Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

  • noki
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    geschrieben 1209411421000

    Soeben habe ich eine Mitteilung von Teneriffa erhalten, dass es auf La Gomera am Wochenende wieder Brände gegeben haben soll.

    Trotz der mittlerweile starken Kontrollen, auch auf Teneriffa. Schon im Februar sind die Feuerwachen sehr verstärkt worden, und es gibt spontane Kontrollen an den Rast- und Grillplätzen, auf denen in den letzten Jahren unliebsame und illegale Zuwanderer und "Händler" ihr provisorisches Quartier aufschlagen.

    Es soll zu erhöhter Wachsamkeit seitens der Behörden aufgerufen worden sein, auch deswegen, weil die Vorkommnisse teilweise mit hoher krimineller Energie ausgeführt werden. Auf Gran Canaria soll es noch schlimmer sein!

    Also, liebe Urlauber dort, lasst euch nicht auf Händeleien ein und gebt Acht auf euer Eigentum, besonders wenn ihr unterwegs seid. Macht euch jemand dumm an oder kommt euch merkwürdig vor und geht euch nicht von der Pelle, dann schreit ihn sehr lautstark an; das ist sehr wichtig! Aber werdet niemals von euch aus handgreiflich, wenn es kein körperlicher Selbstschutz ist! Vor allem in den Hauptzentren mit großen Menschenansammlungen (Loro Parque, Wochenmärkte, sonstige Touristenattraktionen, ... ) ist das ein überaus wirksames Mittel! Es bedeutet immer Alarm!

    Macht euch den Gedanken zur Gewohnheit: Die sind nie alleine!

    Lasst euch nie anfassen, so kumpelhaft unter den Arm, um die Schulter, oä.. Ein Spanier würde das nie tun, es sei denn er reicht euch die rechte Hand zum Gruß von Angesicht zu Angesicht und legt seine linke Hand leicht auf eure rechte Schulter oder an den Oberarm. Das ist aber ein klares Zeichen von Freundschaft mit ihm! Es kann mitunter lange dauern bis er es tut! Diese Geste kenne ich eigentlich auch nur zwischen Männern.

    Spanier vermeiden körperliche Nähe und Kontakt mit anderen, die nicht zur näheren Familie gehören, selbst dort auch nicht in der Öffentlichkeit, außer bei sehr guten Freunden, wie oben beschrieben! Aber dann kennt man sich schon sehr gut, und es besteht keine Gefahr oder ein Missverständnis.

    Nehmt immer eine Kopie des Personalausweises mit auf euren Touren, denn wer sich nicht ausweisen kann, gerät schnell in einen Verdacht und steht großem Misstrauen gegenüber. Und das auszuräumen kostet oftmals viel Zeit und Geduld!

    Die 'Stahlarmbänder' sitzen bei der Polizei und anderen Schutzkräften seeeehr locker gegenüber diesen ungebetenen Aufdringlingen. In deren Haut ich aber dann nicht stecken möchte!

    Ein gut gemeinter Rat, den es sich lohnt ihn zu beachten!

    Gruß

    Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • noki
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    geschrieben 1209645535000

    Ein Besuch auf einem Gebrauchsgüter- und Tiermarkt!

    Auf der Strecke von Buenavista nach Masca, zwischen Portela Baja und Las Portelas, findet monatlich samstags ein Markt statt, der eigentlich so keine Touristenattraktion ist. Er liegt ziemlich abgelegen und man findet ihn nur schwer. Schon früh morgens beginnt er.

    Dort gibt es alles zu erwerben, was des Bauern Herz höher schlagen lässt. Er ist auch nur für diese Käufer- und Verkäufergruppe gedacht. Trotzdem kommen die Einwohner teilweise von weit her, um an diesem „Fest“ teilzunehmen, auch wenn sie keine Kunden sind oder etwas zu verkaufen haben. Man darf es aber nicht mit einem deutschen Flohmarkt vergleichen oder verwechseln, außer dass alle Geräte gebraucht sind!

    Hier gibt es alles, vom Trecker, Acker- Haushaltsgeräten, Nutztieren, bis hin zu Ernteerzeugnissen aus der Region. Und zwar nur einheimische Produkte und Gebrauchtwaren! So wie etwa in den Markthallen von Icod. Fremde und unbekannte Händler, sowie aus anderer Staaten kommend, sind nicht erwünscht und werden schnell entfernt. Jeder erfolgreiche Handel wird noch per Handschlag abgeschlossen und besiegelt. Man kennt sich untereinander, aber handeln ist trotzdem Pflicht.

    So auch bei uns, als wir die jungen Ziegen für unsere Nachbarn erstehen wollten, von denen ich schon berichtete.

    Nun ist es so, dass die Händler nicht mit einer ganzen Herde anreisen, sondern nur mit ein oder zwei typischen Exemplaren, z. B. einem braunen und einem weißen oder gescheckten Tier als "Muster". Die „Züchter“ sind bekannt und man kann ihnen vertrauen. Trotzdem kauft man nicht die ‚Katze im ****’! Denn Betrügereien werden untereinander streng geahndet.

    Nach langen und zähen Verhandlungen erstanden wir dort acht halbwüchsige weibliche Ziegen, die wir uns aber selbst vom Hof abholen mussten, denn den Transport muss man selbst bewerkstelligen, was aber kein Problem darstellt. Dazu noch ebenso viele Glöckchen mit verschiedenem Klang und wir handelten aus, dass uns eine ältere „Ziegentante“ für die Zeit der Eingewöhnung ausgeliehen wurde. Das ist außerordentlich großzügig. Die Glöckchen sind wichtig falls sich die Tiere in fremder Umgebung einmal verlaufen sollten, wenn die „Tante“ mal nicht aufgepasst hat. Ein Böckchen nahmen wir noch nicht mit, denn die sind in dem Alter noch ziemlich rüpelhaft zu ihren Schwestern. Er kann dann später „Pascha“ werden, wenn sich seine Geschwister nicht mehr alles gefallen lassen. Es ist überhaupt so, dass meistens in einer Herde die älteren Ziegen das Sagen haben, ohne das Imponiergehabe der Böcke!

    – Fast menschlich?! –

    Unser Großeinkauf sprach sich schnell herum, ebenso wie unser vorteilhafte Handel. Das zollte den anderen Händlern wohl Achtung. Waren doch meine Gastgeber alles andere als Landwirte, sondern bekannte emeritierte Wissenschaftler. Selbst der Bürgermeister erwies uns die Ehre einer Begrüßung.

