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    Der “Rote Blitz”

    Alle (zumindest die Deutschen) wissen dass der Zug nach Soller der “Rote Blitz” genannt wird …… aber niemand – auch nicht die jetzigen Besitzer dieses Zuges - wissen wo dieser Ausdruck herkommt (*). Komischerweise wird er nur auf deutsch benutzt, in keiner anderen Sprache bedeutet der “Rote Blitz” etwas, geschweigedenn bringt man ihn mit dem Zug nach Soller in Verbindung (manchmal nennt man den Zug auch “Orange Express” ).

    Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Soller zu einer wirtschaftlich bedeutenden Stadt, reich an Zitrusfrüchten, Mandeln, Oliven und Stoffprodukten. Soller war vom Rest der Insel von den fast unüberwindbaren Bergen der “Sierra de Alfabia”/Tramuntanagebirge, getrennt. Der Weg in die Hauptstadt – hier waren die Abnehmer der Produkte beziehungsweise der Hafen – war ein enger Bergpfad über den man mit von Pferden oder Maulesel gezogenen Karren die Produkte nach Palma bringen musste. Dieser Weg war nicht nur schwierig sondern auch gefährlich. Und nicht nur weil man den Wetterbedingungen ausgesetzt war (im Winter war dieser Weg oft verschneit), sondern auch den Wegelagerern und Banditen. Oft kam die Fracht gar nicht in Palma an.

    So setzten sich die Unternehmer Sollers zusammen um zu beraten wie man diese Probleme lösen könne. Man sprach von einem Zug über Deia nach Palma, aber diese Idee wurde aus Kostengründen schnell verworfen. Etwa 10 Jahre später setzte man sich wieder zusammen, und diesmal sprach man über eine direkte Strecke Soller – Palma mit Tunneln durch die Berge. Dieses ehrgeizige Projekt wurde den Bügern Sollers vorgestellt, man gründete eine Stiftung und verkaufte Aktien a 500.-. Pesetas/Aktie. FERROCARRIL DE SOLLER  (so der offizielle Name) wurde von fast 800 Gesellschaftern gegründet.

    Der Bau der Linie begann in 1907 gleichzeitig von beiden Seiten der Berge aus. Der Bau dauerte nur 4 Jahre und in 1911 fuhr die Dampflok “María Luisa” zum ersten Mal durch den Tunnel. Am 16. April 1912 eröffnete man den Linendienst für den öffentlichen Verkehr. Am 4. Oktober 1913 eröffnete man die ‘Verlängerung’ der Strecke zwischen Soller und dem Hafen von Sóller mittels einer Strassenbahn, hauptsächlich - aber nicht nur – für den Personenverkehr. Im Gegensatz zum Zug wurde die Strassenbahn mit Strom angetrieben, der von einem eigenen 65 KW starken Generator der Firma SIEMENS-SCHUCKERT erzeugt wurde. Im Jahr 1929 wurde dann auch die Zugtrecke elektrifiziert, ebenfalls von SIEMENS-SCHUCKERT.

    Die Zugstrecke ist insgesamt 27,3 Km lang, die Strassenbahnstrecke zusätzliche 4,9 Km. Der Zug fährt durch 13 Tunnel die zwischen 33 und 2.876 M lang sind und bewältigt einen Höhenunterschied von 199 M auf nur 7 Km Strecke. Der Zug hat eine Spurbreite von einem englischen Yard (914 MM).

    Mit dem Ausbau der Strasse über den “Coll de Soller”(Sollerpass) Mitte letzten Jahrhunderts und dem relativ neuen Strassentunnel (1997) verlor der Zug von Soller nach und nach seinen ursprünglichen Sinn und wurde immer mehr zur touristischen Attraktion. Die Einführung der sogenannten “Inselrundfahrt” – Kombination Bus, Zug, Strassenbahn und Schiff nach LaCalibra (der heute noch meistgebuchte Ausflug der – “falsche Bescheidenheitbeiseite” – im Jahr 1972 von mir ‘erfunden’ wurde) bedeutete die Krönung der touristischen Nutzung des “Roten Blitz”.

