Teneriffa- Insel voller Rätsel, Geheimnisse und Gegensätze?!

  • maribel
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    geschrieben 1215633093000

    Hallo Noki/ Dieter,

    jetzt ist aber mal ein Lob fällig,

    ein schöner unterhaltsamer Bericht ,

    viele lesen es , aber keiner honoriert es hier mal wieder.

    Darum von mir ein herzliches Dankeschön, weiter so !

    Würde gerne etwas zu deinem Thema beisteuern, damit du hier nicht der Alleinunterhalter bist aber ich bin leider nur ein

    "normaler " ;) TF Urlauber, der sich auch durch unser negatives Erlebnis

    ( Diebstahl ) nicht davon abhalten lässt, Teneriffa ( und Mallorca ) zu meinen Favoriten zu zählen. Im Sommer gehe ich aber " fremd ", dann geht es zum erstenmal nach Korsika.

    Gruss von der Insel Reichenau/Bodensee

    Maribel

    Avatar : Orotavatal mit Blick auf Teide und Puerto de la Cruz / Teneriffa
  • noki
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    geschrieben 1217881670000

    …….. Und ich dachte immer die Paella sei soetwas wie das spanische Nationalgericht, wie in Italien etwa die Pizzas und Pastas!

    Nach dem Motto: Denk ich an Paella, denk ich an Spanien!

    Bis es eines Tages hieß: Heute genießen wir die Zarzuela!

    Was sollte das denn nun wieder bedeuten? Und vor allen Dingen was ist mit "die" gemeint?

    Dass wir mal eben nach Madrid jetten würden um den gleichnamigen Palast zu besuchen und um Herrn König und Frau Königin Guten Tag zu sagen, oder etwa nach Santa Cruz fahren um eine dieser traditionellen spanischen Singspiele, einer spanischen Art der Operette gleichen Namens, zu besuchen, das fiel mir doch schwer zu glauben.

    Also was hat es dann sonst mit der Zarzuela auf sich?

    Schon eigenartig! Teile der Gastgeberfamilie waren fast den ganzen Tag unterwegs um einzukaufen. Sie wollten doch nicht etwa ein solches Singspiel hier bei sich auf die Beine stellen?

    Alles hüllte sich in Schweigen, so sehr ich auch bohrte. Auch beim Entladen der zahlreichen Kisten des Autos ließ man mich nicht mittun; hatte ich etwa deren Vertrauen verloren, in einen peinlichen Fettnapf getreten, oder unwissentlich missbraucht? Und es waren auch noch so viele Gäste aus der Umgebung und von weiter her eingeladen.

    Also zog ich mich schmollend in der Nase bohrend zurück, und verwünschte die ganze Sippschaft! Diese Geheimniskrämerei war wie zu Weihnachten, wenn man nicht einmal mehr durch's Schlüsselloch gucken darf! Mein Verhalten war sehr wohl bemerkt worden, und zu allem Überfluss fanden das alle auch noch lustig durch entsprechende Bemerkungen, Gesten und Gesichtsausdrücke, was meinen Unmut nur noch steigerte!

    Nur schien es in der Küche übermäßig hoch her zu gehen. Es war viel mehr Küchenpersonal dort als normal üblich! Na ja, wenn Gäste kommen ist immer einiges vorzubereiten.

    Es roch doch schon sehr appetitlich, aber nach Fisch!?

    Kurz und gut, es wurde eine Zarzuela für den Abend vorbereitet!

    Gleichauf mit der Paella wohl das traditionellste Gericht in Spanien.

    Es ist ganz einfach eine Fischpfanne ganz erlesener Fische und Meeresfrüchte! Deswegen der große Aufstand mit dem Einkauf, denn alles muss ganz frisch sein!

    Alle möglichen Fischsorten, Tintenfisch, Muscheln, Garnelen, Langusten oder Hummer, verschiedenes Gemüse, Wein, besondere Gewürze und andere Zutaten, wie z. B. echter Safran, das mit Abstand teuerst Gewürz, eine Krokusart, der hier in Spanien sogar angebaut und geerntet wird, sind dafür nötig (1 Gramm kosten immer noch etwa 8 - 10 €!). Nur Plattfische wie Seezungen werden nicht benutzt. Aber jeder macht seine eigene Zarzuela nach seiner Art und Geschmack. - Jedes Grüppchen kocht sein Süppchen! - Eben nach Art des Hauses.

    Die Vorbereitungen dauern sehr lange und müssen sehr sorgfältig gemacht werden, besonders das Entgräten der Fische. Einige Sorten sind damit besonders reich gesegnet und besitzen ein großes Inventar an Gräten! Da muß man sich schon mit der "Grätenanatomie" gut auskennen! Auch das Enthäuten und filettieren ist bestimmt nicht ganz einfach. Hier bei uns im Fischladen würde man das alles topffertig bekommen - vielleicht, wenn es diese Fischsorten hier gäbe!

    Am Abend war das Haus voller Gäste aller Schattierungen, Herkunft und Kategorien und noch mehr voller Erwartungen. Ich hatte so etwas noch nie gegessen, außer mal einer Fischsuppe, die damit aber so überhaupt nicht vergleichbar ist und auch gar nichts damit zu tun hat!

    Die Meeresbewohner werden in mittelgroße Stückchen zerteilt und in einem speziellen Sud nur gedünstet oder geköchelt. Auch das Gemüse erfährt eine Spezialbehandlung.

    Die Zarzuela wurde ganz heiß in flachen gusseisernen kleinen Pfannen oder in Schalen aus Steingut serviert mit frisch gebackenem Brot. Es darf nur eine Gabel benutzt werden. Mit dem restlichen Brot wischt man die Behälter spülmaschinenrein aus. Das gehört sich so!

    Dazu wird selbstverständlich Wein getrunken!

    Es geht hierbei weniger um das Sattwerden, obgleich die Portionen mehr als reichlich waren, sondern mehr um das Zelebrieren und den Genuss. Jeder konnte nachnehmen soviel er wollte. Die Pfannen und Schalen hielten alles sehr lange auf "Betriebstemperatur"!

    Und es war wahrhaftig einer, ein kulinarischer Genuß!

    Und danach wird palavert bis zum frühen Morgen! Das zieht sich natürlich schon wegen des vielen Weines so in die Länge.

    Ich muss sagen: Es war ein Erlebnis und kein Singspiel oder etwas palastähnliches!