    Außerdem „lief“ uns noch eine „Bergziege“ samt einachsigem Hänger über den Weg für einen sehr günstigen Preis. Das ist ein Gefährt, das man bei uns auch aus den Gebirgsregionen kennt. Ein ganz kleines dreiräderiges Zweitakt-Treckerchen mit einem Doppelgabellenker. Das ist ein richtiges Multifunktionsgerät, sehr robust und kaum kaputt zu kriegen. Es ersetzt nicht nur praktisch den Esel vor dem Wägelchen, sondern auch andere Hilfsgeräte können angeschlossen werden, und musste nur noch etwas aufgefrischt werden. Ansonsten war alles gut gepflegt und voll funktionstüchtig. Und das zu überprüfen und zu erledigen fiel mir als Aufgabe zu, ebenso wie die Unterweisung der neuen Besitzer im Umgang mit dem Gerät.

    Das war ein guter Kauf und ein erfolgreicher Tag, der dann in einem Gasthaus mit Wein, Brot und Schinken standesgemäß besiegelt wurde, ganz ohne Papier.

    Als wir heimkehrten und unseren Nachbarn das berichteten, wollten sie es gar nicht recht glauben, dass wir solch einen guten Handel abgeschlossen hatten. Sie wussten vorher nichts von unserem Vorhaben. Und als ihnen nun gesagt wurde dass das alles für sie sei, da standen ihnen die Tränen in den Augen; sie konnten ihr Glück kaum fassen! Waren doch ihre Häuser auch schon renoviert aus- und angebaut worden.

    Die Ziegen beherbergten meine Freunde noch eine kurze Zeit zur Eingewöhnung auf ihrem Anwesen, und behielten zwei davon für sich selbst.

    Es war ein fairer Handel bei dem niemand übervorteilt worden ist!

    Ein wunderschöner und unvergesslicher Tag ging zu Ende! Und wir haben alle kräftig gefeiert und am Glück unserer Nachbarn teilgenommen!

    Am Sonntag fuhren wir dann alle mit Kind und Kegel, und egal welchen Glaubens, mit einem Bus zur Messe nach Icod mit anschließendem gemeinsamen Mittagsessen in einem ländlichen Gasthof.

    Gruß Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • noki
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    geschrieben 1209652211000

    Hallo, liebe Forumsgemeinde,

    ich vermisse etwas Beteiligung von Euch! Diesen Thread möchte ich doch nicht alleine durchziehen, das gibt nur Mißstimmung und Ärger, womöglich noch mit dem Admins. Das würde mir so gar nicht angenehm sein!

    Also wo seid ihr alle, die Teneriffa kennen?

    Diese Schilderungen sind das was ich so sehr liebe auf meinen Besuchen dort und auch anderswo.

    Hotels, Attraktionen, und die meisten großen Sehenswürdigkeiten verlieren weitgehenst mein Interesse, wenn ich sie schon kennengelernt habe, außer ich möchte hinter die Kulissen schauen und die Hintergründe erkunden. Das klingt hochmütig, ist es aber ganz gewiss nicht! Ich liebe es eben mehr dem "Volk aufs Maul zu schauen" und mich unter ihnen zu bewegen und ihre ganz spezifischen alltäglichen Gepflogenheiten, Sorgen und Eigenarten kennenzulernen, das reizt mich mehr als ein berühmter Stuhl auf dem vielleicht einmal eine ebenso berühmte Person gesessen haben soll! Der Stuhl ist stets der gleiche, nur eben der Po auf ihm war ein anderer. Und was geht mich der an, wenn er nicht mehr draufsitzt!

    Als Tourist werde ich ohnehin überall sofort identifiziert. Dabei kommt es aber für mich darauf an in welche Kategorie man mich einordnet. Das ist mir sehr wichtig!

    Natürlich ist es von unschlagbarem Vorteil jeweils ortsansässige Freunde zu haben, womöglich noch bekannte und einflußreiche Personen, aber am Beginn steht und stand immer die Selbsteroberung all dessen was ich weiß und kennengelernt habe.

    Insofern muß ich auch oft passen, wenn man mich nach Hotelempfehlungen oder "was muß man gesehen haben" fragt, was mir teilweise schon recht angekreidet wurde als Zielexperte. Ganz abgesehen von den Anmerkungen, dass das hier ein Reiseforum sei und kein Spielplatz für Reiseerlebnisse!

    Das ist nun einmal das Geleis auf dem ich fahre!

    Und ich beherrsche die spanische Sprache immer noch nicht!

    Gruß Dieter

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  • noki
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    geschrieben 1210615604000

    Candelaria,

    ... ein Ort an dem man nicht vorbeifahren sollte, ohne ihn und die Basilica Nuestra Senora de la Candelaria besucht zu haben!

    Für jeden Einwohner Teneriffas gilt es als ungeschriebene Pflicht einmal im Jahr dort gewesen zu sein!

    Man erreicht diesen Ort ganz einfach und bequem von der Südautobahn aus. Im Ort selbst führen alle Wege quasi hin zur Basilica, man kann sie nicht verfehlen, sie liegt direkt am Meer. Vor der Basilica ist ein sehr großer Platz.

    Am 14/15 August wird dort das größte Fest der Kanaren gefeiert! Das Romeria de la Virgin de Candelaria, mit einer großen Prozession.

    Schon Tage vorher rollen LKW-Ladungen voller Blumen an, die dann auf diesem Platz zu wunderbaren Heiligenbildern, Wappen der Provincen, von den Einwohnern mit äußerster Sorgfallt und viel Liebe verlegt und bewässert werden - Tag und Nacht! Es sieht einzigartig aus! Der Platz ist dann natürlich vor dem Fest für jeden anderen tabu!

    Der Schatz der Basilica ist eben diese kleine Madonna 'Virgin de Candelaria', um die sich viele Geschichten, Gerüchte und Spekulationen ranken. Sie ist die Schutzpatronin der Kanaren - nicht nur dieser Insel selbst!

    Seitlich hinter dem Hauptgebäude befindet sich eine große Kerzengrotte in den Felsen. Darin brennen hunderte von Kerzen, wenn nicht viel mehr noch. Ich habe sie nie gezählt.