    Das Management konnte sich den modernen Zeiten nicht anpassen. Das Geschäft wurde quasi wie eine Behörde geführt. Im Jahr 2002 stand der Zug nach Soller kurz vor dem finanziellen ‘Aus’. Neue Ideen und ‘frische Luft’ waren notwendig. Alle Gesellschafter wollten verkaufen (die in 1911 für100 Jahre erteilte Konzession zum betreiben des Linienverkehrs lief in 2011 aus), keiner wollte ihnen abkaufen. Die Landesregierung der Balearen wollte den Zug auch nicht übernehmen. Aber es gab 2 Unternehmer aus Soller für die das ‘Aus’ des “Roten Blitz” auch das ‘Aus’ ihrer Firmen bedeutete: die Eigner der “Blauen Schiffe” (BARCOS AZULES, die den Verkehr Puerto Soller – la Calobra bedienen) und den Eigner so gut wie aller Restaurants in La Calobra (zusätzlich zum grössten Restaurant in Puerto Soller das sich im Gebäude der Endstation der Strassenbahn befindet). Ohne Zug keine “Inselrundfahrt”, ohne “Inselrundfahrt” keine Geschäft für die Schiffe bzw. die Restaurants in La Calobra. Schnell kam man zum Schluss dass man sich in den “Roten Blitz” einkaufen musste um selbst zu überleben …. und man übernahm - quasi gezwungenermassen - kurzfristig die Kontrollmehrheit der Zugaktien.

    Mit einer neuen, aggressiven Geschäftspolitik und aufeinanderfolgenden Preiserhöhungen wurde der “Rote Blitz” nicht nur finanziell gerettet, sondern die neuen Gesellschafter und Geschäftsführer konnten im Jahr 2005 mit der Balearenregierung eine Verlängerung der Betriebskonzession für zusätzliche 50 Jahre aushandeln (nunmehr bis 2055), allerdings mit strengen Auflagen: es müssen – über einige Jahre - runde 14 Millionen Euros in die Erneuerung der Gleise, der Elektrifizierung der Strecke und in zusätzliche Instandhaltungsmassnahmen investiert werden. Obwohl die Zugmaschinen und die Wagons noch die gleichen von vor über 100 Jahren sind erfüllen sie die aktuellen Sicherheitsbestimmungen- und Auflagen für den öffentlichen Personenverkehr (automatische Bremssyteme, GPS, Sicherheitsüberwachung, elektronische Kontrollzentrale, etc, etc.). Die gesamte Technik und Instandhaltung des rollenden Materials muss in der firmeneigenen Werkstatt in Soller ‘in Handarbeit' durchgeführt werden.

    Der “Rote Blitz” befördert jährlich über 900.000 Gäste, die Strassenbahn gut über 1 Million. Die Firmengruppe hat ein eigenes Reisebüro gegründet und bietet inzwischen 2 verschieden Versionen der “Inselrundfahrt” im Direktverkauf übers Internet an (siehe VALL SOLLER SERVICES). Der “Rote Blitz” hat sich zur Touristenattraktion Nr 1 der Insel gemausert.

    (*) Vor ein paar Jahren habe ich versucht den Ursprung des Ausdrucks "Roter Blitz" (für den Zug von Soller) ausfindig zu machen. Das einzige was ich fand war folgender Text in einem Buch (über den Friedhof von Soller der sich etwas überhalb des Bahnhofs befindet): "Das Zwitschern der Vögel umgibt den Ort. Unter den Füßen knirscht der Kies. Fernab hört man das Pfeifen vom "Roten Blitz". Es ist ein Ort, der Würde ausstrahlt und im wahrsten Sinne des Wortes erhaben ist".

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    geschrieben 1425330238000

    Verkaufsförderung ‘a la mallorquina’ (2)

    IBEROTEL war Mitte/Ende der 70er Jahre letzten ahrhunderts der absolute Pionier in Sachen Verkaufsförderung der mallorquinischen Hotels auf dem europäischen Markt. Die verschiedenen Aktionen fanden immer in den Wintermonaten – den Hauptbuchungsmonaten für Urlaiub und Ferien - statt.

