfehlen.  Nur Mut, auf nach Rio!

  • Francis
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    geschrieben 1094757033000

    Hallo Salvamor,

    vielen Dank für die prompte Antwort. ich bin schon länger am überlegen, nach Brasilien

    zu fliegen. Da hast du mir ja einige Anregungen mitgeteilt. Ich werde dann mal einige

    Recherchen starten. Mal schauen, ob es klappt. Ich bin auch schon recht weit rumgekommen

    und immer auf der Suche nach schönen Zielen.

    Danke auch für dein Angebot, mir Infos per mail zuzuleiten.

    beste Grüße

  • salvamor41
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    geschrieben 1094764364000

    Hallo Gisela,

    wie schön, hier im Forum jemanden wie Dich zu treffen, der meine Begeisterung für Brasilien teilt.

    Wir waren erstmals 1998 in Brasilien, und es war Buzios. Wir wohnten in der netten, von einem deutsch-brasilianischen Ehepaar geführten, Pousada Alicia am Manguinhos-Strand, das ist der Strand auf der anderen Seite der Hauptstraße. Buzios ist wirklich sehr vielseitig, man kann seine Ruhe haben oder sich in den Trubel stürzen.

    Danach waren wir dann in Salvador da Bahia, kombiniert mit Imbassai. Das ist der nächste Ort nach Norden von Praia do Forte, ungefähr 10km weiter. P.d.F. haben wir natürlich auch kennen gelernt, Deine Beschreibung des Ortes stimmt genau, wir haben das auch so empfunden. Imbassai hat ganz einsame Strände, ist noch ein wenig mehr öko-angehaucht, fast ohne jegliche Infrastruktur, ich glaube, die wollen das so. Habt Ihr in Praia do Forte in dem Eco-Resort gewohnt, mich würde mal interessieren, wie es da so ist.

    Unsere weiteren Ziele waren wiederum 1 Woche Salvador und 2 Wochen Morro de Sao Paulo auf der Ilha de Tinhare, ca. 3 Stunden mit der Fähre von Salvador, dann Arraial d'Ajuda bei Porto Seguro und im Januar '04 Olinda in Kombination mit Porto de Galinhas.

    Jetzt wollen wir im Februar '05, genau wie Ihr, nach Vietnam, das planen wir schon seit Jahren. Aber unsere Liebe zu Brasilien bleibt bestehen, als nächstes planen wir 1 Woche Rio und zwei Wochen Paraty in Verbindung mit der Ilha Grande.

    Wie sehen Eure Vietnam-Planungen aus? Wenn Du Lust hast, können wir das im Asien-Forum weiter besprechen.

    Gruß salvamor

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  • gisel
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    geschrieben 1094808290000

    Hallo salvamore, ja wir haben im Eco-Resort gewohnt. Ich kann es nur empfehlen. Als wir ankamen hat mich alles ein bisschen an einen Robinson-Club erinnert. Kurz darauf erzählte die Reiseleiterin, dass die Anlage als Robinson-Club geplant gewesen wäre. Alles ist sehr großzügig und komfortabel. Das Essen in Buffet-Form war spitzenmäßig (Bier und Softdrinks waren im Preis enthalten), die Zimmer gut ausgestattet und sehr ruhig. Am Strand und am Pool super bequeme Liegen und Service. Dezente Animation -allerdings nur in portugisisch, da die meisten Gäste Brasilianer waren. Kurz gesagt : Nach einer Rundreise genau das richtige Hotel um total zu  entspannen! Gruß, Gisela.

  • salvamor41
    Dabei seit: 1086652800000
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    geschrieben 1099485857000

    Hallo Gisela,

    eigentlich sollten wir beiden Brasilien-"Süchtigen" noch viel mehr die Werbetrommeln für dieses schöne Land rühren.

    Ich schlage vor, wenn es Dir recht ist, daß wir in loser Folge Interessantes über unsere Erlebnisse dort, gesellschaftliche und kulturelle Backgrounds sowie praktische Erfahrungen berichten.

