So, und hier mal einige Empfehlungen für „nicht-so-ganz-schwindelfreie-Wanderer“, was die Touren auf Madeira betrifft.
Zunächst mal einfach als Definition: als „nicht-so-ganz-schwindelfreie-Wanderer“ würde ich mal diejenigen bezeichnen, die in der zweiten Etage ohne großartige Schwindelgefühle vom Balkon gucken können.
In der Beschreibung lehne ich mich an die gängigen Madeira-Wanderführer aus dem Rother-Verlag/AutorRolf Goetz (abgekürzt RT) und aus dem Michael-Müller-Verlag/Autor Oliver Breda(abgekürzt MM) an, dazu dann jeweils die Touren-Nummer.
Eines dieser Bücher sollte man sich für einen Urlaub auf Madeira schon zulegen.
Die als „Sicherung“bezeichneten Absperrungen bestehen in der Regel aus eingerammten oder einbetonierten Stahlpfählen, zwischen denen horizontal entweder 2 Drahtseile oder 2 Drähte gespannt sind. Für Erwachsene sind diese gut ausreichend, um Sicherheit zu geben. Mit kleineren Kindern ist das jedoch nicht so pralle.
Zur eigenen Sicherheit sollte man m.M. Wanderstöcke mitnehmen, sie geben doch ein gewisses Sicherheitsgefühl. Die beschriebenen Wege verfügen i.d.R. an steileren Stellen über einen ausreichenden Bewuchs, der einem durchaus mal ein wenig Sicherheit vermittelt, doch das sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass es auch dort ziemlich rasant abwärts gehen kann. Und –na klar- für die Tunnel Taschenlampen mitnehmen.
Zuerst einmal 2 Kurzwanderungen:
Von Ribeiro Frio zum Aussichtspunkt Balcoes (RT18 & MM11):
Breiter problemloser Weg zum Aussichtpunkt.
Zum Risco-Wasserfall (RT45, bei MM Teil der Tour MM25):
Ebenso einbreiter Weg, allerdings mit einigem „Anmarsch“ und Abstieg, siehe auch Reisetipp http://www.holidaycheck.de/reisetipp_bewertung-Levadas+in+Raba%C3%A7al+Rabacal+Wanderung+zum+Risco+Wasserfall-ch_rt-id_75857.html
Unproblematisch ist auch der Weg zum Pico Ruivo do Paul da Serra (es gibt 2 Berge mit dem Namen„Pico Ruivo“ auf Madeira!), RT40 & MM26:
Der Weg führt über die Hochebene Paul da Serra auf den sich daraus erhebenden „Hügel“, tolle Aussicht (bei gutem Bergwetter)und absolut überwindungsfrei.
Ähnlich ist es auch mit der als RT14 beschriebenen Wanderung "Von Fanal nach Fio" durch den Nebelwald des Fanal, ein vorwiegend flacher "Heideweg" durch hügelige, bei leichter Bewölkung märchenhaft verklärten Landschaft.
Für „echte“Levadawanderungen würde ich als erstes die Levada da Janela empfehlen, sie liegt zwar etwas abgelegen, aber lässt sich ganz gut in eine Rundfahrt im Westen Madeiras einbinden, vgl. Reisetipps
www.holidaycheck.de/reisetipp_bewertungen-Levada+do+Central+da+Ribeira+da+Janela-ch_rt-zid_4569.html
(hier auch die Bilder) & http://www.holidaycheck.de/reisetipp_bewertung-Inselrundfahrt+Madeira+Madeira+Tagestour+in+den+Norden+und+Westen-ch_rt-id_53277.html
Das soll heißen: an dieser Levada so weit entlang gehen, wie es eventuelle Schwindelgefühle zulassen, aber eigentlich müsste das bis zum Wasserfall nach dem zweiten Tunnel machbar sein. Sicherungen gibt es nur wenige, doch der Weg ist bis zu diesem zweiten Tunnel eigentlich überall ausreichend breit, und die Strecke beinhaltet eigentlich alles, was eine Levadawanderung ausmacht: tolle Aussichten,beeindruckende Vegetation, zwei (erträgliche) Tunnel. Er beginnt sehr komfortabel, und bis auf einige wenige Engstellen bleibt das auch so. Am Wasserfall nach dem zweiten Tunnel kann man dann kehrt machen, danach würde es etwas heftiger, ohne dass es wirklich neue Höhepunkte zu vermelden gäbe.
Beschrieben bei: RT50, MM34.
Nbb.: in den Sommermonaten können die Wasserfälle –so auch dieser- etwas spärlicher ausfallen.
Wenn man die Levada de Ribeira da Janela (so der volle Name) „geschafft“ hat, steht auch dem Folhadal-Weg vom Encumeada-Pass aus (RT38) nichts mehr im Wege (außer vielleicht das Wetter), zumindest bis zum zweiten Tunnel: ein sehr schöner, ausreichend breiter Weg mit tollen Aussichten in das Ribeira-Brava-Tal. Das Gefährlichste daran sind vielleicht die „Wilden Hühner“,die nach ca. 20 bis 30 Minuten im Gebüsch auf Wanderer lauern, um sie um Futter anzubetteln. Am ersten Tunnel wechselt man von der Süd- auf die Nordseite Madeiras, an vielen Tagen kann das einen abrupten Wetterwechsel bedeuten.