    Gruß Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • stegas
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    geschrieben 1218282026000

    hallo

    also vielen dank für diesen tollen bericht über teneriffa.

    teneriffa ist meine lieblingsinsel, auch wenn ich dieses jahr erst 18 jahre alt werde war ich schon 10 mal dort.

    mir gefällt einfach alles an der insel.

    sie ist so vielseitig und man kann in jedem urlaub noch etwas eues entdecken. ich bin der meinung ein urlaub auf teneriffa reicht nicht aus um die insel kennen und dann vlt auch lieben zu lernen.

    für mich ist das reizvolle auf teneriffa die vielen kleinen buchten und besonders gefällt mir und meiner familie costa adeje/playa de fanabe. 1997 waren wir das erste mal auf teneriffa in golf del sur, sind aber immer mit dm bus nach playa de las americas gefahren und von dort aus zu fuß weiter nach fanabe. in diesem ersten uzrlaub haben wir uns schon in die insel verliebt und sind dann immer wieder gekommen. somit haben wir so zu sagen gesehen, wie der ort costa adeje so langsam immer größer geworden ist und ich muss sagen der ort gefällt mir mittlerweile sehr gut, vor allem weil es da keine bettenburgen mehr gibt und sich die hotels mehr und mehr in die landschaft eingliedern. alles ist so schön angelegt und zwischen den vielen hotels gibt es auch immer mal wieder parks oder grünflächen, wo man dann auch sitzen kann. an playa de las americas stört mich ein wenig, dass es da so viele hohe hoteks gibt. ich finde dadurch geht dieser wunderschöne charme der insel ein wenig verloren. das heißt jetzt nicht, das ich diesen ort nicht mag, es stört mich nur ein wenig, aber trotzdem würde ich da auch urlaub machen.

    was mich noch an dieser insel fasziniert ist, dass sie so zu sagen 2 gesichter hat. einmal den süden, wo doch schon sehr viel tourismus herrscht und da ist die landschaft hja so wie so etwas kahler und dann den norden, wo es auch genug tourismus gibt, aber da ist die landschaft so wunderschön grün. dieser apruppte wechsel fasziniert mich jedes jahr wieder aufs neue, wenn ich dann vom süden in den norden fahre. der norden hat so viel schönes zu bieten.

    masca ist einfach nur wunderschön und diese schlucht ist so atemberaubend schön, dass es sich immer wieder lohnt da hin zu fahren. dieses dort verkörpert den charme teneriffas so wunderbar und wenn man da ist, fühlt man sich teilweise in eine andere welt verstetzt.

    dann gibt es da noch icod de los vinos, ein sehr schöner ort, derr eine touristenattraktion hat, den drachenbaum. kaum zu glauben, dass es diesen baum da schon sooo viele jahre lang gibt. in dem ort gibt es auch die so typischen häuser für die kanaren und man könnte sich in dem ort stundenlang aufhalten und einfach nur da sitzen und verweilen.

    nicht zu vergessen puerto de la cruz, eine stadt , die die touristen mit den meerbädern und dem loro park lockt. die stadt hat aber auch eine sehr schöne altstadt. die kleinen gässchen finde ich jedes mal wieder aufs neue wunderschön und dann die kleinen häuser mit den holzbalkonen. die stadt verkörpert so das gewisse etwas, was die städte im süden meiner meinung nicht so ganz haben.

    wenn wir auf teneriffa sind fahren wir auch schonmal mit dem auto einfach so los und gucken dann , wo wir auskommen und dabei entdeckt man immer wieder etwas neues und man verliebt sich mehr und mehr in die insel.

    was ich auch so wunderschön an teneriffa finde ist dieser atemberaubende sonnenuntergang, den ich in costa adeje immer bestaune, wenn ich da bin. das panorama ist gigantisch, man sieht das meer, himmel, sonne und im hintergrund auch noch la gomera. man sieht, wie die sonne so langsam sinkt und dann fällt si ganz plötzlich ins wasser und ist weg. einmal habe ich deswegen so ca 40 bilder gemacht, weil ich das soooo schön fand.

    so ich mach dann mal schluss

    nächstes jahr werde ich leider auch mal fremd gehen, weil wir uns entschieden haben unseren sommerurlaub 2009 auf kreta zu verbringen, aber danach das jahr ist teneriffa bestimmt wieder dran.

    also dann

    an alle die ihren urlaub auf teneriffa noch vor sich haben

    genießt ihn und macht ihn zu einem unvergesslichem erlebnis, wie ich es auch mit all meinen urlauben auf teneriffa gemacht habe

    liebe grüße

    steffi

    Ich hab den tollsten Job der Welt...
  • Travellera
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    geschrieben 1219535942000

    Ich habe die Beiträge auch sehr gern gelesen - ohne das Bedürfnis zu haben, mich dazu zu äußern! Vielen Dank und bitte mach weiter!

    Travellera

  • noki
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    geschrieben 1219566605000

    Guten Morgen Travellera!

    Du hast zwar, wie du schriebst, nicht das Bedürfnis dich zu äußern, aber das schließt nicht aus, dass du es sehr wohl könntest, wenn du wolltest!

    Also bitte tue es. Ich, und vielleicht auch andere User, würden uns sehr darüber freuen. Gib dir einen Stoß die Schwelle zu überwinden.

    Diese Aufforderung gilt auch für alle anderen!

    Gruß Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • noki
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    geschrieben 1219671231000

    Der klägliche Versuch Faulheit mit landwirtschaftlicher Arbeit zu bekämpfen!

    Das hört sich gut an und soll auch äußerst wirkungsvoll sein! ……. Wenn man es denn kann! Also kam ich zu der hochgeistigen Erkenntnis, bevor mein Gürtel wegen Mangel an Länge, das was er halten und zusammenhalten soll, gezwungenermaßen freigeben muss, es damit einmal zu versuchen.

    Nun hatte ich ja den unschlagbaren Vorteil ganz früher einmal einige Jahre in einem kleinen Dörfchen auf einem Bauernhof gewohnt zu haben! Und da hatte jedes Kind und Jugendlicher seine fixen Aufgaben, die sehr wohl mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten verbunden waren. Also sollte ich doch nicht alles vergessen und verlernt haben!

    Das Melken der Ziegen musste ich ja hier auf Teneriffa auch nicht unbedingt unter Beweis stellen, und die paar Orangen, Zitronen, Oliven und Mandeln stellten doch keine ernsthafte Hürde dar! Also frisch ans Werk, wo ist das Klavier, und was trag’ ich rechts?

    Nun hatte ich aber nicht bedacht, dass es auch Arbeiten gibt, die nicht in aufrechter Haltung erledigt werden können! Es sind leider die Meisten!

    An geeigneten Arbeitsgeräten hierfür mangelte es an allen Enden und Ecken.

