Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

  • noki
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    geschrieben 1264277644000

    URLAUB! - - Ein Begriff ?!

    Es gibt wohl kaum ein Wort das so viele Bedeutungen hat oder mit dem sich nicht so viele Bedeutungen verbinden lassen!

    Typ I. Für den bedeutet es Horror und Stress: Koffer packen, weg vom heimischen Herd und Kühlschrank, Anreise zum Flughafen mit dem nervenzehrenden Einchecken, weil Mama ja den verdammten Personalausweis wieder mal in einer der fünfunddreißig Taschen und Beutel vergraben hat, Drängelei am Gate und Rennerei zum Flieger, damit ja keiner die letzten fünf Zeitschriften wegnimmt, vieeeeel zu enge Sitzreihen, die pappigen Sandwitch und keinen Hirschbraten nicht einmal eine angemessene Flugente, usw. usf…….. Und bei der Ankunft das Ganze nochmals rückwärts! Natürlich bleibt der Müll am Platz, damit die endlich mal merken, dass man das mit uns nicht machen kann, wer sind wir denn?!

    Und dann das Hotel, man kann es nicht fassen! – Mama, hol schon mal die Beschwerdeliste raus! – Bei AI mit Sonderrabatt sollte das Personal wenigstens Deutsch sprechen, und das Zimmer, mein Gott viel zu klein, laut Katalog um ganze drei Zentimeter, unser Hund hat ein besseres Bett, das Essen zu sehr gewürzt oder gar nicht, ebenso zu kalt oder zu heiß, aber jedenfalls mit zu viel Öl und zerkocht oder noch roh, keinesfalls genießbar.

    Am Pool und am Strand sind viel zu viele Leute und entschieden zu viel Sand, das ist lästig. Dazu noch diese gnadenlose „Hautkrebssonne“ warum überdacht man das nicht? Geld genug bezahlen wir schließlich ja! Usw. usf. …… Wären wir bloß zu Hause geblieben! (Wie wahr! Er/sie sind nicht anpassungsfähig! Anm. von mir)

    Typ II. Für den bedeutet es Freude und Erholung: Deswegen hat er von sich aus auch wenig zu sagen! Gewissermaßen nur dass es schade ist irgendwann wieder nach Hause zu müssen!

     

    Und dazwischen liegen alle die Mitläufer, die gar keine Meinung haben oder sie wegen des häuslichen Friedens nicht äußern dürfen!

    So verschieden sind die Menschen! Wobei Typ I für mich zu bedauern ist.

    Ich gehöre der zweiten „Blutgruppe“ an, und sage was ich denke! Egal, ob es jemandem nun passt oder nicht. Auf jeden Fall bin ich leider wieder zu Hause! Wenn man mehrere „Zuhause“ hat, bleibt es nicht aus alle einmal zu besuchen! Selbst wenn ich auf Teneriffa und auch Mallorca schon recht viele Grashalme persönlich kenne, so zieht es mich immer wieder dort hin, mit dem Bewusstsein noch viel zu wenig zu kennen um gegen unpassende Sprüche wie „wie kann man bloß immer wieder dorthin fahren“ argumentieren zu können. Glaubt mir, ich kann das nun ohne zu googlen! Hartnäckig und beständig, wie es sich für einen richtigen Steinbock gehört.

    Nun bin ich also wieder hier nach vielen teils aufregenden und erholsamen Wochen. Ganz gewiss aber ein „Urlaub“ ganz anderer Art. Ihr alle seid ja eigentlich mehr oder weniger gut über meine Aktivitäten unterrichtet worden. Das habe ich dann immer gemacht, wenn ich abends absolut keine Meinung mehr hatte irgendeinen Papierkram aufzuarbeiten oder mich an Geselligkeiten zu beteiligen, denn gesellige Abende fanden immer statt. Und sobald Delia im Bett war, fielen mir oftmals auch die Augen zu; sogar draußen ganz abseits. Und man ließ mich dort schlafen, mitten zwischen dem ganzen Touristen-Ungeziefer, den Kakerlaken, Ameisen und was die Leute sonst noch in den Hotellzimmern haben. Sehr zum Neid von Lucita, denn für eine Frau schickt sich das doch nicht, sagen die Moralapostel!

     

    Dieses Kapitel ist also, bis auf eine Ergänzung, abgeschlossen!