Ein ebenso typischer Levadaweg ohne allzu große Schwindelgefahr ist die Levada do Alecrim im Rabacal-Gebiet, RT44 & MM24, mit dem End- und Umkehrpunkt am Flussbett des Ribeira Grande: meist ein vergleichsweise breiter Weg, mit einer schönen Levadatreppe mittendrin, allerdings auch ohne Sicherungen, was vielleicht gewöhnungsbedürftig sein kann. Der bei MM erwähnte Abstieg zum Lagoa Vento ist sicher nicht jedermann’s Sache, aber den muss man ja auch nicht machen. (vgl.Reisetipp
http://www.holidaycheck.de/reisetipp_bewertung-Levadas+in+Raba%C3%A7al+Rabacal+Wanderung+Levada+do+Alecrim-ch_rt-id_75855.html )
Eine weitere lohnenswerte Wanderung ohne großartige Schwindelgefahren ist die zum Pass „Boca do Risco“, wo der Anmarsch mit einer grandiosen Aussicht belohnt wird.
Dieser Weg ist allgemein als etwas schwieriger eingestuft, da er i.d.R. weiter nach Porto da Cruz führt. Der zweite Teil ist tatsächlich ziemlich schwindelerregend, aber man muss ihn ja nicht gehen. Der Hinweg vom alten Canical-Tunnel ist bei RT14 beschrieben,als One-way von Marocos zum alten Canical-Tunnel als MM2.
Gleichgültig welchen von beiden man wählt: es ist ein netter Weg durch die Kulturlandschaft Madeiras, und am Umkehrpunkt Boca do Risco hat man eine tolle Aussicht auf die raue Nordküste. Dort bricht die Kante zwar steil ab, aber die Stehfläche ist mehr als ausreichend, um auch nicht schwindelfreien Wanderern genügend Sicherheit zu vermitteln. Einen Eindruck davon gibt vielleicht dieses Video:
http://www.holidaycheck.de/reisetipp-Reisevideos_Levadawanderung-ch_rv-zid_6279.html?action=detail&mediaId=38575
Die einzig etwas „haarige“ Stelle bis zur Boca do Risco bildet eine felsige Passage, im Video zusehen bei ca. 2:00 Minuten, doch das Felsenstück hat nur ca. 10m Länge, die man zur Not auch auf allen vieren überwinden kann.
Eine Hochgebirgswanderung sollte auf Madeira auch nicht fehlen, für nicht-so-Schwindelfreie würde ich da den Weg von der Achada do Teixeira zum Pico Ruivo (das ist dann der zweite Pico Ruivo- mit vollem Namen Pico Ruivo doSantana- beschrieben bei RT30) empfehlen: das ist zwar Hochgebirge, aber der Weg vom Parkplatz Achada do Teixeira bis zur Berghütte am Ruivo ist fast durchgängig ein ausreichend breiter Pflasterweg, der –wenn überhaupt- nur an ganz einzelnen Stellen Schwindelgefühle aufkommen lässt. Am letzten Anstieg vor der Berghütte zweigt übrigens links der Gipfelweg zum Pico Arieiro ab, und man hat einige interessante Ausblicke auf diesen Weg.
An der Hütte kann man dann entscheiden, ob man noch den „Gipfelsturm“ auf den höchsten Berg Madeiras in Angriff nimmt: ist eigentlich einfach, das ist eine eingemeißelte Treppe.
Und zu guter Letzt würde ich noch den ersten Teil der Wanderung auf der Halbinsel Sao Lourenco als machbar bewerten, RT12 & MM1.
Die dortigen Sicherungen sind im letzten Jahr komplett erneuert worden, der Weg ist überall ausreichend breit, das einzig schwierige Stück befindet sich nach ca. 2/3 des Weges auf einem beiderseits abgesicherten Grat, wo man dann auch umkehren kann: wenn man bis hier gegangen ist, hat man eigentlich auch das Meiste gesehen, ein toller Gegensatz von Halbwüste, Gebirge und Meer. Empfehlen würde ich diesen Weg zum späten Nachmittag hin, in der Abendsonne ist die Halbinsel doppelt so schön.
So, das wären denn so meine Empfehlungen, darin ist so ziemlich alles enthalten, was die Madeira-Wanderungen ausmacht. Auf die sonst immer zuerst genannte Rabacal-Wanderung zu den 25 Fontes bin ich hier mal nicht eingegangen, sie ist im Reisetipp http://www.holidaycheck.de/reisetipp-Reiseinformationen+Levadas+in+Raba%C3%A7al-zid_15952.html wohl schon hinreichend beschrieben, und die dortige Hauptwanderung zu den 25 Fontes entspricht vom „Schwindelfaktor“ her etwa der oben beschriebenen Levada-da-Janela-Wanderung.
Aber sicherlich gibt es auf Madeira auch noch einige andere Wege, die für nicht-so-wirklich-Schwindelfreie geeignet sind. Letztlich ist das Sicherheitsgefühl auch immer eine Frage des Zustandes der Sicherungen, derzeit sind sie auf den Hauptwanderungen eigentlich sehr gut intakt, vor 2 Jahren nach dem Unwetter vom 20. Februar sah das ganz anders aus.
*tschaui*
das wauzih