    Die Sonne stach gnadenlos und der Schweiß lief von der Stirn in die Augen. Gemeinerweise ist der auch noch salzhaltig! Mit unseren heimischen Ackergeräten kommt man da nicht weit, denn der dürftige Boden, der in einer Schicht von nur maximal 15 bis 20 cm tief ist, ist teilweise voller Felsbrocken und Steine, die herausgeklaubt und für den späteren Mauerbau beiseite gepackt werden müssen. In vielen Jahren ist erst auf diese Art wenigstens diese dünne Schicht entstanden, die sogar „gepflügt“ werden kann, wenn man ein bis drei sichelförmig nach vorne gebogene breitere Zinken schon den Vorläufer eines Pfluges nennen darf!

    Jedes Bearbeitungsjahr wird dieses Stück Feld um einen kleinen Betrag größer und auch steinfreier. Hierauf werden in dichtem Anbau und mehrmals im Jahr Kartoffeln, Gurken, Zwiebeln, Porree, Paprika, Kohl, und andere Feld- und Küchengemüse angebaut. Etwas Wein, ein bis drei Bananenstauden, Tomaten und Melonen, sowie Sandias (Wassermelonen) wachsen getrennt auf ganz kleinen Anbauflächen, die meistens nur ein paar Quadratmeter groß und nicht steinfrei zu sein brauchen, ....... und selbstverständlich Knoblauch, Bohnen und Garbanzos (Kichererbsen)! Diese wilden Erbsen sind so geschmacklos und fade, dass man ein gutes spanisches Essen damit durchaus verderben kann. Allerdings sind sie sehr reich an Kohlehydraten, Mineral- und Ballaststoffen! Überall universell verwendbar und anspruchslos beim Anbau. Praktish wachsen sie auch wild! Dazwischen jede Menge Küchenkräuter und mit großer Wachstumsrate allüberall Unkraut. Rund herum gibt es sehr viel Gras, wildes Korn, wie Hirse, Buchweizen und andere wilde Gräser.

    Meistens schließen sich ein paar Bauern zusammen und beackern ihr Land gemeinsam.

    Die wichtigsten Geräte sind dabei eine Hacke, die aussieht wie ein um 90 Grad abgebogener schmaler Spaten, ein Rechen und eine kurze Sense. Abends muß dann noch das Vieh versorgt werden.

    All diese Tätigkeiten habe ich versucht mitzumachen, trotz der Rücken-, Handgelenk- und Muskelschmerzen, eingedenk meines immer kürzer werdenden Gürtels!

    Aber danach habe ich einen Schlaf wie ein Murmeltier gehabt, …. bis um 4 oder 5 Uhr morgens als der „Hahn“ zum nächsten Arbeitstag krähte.

    Es war wohl doch nicht so doll mit dem Klavier, aber der Gürtel war immer noch zu eng oder zu kurz, ganz nach Belieben, also blieb nichts anderes als weitermachen!

    Und das ist das tägliche „Brot“ der Kleinbauern, tagein und tagaus! Und es ist IHR Land und sie klagen nicht! Allerdings werden sie dadurch auch kaum jemals solche Gürtelprobleme haben. Und niemand hat sich über meine Arbeit lustig gemacht! Allerdings ging mir die Arbeit an technischen Geräten, wie der Wasserversorgung aus einem Brunnen durch eine Pumpe mit Windkessel und diverse andere Aggregate, wesentlich leichter von der Hand. Und die brauchten eine Revision und Überholung auch dringend, ebenso wie die Elektrik des Hauses! Das Werkzeug und das Material brachte ich von meinen Gastgebern mit. Eigentlich ist das ganz sinnvoll und klug gemacht, denn alle haben sie die gleichen Fabrikate! Das ist sehr gescheit, denn wenn der eine das Ersatzteil nicht hat, hat es der andere!

    Es gibt nur sehr wenige wirkliche Feiertage an denen nicht und auf gar keinen Fall gearbeitet wird, und da sind alle Tiere mit einbezogen!

    Schlechtes Wetter gibt es nicht, jedenfalls ist es kein Grund nicht auf's Feld zu gehen. Dann muß es schon extrem "dick" kommen!

    Wir können uns doch eigentlich hier mehr oder weniger alles kaufen. Wissen wir auch welche Mühen oftmals dahinterstecken, jedenfalls bei denen die sich das finanziell nicht leisten können, so wie meine Freunde auf Teneriffa? Manche Kinder glauben doch beinahe schon, dass das alles im Supermarkt wächst.

    Das ist etwas anderes als einen Kleingarten oder seinen Vorgarten zu pflegen!

    Mit ländlichem Gruß

    Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • noki
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    geschrieben 1219752168000

    Der Dorftrottel von Teneriffa! Ist er das wirklich?

    Ob wir in ein kleines Dorf XY kommen, irgendwo in irgend einem Land, oder wir kommen nach Spanien nach Teneriffa, wird es immer einen geben ob jung oder alt, der anders behandelt wird als alle anderen dieses Dörfchens!

    So auch hier auf Teneriffa, in einem kleinen Dorf, unweit der bäuerlichen Anwesen, von denen ich just eben geschrieben habe.

    Es handelt sich um einen etwa 16 bis 17 -jährigen Jungen, der dort als „Dorftrottel“ diese Stellung innehat. Man kennt und duldet ihn allenthalben, aber er wird mitleidig belächelt.

    Nur ich glaube nicht, dass er ein Trottel ist, in dem Sinne unserer üblichen, voreiligen und bekannten Verallgemeinerung von Gesellschaftsnormen und Verhaltensweisen! - Also mit Vorurteilen von allen Seiten behaftet! -

    Mir scheint es sogar, dass die Bewohner einen solchen brauchen. Gibt es keinen, der durch sein anderes Wesen geeignet erscheint und auffällt, so wird einer ohne große Begründung einfach "ausgeguckt"! Da ist niemand ausgeschlossen und bei der Wahl auch nicht zimperlich. Man dichtet ihm einfach etwas "Sonderbares" an! Ob es zutreffend ist, interessiert späterhin niemanden mehr! Er passt einfach nicht in das selbstgeschusterte Dorf-Schema! Damit hat er sein Attribut für alle Zeiten erhalten. Oftmals sind es Frauen, die dieses Los trifft; ihnen werden dann magische Kräfte im Sinne von "Medizinmännern" unterstellt. Wie peinlich in unserer ach so modernen und fortschrittlichen Zeit!

    Jeden Morgen um die gleiche Zeit stand er alleine an einer Straßenkreuzung mitten in dem Dörfchen und bot demjenigen, der sich nicht auskannte, seine Dienste an ihn dort hin zu führen. Er wusste alles aus und über den kleinen Ort; dennoch schien er sehr schweigsam, ja geradezu nachdenklich zu sein! Ein mitgebrachter Pfirsich oder ein paar Trauben konnten ein stilles Lächeln auf sein Gesicht zaubern. Ganz naiv im aller positivsten Sinne! Oh nein, ein Bettler war er nicht und keineswegs!