    Eingeladen zu diesen Veranstaltungen wurden die Reisebüroangestellte der verschiedenen, europäischen Grossstädte und deren Umgebung, immer an einem Freitagabend. Es gab Vorträge, Vorstellungen, Filme, Tonbildschaus, sogar Animation (mit IBEROTEL Animateuren)… natürlich alles bei reichlich ‘Speis und Trank’. Werbematerial und Werbegeschenke wurden verteilt.

    Das gesamte Material musste ausgeflogen werden. Prospekte, Geschenke, Film/Tonbildmaterial, Projektoren, etc., etc.. IBEROTELhatte für diese Zwecke etwa 15 komplette Tonbildschauanlagen (eine Anlage auf jeweils 2 spezielle Koffer verteilt, insgesamt 45 Kg schwer) die im Sommer in den Hotels eingesetzt und im Winter für diese Aktionen benutzt wurden. Es war normal dass man mit über 100/150 Kg Gepäck pro Person von Palma abflog (Übergepäck war kein Problem, man nutzte Charterflüge von Veranstaltern mit denen man Verträge hatte).

    An einem bewussten Freitagabend fand eine Veranstaltung in einem bekannten Lokal der Frankfurter Innenstadt statt. Der Zufall wollte, dass einer der teilnehmenden Hoteldirektoren allein ab Palma flog (alle anderen Teilnehmer befanden sich schon in Deutschland). Genannter Direktor war nicht nur der älteste aller IBEROTEL Direktoren (etwas über 60 Jahre), sondern er war auch etwas gehbehindert. Als Gepäck hatte er seinen eigenen Koffer, die 2 Koffer der Tonbildschau, und 4 “Vertreter-Koffer” mit Prospekten und anderem Werbematerial dabei, insgesamt fast 120 Kg. Der Flug war um 08.00 Uhr ab Palma.

    Am Frankfurter Flughafen angekommnen hatte unser ‘Freund’ das erste Problem: er musste 2 Taxis anmieten, denn in einem hatten die Koffer nicht genügend Platz. Die Fahrt ging gleich ins bewusste Lokal. In der Frankfurter Innenstadt hielten die Taxis an und luden Passagier und Gepäck aus. Von dem Lokal aber war nichts zu sehen. Auf die Frage wo denn das Lokal sei, wurde unser ‘Freund’ von den Taxifahrern aufgeklärt: das Lokal sei etwa 300 Meter die Fussgängerzone entlang, man dürfe aber um diese Tageszeit mit dem Taxi nicht bis vor das Lokal fahren. Was machen?

    Kurz entschlossen machte sich der Hoteldirektor auf den Weg. Es regnete, Temperatur 2 Grad. Mit jeweils 2 Gepäckstücken rückte er im “10-Meter-Rythmus” in Richtung Lokal, wo er patschnass eine knappe Stunde später ankam. An der Tür hing ein Schild das ankündigte dass das Lokal erst um 18.00 Uhr öffnet.

    Bis um 18.00 Uhr sass unser ‘Freund’ auf den Koffern, der Tonbildschau und dem Gepäck, ohne die Möglichkeit etwas zu essen oder zu trinken, im Regen und in der Kälte. Als die Kollegen am späteren Nachmittag ankamen war er alles andere als gut gelaunt. Nach Rückkehr dieser ‘Tour’ kam der Direktor – ubrigends ein Belgier - zu mir ins Büro (ich war verantwortlich für die Organisation und Durchführung dieser Verkaufsförderungsaktionen) und ‘bat’ mich in unmissverständlichen Worten ihn von der Teilnahme an zukünftigen Veranstaltungen freizustellen.

    Das war die letzte Teilnahme unseres 'Freundes' an einer Verkaufsförderungsverantaltung der Hotelkette.