    Vor der Kirche und dem Platz, zur Seeseite hin, stehen dann die großen steinernen Skulpturen der sieben oder neun, weiß ich nicht genau, Guanchenkönige Teneriffas.

    Eine Messfeier dort mitzuerleben ist auch für Nicht- oder Andersgläubige ein nachhaltiges Erlebnis.

    Zigtausende Menschen von allen kanarischen Inseln kommen alljährlich zu diesen Feiertagen nach Candelaria!

    Das ist das Heiligtum Teneriffas und der Kanaren, und ein gläubiger und fester Orientierungspunkt vieler einfachen Bewohner Teneriffas, vorwiegend der Landbevölkerung. Es ist einfach ein Bestandteil ihres Glaubens.

    - Und das ist gut so wie es ist! -

    Gruß Dieter

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  • noki
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    geschrieben 1211495533000

    Ein klassischer Orgelbauer auf Teneriffa! - Kann das möglich sein?

    ..... Und ob!

    Auffällig ist doch, dass es in den Kirchen, ich schließe alle anderen Bezeichnungen mit ein, keine Orgeln gibt, in dem Sinne, wie sie bei uns üblich sind, mit vielen Pfeifen, Registern, Zügen und Gebläsen, also richtige uns vertraute Orgeln, deren Töne durch luftangeblasene Pfeifen entstehen.

    Und doch gibt es einen dieser Orgelbauer auf der Insel! Er lebt schon länger da, ist nicht mehr "neuwertig", aber er stellt keine Instrumente der "Elektronik-Generation" her, bei denen man doch nur eine Platine neben die andere platzieren muß.

    Er kommt aus Oberfranken und hat sich dort auf Teneriffa mit seiner Frau für sein Alter niedergelassen. In einem Teil der Insel, wo man es nie vermuten würde, im Anaga-Gebirge, weit entfernt jeglicher modernen Zivilitation. Die Bezeichnung Erimitage (Einsiedelei) würde wohl passend sein. Trotzdem macht er noch weiter, denn seine Orgeln bedeuten ihm viel mehr als ein Leben mit Elektronik; gut, das muß man verstehen können!

    Speziell hat er sich nun auf die Herstellung von hölzernen Blasinstrumenten

    (Rohkörper für Oboe u Fagott, usw.), und Pfeifen für kleine Orgeln spezialisiert. Sein Domizil und seine Werkstatt sind wie bei dem Balkonbauer ein alter Landbesitz an einem Hang.

    Sein Freizeit-Geschäft läuft sehr gut, wohl auch weil "Naturware und Handarbeit"! Wie er uns erzählte hat er zahlreiche Kunden auch aus Deutschland. Weiterhin beschäftigt er sich noch mit Reparaturen. Einmal im Jahr besucht er auch seine alte Heimat um dort Aufträge auszuführen. Also ganz und gar abgenabelt hat er sich noch nicht. Wir fragten ihn nicht nach den Gründen seiner "Flucht"!

    Wir hatten bei unserem Besuch nur ein Dach über dem Kopf, bzw. eine karge Kammer. Komfort gab es nicht! Ein * genügte auch!

    Ein- bis zweimal in der Woche kommt ein Nachbar vorbei, fragt nach Wünschen und besorgt seine Einkäufe aus der Stadt. Materialbestellungen und deren Zustellung würden wohl auch Wochen dauern.

    In dieser Gegend wohnen noch mehrere "Austeiger" ähnlicher "Bauart"!

    Sie alle leben fast wie Eremiten, und sie haben es sich auch so gewünscht und sind vollauf glücklich und zufrieden damit!

    Gruß Dieter

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  • noki
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    geschrieben 1214520379000

    Bei den Teide-Rangern zu Gast!

    Im Naturschutzgebiet der Las Canadas! Eine gefürchtete Truppe!?

    Es war eine Einladung, die anzunehmen und zu befolgen längst überfällig war.

    Und so meldeten wir – ein einheimischer Freund und ich - uns zu diesem Besuch bei ihnen an.

    Diese Hüter des Nationalparkes Las Canadas sind eine Spezialeinheit der Guardia Civil. Es ist eine große Ehre und gleicht einer Auszeichnung zu ihnen berufen zu werden. Nicht nur absolute körperliche Fitness wird verlangt, sondern auch viele andere Fähigkeiten. Eine besondere Schulung geht ihrem Dienstantritt voran. Dort oben sind sie weitgehenst auf sich alleine gestellt und können nicht gleich nach der „Mama“ rufen wenn mal etwas nicht klappt. Sie sind alles mögliche zugleich: Büroarbeiter, Feuerwehr, Bergsteiger, Sanitäter und natürlich Wächter und Hüter der strengen Parkvorschriften und

    -verordnungen, mit weitgehenden Befugnissen versehen. Dementsprechend ist auch ihre Ausrüstung ausgelegt. Trotzdem leben sie in ihrer kleinen „Kaserne“ Casa Cuartel de la Guardia Civil sehr abseits und spartanisch und müssen für alles selbst sorgen. Ebenso wie in den Schutzhütten, die verstreut im ganzen Gebiet verteilt sind.

    Es sind harte und motivierte Burschen! Viele, die dort einmal Dienst machten, sprechen voller Stolz von dieser Zeit als Ranger. Sie verstehen sich als Schutztruppe für andere, vorwiegend für die vielen Besucher, nicht unbedingt als Polizeiorganisation, welches ja ihr eigentlicher Auftrag ist!

    Unser Auto mussten wir am Centro de Servicos del Parque ein Stück entfernt vom Parador abstellen, denn die Unterkünfte liegen mittendrin im felsigen Gebiet mit schlechten Zufahrtswegen. Man erwartete uns schon am frühen Morgen.

    Nach einer herzlichen Begrüßung wurde auch nicht lange palavert. Uns wurde eine Kammer zugeteilt, der obligatorische Kompass mit topographischer Karte des Gebietes, ein Sonderausweis, ein wetterfester Overall, ein breitkrempiger Hut und ein Rucksack mit Erster Hilfe-Ausrüstung. Fernglas und Bergstiefel, sowie Wetterbekleidung hatten wir selbst mitgebracht.

    - Und einige nützliche und schöne Präsente für unsere Gastgeber. -

    Das waren aber auch schon die Formalitäten.