    Diese Ergänzung hat es aber auch in sich. Wir machten ja alles ehrenamtlich, bis auf das Material. Es gab also keinen Auftraggeber, nur eine Beschaffungsstelle beim Ministerium in St. Cruz.Und laut Vereinbarung hatten wir auch keine Abrechnungen oder Nachweise zu erbringen. Insgeheim taten wir das für uns selbst aber doch wöchentlich. Lucita als Juristin hatte dazu geraten, und das war im Nachhinein gut so. Denn auf Grund dessen verloren noch später einige Beamte ihre Ämter und Würden, - ganz wie bei uns! Und das kam so: Nach vollendeter Arbeit, schon wieder zurück in Erjos, schickte man uns einen Packen Zusammenstellungen und Abrechnungen zur Durchsicht zu, eine interne Endabrechnung der Behörde mit dem aufgestempelten Vermerk „für den internen Dienstgebrauch“. Das war wohl so nicht geplant gewesen, denn bei der Durchsicht fielen Lucita, die das machte, sofort ganz erhebliche Beträge ins Auge, die abgerufen worden waren, aber nicht von uns und auch nie an uns gezahlt worden waren. Hier in der Abrechnung aufgeführt mit der Bezeichnung „Bereitstellung und Entgelt von Manpower“ und „Dienstreisen zur Baustelle und zur Materialbeschaffung“ bis auf’s Festland! Das war dann doch der Gipfel. Da hatten doch einige Beamte unrechtmäßig Arbeitslöhne abgerechnet und sich in die Tasche gesteckt! Und ich  dachte sowas gibt es nur bei uns. Den Rest und die Folgen könnt ihr euch selbst ausmalen! Deswegen hatten sich auch einige da oben vor Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft beinahe die Beine ausgerissen!

     

    Die ganzen Festtage sind vorbei, danach ist auch dort der Alltag wieder eingekehrt. Ergreifend war es noch als Delias Eltern und Großeltern zu Besuch kamen. Da war Delia nicht mehr zu halten, ganz im Gegenteil zu ihrem Bruder, der das alles mit Gelassenheit hinnahm! Die letzte Zeit lebten wir so in den Tag hinein. Trotzdem war immer was zu tun mit Ver- und Ausbesserungsarbeiten an den Häusern, obgleich doch alles noch sehr neu und gepflegt ist. Auf alle Fälle wurde das Leben regelmäßiger und geordneter. Die quirligen Fress- und Festtage verlangten auch nach einem ruhigeren Ausgleich, und der äußert sich wohl, wie bei allen Spaniern, als Faulheit! Ich genoss das Leben in vollen Zügen!

    Eines schönenTages berichtete mir jemand, dass ihr erzählt worden sei, Delia wäre schon mehrfach dabei gesehen worden, wie sieund zwei andere Mädchen ihres Alters heimlich mit großer Ausdauer und sehr lange sich vor einem Spiegel betrachtet hätten, insbesondere schienen sie ihre Gesichter intensiv gegeneinander begutachtet zu haben. Wie es zu dieser Beobachtung gekommen war, wollte ich gar nicht wissen, wenn diese nicht auf Neugier beruhte, aber das was ich da hörte gefiel mir gar nicht, zumal wenn man mir das noch so verlegen und schuldbewusst berichtet. Dem hatte ich vor sehr vorsichtig und behutsam nachzugehen. Nur allzu leicht kann durch solcherlei Gerede etwas geschehen was schlimme Folgen haben könnte und bei Delia große Wunden wieder öffnet, die doch gerade noch dabei sind zu heilen; ich meine die seelisches Wunden, mit denen sie zweifellos noch kämpft. Dass Mädchen vor demSpiegel stehen, ist normal und es wäre unnatürlich, wenn sie es nicht täten. „Große Mädchen“ tun das ja mit der größten Begeisterung bei jeder sich bietenden Gelegenheit! Das ärgert uns zwar mitunter, ist aber auch normal, so jedenfallsdie Meinung aller Frauen!

    Nur bei Delia ist das eben nicht, oder noch nicht wieder so, dass sie sich ganz unbefangen in einem Spiegel betrachten kann. – Ganz deutlich und kurzgesagt: Sie sieht noch nicht ganz so wie eine kleine mädchenhafte Prinzessin wieder aus; man sieht bei näherer Betrachtung noch die Narben der Eingriffe und Operationen der plastischen Chirurgie an vielen Stellen. Zwar sind sie möglichst kaschiert und durch die langen Haare verdeckt, aber wenn jemand weiß wo sie sind, dann schaut er auch genauer hin. Und das fällt dann anderen auf und sie glotzen alle! Außerdem sind ihre Bewegungen noch nicht ganz so flüssig, weil ihre Feinmotorik durch die Kopfverletzungen schweren Schaden genommen hatte. Das ist aber kaum noch zu bemerken, selbst wenn man genauer hinsieht.

    Also beriefen wir eines Abends einen kleinen internen Familienrat ein, in dem wir das abhandelten. Die beiden anderen „Spiegelprinzessinnen“ waren ermittelt worden, und nach einem lustigen Gespräch unter „Frauen“ haben diese zusammen so ganz nebenbei und unauffällig auch nach diesem Wie und Warum gesprochen. Dabei kam heraus, dass Delia von sich aus die beiden Freundinnen befragt hatte: Sehe ich anders aus als die anderen und bin ich anders? Alle weichen mir bei diesen Fragen aus, außer den Doctores, Lucita und Dieter! Und so kam das Ganze zustande durch eine wohl zufällige Beobachtung. Die Aufmerksamkeit der Übermittlerin war demnach auch gut gemeint, und verbarg keine unbedachten Hintergründe! Wir waren alle sehr erleichtert und froh über diesen Ausgang. Denn hier, wie in allen ähnlichen Fällen gilt immer: Spielt nicht mit dem Feuer es richtet schweren und dauerhaften Schaden an bei denen die es betrifft, dass über sie geredet wird! Ihr Leid hat sie sehr empfindsam gemacht oder werden lassen.