    Ich werde in Kürze mal den Anfang machen.

    Wir wollen sicher niemanden missionieren, aber vielleicht gelingt es uns, den einen oder anderen doch noch neugierig zu machen und zu einer Reise nach Brasilien zu bewegen.

    Zumindest werden wir das Südamerika-Forum beleben.

    Gruß salvamor

    ><o(((°> Don't feed the Trolls <°)))o><
  • gisel
    Dabei seit: 1093996800000
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    geschrieben 1099509653000

    @salvamore, das ist eine gute Idee. Ich habe gerade heute Nachmittag einer Nachbarin (erklärter Asienfan) wieder einmal von Brasilien vorgeschwärmt. Auf ihre Frage, warum wir dann im Januar nach Asien flögen, konnte ich spontan keine Antwort geben.

    Ich hoffe, dass wir es nicht bereuen. Wir haben übrigens die Antragsformulare für das Visum (du weisst ja, Vietnam) bekommen. Schon ausgefüllt und zurück gefaxt.

    Es hat mich gefreut, dass du den Reisebericht über die Vietnam-Flitterwochen auch so toll gefunden hast!

    Einen schönen Abend, Gisela.

  • salvamor41
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    geschrieben 1099686778000

    Hallo Gisela,

    die Frage "Warum nicht wieder nach Brasilien?" hat man uns auch schon gestellt. Alleine Brasilien ganz intensiv zu bereisen, wäre sicher eine Lebensaufgabe, so vielfältig ist das Land. Aber man muß das Reisen nach Brasilien oder Südamerika allgemein ja nicht unbedingt zum Dogma erklären. Die Asienfahrer wechseln ja auch schon mal, fahren dann nicht unbedingt nach Südamerika, aber nach Afrika oder in die Karibik oder in die USA. Solche "Wechsel-Urlauber" gibt es auch hier im Forum eine ganze Menge.

    Wir haben Vietnam jetzt fest gebucht, wollen im März den Nordteil bereisen, d.h. Hanoi, Halong-Bucht, Sa Pa, dann runter nach Hoi An und Umgebung. Ich hoffe, wir haben es richtig gemacht wg. "Wetter u. Co"! 

    Übrigens, mit dem Visum klappt das vorzüglich, unsere hatten wir innerhalb von 3 Arbeitstagen.

    Wenn uns noch was einfällt zu Vietnam, könnten wir wahrscheinlich besser im Asien-Forum weiterdiskutieren. 

    Besten Gruß

    salvamor 

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  • salvamor41
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    geschrieben 1099694326000

    Brasilien ist ein sehr komplexes "Ding". Man kann diesem von den Ausmaßen her riesigen Land nicht mit einer kurzen, oberflächlichen Beschreibung gerecht werden. Dazu sind die Kulturen, Lebensformen, Landschaften und die dort lebenden Menschen zu unterschiedlich. Das Land ist in der Tat riesig, Deutschland paßt ca. 23 mal rein, die Küstenlinie ist ca. 7.500 km lang, es leben dort ca. 170 Millionen Schwarze, Weiße, Asienstämmige, Indianer und gaaaaaaaanz viel Braune in unterschiedlichen Schattierungen zusammen.

    Die sozialen Unterschiede sind gewaltig mit daraus resultierenden Problemen, u.a. einer gewaltigen Kriminalität, mit der man als Tourist freilich kaum in Berührung kommt, wenn man ein paar Verhaltensregeln beachtet.

    Es soll hier nichts schön geredet werden. Deshalb werde ich auch zwangsläufig über "horror facts and figures" berichten müssen. Ich stelle dies bewußt an den Anfang. 

    In den großen städtischen Ballungsräumen, vor allem Sao Paulo und Rio de Janeiro, sollte man schon darauf achten, wer um einen herum ist, ohne jetzt gleich in jedem einen ********** zu sehen, der einem nach dem Leben trachtet. Sicher sollte man nicht in irgendwelchen Favelas rumlaufen und generell nachts nicht in einsamen Gegenden spazieren gehen. Auch das Zurschaustellen von irgendwelchen Pretiosen ist nicht anzuraten, die Rolex sollte man auch zu Hause zu lassen. 

