@holzwurm sagte:
Und warum wird sowas nicht vom Gesetzgeber vorgeschrieben und an einer neutralen Stelle für alle Veranstalter bindend angesiedelt.
Mit den Fluggastrechten funktioniert es ja auch, dank LBA.
Es gibt auch Schlichtungsstellen für Pauschreisebeschwerden, zumindest ist mir diese in Österreich bekannt. Die Beschwerdestelle bei LBA ist ja auch nur "freiwillig", das heißt, man kann sich an sie wenden, die Stelle prüft und stellt fest. Die Ansprüche an sich muss aber der Betroffene selbst durchsetzen.
Ich glaube auch nicht, dass neue Reglementierungen, neue "Behörden" usw. eine echte Problemlösung darstellen würden. Denn diese müssen a) finanziert werden (von den Reiseveranstaltern vielleicht...? durch Zwangsbeiträge von denen ), eine rechtliche Handhabe bekommen, was sie nicht werden, weil es dazu bereits die entsprechenden Institutionen gibt.
Meines Erachtens müssten mehrere Faktoren verändert werden, um zumindest einen Teil der bemängelten Dinge zu mindern:
1. Der Marktwille, für genau definierte und einzuhaltende Flugzeiten und -geräte, auch mehr bezahlen zu wollen
2. Der Marktwille, für eine vernünftig arbeitende Organisation die Kosten für das dafür gut ausgebildete Personal auch bezahlen zu wollen
3. Die Schaffung von Treuhandeinrichtungen, die beispielsweise Zahlungen der Kunden treuhändisch bis zur Beendigung der Reise verwalten
4. International geltenden gesetzlichen Grundlagen und Vereinbarungen
5. Der Marktwille, angemessene Reisepreise bezahlen zu wollen
6. ein mindestens 10seitiges Regelwerk, dass der Konsument vor Vertragsabschluss zu lesen hat und darüber eine Bestätigung abgibt, es inhaltlich verstanden zu haben
zu 1
Kreuzfahrtschiffe wären da so ein gutes Beispiel. Die können nämlich nur einmal am Tag oder der Woche eingesetzt werden. Wer das Schiff chartern will, muss es eben von Samstag 16 Uhr bis nächsten Samstag, 16 Uhr zahlen. Das kann man nicht mal eben über Nacht für eine andere Reise (= Zusatzflug) einsetzen und den eigentlich gebuchten Passagieren sagen, sie mögen heute schon mal um 15 Uhr abendessen (=veränderte Flugzeiten).
zu 2
Ich wurde 2001 bei TUI gekündigt, weil ich zu teuer als Fachmann mit damals schon 19 Jahren Erfahrung war. Die "billigen" jungen Leute brauchten auch nicht mehr so viel können, weil "ja alles im Computer steht", deren einzige Aufgabe ist es, Umsatz zu bringen, um den Druck auf die Anbieter erhöhen zu können und den Aktionären ihre Rendite zu garantieren. Und das alles, weil es eben nicht mehr möglich war, die Kosten von Fachleuten in den Reisepreisen unterzubringen.
Wo liegen die Kanaren? Weiß nicht, wir sind hingeflogen.
Wo liegt Malta? Mal sicher nicht im Mittelmeer.
Antworten von jungen Reisebüromitarbeitern selbst gehört
Salzburg - Dresden: gut 600 km, Fahrzeit mit einem Reisebus inkl. gesetzlichen Pausen gut sieben bis acht Stunden: ein Mitarbeiter eines Studienreisebüro hatte die Reise dem Kunden verkauft mit einer fünfstündigen Fahrzeit... ohne vorher den Busunternehmer zu fragen;
noch mehr gefällig?
zu 3
Zahlt der Kunde nicht vorher seine Reise, kannst du ihm nachher nachlaufen - Tatsache! Bei sinkender Zahlungsmoral (fast) wirtschaftlicher Selbstmord. Ich unterstelle jetzt mal pauschal, dann würde doch glatt auch fast jeder was zum Reklamieren haben... Übrigens, auch ein Neuwagen kann ein Montagsauto sein, so geschehen meinem Sohn mit einem der ersten Fox von VW - nach einem Jahr werkseitig zurückgenommen... hat auch erst bei Übernahme bezahlt, gell!
