Typisch Teneriffa!?
-Oder sollte die Frage besser lauten: Typisch FÜR Teneriffa?!
So wurde ich einmal gefragt im Zusammenhang mit einer Bitte eine Rundfahrt mit Stopps und Übernachtungen über Teile der Insel auszuarbeiten, zusammenzustellen und zu organisieren. Hauptaugenmerk sollten nicht die kulturellen Sehenswürdigkeiten der Ortschaften und Städte sein, sondern viel mehr die landschaftlichen Feinheiten und Besonderheiten der Insel. Aber auch das reicht schon, wenn es gut werden soll. In solchen Kreisen wird so etwas auch gerne Exkursion genannt; ist aber das gleiche wie eine Sideseeing-Tour, nur hört es sich ungemein hochtrabender an. Es war das Ende des Sommer-Semesters und alle die Gastprofessoren von Nah und Fern wünschten sich das. Die Vorlaufzeit und die Finanzen für dieses Projekt waren üppig bemessen. Die Stipendiengeber hatten sich nicht lumpen lassen.
Ein anderer arme Dumme ließ sich wohl für diese Aufgabe nicht finden mehr als 1 1/2 Dutzend hochkarätiger Wissenschaftler über die Insel zu karren.
Diese Aufgabe eine solche Tour auszuarbeiten ist wahrlich nicht sehr leicht! Wo und womit beginnen und wo und womit enden? Für die administrativen „Dienstleistungen“ stand beinahe ein ganzes Sekretariat zur Verfügung mit viel Geld versehen, damit der Herr Professor Dr. Dr. …. nur ja nicht seinen geliebten Schlafanzug und sein Kuscheltier vergisst! Wenn die geahnt hätten was der Prof. alles kann und wozu der fähig ist! :rofl:
Als ich mir den „Schuh anzog“, d. h. diese Aufgabe zu übernehmen, wies ich aber gleich darauf hin, dass ich nicht gedächte mit einem Wanderzirkus auf Tournee zu gehen. Das wirkte bei den Ausrichtern von der Universität von San Christobal de La Laguna und Seiner Magnifizenz dem Kanzler und Rektor. Auch meine Gastgeber lächelten und machten mir Mut mit den Worten: Auch die bellen nur und beißen tun die anderen. Welch ein Trost! Aber das kann man auch locker sagen, wenn man hinter dem ganzen Spektakel steckt und es mir mit eingebrockt hat!
Nun wollte sich natürlich jede/er des Sekretariates auf irgendeine Weise profilieren, und so kam es dann zu einem vorab vereinbarten Meeting. Das ist das neumod’sche Wort für ein Zusammentreffen oder für direkte Gespräche, auf dem Beschlüsse gefasst werden, die am Ende des Meetings schon unsinnig und überholt sind und keine Gültigkeit mehr haben. Also reine Zeitverschwendung! Und siehe da, das waren alles ganz fidele und lustige Gesellinnen und Gesellen. Titel und solchen Schnick-schnack gab es nicht mehr. Ich war das auch von meiner eigenen beruflichen Tätigkeit nie gewohnt. Bis heute noch nicht, selbst in ganz fremden Institutionen, wie z. B. in Krankenhäusern, anderen Instituten etc., trägt man mir an: Bitte Herr noki es reicht oder ich würde es gerne hören, wenn Sie mich nur mit meinem Namen anreden! Das erleichtert jegliche Zusammenarbeit ungemein, nicht nur unter Akademikern!
Jeder Titel ist kostspielig, insofern als ja die Breite der Visitenkarte der veränderten Länge des Namens nun neuerlich angepasst werden muß!
Von Quantengesetzen, Albertchen Einstein, das Universum mit den Theorien zur Gravitation , fernen Galaxien, schwarzen Löchern, neuesten chirurgischen Methoden und Schrödingers Katze, die ach so berühmte in der Philosophie, Relativitätslehre und Quantentheorie
war nichts mehr zu hören. Vielmehr der Wunsch: Laßt uns blos schnell aufbrechen und abhauen!