    Kurz danach hieß es auch schon umziehen und nach Empfang einer Marschverpflegung dann: Aufsitzen zu einer Kontrollfahrt durch einen Teil des Gebietes. In zwei geländegängigen Jeeps mit je drei Rangern ging es los über Stock und Stein. Jeepfahren ist Gewöhnung, sonst tun einem nachher alle Knochen weh.

    Längs einer vorgegebenen Route wurden einige Schutzhäuser und deren Notverpflegung (sie stehen jedem offen der Schutz benötigt! Jedoch muß er dieses bei Konsum der Notverpflegung in ein Buch eintragen. Das ist Ehrensache für jeden alpinen Wanderer!) kontrolliert und zwischendurch oft mit den Ferngläsern ein Rundblick auf die Umgebung und besonders die Hauptstrasse und die Miradores (Aussichtsparkplätze) gehalten. Man glaubt es nicht wie gut man von einem erhöhten Punkt aus alles genau beobachten kann. Kein Parksünder wäre denen durch die Lappen gegangen, und hätte er auch nur eine leere Zigarettenschachtel aus dem Auto geworfen. Per Funk wäre sofort eine Streife auf ihn angesetzt worden; und dann hätte er viel blechen müssen. Es gab keine Beanstandungen nur den Vermerk im Protokoll: Keine Vorkommnisse! Wie man mir versicherte ein seltener Fall im Tagesablauf. Jeden Abend wird ein Tagesbericht per Fax an die Zentrale in Santa Cruz gesendet.

    Abends machte die Truppe noch einen Marsch in voller Ausrüstung, an dem ich nicht teilnahm. Es hat keinen Wert mit diesen durchtrainierten Leuten mithalten zu wollen. Darum kümmerte ich mich besser mit um die Vorbereitungen des Abendessens und die Entstaubung und Pflege der Bekleidung, auch der anderer.

    Später kam noch ein offenbar höherer Offizier vorbei um uns zu begrüßen und den nächsten Tagesablauf zu besprechen, trotz Mail, Fax, Funk und Telefon. Es ist zwar eine militärisch organisierte Spezialeinheit, aber so recht besehen haben wir nie diese Hirarchie gemerkt. Niemand hatte Rangabzeichen sichtbar an seiner Uniformbluse, sondern nur ein einfaches aufgenähtes Namensschild mit seinem Vornamen.

    Morgens um 4:30 Uhr heißt es aufstehen, waschen, Rucksack packen für ein längeres Unternehmen und frühstücken. Jeder bekommt das gleiche Verpflegungspaket und Trinkwasser. Danach wird nochmals der Tagesplan durchgesprochen. Ein Team mit 3 Rangern geht von Westen zum Pico Viejo, wir gehen östlich vom Teide auf halber Höhe bis zum Kreuzungspunkt mit den geführten Aufstiegen zum Pico. Bis zur Montana Blanca hoch können wir fahren, aber dann gehen wir Wege, die Touristen nicht ohne Sondergenehmigung begehen dürfen. Die Viejo-Truppe ist zwar viel höher, aber sie können auch viel höher mit dem Jeep fahren.

    Nach 2 Std. Marsch erreichen wir die Wegkreuzung mit den Wanderern. Eine kurze Rast, und dann kommt auch schon die erste geführte Gruppe hoch. Die Führer müssen Auskunft geben können über die Genehmigungen und das körperliche Befinden ihrer „Passagiere“. Es wird nicht zweckmäßiges und geeignetes Schuhwerk bei einigen Wanderern beanstandet. Dafür ist der Führer verantwortlich! Und schon kommt die nächste Gruppe, usw. ….. Wir gehen noch etwas weiter aufwärts, bis zu einem Schutzhaus. Kleine Pause, und schon geht es wieder runter nach „Hause“. Dieser Kontrollgang war harmlos und ohne Probleme, im Gegensatz zu denen, die am Pico Viejo waren. Das ist ein tückisches Gebiet, denn viele Seilbahnfahrer laufen dort hin. Der Weg zum Nebenkrater ist zwar gut ausgebaut und nicht schwierig, wenn die Wanderer auf den Wegen bleiben würden. Das Umfeld sind scharfkantige Felsbrocken, die erhebliche Verletzungen verursachen können. Dort gibt es regelmäßig Schürf- und Stauchungsverletzungen.

    Zurück im Camp gab es ein kurzes Abendbrot. Danach war Schuhpflege (mit Lederfett) und Reinigung angesagt. Auf der provisorischen Terrasse spielte man Gitarre und genoss den Sonnenuntergang. Alkohol und Tabak sind sehr verpönt, aber nicht verboten.

    Später rief dann noch das Parador an wegen ein paar randalierenden und angeheiterten Gästen. Das war ein sehr kurzer Prozess für die Ranger. Meistens brauchen sie nur auftauchen, dann ist schon Ruhe!

    Leider geht es selten so harmlos zu wie an diesem Tag. Vielfach heißt es bei glühender Hitze unter großen Anstengungen jemanden mit einem Kreislaufkollaps aus den Felsen zu holen, oder aber die verbotenen Wege in halber Höhe des südlichen Kraterrandes zu begehen um einen Wanderer dort zu bergen, der sich überschätzt hatte und nun auf dem schmalen Pfad, der nur angeseilt von den Rangern begangen werden darf, nicht mehr vor und nicht zurück konnte. Unter ihm ein sehr tiefer Abgrund. Da zeigt sich das ganze Können, die körperliche Fitness und die Motivation dieser Einheit. Es ist eine hervorragend organisierte Mannschaft, - wie sie sagen zum Wohle der Besucher. Das kann ich nur bestätigen!

    Wer von ihnen wegen eines Verstosses gegen die Ordnung und Vorschriften dieses Naturschutzgebietes geschnappt wird – und das sind sehr viele – der hat selbst Schuld. Und die Strafen sind sehr hoch bei Verstössen gegen jeden, auch für die eigenen Landsleute!