    Irgendwann in seinen jungen Jahren hatte ihn eine Gehirnentzündung heimgesucht, so erzählte mir der Alcalde, und daher stammen seine motorischen und feinmotorischen Störungen, Bewegungsabläufe und Sprach- sowie Verständigungsschwierigkeiten. Kausal können dieses die Folgen einer solchen schwerwiegenden Krankheit sein. Da man ihn seit dieser Zeit als nicht normal betrachtete und abstempelte, man ließ es ihn sehr wohl merken, zog er sich in sein selbstgebautes Schneckenhaus zurück und kapselte sich gegen seine Umwelt ab.

    Wir grüßten uns höflich, und er begleitete mich oftmals ein Stück des Weges. Von dem was er mir mitzuteilen versuchte verstand ich nicht allzu viel. Damals kam mir die Erleuchtung, dass er doch eigentlich ganz so wie wir anderen ist, mit eben denselben Bedürfnissen, die ein jeder auf seine eigene Art und Weise hat und ausdrückt, so wie es ihm halt gegeben ist! Auch bemerkte ich, dass ihm offenbar meine uralten und abgelatschten Turnschuhe gefielen. Aus welchem Grund auch immer; ich machte mir keine Gedanken darüber es verstehen zu wollen! Mit jedem verstohlenen Blick auf diese verriet er es. Er pflegte ständig in den gleichen geflochtenen Sandalen umher zu laufen. Für mich war er einfach der „Junge von nebenan“! Auf die Idee, dass er sich etwas wünschen würde, kam ich zunächst nicht, bis ich eines Morgens einmal meinen Schuh verlor; das Schnürband hatte sich geöffnet. Seine Eilfertigkeit mir den Schuh zurück zu bringen und ihn mir anzuziehen hatten etwas an sich, das man auch theatralisch nennen könnte. Da machte es „Klick“ bei mir – endlich -! Ab nun achtete ich sehr auf seine Wesensäußerungen, die er nicht in der Lage war selbst zu artikulieren, physisch auszudrücken oder sie zu formulieren! Seine Sprachbehinderungen vereitelten das. Da war noch ein abgenutzter Kugelschreiber, den er ebenso sehr liebte! Mittlerweile wurden wir im Dorf bekannt und man fing an uns beide argwöhnisch aber respektvoll zu beäugen. Meinem Freund schien das sehr zu gefallen! Zwei "Deppen" aber brauchte dieses Dorf nicht! - Was nun? -

    Etwas später als mir die „Garungszeit“ vorüber zu sein schien, ich ließ ihn etwas schmoren, schlug ich vor, dass wir beiden in das nächste Städtchen fahren sollten um ihm ein paar Sportschuhe zu kaufen! Das stieß auf heftige Proteste: Er wollte unbedingt meine alten Schuhe haben, wenn denn überhaupt!

    Was ging in diesem Kopf nur vor?!

    Den Tausch, die Schuhe gegen eine Schale Ziegenmilch, vollzogen wir nach alter Sitte und Brauch per Handschlag, ebenso geschah es mit dem Kugelschreiber.

    Was nun folgte, ließ mich wiederum zu der Meinung und Überzeugung gelangen, dass er doch kein Trottel sei, dergestalt, wie ihn andere wohl gerne gesehen hätten.

    Vom Augenblick an wurde er von seinen Kumpels und dem ganzen Dorf in einem ganz anderen Licht gesehen und höchst ehrenwert be- und geachtet.

    Genau das schien er vorausgesehen zu haben!

    Und ich ziehe mir nur zu gerne den Schuh hier an der eigentliche Trottel gewesen zu sein. Seinen Stolz und seine Freude über das Erreichte waren nur zu deutlich in seinem Gesicht gezeichnet. Ein durch und durch glücklicher Mensch!

    In ihm steckte mehr – sehr viel mehr – als ich geahnt hatte!

    Physisch war und blieb er benachteiligt, psychisch hatte er eben eine andere Lebensart und Denkweise. Ihn als dumm abzutun, wäre ein großer Fehler gewesen, und Zeugnis von dem was derjenige möglicherweise selbst ist, der ihn dermaßen abstempelt!

    Er war nun ETWAS, das es sich lohnt zu kennen, und nicht nur einfach „der Junge von nebenan“! Wahrscheinlich steht er genau wie jeden anderen Tag auch, immer noch zur gleichen Zeit an der Straße, aber nun mit dem geänderten Bewustsein etwas zu sein und darzustellen!

    Ich habe einen neuen Freund! Ihr auch?

    Das gibt es in jedem kleinen Ort, wo jeder jeden und dessen Lebenslauf kennt! So ist das Leben auch heute noch in den ländlichen, versteckten kleinen Dörfchen Teneriffas!

    Das war nun aber ganz sicher off topic und bringt mir wohl eine gelbe Karte ein!

    Gruß Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • noki
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    geschrieben 1219859060000

    Wenn wir uns mit einem Land beschäftigen, - hier Spanien und speziell Teneriffa - , dann sollten wir nicht nur die schönen und erfreulichen Touri-Sonnenseiten alleine betrachten, sondern auch die traurigen und betrüblichen Ereignisse!

    Mit allem Respekt und Achtung, sowie der wohl angebrachten Zurückhaltung und mit der gebotenen Ehrfurcht allen denen gegenüber von denen hier die Rede sein soll!

    Ich hoffe sehr es gelingt mir!

    Wie werden dort Verstorbene bestattet, die eines natürlichen Todes verschieden sind? Einiges wird dabei vom Gesetz zwingend vorgeschrieben und reglementiert, aber bei weitem das Wenigste. Ein großer Unterschied zu Deutschland! Eine Beerdigung (entierro) in unserem Sinne gibt es nicht, sondern sie darf und wird auch nach freiem Ermessen und, man mag es gar nicht sagen, nach dem Geldbeutel gestaltet, ausgerichtet und zelebriert. Besonders was das Sakrament angeht liegt der liturgische Ablauf allerdings fest! – Aber dazu komme ich noch im Weiteren. –

    Was zwingend vorgeschrieben ist, ist die Bestattung eines Verstorbenen innerhalb kürzester Zeit von etwa zwei bis maximal drei Tagen und die Art der Aufbewahrung während dieser Zeit. Das hat natürlich den Grund darin, dass bei der Hitze ein Leichnam sehr schnell in Verwesung übergeht, was nicht ganz ungefährlich und überdies auch anzeigepflichtig ist! Denn oftmals wird der Verstorbene in seinem Haus aufgebart. Eine spezielle Konservierung wird nur in Ausnahmefällen gestattet, und darf auch nur von dafür ausgebildeten Fachleuten (meistens Pathologen) vorgenommen werden, wenn dadurch in den Sonderfällen keine Todesumstände verwischt werden und die Ehre des Toten nicht verletzt wird. Da haben die offiziellen Ämter dann doch noch ein Wörtchen mitzureden: War es z. B. eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, usw. ? Um das bewerkstelligen zu können, sind alle die erforderlichen Behörden durchgehend geöffnet; alle anderen haben die Befugnis der unverzüglichen Entgegennahme und Bearbeitung einer solchen Anzeige. Das wird sehr streng gehandhabt aus eben den oben angeführten Gründen. Ich möchte den Beamten sehen, der sich dieses Vergehens schuldig macht!