Startpunkt: Garachico im Nordwesten der Insel. Verpflegung für den kleinen Appetit zwischendurch mit an Bord des Busses für ca. 35 Personen. Viel Wert wurde auf den Roten von Rioja (Wein) gelegt. – Na, das beginnt ja schon ganz lustig!
Die erste Tagestour ging über Santiago, Chio hoch in die Las Canadas. Im Parador bei den Los Roques war die erste Tagesetappe schon vorbei. Aber nicht wegen der Anstrengung, sondern mehr wegen der Wein-Plantscherei durch die vielen Kurven! Und es war ja auch für uns reserviert!
Wir hier im Forum kennen das ja alle schon von früheren Schilderungen der Calderas. Das Essen dort im Parador war wie immer ganz ausgezeichnet. Und so hatten die gelehrten Köpfe Zeit genug um anschließend in Muße und Gelehrsamkeit zu lustwandeln!
Nein wirklich, es waren alle ganz lockere Typen, und wenn mir jemand versucht hätte zu erzählen was sie wirklich hauptamtlich von Berufs wegen sind, ich hätte das wahrscheinlich für einen Witz gehalten!
Ich verdaddel mich jetzt hier; wir müssen weiter, denn wir haben noch die halbe Insel vor uns!
Am nächsten Morgen auf dem direkten Weg ohne Umschweife nach La Lagune über El Rosario und La Esperanza am Flughafen Los Rodeos vorbei, aber in cognito, - versteht sich. Einkehr und neuerliche Übernachtung (Rioja-Wein) in einem der alten Herrenhäuser am Rande des Altstadt-Kernes mit einem wunderschönen großen Patio. Diese Strecke zeigt schon mal die feuchte und waldreichen Grate des Höhenrückens Bosque de la Esperanza. Man fährt praktisch immer auf ihm entlang. Zur Linken unten die Abhänge zum Meer von La Orotava, Puerto de la Cruz, Santa Ursula, La Victoria, La Matanza und Taraconte, zur Rechten weit unter uns die Ostregion der Küste, aber die kommt noch später dran! Offiziell wurde bei jeder sich bietenden Gelegenheit (Miradores) gehalten um Fotos zu schießen, bis ich spitz kriegte, dass es mehr wegen des Riojas war, der doch bei fahrendem Vehikel immer so unruhig im Glas schwappt!
Nun geht’s aber los in die Gegend von der man behaupten kann, dass sie wirklich schön ist. Rüber nach Santa Cruz und von da aus bei San Andres in die Las Montañas de Anaga. Ganz hoch bis nach El Bailadero in etwa 1000 m geht es. Immer entlang der Steilwände eines Talkessels. Mit wunderschönem Blick auf das was wir weit unter uns gelassen haben. Hier geht es wieder auf dem Grat entlang. Nach links und rechts zweigen Straßen ab in Richtung Meer, Taganana, Chinamada das Höhlendorf, Casas de Afur und Taborno. Alle diese Straßen zu den kleinen Orten enden aber auch dort! Die Strecken sind zwar wunderschön, aber es geht sie nur auf gleichem Wege wieder zurück. Wir aber fahren zum Monte de las Mercedes, wo nun ganz hochoffiziell die Etappe endet und für den heutigen Tag Wein getrunken werden darf.
Morgen geht es ein kurzes Stück zurück bis La Esperanza, und von dort aus wird es für uns ganz neue Aussichten geben!