    Zum Thema Sicherheit wird hier bei uns allerdings auch viel völlig Verzerrtes und schlicht Unwahres berichtet, und das oft von Leuten, die nie in Brasilien gewesen sind. Ganz offensichtlich schreibt auch oft der eine vom anderen irgendwelche Horrorgeschichten ab nach dem Motto "bad News are good News", ohne den Wahrheitsgehalt des Geschriebenen geprüft zu haben. 

    Wir haben uns bei unseren Aufenthalten in Brasilien auf den gesunden Menschenverstand verlassen (der ehrlicherweise allerdings in gewissen Situationen auch nicht immer ausreicht).

    Wir sind immer freundlich und ohne Berührungsängste auf die Menschen zugegangen. Die Brasilianer sind spontan, herzlich, immer gut gelaunt, kontaktfreudig, feiern gerne, und als freundlicher, aufgeschlossener Gringo ist man dort sehr wohl gelitten. Wir haben nicht das ganze Land bereist, unsere Erfahrungen beziehen sich auf die Bundesländer Bahia, Pernambuco, Paraiba und Rio de Janeiro, mit zwei Kurzaufenthalten in Rio selber und in Sao Paulo. Die Unterschiede hinsichtlich der Sicherheit zwischen den städtischen Ballungsräumen und den kleineren Orten an der Küste sind ganz gewaltig. Während in den Städten, wie gesagt, die sozialen Unterschiede hart aufeinander prallen, läuft das Leben in den kleinen Örtchen und Städtchen an der Küste durchweg ruhig und teilweise geradezu idyllisch ab. Man kannte in vielen Pousadas (Pensionen) nicht einmal Safes, brauchte nicht einmal den Bungalow und den Mietwagen abzuschließen.

    Ich möchte den 1. Bericht hier beenden, im nächsten dann über einige unangenehme Tatsachen berichten.

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  • salvamor41
    Dabei seit: 1086652800000
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    geschrieben 1099702147000

    Die bereits erwähnte negative Berichterstattung in den deutschen Medien trägt ganz erheblich zu dem negativen Image bei, das Brasilien bei uns hier hat. Und es hält leider viele Menschen ab, Urlaub in Brasilien zu machen, obschon vor allem die kleinen Leute mehr Einnahmen aus dem Tourismus gut gebrauchen könnten. Wenn man hier jemanden fragt, was ihm zu Brasilien einfällt, reduziert sich die Antwort leider auf die Klischees Copacabana, halbnackte Bodies, Karneval in Rio, Kriminalität und Favelas, allenfalls fällt noch jemandem Amazonas ein. Diese Klischees geben bei weitem nicht das breite Spektrum wieder, das Brasilien bietet. Das wäre so, als würde man Deutschland auf Oktoberfest, Krachlederne, Schwarzwald und Kölner Dom reduzieren.

    Brasilien ist nicht zu generalisieren. Es gibt keine typisch brasilianische Mentalität, es gibt keine typischen Brasilianerinnen oder Brasilianer, keine typisch brasilianische Landschaft, kein typisch brasilianisches Essen.