    Außer es liegt ein Sonderfall vor, z. B. ein Verbrechen, ein nicht natürliches Ableben, oder jemand der nur als Gast (Tourist) oder Gastarbeiter von weit her ist oder hier gearbeitet hat. Solche Ausnahmen müssen aber gut begründet sein! Im ersten Fall hat der Staatsanwalt das Wort, ganz wie bei uns auch.

    Der Verstorbene wird üblicherweise in seinem Heimatort beigesetzt. Meistens in einem Cementerio, einem Friedhof bestehend aus über- oder unterirdischen gemauerten Grabkammern. Geschaufelte, offene Gräber sind meines Wissens nicht erlaubt, jedenfalls nicht auf Teneriffa oder Mallorca. Meistens sind es Familiengruften im Fels eingeschlagen oder darüber als Kammern aufgemauert. Das geschieht noch zu Lebzeiten.

    Ich deutete schon an, dass die Feierlichkeiten frei gestaltet werden können. Man sieht ein solches Ereignis dort nicht so bittertraurig! Eine Messe ist jedoch vorgeschrieben, und fällt je nach Geldbeutel üppig oder auch schlicht aus. Man ist frei in der Wahl derer, die diese Messe lesen und das Sakrament erteilen, wobei der liturgische Ablauf fest liegt. Der „Dienstgrad“ desjenigen der die Totenmesse zelebriert ist gleichsam eine Aussage über die finanziellen Verhältnisse der Familie. Oftmals tragen alle Angehörigen etwas dazu bei. Somit wird dann diese finanzielle Aussage über den Vermögenszustand verwässert! Hier würde man sagen: Wen geht das auch was an? Dort ist das anders! Es wird gleichzeitig dadurch z. B. die Kreditwürdigkeit kundgetan! Ein pietätloser aber nicht unwesentlicher Aspekt eines kleinen Ortes.

    Bei einer Totenmesse auf Mallorca war ich einmal sehr erstaunt darüber, dass jeder angezogen war, wie es ihm behagte, vielleicht so als würde er mal eben so zur Messe in die Kirche gehen; und ich machte mir wegen meiner unangemessenen Bekleidung Sorgen.

    Allerdings betritt dort niemand eine Kirche, eine Monesteria, ein Kloster, oder irgend einen anderen geistlichen Ort so wie es viele Touristen tun! Das ist beschämend! Und wir bilden uns ein die Kultur mit großen Löffeln gefressen, wenn nicht sogar sie für alle Zeiten gepachtet zu haben! Würden die das auch bei sich zu Hause in dem Aufzug tun? Das getraue ich mich glatt zu verneinen!

    Und dann wird uns und anderen ständig gepredigt: Völker seht uns an und höret unsere Worte und Verkündigungen. Wir sind es, das Volk der Dichter und Denker! - Wenn wir nicht einmal die primitivsten und selbstverständlichsten Grundelemente gegenseitiger menschlicher Achtung und Kultur beherrschen, glaubt uns das keiner! Wie sollte er auch?

    Verzeiht mir hier meine herbe und sarkastische Kritik an uns! Aber sagt es doch selbst, ist es nicht so, trifft das nicht zu?

    Manchmal sieht man es den Schuhen der Priester unter ihrem Gewand noch an, dass sie wohl gerade von der Feldarbeit gekommen sind.

    Danach findet oftmals eine „mittelprächtige“ Fiesta zu Ehren des Toten statt.

    Alles ist viel lockerer, gelöster und beinahe geradezu fröhlich. Auch hierbei zerreißen sich überwiegend die alten Weiber die Mäuler, meistens in Gruppen hinter vorgehaltener Hand, über die Vorzüge und Nachteile dessen den es zu befeiern gibt! Posthum geschieht die letzte Beichte hier und jetzt schon, abgenommen von einer Schar Neugieriger! Alleine die Absolution kann nicht erteilt werden! Das ist aber auch beinahe der einzige Unterschied!

    In kleineren Ortschaften ist das ganze ein richtiges Volksfest. Keiner darf fehlen!

    Endlich ist mal wieder was los im „Städchen“!

    Gruß Dieter

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • noki
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    geschrieben 1220019437000

    Typisch Teneriffa!?

    -Oder sollte die Frage besser lauten: Typisch FÜR Teneriffa?!

    So wurde ich einmal gefragt im Zusammenhang mit einer Bitte eine Rundfahrt mit Stopps und Übernachtungen über Teile der Insel auszuarbeiten, zusammenzustellen und zu organisieren. Hauptaugenmerk sollten nicht die kulturellen Sehenswürdigkeiten der Ortschaften und Städte sein, sondern viel mehr die landschaftlichen Feinheiten und Besonderheiten der Insel. Aber auch das reicht schon, wenn es gut werden soll. In solchen Kreisen wird so etwas auch gerne Exkursion genannt; ist aber das gleiche wie eine Sideseeing-Tour, nur hört es sich ungemein hochtrabender an. Es war das Ende des Sommer-Semesters und alle die Gastprofessoren von Nah und Fern wünschten sich das. Die Vorlaufzeit und die Finanzen für dieses Projekt waren üppig bemessen. Die Stipendiengeber hatten sich nicht lumpen lassen.

    Ein anderer arme Dumme ließ sich wohl für diese Aufgabe nicht finden mehr als 1 1/2 Dutzend hochkarätiger Wissenschaftler über die Insel zu karren.

    Diese Aufgabe eine solche Tour auszuarbeiten ist wahrlich nicht sehr leicht! Wo und womit beginnen und wo und womit enden? Für die administrativen „Dienstleistungen“ stand beinahe ein ganzes Sekretariat zur Verfügung mit viel Geld versehen, damit der Herr Professor Dr. Dr. …. nur ja nicht seinen geliebten Schlafanzug und sein Kuscheltier vergisst! Wenn die geahnt hätten was der Prof. alles kann und wozu der fähig ist! :laughing::rofl:

    Als ich mir den „Schuh anzog“, d. h. diese Aufgabe zu übernehmen, wies ich aber gleich darauf hin, dass ich nicht gedächte mit einem Wanderzirkus auf Tournee zu gehen. Das wirkte bei den Ausrichtern von der Universität von San Christobal de La Laguna und Seiner Magnifizenz dem Kanzler und Rektor. Auch meine Gastgeber lächelten und machten mir Mut mit den Worten: Auch die bellen nur und beißen tun die anderen. Welch ein Trost! Aber das kann man auch locker sagen, wenn man hinter dem ganzen Spektakel steckt und es mir mit eingebrockt hat! :?