    Die nächsten Tage verliefen nicht so friedlich. Da gab es schon mal einen geprellten oder verstauchten Fuß bei dem ich dann endlich mal mit meinem Erste-Hilfe-Gepäck richtig helfen konnte. Der Wanderer wurde nach einer Bandagierung zurückbeordert bis zu einer Stelle an der ihn ein per Funk bestelltes Auto abholen sollte. Gegen diese endgültige Anweisung der Ranger gibt es keinen Einwand. Ein Autofahrer wurde beobachtet, der eine Tüte mit Müll aus dem fahrenden Wagen an der Müllbox vorbei warf und weiterfuhr. Weit kam er nicht! Meine Begleiter meldeten den Vorfall sofort per Funk an die Kollegen der Streife, und schon hatten sie ihn! Das ist wohl sehr teuer für ihn geworden, denn die Parkverordnungen und Hinweise stehen unübersehbar auf großen Tafeln in allen gängigen Sprachen überall an den Zugängen zum Naturschutzgebiet. Wanderer bekommen Merkzettel mit auf den Weg.

    Es ist immer so im Plan vorgesehen, dass an einem Tag ein Teil der Mannschaft Bergstreifen macht und der andere dann die Strassen im Auge hat und umgekehrt.

    Lasst euch nie mit den Rangern ein, sie sind hart und gnadenlos auch bei den ausgefallensten Ausreden. Mit denen ist wirklich nicht gut Kirschenessen! Es ist gut dass es sie gibt! Wer mit ihnen in Konflikt kommt, ist selber schuld. Auch wenn es noch so hart klingen mag! Er hat keinerlei Chance, denn ein Prozess ist in 2-3 Tagen im Schnellgericht in Santa Cruz abgehandelt - ganz ohne Psychologen und Analyse seiner schwierigen Jugend! ;)

    Dort habe ich sehr vieles gelernt und gesehen, besonders von der Natur, der Fauna und Flora, was man selten bis gar nicht zu sehen bekommt.

    Beim Abschied bekamen wir ein „Ranger-Diplom“ mit einer Anstecknadel und unseren Hut als Andenken geschenkt.

    Den Hut ziehe ich auch heute noch vor diesen harten Burschen und deren Disziplin, die Teide-Ranger genannt werden! Sie sind fast nicht auffällig oder sichtbar, aber sie sind dort dennoch allgegenwärtig!

    Nichts aber auch gar nichts geschieht in diesem Gebiet ohne dass sie nicht informiert werden.

    Gruß Dieter

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    Bei den Pfeifen-Schnitzern und-Drechslern im Orotavatal!

    Das ist eine Kunst und ein seltener Beruf, denn passionierte Pfeifenraucher oder –Sammler sind ein sehr wählerisches „Völkchen“!

    Eigentlich rauchen sie weniger, sondern genießen die Pfeife und den Tabak ihrer Wahl. Es scheint eine Wissenschaft für sich zu sein!? Jedenfalls ist sie sehr subjektiv, was durchaus nichts Negatives bedeutet. Man sagt ja auch, dass Pfeifenraucher sehr geduldige und sympathische Zeitgenossen sind! Mag es sein wie man es sagt!

    Wir wollen eine solche ganz kleine Firma besuchen.

    Also einen Pfeifenhersteller auf Teneriffa!

    Was tun nun diejenigen, die diese alte Kunst des Pfeifenschnitzens noch beherrschen? Sie schließen sich zusammen.

    Einer von den beiden Könnern kommt aus Tirol, der andere aus Frankreich. Es ist ein eher kleiner Betrieb mit nur ein paar Angestellten, aber mit vielen Liebhabern und Kunden, vorwiegend von den britischen Inseln und dem spanischen Festland. Reine Handarbeit ist gefragt, vom Stück Rohholz bis zur fertigen Pfeife. Vorgefertigte Rohlinge z. B. aus Frankreich werden nicht verwendet.

    Jedes „Rauchwerkzeug“ wird individuell nach den persönlichen Wünschen angefertigt. Alles sind demzufolge Unikate. Einen Musterkatalog gibt es nicht, dafür aber mittlerweile ein kleines Geschäft in Santa Cruz und Puerto de la Cruz mit allem Zubehör und unzähligen Tabaksorten.

    Es sind zwei ältere Herren mit ihren Familien, die sich am Hang des Tales angesiedelt haben. Sehr oft ist der französische Partner unterwegs um das Rohmaterial zu beschaffen, und das im ganzen Mittelmeerraum und vorwiegend in Frankreich.

    Es ist das Holz der Mooreiche und das Wurzelholz der Baumheide, auch Bruyere genannt, das hier Verwendung findet. Letzteres sind ziemlich phantasievoll gewachsene und knorrige Wurzelknollen, und es ist sehr teuer und hitzebeständig. Also viel Ausschuss darf es bei der Verarbeitung nicht geben, das wäre dem Geschäft abträglich!

    Die Herstellung einer Pfeife ist ein handwerklich aufwendiger Prozess und erfordert viel Geduld sowie eine gute Vorstellungsgabe des Endproduktes. Und all das haben beide dieser Künstler in sich vereinigt.

    In vielen Regalen eines speziellen Raumes mit einem besonders geeigneten Klima lagert das Rohmaterial, zum Teil schon seit vielen Jahren. Es sieht ganz unscheinbar farblos aus, aber wenn es geschnitten wird, dann wird diese schöne Maserung besonders der Bruyere sichtbar. Keine gleicht der anderen.

    In den Werkstätten lagern viele Roh-Stücke in den verschiedensten Bearbeitungsphasen bis hin zur endgültig polierten, gewachsten und versiegelten Pfeife. Sehr viel Schnitz- und Schleifarbeit ist dazu nötig. Fast gleicht der Werkraum schon einem Zahnarztlabor mit den ganzen kleinen Fräsen, Bohrern und Schleifköpfen an biegsamen Wellen mit hoher Drehzahl. Wobei hier nur der Kopf mit dem kurzen Anschlußstutzen einer Pfeife gemeint ist!

    Bei so vielen Arbeitsgängen ist es nicht verwunderlich, dass allerbestenfalls nur höchstens ein halbes Dutzend davon pro Monat hergestellt werden können. Die Lieferzeiten sind sehr lang, wie auch ebenso die Auftragsbücher.

    Die beiden Künstler leben für und mit ihren Produkten, und wurden des Erklärens nicht müde. Vieles war mir unverständlich und Fachlatein, aber in mühevoller und geduldiger Kleinarbeit wurde mir auch das genau erklärt.

    Manchmal sitzen sie auch draußen vor ihrem Haus und schnitzen. Das sieht dann aus wie bei den Herrgottschnitzern in Oberammergau! Die Werkzeuge sind rasiermesserscharf, denn die Hölzer sind sehr hart.

