RSD-Reiseveranstaltung „Dubai VIP - Zauberhafte Welt aus 1001 Nacht“ im Jahr 2012
(Hoffentlich nicht zu lang-weilig)
Wir fühlten uns als Leser so seriöser Presseerzeugnisse wie den VDI-Nachrichten und des arte - Magazins direkt angesprochen von denhübschen bunten Beilagen der RSD-Reisen, die uns herzlich einluden zu „Einem 8-tägigen VIP-Luxusurlaub In Ras Al Khaimah – Dubai inklusive Flug und weiteren Leistungen zum subventionierten Preis ab nur 699,- €* pro Person.“.
Wenn das keine günstige Gelegenheit ist, die uns ein an die Zukunft denkender Scheich durch die Subventionierung einer solchen Reise bieten möchte, so dachten wir; Geld haben die da ja ohnehin (noch) in Überfluss, und angesichts der in absehbarer Zeit versiegenden Ressourcen für ihren Reichtum investieren sie clever vorausschauend in den Tourismus und subventionieren diesen, indem sie einem deutschen Reiseveranstalter wirksam unter die Arme greifen. Daher also der günstige, einmal sogar „hoch subventionierte“ Preis. (Die in „ …“gesetzten Passagen sind wörtliche Zitate aus RSD-Prospekten, mündlichen Aussagen vor Ort von bzw. bei Telefonaten mit RSD-Mitarbeitern).
Bei unserem ersten Anruf beim RSD wurde uns eröffnet, dass eines der im Prospekt genannten Hotels(Al Hamra Village Golf Resort) leider nicht zu dem von uns in Aussicht genommenen Reisetermin zur Verfügung stehe, man könne uns aber ein alternatives(Golden Tulip Al Jazira) anbieten, das „mindestens genau so gut, wenn nicht,sogar besser“ sei. Wir hatten keinen Grund, der freundlichen Dame am anderen Ende nicht zu glauben und stimmten der Änderung zu.
Wir buchten, allerdings mit der Option von fünf Tagen, um die Gelegenheit zu haben, bis zur festen Buchung noch ein wenig im Internet bei verschiedenen Reise - und Hotelportalen zu recherchieren, nicht ohne eine gewisse Skepsis gegenüber den dort veröffentlichten Meinungen und Beurteilungen. Tatsächlich erschienen dort überwiegend positive Erfahrungen, neben einigen wenigen, die nicht ganz so positiv über die im RSD-Prospekt angepriesenen Reiseveranstaltungen berichteten. Schließlich buchten wir fest.
Die erste Gelegenheit, das Land der Vereinigten Arabischen Emirate in seiner ganzen und wenig abwechslungsreichen Ausgedehntheit kennenzulernen hatten wir, nachdem wir, bei Nacht in Ras Al Khaimah gelandetund uns total entspannt nach sechsstündigen Flug aus den nicht verstellbaren Schalensitzen einer renommierten Fluglinie erhoben, nach weiteren knapp 4 Stunden Busfahrt schließlich unser erstes Hotel, das Golden Tulip Al Jazira, erreichten. Es war die vierte Morgenstunde, als wir in unsere Betten steigen konnten mit der beruhigenden Gewissheit, unseren ersten Urlaubstag gesund überstanden zu haben. Übrigens, dieses wohltuende Gefühl hätte uns bereits mehr als 2 Stunden früher überfallen können, hätten wir uns gutgläubig nicht dazu hinreissen lassen, statt des Al Hamra Village Golf Resort („etwa nach 90 Minuten“ Busfahrt von Flughafen Ras Al Khaima zu erreichen) das Golden Tulip AlJazira zu akzeptieren, welches im Gegensatz dazu mehr als 150 Kilometer von jenem Flughafen entfernt liegt. Aber wer kennt sich schon mit den Entfernungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten aus.- Wahrscheinlich doch ein einschlägiger Reiseveranstalter, aber das muss er ja nicht jedem Kunden verraten.
Das erste Frühstück auf der Außenterrasse des Golden Tulip war nicht zu beanstanden und guter Standard, zudem wenn man bedenkt, dass genügend Servietten bereitlagen, um Tisch und Stühle eigenhändig unter den Augen des Personals von feinem Sandstaub zu reinigen. Wahrscheinlich so ein böser landestypischer Sandsturm, der das nachts, unbemerkt von uns, gewütet und sich erst kurz vor unserem Auftauchen (es war fast 11 Uhr vormittags) beruhigt hatte.