    Zum Thema Favelas, das durch den Film "Cidade de Deus" wieder extrem hoch kochte: Favelas sind die sozialen Brennpunkte an den Rändern der großen brasilianischen Städte. Wenn man sie als Elendsquartiere bezeichnen würde, würde ein falsches Bild entstehen, weil in den Favelas durchaus auch Leute aus dem brasilianischen Mittelstand leben. Es gibt "gute" und weniger gute Favelas. Die Bewohner der Favelas sind überwiegend Vertriebene. Teils wurden die Menschen aus den Innenstädten vertrieben, wenn Sanierungen anstanden, ohne daß man ihnen Ersatzwohnraum zur Verfügung stellte. Zum weitaus größeren Teil ist es allerdings aus dem Binnenland, dem sog. Sertao, vertriebene Landbevölkerung. Die Menschen ziehen dort halbnomadenartig von Scholle zu Scholle, dürfen sich nach dem Gesetz auf unbewohnter Scholle niederlassen und erhalten dann nach einem Jahr den Status des "posseiro". Sie werden oft, bevor das Jahr um ist, von den Großgrundbesitzern mit Hilfe von sogenannten "pistoleiros", gedungenen Verbrechern, vertrieben. Es kommt dabei zu Überfällen, man schreckt auch vor Mord nicht zurück. Die brasilianischen Medien berichten regelmäßig darüber, hier bei uns ist das fast völlig unbekannt. Wenn die Menschen schließlich nicht mehr wissen, wohin, lassen sie sich in den Favelas nieder in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

    Allen Favelas ist eins gemein: Sie werden von den jew. Stadtverwaltungen fast gänzlich ignoriert, erhalten keine Stromversorgung, keine Wasser- und Abwasserversorgung, keine Telefonleitungen etc. Man tut einfach so, als seien sie gar nicht vorhanden. Erst seit Anfang der 90er Jahre hat ein Umdenken begonnen, das sich jetzt unter dem ersten sozialistischen Präsidenten Lula verstärkt. Ein Bekannter von mir, Dipl-Geologe, hat in einer Favela in Rio längere Zeit verbracht und auch seine Doktorarbeit über die Favela Bairro geschrieben. Von ihm weiß ich, daß sich dort langsam etwas tut.

    Die völlige Perspektivlosigkeit der Menschen in den Favelas machen sich Drogenbarone zu Nutze, die die jungen Leute in ihr Drogengeschäft einbinden, sie als Boten einsetzen, ihnen ein sicheres Einkommen bieten und im Gegenzug die Favelas mit allem ausstatten, was die jeweiligen Stadtverwaltungen ihnen vorenthalten.

    Die größte Favela Lateinamerikas ist die Favela Rocinha in Rio de Janeiro. Dort leben inzwischen nach neuesten Schätzungen ca. 350.00 bis 400.000 Menschen, also ungefähr die Einwohnerzahl von Bochum oder Wuppertal. Von den insgesamt ca. 12 Millionen Menschen im Großraum Rio leben geschätzte ca. 20% in Favelas, das sind also ca. 2,4 Mio.

    Über das brasilianische Phänomen Arm-Reich berichte ich beim nächsten mal.   

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  • salvamor41
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    geschrieben 1099745903000

    Es ist unmöglich, sich Brasilien zu nähern, ohne sich mit dem kulturellen Hintergrund, der Geschichte des Landes und den Lebensumständen der dort lebenden Menschen zu beschäftigen.

    Umfassend zu berichten, würde den Rahmen dieses Forum sprengen, deshalb sollen hier fast auschließlich die wahrlich nicht rosigen Lebensumstände vieler Brasilianer thematisiert werden. 

    Die riesigen urbanen Ballungsräume Brasiliens beherbergen heute extremen Reichtum und unfaßbare Armut zugleich.

    Reichtum: Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich die Anzahl reicher Brasilianer mehr als verdoppelt. Gab es im Jahre 1980 aufgrund Erhebungen des brasilianischen Instituts für Geographie und Statistik noch ca. 500.000 Familien mit einem monatlichen Einkommen über 11.000 Reais (z.Zt. ca. Euro 3.000,00), waren es im Jahre 2000 schon ca. 1.160.000 Familien. Deren Anteil am Nationaleinkommen stieg innerhalb dieser Zeitspanne von 20% auf 33%. Heute stecken 2,4% aller Familien ein Drittel des brasilianischen Gesamteinkommens in ihre Tasche. Allein die 5.000 reichsten Familien, bei einer aktuellen Gesamteinwohnerzahl von ca. 170 Mio. Menschen, türmen ein Vermögen von ca. 40% des Bruttoinlandsproduktes eines gesamten Jahres auf. Das oberste Zehntel der Gesellschaftspyramide vereint auf sich ca. 3/4 aller Reichtümer des Landes.