    Obgleich man sich alle Mühe gab mich zum Pfeifenraucher zu bekehren, blieb ich dennoch standhaft. Den Preis für eine auch nur mittelmäßige Pfeife gab mein Budget einfach nicht her, denn die Preise sind natürlich sehr hoch. Auf den britischen Inseln zahlt man sie aber gerne für ein gutes Stück.

    Eigentlich sah es hier in den kleinen Werkräumen fast ebenso aus wie bei den anderen schon geschilderten Schnitzern, nur die Objekte waren andere.

    Trotz der Abgeschiedenheit dieser Werkstatt pilgern immer wieder Liebhaber hier herauf. Manchmal auch nur zum Staunen und Bewundern.

    Beide Herren lassen sich gerne bei einem Gläschen Wein und ein paar Tapas bei ihrer Arbeit zusehen und haben eine „Engelsgeduld“!

    Der Blick auf die Hänge des Tales mit ihren Zitrusplantagen ist einzigartig.

    Und so etwas alles gibt es auf Teneriffa!

    Nur durch meine Freunde und Gastgeber habe ich überhaupt die Möglichkeit solches kennen lernen und erleben zu können!

    Und dafür bin ich sehr dankbar!

    Fast einen ganzen Tag brachte ich dort zu ohne müde oder überdrüssig zu werden noch mehr zu sehen und zu erfahren, denn wann und für wen ergibt sich schon mal eine solche Chance!

    Gruß Dieter

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    Zur Mittagsmesse nach Candelaria!

    ….. Und das mit den Einwohnern einer kleinen Siedlung! Man kann es noch kein Örtchen nennen. Es besteht nur aus fünf kleinen Häuschen, die sehr verstreut liegen. Nur einer im „Dorf“ hat einen Fernseher. Radios gibt es schon mehrere, aber das sind meistens alles Geschenke. Sie leben dort vorwiegend von dem was sie selbst anbauen und was ihre Tiere hergeben, und das ist nicht viel, wenn man nur ein Schweinchen, drei bis vier Ziegen oder Schafe, ein paar Hühner und einige Kaninchen hat, vielleicht auch noch ein paar Bienenstöcke. Die staatliche Rente für ein solches Ehepaar von 3 bis max.400 Euro für jahrzehntelange Arbeit auf den Plantagen und Feldern der Grundbesitzer reicht doch von hinten bis vorne nicht! Und wenn sie noch Ernteerträge verkaufen, dann könnte die Rente gekürzt werden. Auch wenn sie keinen Strom und Holz zum heizen, das sie sich selbst sammeln müssen, wachsende Bäume dürfen nicht abgeschnitten werden, bezahlen brauchen. Zur Zeit ihrer Arbeitstätigkeit gab es noch keine Rentenversicherung. Das spanische Sozialsystem ist voll in der Hand der Kirche mit allen Einrichtungen, und die lässt ihre Schäfchen nicht dem schnöden Mammon verfallen, wie in den großen Städten, wo deren Macht immer mehr an Einfluss verliert.

    Tage vorher schon sind wir dort hin gefahren, es gibt dahin nur einen holperigen Feldweg, um die Bewohner einzuladen mit uns gemeinsam zur Mittagsmesse nach Candelaria zu fahren. Alle waren begeistert; und so verabredeten wir sie mit mehreren Geländewagen an einem Sonntag früh um 7:30 Uhr abzuholen. Die Aufregung war groß, denn das war ein Jahresereignis für sie. Vorher musste noch alles mit der Versorgung des Viehs und des Hauses geregelt werden. Ein paar ganz betagte Bewohner, denen das zu anstrengend war, sagten das zu.

    Und so holten wir sie dann an einem Sammelpunkt ab. Jeder brachte eine Kerze mit.

    Alle Männer hatten Hüte auf, denen man ansah, dass sie frisch entstaubt und aufpoliert waren, und sie hatten ihre beste Kleidung angezogen, die ihnen wahrscheinlich schon zur Firmung gepasst hatte.

    Die alten Damen allerdings trugen uralte Kleider noch von ihren Groß- oder Urgroßmüttern und eine schwarze Mantilla, ein Dreiecktuch, um die Schultern. Wahrscheinlich war die Truhe mit dem Familienerbe geöffnet worden, denn die Kleider schienen mir außerordentlich kostbar zu sein. Ich möchte mal wissen was da noch so an kulturellem und kostbarem Gut in diesen Truhen seit Generationen lagert!

    Auf dem Anwesen meiner Gastgeber gab es noch ein kleines Frühstück und dann kam auch schon der bestellte Bus.

    Nach etwa 1 ½ Stunden Fahrt erreichten wir Candelaria, noch sehr rechtzeitig zur Messe in der Basilica. Ich hielt mich ab nun an ganz abseits. Da wir eine angemeldete Gruppe waren, wurden uns zusammenhängende Plätze im Hauptschiff zugeteilt. Die Messe dauerte etwa eine Stunde, oder etwas mehr. Jedenfalls war die Basilica bis auf den letzten Platz gefüllt, auch von vielen ausländischen Gästen und Touristen, deren andauernde Fotographiererei mit den eingebauten Blitzen mich sehr gestört hat.

    Danach ging es noch an der Virgen de Candelaria hinter dem Altar vorbei und wir besuchten die schon beschriebene Kerzengrotte in der jeder seine mitgebrachte Kerze entzündete und mit einem Gebet aufstellte. Dem Wärter hat das wohl nicht gefallen, denn er hätte uns lieber welche für viel Geld verkauft!

    Die Marienverehrung ist in Spanien ganz allgemein verbreitet. Wenn auch diese kleine Heilige der kanarischen Inseln oftmals als die „Schwarze Madonna“ bezeichnet wird, so ist es doch eine große Beleidigung! Eine heilige Madonna kann dunkelhäutig aussehen, aber mit schwarz werden allgemein Mohren oder Neger bezeichnet, aber nicht Dunkelhäutige maurischen Ursprunges! Das muss man beachten, sonst ist man in einen sehr großen Fettnapf getreten, für den es kaum eine Entschuldigung oder ein Verzeihen gibt.

    Später auf der Heimfahrt waren alle tief in sich versunken. Dieses große Erlebnis war tiefgreifend.

    Zuhause gab es dann ein vorbereitetes Abendessen für alle, und dann wurden sie zu ihren Häuschen gefahren.