Die Informationsveranstaltung der örtlichen Reiseleitung, die gegen 10 Uhr im Hotel stattgefunden hatte, hatten wir aus naheliegendenGründen buchstäblich verschlafen.
Die Kriminalität in diesem glücklichen Land ist so minimal, dass sie statistisch kaum ins Gewicht fällt. Gleichwohl gibt es auch hier standardmäßig verschließbare Hotelzimmer- und Balkontüren, so auch bei unseremZimmer, das auch mit dem üblichen kleinen Tresor ausgestattet war, in dem wir sogleich nach dem Frühstück unsere Wertsachen unterbrachten. Dann wollten wir uns ein bisschen die Beine vertreten, die Außenanlagen des Hotels besichtigen und vielleicht, wenn es nicht zu warm wäre, einen kleinen Spaziergang in die nähere Umgebung des Hotels unternehmen. Üblicherweise verlässt der geübteReisende sein Zimmer in diesem Fall in abgeschlossenen Zustand. Als wir jedoch die Schiebetür zu unserem Balkon verschließen und im geschlossenen Zustand verriegeln wollten, gelang dies nicht; die Verriegelung war defekt. Also hin zur Rezeption, den Schaden gemeldet und erst einmal im Zimmer verharrt und auf die Leute vom Engineering Staff gewartet, die den Schaden beheben sollten. Die ließen sich Zeit, kamen aber schließlich zu Zweit nach fast einer Stunde und machten sich mit allerlei merkwürdigem Werkzeug an die Arbeit, während wir die Zeit nutzten, den Inhalt unseres Gepäcks geordnet zu verstauen. Nach mehreren Fehlschlägen (zeitweilig wollte man uns glauben machen, dass die Schiebtür sich schließen ließ, wenn man sie zu Zweit, einer an der Griffmulde, der andere am Rahmen, ziemlich gewaltsam in die Verriegelungsstellung drückt), gelang die Reparatur. Inzwischen war es 16 Uhr geworden und wir hatten ein paar spannende Stunden in unserem Zimmer erlebt, bevor wir unseren ersten Spaziergang antreten konnten.
Ein Sandstrand lag in der Nähe des Hotels. Man konnte ihn vom Hotelgelände aus einsehen, etwa 200 Meter unterhalb der Hotelebene, und sogar eine Treppe führte hinab, aber die war gesperrt und wurde von einem Security-Mann bewacht, der jeden abwies, der nicht mit der Member Card des Privatclubs aufwarten konnte, über dessen dem Strand vorgelagertes Gelände es zu diesem, ebenfalls zum Club gehörenden, Strandabschnitt ging. Stattdessen gabes einen hoteleigenen Shuttlebus, der einen anderen, hoteleigenen Strandanfuhr. Auf dessen Nutzung verzichteten wir allerdings gern angesichts der Tatsache, dass wir erst kürzlich eine fast vierstündige Busfahrt im Anschlussan einen sechsstündigen Flug hinter uns gebracht hatten. Und schließlichverfügte unser Hotel über einen recht großen Pool und eine ausreichend große Anzahl von Sonnenliegen und – schirmen nebst zweier Freiluft-Duschen.
Das Badezimmer hatte eine Badewanne mit Duschanschluss. Davon abgesehen, dass wir von vornherein keine Freunde eines Vollbades in der Badewanne sind, in dieser Badewanne wollten wir es uns schon gar nicht leisten. Deren Abflusstöpsel lag auf dem Wannenrand, die Kette, an deren Ende er normalerweise zu vermuten wäre, hing traurig und ein wenig schmuddelig vonihrer Befestigung herab. Es passte ins Bild, dass die Badewanne unsachgemäß ausgebesserte Beschädigungen aufwies und deren wandseitige Silikonabdichtung in der (von außen nur schlecht erreichbaren, daran lag es wahrscheinlich) Duschecke ebenso fleckig-vernachlässigt aussah wie die dortigen Fliesenfugen. Wir leisteten uns trotzdem unsere Duschbäder, denn immerhin funktioniertenDusche und Duschschlauch ebenso wie die warme und kalte Wasserversorgung so, wie wir es von einem 4-Sterne-Hotel der Landeskategorie erwartet hatten.