     

    Bis ich mich endlich durchgerungen hatte nun doch Abschied zu nehmen war es ein harter Kampf. Deswegen kam mir das Wetter auch etwas als Entscheidungshilfe entgegen, es wurde unbeständiger, was zu dieser Zeit längst völlig nornal ist.

    Alles mußte aber schnell und ohne große Abschiedsszenen geschehen, und so wußten auch nur Lucita und deren Eltern wann ich aufbreche, - kurz und schmerzlos, traurig sein können wir später. Aber alle die lieben Menschen dort haben es verdient, dass ich mich mit großer Freude ihrer erinnere. Einen Aufenthalt dort ohne sie könnte ich mir nicht vorstellen!

    Wir alle dort haben einen Fehler, wenn man das so nennen will. wir schenken gerne und mit viel Freude und Liebe. Es geht dabei nicht um Kostbarkeiten, eher um geheime Wünsche, die irgendwann einmal beiläufig geäußert worden sind. Das schlug sich natürlich Weihnachten nieder. Da nun ja beizeiten abzusehen war, dass ich noch bis über den Jahreswechsel dort sein werde, mußte mir natürlich diesbezüglich was einfallen. Und es fiel ein, mit großem Erfolg und allseitiger Begeisterung.

    Es gibt ja in Schleswig-Holstein viele Bernsteinmanufakturen, Museen, Schleifereien und viele Bernsteingeschäfte, die auf dieses Mineral spezialisiert sind. Und ich erinnere mich, dass wir uns lange vorher schon manchen Abend über Mineralien unterhalten hatten, nicht nur im Zusammenhang mit der Lava, sonder u. a. auch über das "Gold der Ostsee". Was lag also näher als per Telefon ein paar gute Freunde in Deutschland zu bitten eine kleine geschmackvolle und ausgefallene Auswahl zu schicken. Es gibt wunderschöne Sachen aus Bernstein, auch als naturbelassener Stein, nicht großartig bearbeitet sondern nur geglättet und poliert mit herrlichen Einschlüssen. Das ist die Seele des Steins. Der Bernstein ist so unsagbar vielfältig in seiner Verwendung.

    Das war eine schöne Sache und hat allen sehr gut gefallen! 

    Und so bin ich wieder hier, sichte und sortiere meine Mitbringsel, die mengenweise Notizen und Aufzeinungen und träume von der schönen Zeit. Zum Abschied bekam ich von allen Familienmitgliedern einen kostbaren Goteo geschenkt. Das ist ein tiefschwarzer, glänzender Natur-Lavatropfen, etwa 2 cm groß, in der Tropfenform so wie er im Fall erstarrt, ähnlich einer Kaulquappe, nicht kugelrund. Gefunden wurde er in einer Lavadruse, die noch halb mit Wasser gefüllt war. Bisher sah ich nur einmal einen in einem Museum, so selten sind sie.

    Wie oben schon gesagt, ich gehöre zum Typ II, also genieße ich meine Urlaube. Das kann mir keiner nehmen. Diejenigen, die des Types II sind wollen doch nur bedauert und bemitleidet werden, dabei ist alles was ihnen widerfährt selbst verschuldet!

    Und sollte wiederr einmal irgendwann und irgendwo auf Teneriffa ein Trafo in einem kleinen Dörfchen dort einsam vor der Türe stehen, ich wüßte was zu tun ist! Und wir würden es wieder tun! Man braucht nur die glücklichen Gesichter vor Augen haben, dann fällt es leicht sich zu entscheiden.

     

    Was Mallorca jetzt wohl macht? Ich glaube ich muß dort auch mal wieder nach dem Rechten sehen! ;)   Aber die Sitzabstände im Flieger sind immer so eng. ------------ Wobei wir wieder am Anfang wären! Alles dreht sich im Kreis, wie so häufig in einigen Threads hier. :?

     

    Gruß Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • Michelaush
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    Beiträge: 31
    geschrieben 1339265384000

    Hallo, ein super grosses Dankeschön an alle diese Berichte !!!!!!!!

    Ich würde mir sowas in einem Reiseführer wünschen , ich habe das alles mit grossen Interesse gelesen .

    Gruß Michael

    wer täglich 8 stunden schläft, hat 24 Jahre seines Lebens verschlafen , wenn er das 72. Lebensjahr erreicht
  • Florian80w
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    geschrieben 1481993709270

    Ich reaktiviere mal diese Rubrik mit einem Hinweis für Mietwagenurlauber: Unbedingt in den kleinen Ort El Sauzal nördlich Puerto de la Cruz fahren, die Lavaderos begucken und die Aussicht genießen.

  • YocumFuzz
    Dabei seit: 1313280000000
    Beiträge: 1
    geschrieben 1682595034425

    Eine tolle Berichterstattung über meine Lieblingsinsel, auch nach Zehn Jahren immer noch aktuell und lesenswert.

    Danke

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