    Nun wollte sich natürlich jede/er des Sekretariates auf irgendeine Weise profilieren, und so kam es dann zu einem vorab vereinbarten Meeting. Das ist das neumod’sche Wort für ein Zusammentreffen oder für direkte Gespräche, auf dem Beschlüsse gefasst werden, die am Ende des Meetings schon unsinnig und überholt sind und keine Gültigkeit mehr haben. Also reine Zeitverschwendung! Und siehe da, das waren alles ganz fidele und lustige Gesellinnen und Gesellen. Titel und solchen Schnick-schnack gab es nicht mehr. Ich war das auch von meiner eigenen beruflichen Tätigkeit nie gewohnt. Bis heute noch nicht, selbst in ganz fremden Institutionen, wie z. B. in Krankenhäusern, anderen Instituten etc., trägt man mir an: Bitte Herr noki es reicht oder ich würde es gerne hören, wenn Sie mich nur mit meinem Namen anreden! Das erleichtert jegliche Zusammenarbeit ungemein, nicht nur unter Akademikern!

    Jeder Titel ist kostspielig, insofern als ja die Breite der Visitenkarte der veränderten Länge des Namens nun neuerlich angepasst werden muß! ;)

    Von Quantengesetzen, Albertchen Einstein, das Universum mit den Theorien zur Gravitation , fernen Galaxien, schwarzen Löchern, neuesten chirurgischen Methoden und Schrödingers Katze, die ach so berühmte in der Philosophie, Relativitätslehre und Quantentheorie

    war nichts mehr zu hören. Vielmehr der Wunsch: Laßt uns blos schnell aufbrechen und abhauen!

    Startpunkt: Garachico im Nordwesten der Insel. Verpflegung für den kleinen Appetit zwischendurch mit an Bord des Busses für ca. 35 Personen. Viel Wert wurde auf den Roten von Rioja (Wein) gelegt. – Na, das beginnt ja schon ganz lustig!

    Die erste Tagestour ging über Santiago, Chio hoch in die Las Canadas. Im Parador bei den Los Roques war die erste Tagesetappe schon vorbei. Aber nicht wegen der Anstrengung, sondern mehr wegen der Wein-Plantscherei durch die vielen Kurven! Und es war ja auch für uns reserviert!

    Wir hier im Forum kennen das ja alle schon von früheren Schilderungen der Calderas. Das Essen dort im Parador war wie immer ganz ausgezeichnet. Und so hatten die gelehrten Köpfe Zeit genug um anschließend in Muße und Gelehrsamkeit zu lustwandeln!

    Nein wirklich, es waren alle ganz lockere Typen, und wenn mir jemand versucht hätte zu erzählen was sie wirklich hauptamtlich von Berufs wegen sind, ich hätte das wahrscheinlich für einen Witz gehalten!

    Ich verdaddel mich jetzt hier; wir müssen weiter, denn wir haben noch die halbe Insel vor uns!

    Am nächsten Morgen auf dem direkten Weg ohne Umschweife nach La Lagune über El Rosario und La Esperanza am Flughafen Los Rodeos vorbei, aber in cognito, - versteht sich. Einkehr und neuerliche Übernachtung (Rioja-Wein) in einem der alten Herrenhäuser am Rande des Altstadt-Kernes mit einem wunderschönen großen Patio. Diese Strecke zeigt schon mal die feuchte und waldreichen Grate des Höhenrückens Bosque de la Esperanza. Man fährt praktisch immer auf ihm entlang. Zur Linken unten die Abhänge zum Meer von La Orotava, Puerto de la Cruz, Santa Ursula, La Victoria, La Matanza und Taraconte, zur Rechten weit unter uns die Ostregion der Küste, aber die kommt noch später dran! Offiziell wurde bei jeder sich bietenden Gelegenheit (Miradores) gehalten um Fotos zu schießen, bis ich spitz kriegte, dass es mehr wegen des Riojas war, der doch bei fahrendem Vehikel immer so unruhig im Glas schwappt!

    Nun geht’s aber los in die Gegend von der man behaupten kann, dass sie wirklich schön ist. Rüber nach Santa Cruz und von da aus bei San Andres in die Las Montañas de Anaga. Ganz hoch bis nach El Bailadero in etwa 1000 m geht es. Immer entlang der Steilwände eines Talkessels. Mit wunderschönem Blick auf das was wir weit unter uns gelassen haben. Hier geht es wieder auf dem Grat entlang. Nach links und rechts zweigen Straßen ab in Richtung Meer, Taganana, Chinamada das Höhlendorf, Casas de Afur und Taborno. Alle diese Straßen zu den kleinen Orten enden aber auch dort! Die Strecken sind zwar wunderschön, aber es geht sie nur auf gleichem Wege wieder zurück. Wir aber fahren zum Monte de las Mercedes, wo nun ganz hochoffiziell die Etappe endet und für den heutigen Tag Wein getrunken werden darf.

    Morgen geht es ein kurzes Stück zurück bis La Esperanza, und von dort aus wird es für uns ganz neue Aussichten geben!

    Von Esperanza fahren wir über Llano de Moro, über El Tablero nach Suerte del Espino um auf die Höhenstraße zwischen der Autobahn del Sur und der Gratstraße von La Esperanza zu gelangen. Das ist eine Strecke, die nur recht wenige Urlauber kennen und fahren, denn es reiht sich Ort an Ort mit dem typischen Flair Teneriffas. Ein sehr fruchtbare Landscaft, besonders für alle Sorten von Früchten und Gemüsen. Daneben wächst hier auch viel Wein. Es ist ja auch die schöne Südost-Flanke. Allerdings geht oft ein Atlantikwind. Hier begegnet man kaum einem Touristen und befindet sich unter den einheimischen Bewohnern all dieser Ortschaften. Rechts die Höhenzüge des Gebirgsrückens, links die Ausläufer mit den Touristenorten hin zum Meer. Immer wieder zweigt eine Straße in Richtung Autopista del Sur ab. Unsere Straße TF 28 und TF 283 in halber Höhe am Hang entlang fährt sich schwer, insbesondere durch die Ortschaften und davon gibt es mehr als genug, aber der Ausblick entschädigt uns dafür! Und so erreichen wir nach längerer und mühsamer Fahrt über Candelaria eine Eremita nahe von Arafo. Diese Strecke fristet ein stiefmütterliches Dasein. Touristenbusse fahren dort nicht, nur die offiziellen Linien der allgemeinen Landbusse. Deswegen sieht man keinen Grund die Straßen zu erneuern oder besser befahrbar zu machen! Das Hostal ist gegenüber den anderen Nobelunterkünften nachgerade spärlich, dafür ist die Küche umso besser! Man ist begeistert und stellt sofort Überlegungen über das Alter und den Baustil dieser Eremita an.

