Der arme kleine Bauer und sein Esel!
Wie ich schon vorher erwähnte, war ich Gast bei einer spanischen Familie, die auch längere Zeit in Deutschland lebte. Ihre Kinder sind erwachsen und brauchen keine Hilfe und Unterstützung mehr.
Als Altersruhesitz haben sie den Nordwestlichen Teil von Teneriffa gewählt. – Ein Haus, wovon man hierzulande nur träumen kann. Gut, dazu gehört natürlich auch das nötige Kleingeld! Die nächsten Nachbarn wohnen ca.1 Kilometer weit entfernt.
Und um eben die geht es mir hier!
Des, nach unseren Begriffen, armen aber glücklichen alten Bauern und seiner Frau bester Freund und Helfer ist ihr eigener Esel! Man sollte es nicht für möglich halten, aber es ist so! Er ist viel mehr als nur ein Arbeiter; er ist vollwertiges Mitglied der Familie. Man kann es kaum beschreiben. Keineswegs störrisch und ein sehr geduldiges Tier.
Was den Fischern ihr „Tuck-Tuck-Boot“ ist, das ist dem Bauern sein Esel, seine Sense, sein Rechen und sein einachsiger Karren mit Doppeldeichsel für den „Ein-Esel-Betrieb“!
Die Behausung ist ein altes, teilweise aus Backstein und roh behauenem Lavastein, gebautes Häuschen mit meistens nur zwei Zimmern. Wobei allgemein ein Raum als Wohn-Koch-und allgemeiner Aufenthaltsraum dient. In einem angebauten Unterstand wohnt dann der Esel. Das Dach, wenn es gut ist, besteht aus den handgestrichenen runden Dachziegeln, wie man sie heute noch z. B. in Masca sehen kann, ansonsten aus einem Lattendach mit Folie oder Teerpappe.
Trotzdem sind diese Häuschen recht warm.
Ein paar Hühner und anderes Federvieh, und wenn es hoch kommt noch eines dieser dunkelfarbigen Schweine, sind der ganze Stolz und Besitz. Futter gibt es genug und überall zum Nullpreis. Dort in der Gegend gibt es noch üppiges Gras und Körnerpflanzen wie Hirse und wildes Korn. Die „Erntegebiete“ sind meistens nicht festgelegt, so dass dem Grasmähen nichts im Wege steht. Meine Gastgeber freuten sich sogar darüber, wenn auf ihrem Grundstück Gras und Heu geerntet wurde.
Wir haben diese Nachbarn gerne gesehen und verschiedentlich eingeladen. Es sind aufrichtige und ehrliche Menschen; man hüte sich aber sie hinters Licht zu führen!
Bei meiner Abreise gab es eine kleine Fiesta, und wir hinterfragten was sie sich denn so wünschen würden, wenn sie das Geld dafür hätten.
Schüchterne Antwort beider Nachbarn nach mehreren Ermutigungen: Eine eigene Ziege und ein bisschen Reparatur am Haus!- Nichts mit HIFI, Breitwand-TV, u.ä.
Wir kamen mit meinen Gastgebern überein, dass jeder zwei Zicklein bekommt und eine Renovierung ihrer Häuser. Ein halbjähriges Zicklein kostet mal eben so um die 30 bis 40 €! Das war mir die Sache allemal wert. Um die Hausangelegenheiten kümmern sich andere, und das gewiss!
Das alles hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen; diese Genügsamkeit und ihre innere Stärke, die geprägt wurde durch ihr tägliches Leben.
Sie sind noch nie in einer der großen Städte wie Santa- oder Puerto de la Cruz gewesen. Eines Sonntags nahm ich sie mit zur Messe nach Candelaria dem Wallfahrtsort. Das werde ich nie vergessen!
Grüße
Dieter