    Armut: Eine erst im April 2004 veröffentlichte Studie der Stiftung Getulio Vargas hat ans Licht gebracht, daß 1/3 der Brasilianer weniger als ca. 80 Reais (ca. Euro 23) monatlich zur Verfügung stehen. Mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 2,10 Reais (ca. 60 Cent) verdienen die Bewohner der Favela Rocinha bis zu 90% weniger als ihre direkten Nachbarn in den besseren Wohngegenden, und müssen dafür auch noch mehr arbeiten. Auf dem Arbeitsmarkt haben die Favelados allein aufgrund ihrer Herkunft kaum Chancen, oft verleugnen sie deshalb ihre Adresse.

    In nur drei Jahrzehnten nach Beginn der Urbanisierung in den 70er Jahren entwickelte sich innerhalb der brasilianischen Metropolen all jene soziale Ungleichheit, die in den Jahrhunderten zuvor in den ländlichen Gebieten vorherrschte. Während in Sao Paulo im Jahre 1970 lediglich 1% seiner Einwohner in Favelas hausten, stieg deren Anteil bis 1993 auf 19,4%. In den Slums suchen Menschen im Müll nach Verwertbarem, um zu überleben. Selbst ein einfacher Kinobesuch ist für Millionen ein unerreichbarer Luxus. In den seit Jahrzehnten wachsenden Elendsgürteln sammelt sich ein wachsendes Heer von Perspektivelosen. Enorm hohe Arbeitslosigkeit in Verbindung mit der Abwesenheit jeglicher öffentlicher Hilfe verwandeln die Stadtränder zunehmend in eine Hölle aus extremer Armut und grausamster Gewalt. Sie sind der alltäglichen Gewalt der Banden und Drogendealer ausgeliefert. Nahezu die Hälfte der Betroffenen sind Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren. Auf dem regulären Arbeitsmarkt haben die jungen Leute, wie schon erwähnt, kaum Chancen. Von den Medien und der Gesellschaft werden sie stigmatisiert und mit den Drogenbossen und Revolverhelden in einen Topf geworfen. Die Kinder wachsen mit Drogen, Prostitution, Gewalt und Mord auf. Das ist ihr Leben, ihr Alltag. Ohne Zugang zu guten Schulen, ohne Chance auf eine reguläre Beschäftigung wachsen die Verlockungen der Kriminalität. Die Drogenbosse brauchen immer Nachwuchs und versprechen das schnelle Geld, Auto, Macht.

    Grundvoraussetzung für eine Änderung der Verhältnisse wäre eine radikale Bodenreform, die zwar jetzt von dem neuen sozialistischen Präsidenten Lula angestrebt, von den Großgrundbesitzern aber mit aller Macht hintertrieben wird, weil damit zwangsläufig auch Enteignungen einhergingen. Die Großgrundbesitzer spielen ihre Macht und ihre finanzielle Stärke brutal aus, indem sie private Armeen zur Verteidigung ihrer Besitztümer anheuern. Der Staat zögert, mit Gewalt vorzugehen, wil er "kolumbianische Verhältnisse" befürchtet und auch die in Brasilien in gewissen Kreisen einflußreichen US-Amerikaner fürchtet.

    Eine ausweglose Situation, wie es scheint!

    Wer jetzt noch Lust auf Urlaub in Brasilien hat, ist dort genau richtig. Als Urlauber bekommt man nämlich von alledem so gut wie nichts mit, wenn man es nicht wahrnehmen will.

    Wir für unseren Teil weigern uns jedoch, wie gesagt, diese Dinge zu ignorieren.

    Über die positiven Aspekte eines Urlaubs in Brasilien berichte ich ab dem nächsten Beitrag.

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