    Nun gilt es für mich sehr vorsichtig und feinfühlig zu agieren, denn ganz in der Nähe sind die (angeblich) historischen Pyramiden von Güimar. Und ich weiß, dass das ein Streitpunkt sein und werden kann, der sehr kontrovers und ambivalent ausgetragen werden kann, auch und gerade unter den Gelehrten. Egal von welcher Disziplin sie auch kommen! Auch hier im Forum wird keiner je einen Bericht von mir darüber lesen.

    Dem Problem stellte ich mich, indem ich versprach, dass wir morgen das in der Nähe gelegene Observatorio Geofisico besuchen würden. Auf die Art konnten wir dann auch bequem Güimar weiträumig umfahren.

    Nach dem Besuch führte unser Weg über Fasnia geradewegs nach Arico o Lomo Arico (Das ist kein Schreibfehler!) in bewährter Art am Hang entlang bis wir Granadilla erreichten, einer sehr waldreichen Gegend. Wieder so eine Strecke auf der der Wein durch die "Turbolenzen" des Busses überschwappt! ;) Dort in der Gegend ist es zwar stark bewaldet und sehr trocken und heiß mit viel "Baulandgewinnung" durch gelegte Waldbrände, aber trotzdem befinden sich bis nach Vilaflor hinauf die größten Obst- und Tomatenplantagen der Insel, neben denen an der Nordküste. Wasser gibt es hier genug! Es ist die heiße und trockene Südküste. Die in dieser Gegend gelegenen Bettenburgen der Touristenorte wollte ich aber meinen Fahrgästen nicht antun!

    Kurz hinter Granadilla wurden wir alle freudig auf einem ehemaligen Herren-Landsitz empfangen. Das war noch ganz alter Stil und hier trafen sich Duende und Ambiente! Beides sind spanische Begriffe, ohne die man in Spanien keine gesteigerte Begeisterung ausdrücken kann! Sie haben eigentlich gar keine rechte und treffende Übersetzung, und wenn, dann ziemlich unzureichend. Es sind wohl mehr Begriffe, die die Gefühle und Empfindungen in das gesprochene Wort mit einbeziehen. Man kann sie nur anhand von Gleichnissen gefühlter und empfundener Situationen einigermaßen umschreiben.

    Hier war ein ausgiebiges und üppiges Picknick vorbereitet worden, das was die Spanier überall so sehr lieben. Da es der vorletzte Tag war, verlief diese Sause auch entsprechen lange und heiter, mit viel folkloristischer Musik dieser Gegend. Die Einzelheiten sind hier nicht bedeutsam.

    Die Reise war zu Ende. Morgen geht es gegen Mittag wieder heim nach Garachico.

    Schön und unterhaltsam war’s mit dem gelehrten Volk! Ich bekam eine menge Post von wer weiß woher, denn das war ein internationales "Intelligenz-Häufchen"!

    Unsere allgemeine "Informations- und Verpflegungssprache" war Englisch, Deutsch und mit Händen und Füßen. Aber sehr bald schon am zweiten Tag begann es international Spanisch zu werden, so man das Wort oder den Begriff "Rioja - red wine" in die internationale Konferenzsprache mit übernimmt! :D

    Wer behauptet eigentlich, dass asiatische und orientalische Völker keinen Alkohol trinken?! Also unser "Motivations-Treibstoff" ist ihnen allen als vollwertiges Grund-Nahrungsmittel sehr gut bekommen, quer durch die klassischen Wissenschaften, den Ärzten, Philosophen, Physikern, Mathematiker/innen, Astronomen, Chemikern, sogar den beiden höchstlöblichen geistlichen Herrn aus Madrid! - Ist ja auch mal was anderes als nur immer den labberigen A**i-Messwein zu trinken, und überaus preisgünstig bei uns, ohne vor jedem Schluck erst voher die frommen Sprüche "geklopft" haben zu müssen! ;)

    Zu Fuß waren alle doch etwas ungelenk, eine Wandertour hätte ich nicht gerne mit denen unternommen!

    Dafür war doch wohl deren "Quantenmechanik" nicht ganz optimal! :D

    Gruß Dieter

    P. S. Und die kannten Witze! Einen gebe ich hier mal zum Besten!

    Zwei alte Freundinnen auf einer Parkbank sitzend, sinniert die eine:

    "Die Ärzte sind auch nicht mehr das was sie früher waren!"

    "Warum das nicht?"

    "Na als ich so 18 Jahre alt war, sagte der Arzt sofort bei einem lächerlichen Weh-Wehchen ich solle mich ganz frei machen. 20 Jahre danach meinte er nur ich möge den Oberkörper frei machen! Und wenn ich ihn heute aufsuche meint er nur nebenbei: Strecken Sie mal die Zunge raus und sagen Sie Aaa!"

    Frage: Wie heißt der Arzt und wie alt ist sein Hund?

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
  • noki
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    geschrieben 1220122126000

    [size=12]Franzisco José von Masca! Das Ur-ur-Gestein! So wird er ehrfurchtsvoll von allen genannt!

    Ob er wirklich so heißt und ob er so alt ist wie er behauptet, weiß niemand ganz genau. Jedenfalls die alten Frauen dort erzählen es sich! Es spielt auch keine Rolle!

    Er selbst behauptet von sich über 100 Jahre alt zu sein, aber das erzählte er schon vor Jahren jedem der es hören wollte oder auch nicht. Auf alle Fälle scheint Masca sein Geburtsort zu sein.