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    geschrieben 1425467051000

    Touristischer Transport

    Auf der Insel gibt es viele Busunternehmer, aber 2 dieser Unternehmer haben quasi eine Monopolstellung was den Transport von Touristen anbelangt. Das sind die Firmen TRANSUNION (ca. 400 Busse) und COMAS (ca. 200 Busse). Das drittgrösste Unternehmen ist ULTRAMAR TRANSPORT (ca. 100 Busse), gehört zur TUI-Gruppe und stellt ihren Service somit kaum anderen Veranstaltern/Agenturen zur Verfügung (und wenn, dann mit ‘neutralen’ Bussen ohne TUI-Aufschrift).

    Der Transport ist eine wichtige Komponente der touristischen Leistungen. Hier geht es um die Flughafentransfers und um die Ausflüge. Der Konkurrenzkampf ist gross. TRANSUNION und COMAS sind ‘befreundet’ und teilen sich den Markt. Beide Unternehmen haben ihre ‘feste’ Kundschaft (sie machen den gesamten Transport der grossen Reiseveranstalter) und teilen sich die Ausflüge je nach Zonen der Insel auf. COMAS – über ein eigens dafür gegründetes Reisebüro - organisiert alle Ausflüge für kleinere Veranstslter/Agenturen und Einzelbucher in der Zone zwischen Sant Elm/Puerto Andratx und Cala Blava, während TRANSUNION die Ausflüge im Rest der Insel anbietet, auch über ein eigenes Reisebüro. Wenn die grossen Reiseveranstalter in irgendeiner Zone der Insel keinen eigenen Bus für einen bestimmten Ausflug belegen können nutzen sie die Ausflugsbusse dieser beiden Unternehmer. AUTOCARES ROIG (Cala D’Or) bildet hier eine Ausnahme, denn dieser Transportunternehmer arbeitet an einem Teil der Ostküste in Konkurrenz zu den beiden grossen, ebenfalls über ein eigenes Reisebüro.

    Alles was mit Transport auf der Insel zu tun hat ist – meiner Meinung nach – etwas anakronisch und nicht mehr zeitgerecht. Bekannt sind die teilweise lange Wartezeiten bei den Transfers am Flughafen. Die Veranstalter drücken die Preise der Busunternehmer, Busse müssen auf die Ankunft verschiedener Flüge warten bis sie dann in eine bestimmte Zone fahren. Auf der Fahrt werden teilweise eine Grosszahl von Hotels angefahren, die Gäste sitzen lange im Bus. Viele buchen den schnelleren Transferservice der inzwischen breiten Palette von Anbietern. Wenn sich die verschiedenen Reiseveranstalter– allen voran die grossen, die das Marktgeschehen beherrschen – einigen würden und die Gäste auf den Bussen “zusammensetzen” würden, wären bei Abkunft die Busse schneller voll, weniger Hotels würden angefahren werden, die Transferzeiten wären viel kürzer und wieder akzeptabel. Aber das will keiner machen, denn auf dem Bus für TUI-Gäste muss TUI stehen, man will ja seine Kunden schliesslich nicht mit dem ‘Fussvolk’ con Thomas Cook mischen (ist nur ein ironisches Beispiel).

    Bei den Ausflügen ist das nicht anders. Man klappert Hotel nach Hotel (bzw. Sammelpunkt nach Sammelpunkt) ab um die Kunden abzuholen, möglicherweise müssen die Gäste dann noch vor der Kathedrale oder an einer anderen Stelle ‘umsteigen’, der Service ist alles andere als optimal, und das trotz den heutigen Ausflugspreisen. Man tut sich schwer sich den Zeiten und den Entwicklungen anzupassen. Man will – fälschlicherweise– an der eigenen Identität festhalten auch wenn das zu Lasten der Servicequaliät geht.