Orientalische Nächte haben was, besonders dann, wenn sie musikalisch angereichert werden. Tagsüber, am Pool, ist man es gewöhnt, dass man mehr oder weniger dezent von Musik berieselt wird, aber man wird leicht schläfrig bei dem ungewohnten Klima dort in der Golfregion, kurz, man geht früher ins Bett als sonst, auch deshalb, weil man gut gegessen hat, was inunserem Hotel durchaus möglich war. Weniger gut möglich war es allerdings, so ab 22 Uhr in den Schlaf zu finden, denn dem in unmittelbarer Nähe des Hotels gelegenen und bereits erwähnten Privatclub gehörte nicht nur ein hübscherStrand, sondern ebenfalls eine mit offenbar modernster Schalltechnik ausgestattete Musikanlage, die die landeseigene Jugend (gewollt) und uns (ungewollt) mehrmals in der Woche bis spät in die Nacht mit typischer, also bummsbasslastiger, House-Party Music versorgte. Aber man konnte ja alle Fenster schließen, dann hörte man nur noch die Klimaanlage, die aber selbst auf kleinster Ventilationsstufe ein Geräusch produzierte, das entfernt an das eines laufenden Wäschetrockners erinnerte (man macht sich ja Gedanken, wenn man nicht schlafen kann, und da fiel es mir ein, woher ich das Geräusch kenne: Wir haben ein solches Gerät. Allerdings nicht in unserem Schlafzimmer).
Genug über dieses Hotel und die Tage darin. Wir hatten ja noch die tröstliche Aussicht, in wenigen Tagen den Luxus im „5-Sterne-Traumhotel Jumeirah Zabeel Saray“ auf der künstlichen Palmeninsel bei Dubai zu genießen, mit „Zugang zum privaten Sandstrand“ und einem „Balkon mit Meerblick“. Mit diesem Gefühl machten wir uns am letzten Vormittag auf den Weg zur Lobby des Hotels Golden Tulip, wo uns die RSD-Reiseleitung mit derNachricht überraschte, dass die Zimmer im Jumeirah Zabeel Saray leider nichtverfügbar seien, weil „eine Regierungsdelegation nicht auschecken“ werde. Man könne uns aber ein gleichwertiges Hotel in Abu Dhabi anbieten (Anmerkung:Entfernung Dubai - Abu Dhabi: rund 100 Kilometer). Vorhaltungen seitens einiger Mitreisender, man wolle nun nach Dubai, von wo aus man bereits Ausflüge gebucht habe und nicht nach Abu Dhabi und am liebsten wolle man unter diesen Umständen sofort mit dem nächsten Flug wieder abreisen, wurden in aller Freundlichkeitbeantwortet in dem Sinne: Das könne man gerne tun, wenn man selbst für die Kosten aufkomme. Aber das zur Verfügung stehende Hotel, das Yas Hotel Viceroy in Abu Dhabi sei wirklich ein Luxushotel von übrigens ganz eindrucksvoller Architektur.
Wohl oder übel (doch eher übel) fügte man sich und ließ sichstatt nach Dubai nach Abu Dhabi verfrachten. (Was im Übrigen bedeutete, dass man am Abflugtag etwa 100 Kilometer zusätzlich bis zum Abflughafen RasAl Khaimah per Bus zurückzulegen hatte).
Das Yas Hotel Viveroy erinnert von seiner Architektur her etwas an eine Haartrockenhaube, weil das eigentliche Gebäude von einer gitternetzförmigen, halbkugelartigen Stahlkonstruktion überwölbt wird. Es liegt etwas außerhalb von Abu-Dhabi-Stadt. Wenn man dort ist, weiß man auch warum. Abu Dhabi besitzt nämlich eine Rennstrecke für Formel 1-Rennen, und die führt um das Hotel herum und unmittelbar daran vorbei. Nun hatten wir insofern Glück, dass nicht gerade zur Zeit unseres Aufenthaltes dort ein solches Rennen stattfand, aber was macht der ambitionierte einheimische Touren – oder Sportwagenbesitzer, wenn der Gasfuß juckt, er abends Zeit hat und Benzin billigist bzw. Geld ohnehin keine Rolle spielt? Er fährt auf die nächstgelegene Piste und bläst seine Kiste mal wieder so richtig durch. Da unterscheiden sich die dort einheimischen Jungs nicht von denen, die bei uns gern mal zum Nürburgringfahren, um dort ihr fahrerisches Können zu testen oder zu demonstrieren. Gegen Abend, wenn in Abu Dhabi die Hitze erträglicher wird, zieht es also dort die Leute mit den hohen Heckspoilern auf die Rennpiste am Yas Hotel, um ihrem relativ harmlosen, aber umso lärmintensiveren Hobby nachzugehen, und das bis zum Einbruch derDunkelheit.