    Wer ihn nicht kennt und ihm noch nie begegnet ist, war noch nie in dem eigentlichen Dörfchen dessen ältester Einwohner und Ur-Gestein er ist! Wann genau Masca gegründet wurde ist genau so unsicher und ungewiss wie Ur-Opas Lebensgeschichte. Der Ort ist weit verstreut an den Hängen, und leider zählen heute alle die Restaurants mit zum Ort, sozusagen die ganze Region des Tales – aber nicht die Schlucht von Masca. Das ist etwas ganz anderes! Früher, so um die 1960 herum war es ein kleiner Ort mit tief gezogenen Häuschen an einem Hang mit nicht mehr als 165 cm Kopffreiheit. Am Eingang musste man sich mächtig bücken um unter dem überstehenden Dach, das noch tiefer gezogen war, unten durch zu kommen. Außerdem gab es direkt am Eingang noch immer einen quadratischen Balken, der Wasser davon abhalten sollte ins Haus zu laufen. Diese Balken waren schon zu der Zeit in der Mitte völlig ausgetreten und abgenutzt. In vielen Häusern gab es keine Dielung, sondern nur festgestampften Boden durchsetzt mit Pflastersteinen, wie auch auf der Straße und vor den Häusern. So etwa wie Kopfsteinpflaster. Die Straße war gleichzeitig Vorgarten, Spielplatz und allgemeiner Aufenthaltsort. Neben den Häuschen waren Hütten und Stallungen angebaut. Mehr als Unterstände waren es aber auch nicht, wie größtenteils heute noch! An Strom und fließendem Wasser war gar nicht zu denken, das kam erst viel viel später als die neue Straße gebaut wurde. Dafür gab es eine zentral gelegene Quelle im Ort an dem man sich abends regelmäßig traf. Wasser gibt es dort im Tal in großen Mengen! Rings an den Hängen waren alte Bauernhöfe mit terrassenförmigen Plantagen. Die zählten schon immer zum Ort Masca. Eine staubige Schotterstraße führte damals vom Pass aus Santiago del Teide kommend an den Casas de Araza und der Finca de Guergues vorbei auf ca. 940 m hinunter zum Ort. Alles musste per Eselkarren herbeigeschleppt oder auf dem Rücken getragen werden. Hin und zurück ist das eine gute Tagestour! Wobei das Tempo der Einheimischen für uns völlig unmöglich ist es durchzuhalten! In dem damaligen Masca gab es eine alte Schule, eines der ersten Häuser dort in der die Kinder bei sehr ungünstigem Wetter sogar übernachten konnten, so wird es erzählt, und eine Bar für die Einwohner und mit - ich glaube 3 Fremdenkammern. Bis zum heutigen Tage sind es erheblich mehr geworden durch die Restaurants, alleine schon 12 große Restaurants sind nun dort angesiedelt!; ich kenne das noch von vor gut 40 Jahren ohne die Restaurants. Ein kleines Museum ist dazu gekommen, mit allerlei Töpferwaren und Werkzeugen von früher.

    Und alles das behütet und umsorgt Urgroßvater Bisabuelo Señor Franzisco José! Er ist sehr stolz auf seinen Namen und seine liebevolle Bezeichnung, aber er ist auch sehr zurückhaltend und misstrauisch denen gegenüber, die er nicht kennt, und die auf eine kumpelhafte und schnelle Tour mit ihm ins Gespräch kommen wollen. Dann verschließt er sich sofort für lange Zeit. Er hat seinen eigenen Kopf!

    Gerne zeigt er guten Freunden sein Museum, schenkt Masca-Wein aus Tonkrügen aus und führt einen in die Schule, deren Pulte mit den Tintenbehältern und Bänke von vielen Generationen Schulkindern blank poliert sind. - Stumme Zeugen der Vergangenheit, wie Franzisco Jose! - Er hört gar nicht wieder auf von früheren Zeiten zu erzählen, und dabei stehen alle anderen Gebäude offen, auch diejenigen deren Einwohner gerade auf den Feldern arbeiten oder die braunfarbigen Ziegenherden beaufsichtigen.

    Bisabuelo Kiko (So nennen ihn auch viele, aber das ist mir zu respektlos, denn Kiko, Pepe und Paco sind die Nicknames des heiligen Franzisco, und so heißt jeder zweite in Spanien. Sein Nach- oder Familienname ist unbekannt und spielt in Spanien auch keine Rolle, denn die Namensgebung ist streng geordnet nach den Vorfahren! Heißt jemand dort Miguel Vidal z. B., dann ist der Vorname Miguel entscheidend. Würde man ihn Senor Vidal nennen, dann wäre es grob unhöflich!)

    Franzisco José von Masca! Das Ur-ur-Gestein! So wird er ehrfurchtsvoll von allen genannt!

    – Ist er sich seiner Sache nicht sicher, dann schweigt er, und das gegenüber Fremden sehr beharrlich.

    Er gebietet Achtung und Ehrfurcht; wer ihn näher kennt kann sich glücklich schätzen!

    Es gibt noch viele sehr alte Menschen dort, aber Señor Bisabuelo Franzisco José ist ihr Mittelpunkt und Orientierung zugleich. Heute, da die Beine den Hang nicht mehr bewältigen können, wohnt er ganz in der Nähe in dem alten Bauernhof La Vica, wo sich jeder um ihn kümmert!

    Er versteht und beherrschte auch die Pfeifsprache El Silbo von La Gomera, mit der sich die Hirten von einer Talwand zur gegenüberliegenden verständigen. Oftmals sitzt er still und nachdenklich in sich versunken vor einem Haus, während die Kinder um ihn herum spielen.

    Wenn auch die Beine nicht mehr so ganz wollen, so sind seine Augen die eines Falken im Fernbereich, lesen geht schon schlechter! Das ist äußerst selten, bemerkenswert und ungewöhnlich, behauptet die stellvertretende Chefärztin einer bekannten Augenklinik hier bei uns. Sie würde seine Augen allzu gerne mal untersuchen!

    - Das Theater möchte ich sehen! –

    Das ist das andere Masca aus einer anderen Sicht und einem anderen Winkel! So gefällt es mir viel besser!

    Er, der weise alte Mann, möge uns noch sehr lange erhalten bleiben und seine Geschichten erzählen.

    Ich bin stolz darauf ihn zu kennen, welches vielen anderen nicht gegeben ist!

    Was wird sein, wenn Urgroßvater einmal nicht mehr ist?

    Als Masca brannte und die Feuerglocke leutete soll er geweint haben! Und sehr viele andere mit ihm!

    Es schaudert mich vor Kälte, wenn ich mir das vorstelle!

    Das muss ein herzzerreißender Anblick gewesen sein!

    Gruß Dieter

    P.S. Vor einigen Jahren versuchte ein Filteam einen Schnulzenfilm mit großem Aufwand über das frühere Masca zu drehen. Urgroßvater hat abgelehnt, und dabei blieb es! Schluß! Obgleich viel Geld in die Dorfkasse geflossen wäre und die Behörden der Verwaltungshauptstadt Buenavista praktisch schon ihren Segen gegeben hatten!

    An Bisabuelo Franzisco Jose kommt keiner vorbei!

    Gar furchtbar ist des Wortes Macht, wenn man es nutzt zu unbedacht!
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