zu 4
so lange z. B. ein Inder sein Geld für die Gruppe ein Monat im voraus sehen will und diesem dann herzlich egal ist, ob im Rahmen einer Pauschalreise die Maschine von Bhutan fliegt oder nicht fliegt und so der Anschluss nach Europa versäumt wird, ist alles Schall und Rauch. Ein mir bekannter Veranstalter hat eine Klage am Hals, von 10 Leuten, die zwei Tage später von ihrem Läuterungstrip aus Bhutan wegen so was zurück kamen - mehrere Tausend Euro wollen sie einklagen wegen entgangenen Einkünften zu Hause und so. Fernreise hin, Fernreise her - auch im Himalaya-Gebirge, zum ****** noch mal, hat Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu herrschen - soll doch der Veranstalter schauen, wie er das regelt.
zu 5
wer glaubt, dass eine Woche Türkei im März um € 250.-- kostendeckend ist oder dass der Jugendliche bis 16 zum Festpreis - wie staune - von € 9.-- mit vom elterliche Urlaub sein kann, der träumt. Ein Flugzeug hat X Sitzplätze und wenn darauf ebenso viele Hintern sitzen ist es voll. Es kostet aber das gleiche, ob da X elterliche Hintern oder auch noch Y jugendliche Hintern sitzen.
Also müssen Kosten umgeschachtelt und eingespart werden.
Bis Anfang der 1990er Jahre gab es im Groben 10 % Kinderermäßigung im Dreibettzimmer bis 6 Jahre, dann noch mal 5 % bis 11 Jahre - das war's.
zu 6
der is jetzt net so ernst zu nehmen; will damit sagen: je mehr nach Reglementierung verlangt wird, desto eher tritt das Problem ein, dass dann der Konsument den Anwälten des Gegners machtlos gegenüberstehen, weil die diese Regeln bis zum Exzess ausleben und durchdenken.
Ein Beispiel gefällig? Wenn im Rahmen einer Pauschalpreise ein Flug abgesagt wird, stellt er zwar auch einen Reisemangel dar, den der Reiseveranstalter zu verantworten hat. Aber die Forderung aus der Fluggastverordnung wegen des annullierten Fluges muss man direkt an die ausführende Fluglinie stellen. Nun da hat ein Ehepaar geklagt, den Reiseveranstalter, auf Zahlung der Entschädigung und ist vor Gericht abgeblitzt - der falsche wurde geklagt. Und weil bereits ein Fristversäumnis eingetreten war, konnte die Fluggesellschaft nicht mehr geklagt werden. Jetzt sind's da gsessen, mit die Anwaltskosten und nix hams bekommen. Aber es war ein Regelwerk, dass ausdrücklich den Passagier schützen und zu seinem Recht verhelfen sollte.
also musst du das dem Konsumenten in Zukunft schriftlich alles geben, bei wem er was reklamiert und einklagt, nachfragen oder beschweren soll. Das würde dann einfach nicht mehr verwaltbar sein.
Lösungen müssen daher einfach sein: Marktdruck, Ausüben der vorhandenden Rechte, gewisse Angebote von vorne herein meiden u. a. m.
Wie ihr bislang mitbekommen habt, ist Selbstkritik in den Reisebüroreihen das eine, die gewünschten Veränderungen der Konsumenten das andere, aber das Ganze ist schon ein mächtiges Getriebe mit zahlreichen Rädern. Alle von den Konsumenten übrigens selbst in Bewegung gesetzt:
Wir fliegen am Samstag
Wir fliegen am Samstag tagsüber
Wir fliegen am Samstag Vormittag
Wir fliegen am Samstag um 10 Uhr
Wir fliegen am Samstag um 10 Uhr mit Condor
Wir fliegen am Samstag um 10 Uhr mit Condor und können das Gepäck am Vorabend aufgeben
Und der Preis für den Flug? Der ist eher runter als rauf gegangen. Ich denke, keiner von uns, der arbeitet, arbeitet Jahr für Jahr mehr, bekommt aber immer weniger (gut, gut, der Reallohnverlust, aber ich meine jetzt: 2000: € 10.-- die Stunde, 2008: € 5.-- die Stunde).
Diese meine Ausführungen sollten aber jetzt nur in Zusammenhang mit zusätzlichen gesetzlichen Regelung gelesen werden. Es soll nicht von den von mir bereits allgemein angeregten Verbesserungsmöglichkeiten ablenken
Meint Peter