    Sehr wahrscheinlich hatte auch der Alcalde (Bürgermeister) des größeren Nachbarortes und die Gemeinde für diesen Ausflug mit in die Kasse gegriffen.

    Es war ein bewegender Tag für alle.

    Gruß Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • noki
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    geschrieben 1214911660000

    Ein Grill- und Campingwochenende auf kanarische Art.

    Die Kanarier lieben es sehr an den Wochenenden und den Tagen einer Feria mit **** und Pack raus ins Grüne zu fahren um dort auf den zahlreichen Grillplätzen einige vergnügte Tage mit der Familie und Freunden zu verbringen.

    Diese großen öffentlichen Grillplätze, die mitunter sehr komfortabel ausgerüstet und angelegt sind, finden sich überall in den Wäldern. An allen Zufahrtsstrassen zu den Las Canadas, von La Esperanza kommend in den Lorbeerwäldern, von Orotava hoch beidseitig der Strasse und von Westen in den Kieferwäldern. Selbst Hinweisschilder weisen den Weg dorthin.

    Was mich sehr erstaunt ist, dass sie mitten in den Wäldern liegen, obgleich doch überall unübersehbar große Tafeln mit dem Verbot von Feuer und Rauchen wegen der Waldbrandgefahr aufgestellt sind! Aber die Plätze haben alle mehrere feste Feuerstellen, und meistens kann man sie direkt mit dem Auto anfahren. Übrigens frisches und harzhaltiges Brennholz darf nicht verwendet werden, da es starke Funken spritzt. Jeder hat aber mindestens einen **** Holzkohle dabei. Dann sieht es auf diesen Plätzen aus als wären die Besucher von ihren Wohnungen ausgewandert mit dem ganzen Hausstand. Provisorische Unterstände oder auch zeltähnliche „Behausungen“ werden aus ein paar Stangen und Tüchern aufgebaut und ein halbes Kücheninventar kommt aus den Autos zum Vorschein. Fest verankerte Zelte sind meineswissens auch nicht erlaubt, ebenso wie laute Radios oder Musikanlagen, die man bis aufs Festland hören könnte, wie es so bei den abendlichen Veranstaltungen in den Hotels üblich ist. Bis an die Dehnungsgrenze der Trommelfelle!

    Nun wird gewerkelt, gebrutzelt und sich vergnügt bis in die sehr späten Abendstunden, oftmals bis Mitternacht. Dort sah ich auch noch alte weingefüllte Botas, das sind lederne Trinkflaschen, -beutel. Dann rollt man die Matten unter den Unterständen aus, unter denen als Polster Blätter und Pinien- Kiefernnadeln dienen, oder bläst die Luftmatratze auf und schläft bis in die Vormittagsstunden. Auch die Polizei und die Feuerwache schaut mal vorbei. In der Regel stehen unweit solcher Plätze auch sehr hohe Wachtürme, unseren Hochsitzen ähnlich, die mit einer Feuerwache (bombero) besetzt sind.

    Bisher hat man aber noch nie gehört, dass von diesen Plätzen eine akute Waldbrandgefahr ausgegangen ist! Das ist erstaunlich, aber man muss sich eigentlich gar nicht so sehr wundern, denn die Benutzer halten alles sehr ordentlich und sauber. Kein Müll liegt herum, keine Getränkedosen usw. Als Aschenbecher dienen mit Wasser und Sand gefüllte selbst mitgebrachte Behälter. Der anfallende Abfall wird auch schön brav von allen wieder mit nach Hause genommen. Ich sah noch nie so sauber hinterlassene öffentliche Plätze wie dort!

    So halten es die Kanarier; die Mallorqiner hingegen fahren an den Wochenenden auf ihre kleine Finca auf dem Lande, so wie man bei uns seinen Kleingarten aufsucht.

    Sind es Tage einer Feria zu Ehren einer/es Heiligen oder Schutzpatrones, wie z. B. Die Feria in Candelaria am 14/15 August, also Festtage mit einem religiösen Hintergrund, dann besucht man zunächst gemeinsam eine Messe.

    Man hat von solchen Fiestas auf den Plätzen noch nie von kriminellen Ausschweifungen oder gar von Eigentumsdelikten gehört.

    Obgleich die Waldbrandgefahr in den Pinien- und Kiefernwälder ungleich viel höher ist, kam es auch dort noch nie zu ernsthaften Gefahren; jedenfalls ist nichts bekannt geworden.

    Das sind so die kleinen Freuden der „Schreber“ auf kanarische Art!

    Da "haust" der Bankdirektor noch neben einem Handwerker in völliger Eintracht und in einer gleichartige Unterkunft wie ein einfacher Arbeiter!

    Picknick machen und Freude haben ist das allgemeine Motto und Motiv!

    Gruß Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • noki
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    geschrieben 1215434042000

    Unterwegs im Teno-Gebirge!

    …. Und das mit sechs jungen Frauen und zwei Männern!

    Mancher denkt nun wohl an das moderne Wortgebilde „Zickenalarm“, weil wir nur mit dem Gepäck unterwegs waren, das jeder bereit war zu tragen. Mehr als 7 – 8 kg sollten es nicht sein, denn unterwegs hatten wir Depots eingerichtet.

    Es ergab sich gaaaanz anders!

    Diese Mädels waren eine Studentinnen-Gruppe einer deutschen UNI. Ausgezeichnet vorbereitet und ausgerüstet. Wir beiden Mannsleute und der stille Kontaktpunkt im Hintergrund per Handy hatten auch zunächst ein etwas unsicheres Gefühl. – Ob das wohl gut geht in den 4 bis 5 Tagen? –

    Dazu war es noch später September, also eine Jahreszeit in der man schon mal mit Wetterstörungen rechnen muß. Ein Kompass und eine genaue Karte ist besonders dann ebenso wichtig wie der Sonnenschutz in jeder Form!

    Wir wurden bis auf den nordwestlichen Ausgang des Tales von Masca gefahren und dann unserem Schicksal überlassen. Vaya con Dios!

    - Natürlich hatten wir einen „Rettungsanker“ über das Handy, aber das wussten nur wir Männer.

    Die Route war allen bekannt, so wie auch die Übernachtungsplätze und die Verpflegungsdepots in einigen Schutzhütten. Das hatten wir alles durchgekaut und auch auf die Erschwernisse und Unbequemlichkeiten deutlich hingewiesen!