    Seit Jahren funktioniert die Leihwagenrückgabe an den meisten deutschen Flughafen über einen einzigen Rückgabekanal, unabhängig von welcher Firma man den Wagen gemietet hat: ein Check-In Team, eine Waschanlage, ein vereinigter Ablauf …. und per PDA gehen die Daten in Echtzeit an die jeweiligen Vermieter. Wie ich meine, eine Abwickiung zu Gunsten der Kunden, einfacher, schneller, effizienter.

    Warum nicht so ein ähnliches System bei Transfers und Ausflügen auf Mallorca? Ich meine dass die Transportqualität heute – im Vergleich zu vor 30 oder 40 Jahren – zum Leidwesen der Gäste abgenommen hat.

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    geschrieben 1425587810000

    Die mallorquinische Sprache

    ‘Mallorquin’ ist ein Dialekt vom katalanisch (Sprache diein Katalonien – Provinzen Barcelona, Tarragona, Lleida und Girona gesprochen wird), mit anderer Gramatik und anderem Wortschatz als das ‘normale’, kastilische spanisch das in ganz Spanien gesprochen wird. In Spanien gibt es 5 autonome Regionen (den deutschen Bundesländern gleichkommend) die offiziell zweisprachig sind: Katalonien, Valencia und Balearen (hier spricht man ausser ‘spanisch’ katalanisch), das Baskenland (hier spricht man baskisch - ‘euskera’ ) und Galizien (hier spricht man galizisch). In diesen ‘Bundesländern’ sind gesetzlich alle offiziellen Dokumente, Formulare und Schriftverkehr mit den Behörden in den zwei offiziellen Sprachen dieser ‘Bundesländer’. In der Praxis sieht das aber etwas anders aus.

    Der katalanische Dialekt auf Mallorca nennt sich “mallorquin”, der Dailekt der auf Ibiza und Formentera gesprochen wird nennt sich “ibizenco”, auf Menorca spricht man “menorquin“. Das ‘mallorquin’ auf Mallorca hat je nach Zone/Gebiet verschiedene, klar zu erkennende Akzente. Mallorquin spricht man auf der Insel seit der Eroberung der Inseln durch das Königreich Aragon (das spätere Spanien) in 1229. Durch die Besetzung Menorcas durch die Engländer im 18. Jahrhundert haben sich im menorquin ‘vermenorquiniserte’, englische Ausdrücke eingeschlichen (Kreide auf englisch ist ‘chalk’, auf menorquin “xoc”, Schraube auf englisch ist ‘screw’, auf menorquin “escrú”, zum Beispiel).

    Viele eingefleischte Mallorquiner finden es gar nicht ustig dass mallorquin ein Dialekt von katalanisch sein soll. Sie bestehen darauf dass mallorquin eine eigene Sprache ist. Genau so wiederstrebt es ihnen dass die Katalanischen Politiker die die Unabhängigkeit von Spanien anstreben, keine Gelegenheit ungenutzt lassen immer wenn es um die Unabhängigkeit Kataloniens geht, im selben Atemzug immer die Region Valencia und “die Inseln” mit einzubeziehen, und in vielen Fällen auch die französische Region Languedoc in der auch katalanisch gesprochen wird (so ähnlich passiert das auch im Baskenland).

    Wie schon erwähnt, sind die Balearen offiziell zweisprachig. Laut ‘Statuten’ der Balearen (eine Art Grundgesetz der Balearen) haben alle Einwohner der Inseln das Recht (nicht die Pflicht), beide Sprachenzu kennen und zu sprechen. In der Praxis ist das eine Achterbahnfahrt je nachdem wer zu einem gewissen Zeitpunk an der Regierung (auf den Balearen) ist. Theoretisch haben alle Bürger der Balearen das Recht die Schulsprache ihrer Kinder wählen zu können, in der Praxis hat man die Wahl zwischen katalanisch und katalanisch, will heissen, es gibt keine öffentlichen Schulen in denen die Schulsprache spanisch ist.