Nun sind die Zimmer dort relativ gut isoliert, aber wenn unmittelbar unterhalb des eigenen Zimmerbalkons eine Haarnadelkurve liegt, ist der sonore Ton eines nach dem Abbremsen wieder beschleunigenden und zudem gut getunten Touren- oder Sportwagens durchaus beeindruckend wahrnehmbar.
Fast ebenso gut wahrnehmbar waren nach Ende des Pistenlärmsam späten Abend die Geräusche der vom nahegelegenen Abu Dhabi Airport im 5-Minuten-Takt startenden Flugzeuge. Aber, wie gesagt, die Zimmer waren relativ gut isoliert und der Balkon war rücksichtsvollererweise seitens des Hotels gesperrt. Wenn man sich Mühe gab und es spät genug war, konnte man auch einschlafen.
Statt eines Sandstrandes eine Rennpiste und statt eines Balkons mit Meerblick ein verschlossener mit Einblick in das Innere einer Stahlskelettkonstruktion konnten am Ende unseres Urlaubs den negativenGesamteindruck von dieser RSD-Veranstaltung nur unterstreichen. Diesen Eindruck konnte auch ein geschmackvoller Blumenstrauß mit einer RSD-Entschuldigungskarte nebst einem Päckchen Pralinen, der uns im Auftrag des RSD per Luftpost ausDubai erreichte, nicht aus unserem Gedächtnis tilgen.
Es muss deshalb davon ausgegangen werden, dass –unabhängig vom „hoch subventionierten“ Preis dieser Reiseveranstaltung – von Seiten des angesprochenen Publikums die berechtigte Erwartung besteht, dass diese Veranstaltung, sowohl hinsichtlich der Zuverlässigkeit der gebuchten Hotelauswahl als auch der gesamten Organisation, keinen Anlass zu klaglos hinnehmbarerÜberschreitung gewöhnlicher Zumutbarkeitsgrenzen Anlass gibt.
Woran es liegt? Da kann man nur mutmaßen.- Hat RSD in denEmiraten nicht den richtigen (aber dort unbedingt notwendigen) einheimischen Sponsor? Hat dieser womöglich sein Sponsoring und seine „Subvention“ an Bedingungen geknüpft, auf Grund derer RSD genötigt ist, bereits zugesagte Hotelbuchungen kurzfristig zu Lasten ihrer normalen Kundschaft zu ändern, weil Mitglieder einer einheimischen Herrscherfamilie eines dieser Hotels gerade kurzfristig für einen Familienausflug requiriert haben?- Man weiß es nicht. Aber vielleichterfahren wir es einmal.
Wenigstens ließ man unserer Gesundheit auf dem Rückflug noch eine besondere Aufmerksamkeit angedeihen, als man sämtliche Passagiere im Flugzeug auf eine eher rustikale Art (very british?) desinfizierte, indem eine der charmanten Flugbegleiterinnen strammen Schrittes den Mittelgang durchmaß und mit erhobenen Armen, in jeder Hand eine Sprühflasche, etwas wenig Wohlriechendes, aber wahrscheinlich sehr Wirksames, über den Köpfen derPassagiere versprühnebelte. Wir waren dankbar, denn wer kommt schon gern mit unbekannten ausländischen Keimen übersät aus dem Urlaub in sein trautes Heimzurück.
Solche Reiseerfahrungen macht keiner gerne. Besonders bedrückend mag es überdies für diejenigen Mit-Betroffenen sein, die für einen derartigen Reinfall einen Teil ihres Arbeitnehmer-Jahresurlaubs verbrauchen mussten. Das traf für uns zum Glück nicht zu. Für uns war das Ganze nur ärgerlich.