    Am Sammelpunkt waren alle „Deerns“ guten Mutes, voller Tatendrang und mit einem stabilen Wanderstecken versehen, wie empfohlen.

    (Nicht mit einem dieser dünnen Teleskop-Nordic-Walking-Röhrchen, die sofort abknicken wenn man sie belastet, oder aber die Arretierung versagt und dann sitzt man auf dem Hosenboden! Besonders gut macht sich das an einem Steilhang! Ich warne davor, diese zu benutzen; sie sind dafür nicht geeignet!)

    Nun ging es los direkt in die Wälder der Teno-Höhen. Eine wunderschöne Waldlandschaft mit viel Schatten. Für den Anfang gerade richtig. Der Ausblick auf den westlichen kargen Teil des Teno war einmalig. Es ging gut voran; manchmal musste das Tempo von uns etwas gedrosselt werden, denn sonst stellt sich schnell ein Muskelkater ein. Alles verlief gut nach Plan. Auch die erste Übernachtung in den leichten Nylonzelten an einem kleinen Bach verlief gut. Und wer richtig hungrig ist, ißt auch trockenes Brot und Fleisch aus der Dose mit Wasser, das stark mit Mineralien angereichert war. Am nächsten frühen Morgen, nach der Reinigungs- und Hygieneprozedur ging es weiter, quer in Richtung eines bäuerlichen Anwesens bei La Vica, das wir gegen Mittag erreichten. Man hatte uns erwartet und wir waren willkommen. Dort gab es die erste warme Malzeit, auf offenem Feuer zubereitet. Die Disziplin unserer „Mädels“ war hervorragend. Es machte Spaß! Die Folienzelte und der Inhalt der Rucksäcke wurde in der Sonne ausgebreitet, denn über Nacht war es ziemlich feucht gewesen, und das zieht in die Klamotten ein und alsbald stocken sie dann. Nachmittags wurde es sehr heiß, und so war Pflege angesagt und unsere Handys geladen. Später wanderten wir noch ein Stück weiter in Richtung Carrizal Bajo. Es besteht nur aus ein paar Häusern. Dort ergänzten wir unseren Proviant, auch mit frischem Obst und Wasser. Die Wege dorthin gehen bergauf und bergab durch eine wunderbare Landschaft mit einigen Steilhängen als Ausläufer der Barrancos. Was Luftlinie 3 Km sind, entpuppen sich nachher als 6 – 8 Km! Nächtigen wieder unter freiem Himmel. Am dritten Tag war das Etappenziel Teno Alto. Ganz einsam und abseits gelegen; eigentlich eine größere Ziegenfarm von terrassenförmigen Plantagen an den Hängen umgeben. Diese Strecke ist schon recht anspruchsvoll, und wir mussten immer wieder das Tempo bremsen, damit uns die Girls nicht davonlaufen und irgendwo dann schlapp machen. Vorwiegend bergab ist es anstrengender und geht kräftig auf die Bänder und Gelenke! Wir erreichten das „Örtchen“ erst am späten Nachmittag und wurden freudig erwartet. Natürlich wissen die Bewohner wie beschwerlich diese Tour ist, vor allem für diejenigen, die dort nicht ständig leben. Der Ausblick auf das Land ringsum bis zum Punto de Teno und fast bis nach Buenavista entschädigte für alles. Eigens für uns war eine provisorische Dusche aufgebaut worden. Als Versorgung diente ein Gartenschlauch aus dem ziemlich kaltes Wasser aus einer Zisterne kam, was aber dem Genuß und der Begeisterung keinen Abbruch tat. Bis spät in die Abendstunden saßen wir mit den Familien draußen bei Ziegenmilch, Käse und selbstgebackenem Brot. Ein Genuss! Als wir unsere Zelte aufstellen wollten, schlug man uns vor doch in einer Scheune zu nächtigen, weil es nach Regen aussah. Nun, damit mussten und hatten wir gerechnet. Aber wir behielten uns diese Möglichkeit vor. Jetzt zeigte sich der Vorteil unserer Zelte! Sie waren geeignet per Reißverschluß miteinander verbunden zu werden zu einem großen Zelt. In der Tat, es begann auch bald zu regnen, nicht sehr schlimm, aber immerhin. Und die Temperatur sank kräftig ab. Wenn nun noch ein Gewitter dazugekommen wäre, dann wären wir doch in die Scheune umgezogen. Am nächsten frühen Morgen zogen wir weiter, ein ganzes Stück begleitet von einem Eselkarren, in Richtung Portela Baja, immer auf Wanderwegen bleibend. An einem Depot in einer Schutzhütte „tankten“ wir abermals auf, vor Allem stark mineralhaltige Getränke. Das ist sehr wichtig! Auch dieser vorletzte Tag ging in unseren Zelten zu Ende. Ein paar Reizungen an den Fußgelenken mussten doch noch mit Sportsalbe versorgt werden, ansonsten waren alle zwar etwas müde aber noch topfit!

    Der letzte Tag führte uns wieder in die Wälder des Teno zurück. Es war die anstrengenste Tour zum Abschied aus dem wirklich wunderschönen Tenohochland, das doch so zerklüftet ist. Nahe Erjos in 1100 m Höhe wurden wir wieder aufgesammelt, teilweise mit einem etwas wehmütigem Gefühl, wie es mir vorkam. Wieder am Ausgangsort zurückgekehrt, wurde Nachlese gehalten. - Ein durchweg sehr positives Erlebnis war es gewesen! – Auch für uns beiden Männer, und wir schlossen uns der allgemeinen Begeisterung voller Überzeugung aber etwas schlechten Gewissens an. Hatten wir doch eigentlich mit etwas Komplikationen gerechnet und uns darauf vorbereitet, und nicht mit einer solchen ausgezeichneten, ehrgeizigen und leistungsfähigen „Weibertruppe“! Als wir damit rausrückten lachte man uns glatt aus!

    Kompliment und ein großes Lob!

    Das war wohl ein glattes Vorurteil unsererseits, und ich habe nie wieder an so etwas gedacht, auch nicht bei einem gleichwertigen Marsch durch das Anagar Gebirge.

    Ich wünsche allen, die dort wandern, eine gesunde und glückliche Heimkehr!

    Abermals: Vaya con Dios! Geht mit Gott, aber geht vorsichtig und kein nicht abschätzbares Risiko ein!

    Gruß Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
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