    Und das ist mit unzähligen Schwierigkeiten – und Streit – verbunden. Lediglich geschätzte 40% der Einwohner der Balearen sind ‘echte’ Mallorquiner (seit Generationen), alle anderen sind zugewandert entweder vom spanischen Festland oder vom Ausland (20% sind ausländische Einwanderer). Es sei denn die Kinder dieser ‘nicht-Mallorquiner’ sind auf der Insel geboren und/oder aufgewachsen müssen sie eine Schule besuchen deren Sprache sie nicht sprechen (und nicht verstehen). Aber auch Erwachsene haben Probleme: es sei denn man spricht katalanisch kann man in keiner Behörde arbeiten. Offizielle Schreiben vieler Ämter sind ausschliesslich auf katalanisch verfasst (zum Beispiel Strafzettel vieler Gemeinden, Mitteilungen vieler Behörden, etc.) mit den damit verbundenen Verständnisproblemen der ‘nicht-Mallorquiner’. Und dann gibt es die ganz sturen Einheimischen die –egal mit wem, einschliesslich Ausländern – darauf bestehen nur katalansich/mallorquin zu sprechen. Teilweise unverständlich und nicht unbedingt nachvollziehbar.

    Um den Streit der Sprache zu lösen hat sich die jetztige Regierung etwas ganz ‘schlaues’ einfallen lassen (und ist damit vom Regen in die Traufe gekommen). Ein neues Schulgesetz, TIL (Tratamiento Integral de Lenguas / Umfassende Sprachbehandlung) genannt. Demzufolge müssen alle öffentlichen Schulen stufenweise anfangen den Schulunterricht in 3 Sprachen zu erteilen: spanisch, katalanisch und englisch (nicht als Sprachunterricht, das auch, sondern ALLE Fächer). Die Lehrer – und teilweise die Schüler – streiken, man geht auf die Barrikaden, dieses Gesetz ist sogar vor Gericht gelandet. Es gibt nicht genügend Lehrer mit ausreichenden Englisch kenntnissen, trotzdem unterrichten sie ihre Fächer auf‘ 'englisch’. Es ist nicht schwer sich dieses Chaos vorzustellen. Und ein Ende dieser Situation ist noch nicht in Sicht. Möglicherweise gibt es Neuigkeiten in dieser Richtung nach den Wahlen im Mai, denn dann werden wahrscheinlich andere an die Regierung der Balearen kommen.

    Viele meinen dass man mit dem Abtreten von Kompetenzen (z. Bs. das Gesundheitswesen oder die Erziehung) an die Autonomen Regionen entschieden zu weit gegangen sei, denn spanische Bürger in Andalusien haben eine andere Erziehung (und gesundheitliche Pflege) als die Bürger in Galizien oder auf den Balearen.

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    geschrieben 1425754258000

    Die Königsfamilie und Palma

    Viele wissen wahrscheinlich dass die spanische Königsfamilie seit Jahrzehnten ihren jährlichen Sommerurlaub in dem Palast von Marivent (etwas ausserhalb von Palma verbringt. Diese Tradition hat eine lange Geschichte.

    Der vom Architekten Guillem Forteza Pinya entworfene Palast von Marivent wurde zwischen 1923 und 1925 für den Maler Juan de Saridakis gebaut. Juan de Saridakis wohnte in diesem Palast bis zu seinem Tod in 1966. Seine Witwe, Anunciación Marconi Taffani schenkte diesen Palast und das dazugehörende Grundstück der Provinzverwaltung der Balearen unter der Bedingungin in diesem Palast ein der Öffentlichkeit zugängiges Museum mit dem Namen des Malers einzurichten. So war das auch der Fall, bis die Provinzverwaltung im Jahr 1973 entschied diesen Palast dem damaligen Prinz Juan Carlos de Borbón als Sommerresidenz zur Verfügung zu stellen. Prompt wurde die Provinzverwaltung von den Erben des Malers Saridakis angeklagt, aber das einzige was die Familie Saridakis im Prozess gewann war das Recht alle Möbel und Einrichtungen des Palastes zurückzubekommen. Der Palast selbst ist – nach wie vor – Eigentum der Inselregierung, die einzige Residenz der Königsfamilie die nicht zum Staatsvermögen gehört.

    Seit 1973 verbrachte der damalige Prinz und spätere König Juan Carlos I mit seiner ganzen Familie ihren jährlichen Sommerurlaub in Palma. Als begeisterter Segler (Juan Carlos nahm an der Olimpiade 1972 in Kiel in der Dragonklasse teil, und wechselte dann später zu Hochseeyachten) nahm Juan Carlos I an den Regattas des Königspokals teil die jedes Jahr im August in der Bucht von Palma ausgetragen werden und sich inzwischen zur wichtigsten, internationalen Hochseeregatta des Mittelmeers entwickelt haben. König Juan Carlos I ist Ehrenmitglied des Real Club Náutico Palma (Königlicher Yachtclub Palma). Aber nicht nur Juan Carlos I war begeisterter Segler. Sein Sohn, Tronfolger und jetziger König Felipe VI hat als Kind in Palma segeln gelernt und nimmt auch seit vielen jahren an den Regattas in Palma teil (normalerweise an Bord einer Rennyacht der spanischen Kriegsmarine).

    Im Jahr2000 hatte die Balearenregierung und einige der bekanntesten Unternehmer der Insel (unter ihnen die Besitzer der Sol-Melia Hotelkette und der von IBEROSTAR, die GLOBALIA und die BARCELÓ Gruppe, eine Sparkasse) eine ‘einmalige Idee’ den König und seine Familie an die insel zu binden: man schenkte ihm eine 41,5 Meter Motoryacht (“Fortuna” ) für damals 19 Millionen Euros. Die “Fortuna” ist eine Aluminiumyacht mit zwei Antriebssystemen: einem Dieselmotor mit dem man eine Kreuzfahrtgeschwindigkeit von 12 Knoten erreicht, und 3 Rolls-Royce Turbinen mit denen die “Fortuna” auf bis zu 70 Knoten (ca. 130 km/h) beschleunigt werden kann (Schnellboote der spanichen Kriegsmarine mussten aufgemotzt werden um als Begleitschiffe eingesetzt werden zu können). Während fast 14 Jahren nutzte Juan Carlos I und seine Familie diese Yacht während ihrem Sommeraufenthalt auf der Insel, oftmals mit Mitgliedern anderer Königsfamilien als Gäste (wahrscheinlich der billigste und beste touristische ‘Werbeffekt’ für Mallorca). Mit Anfang der spanischen Wirtschaftskrise wollte Juan Carlos I mit gutem Beispiel vorrangehen und verzichtete auf die Nutzung der Yacht während seiner Aufenthalte auf der Insel (eine ‘Tankfüllung’ schlug mit ca.€ 25.000.- zu Buche). In 2013 entchloss sich der König die Yacht an die Staatliche Vermögensverwaltungbehörde zurückzugeben. Prompt protestierten die ursprünglichen Stifter der Yacht und konnten erreichen dass ihnen die “Fortuna” zurückgegeben wurde. Man versuchte sie für € 10 Millionen zu verkaufen, erziehlte aber letztendlich nur noch € 2,2 Milionen die in Werbung für Tourismus und Wohltätigkeitszwecke investiert wurden.

    Nach dem Abdanken von Juan Carlos I und der Krönung von Felipe VI am 19 Juni 2014 waren alle Mallorquiner, allen voran die Politiker und die Unternehmer, besorgt über die zukünftige Beziehung der neuen Königsfamilie zu Mallorca. Zu allem Übel platze kurz zuvor der Korruptionsskandal von Iñaki Urdangarin (Ehemann von Cristina de Borbón, Tochter von Juan Carlos I und Schwester von Felipe VI) der seinen Ursprung ausgerechnet in Palma hatte. Man befürchtete dass die jetzige Königin Leticia (eine Asturianerin), die mit Meer und segeln nichts am Hut hat, versuchen würde ihren Mann zu überreden ihren Sommeraufenthalt in Asturien zu verbringen. Aber bei seinem ersten Besuch in Palma nach seiner Krönung versicherte Felipe VI den Mallorquinern dass er, nach wie vor, der Insel treu bleiben wird und auch in Zukunft Teil seine Sommeraufenthalte in Palma verbringen wird.

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    Die Trockensteinmauern

    Unübersehbar sind die vielen “Trockensteinmauern” (Pedre en sec) auf Mallorca. Davon soll es insgesamt geschätzte 25.000 Km geben, etwa 17.000 in der Ebene, und die restlichen 8.000 Km im Gebirge. In der Ebene dienen diese Mauern hauptsächlich um das Eigentum der Felder verschiedener Fincas abzugrenzen bzw. um freilaufendes Vieh besser kontrollieren zu können, während im Gebirge die Mauern als Stützmauern zum anbauen von Baumplantagen auf verschiedenen Ebenen oder “Terrassen” dienen.

    Im Tramuntanagebirge gibt es knappe 200 Km2 angelegte “Terrassen”, ca. 15% der Gesamtoberfläche der Sierra de Tramuntana. Diese “Terrasen” werden überwiegend bei einem Gefälle von zwischen 20% und 30% angelegt, aber es gibt auch Trockensteinmauern bei einem wesentlich höheren Gefälle. Auf diesen “Terrassen”werden hauptsächlich Oliven-, Mandel oder Feigenbäume gepflanzt aber auch Wein und – früher - Tomaten. 90% des Anbaus ist unbewässert, nur 10% bewässert.

    Ursprünglich wurde die Technik des Trockensteinmauerbaus beim Bau von Grabstätten in der Bronzezeit, den sogenannten “Talayots”, benutzt, ca. 2000 Jahre vor Christus. Man brauchte wenig bzw. so gut wie kaum Werkzeug. Der erste, bekannte, schriftliche Bezug auf Trockensteinmauern stammt von 1357, Jahr in dem der Gouverneur der Insel Fachleute zum bauen von Trockensteinmauern suchte um die Stadtmauer von Alcudia errichten zu lassen. Einige Jahre später schlossen Eigner zweier Fincas einen Vertrag ab demzufolge sie sich verpflichteten ihre jeweiligen Fincas mit einer Trockensteinmauer abzugrenzen. Ab dem 15. Jahrhundert war es in den Bauernfamilien üblich dass zumindest ein Familienmitglied den Bau von Trockensteinmauern berherrschte um die Fincas unter sich abzugrenzen, der Vater vererbte diese Technik an einen oder mehrere seiner Söhne. Der Boom des Trockenmauerbaus fand Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts statt, Zeit während der die meisten Olivenbäume der Insel gepflanzt wurden. Das Anlegen von Trockensteinmauern dauerte bis Ende des 19. Jahrhunderts. Mit dem Tourismusboom Mitte des 20. Jahrhunderts verlor die Landwirtschaft der Insel an Bedeutung, der Anbau der “Terrassen” wurde vernachlässigt oder gar ganz aufgegeben. In Dörfern wie Banyalbufar, Estallencs, Deia, Soller oder Fornalutx gibt es diesen Terrassenanbau heutzutage so gut wie kaum mehr.

    Wie der Name “Trockensteinmauer” schon sagt, werden diese Mauern ohne jeglichen Zement oder anderes Bindungs- bzw. Befestigunsmaterial gebaut und die Herstellung beruht ausschliesslich auf der Anhäufung von losen Steinen deren Form dementsprechend ‘zugehauen’ wird. Diese Handwerk beherrschen heute nur noch wenige Handwerker – die sogenannten “Margers” - der Insel. Die neuen Mauern sehen zwar optisch (fast) gleich aus wie die Trockensteinmauern, werden aber unter Nutzung von Zement hergestellt. Viele der neueren Mauern werden heute von arabischen Gastarbeitern gebaut deren Arbeistkräft wesentlich billiger ist als die der einheimischen Maurer.

    Die Trockensteinmauern sind Teil des Landschaftsbildes Mallorcas und gehören heute zum nicht mehr wegzudenkenden Kulturgut der Insel.

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