Von Esperanza fahren wir über Llano de Moro, über El Tablero nach Suerte del Espino um auf die Höhenstraße zwischen der Autobahn del Sur und der Gratstraße von La Esperanza zu gelangen. Das ist eine Strecke, die nur recht wenige Urlauber kennen und fahren, denn es reiht sich Ort an Ort mit dem typischen Flair Teneriffas. Ein sehr fruchtbare Landscaft, besonders für alle Sorten von Früchten und Gemüsen. Daneben wächst hier auch viel Wein. Es ist ja auch die schöne Südost-Flanke. Allerdings geht oft ein Atlantikwind. Hier begegnet man kaum einem Touristen und befindet sich unter den einheimischen Bewohnern all dieser Ortschaften. Rechts die Höhenzüge des Gebirgsrückens, links die Ausläufer mit den Touristenorten hin zum Meer. Immer wieder zweigt eine Straße in Richtung Autopista del Sur ab. Unsere Straße TF 28 und TF 283 in halber Höhe am Hang entlang fährt sich schwer, insbesondere durch die Ortschaften und davon gibt es mehr als genug, aber der Ausblick entschädigt uns dafür! Und so erreichen wir nach längerer und mühsamer Fahrt über Candelaria eine Eremita nahe von Arafo. Diese Strecke fristet ein stiefmütterliches Dasein. Touristenbusse fahren dort nicht, nur die offiziellen Linien der allgemeinen Landbusse. Deswegen sieht man keinen Grund die Straßen zu erneuern oder besser befahrbar zu machen! Das Hostal ist gegenüber den anderen Nobelunterkünften nachgerade spärlich, dafür ist die Küche umso besser! Man ist begeistert und stellt sofort Überlegungen über das Alter und den Baustil dieser Eremita an.
Nun gilt es für mich sehr vorsichtig und feinfühlig zu agieren, denn ganz in der Nähe sind die (angeblich) historischen Pyramiden von Güimar. Und ich weiß, dass das ein Streitpunkt sein und werden kann, der sehr kontrovers und ambivalent ausgetragen werden kann, auch und gerade unter den Gelehrten. Egal von welcher Disziplin sie auch kommen! Auch hier im Forum wird keiner je einen Bericht von mir darüber lesen.
Dem Problem stellte ich mich, indem ich versprach, dass wir morgen das in der Nähe gelegene Observatorio Geofisico besuchen würden. Auf die Art konnten wir dann auch bequem Güimar weiträumig umfahren.
Nach dem Besuch führte unser Weg über Fasnia geradewegs nach Arico o Lomo Arico (Das ist kein Schreibfehler!) in bewährter Art am Hang entlang bis wir Granadilla erreichten, einer sehr waldreichen Gegend. Wieder so eine Strecke auf der der Wein durch die "Turbolenzen" des Busses überschwappt! Dort in der Gegend ist es zwar stark bewaldet und sehr trocken und heiß mit viel "Baulandgewinnung" durch gelegte Waldbrände, aber trotzdem befinden sich bis nach Vilaflor hinauf die größten Obst- und Tomatenplantagen der Insel, neben denen an der Nordküste. Wasser gibt es hier genug! Es ist die heiße und trockene Südküste. Die in dieser Gegend gelegenen Bettenburgen der Touristenorte wollte ich aber meinen Fahrgästen nicht antun!
Kurz hinter Granadilla wurden wir alle freudig auf einem ehemaligen Herren-Landsitz empfangen. Das war noch ganz alter Stil und hier trafen sich Duende und Ambiente! Beides sind spanische Begriffe, ohne die man in Spanien keine gesteigerte Begeisterung ausdrücken kann! Sie haben eigentlich gar keine rechte und treffende Übersetzung, und wenn, dann ziemlich unzureichend. Es sind wohl mehr Begriffe, die die Gefühle und Empfindungen in das gesprochene Wort mit einbeziehen. Man kann sie nur anhand von Gleichnissen gefühlter und empfundener Situationen einigermaßen umschreiben.
Hier war ein ausgiebiges und üppiges Picknick vorbereitet worden, das was die Spanier überall so sehr lieben. Da es der vorletzte Tag war, verlief diese Sause auch entsprechen lange und heiter, mit viel folkloristischer Musik dieser Gegend. Die Einzelheiten sind hier nicht bedeutsam.
Die Reise war zu Ende. Morgen geht es gegen Mittag wieder heim nach Garachico.
Schön und unterhaltsam war’s mit dem gelehrten Volk! Ich bekam eine menge Post von wer weiß woher, denn das war ein internationales "Intelligenz-Häufchen"!
Unsere allgemeine "Informations- und Verpflegungssprache" war Englisch, Deutsch und mit Händen und Füßen. Aber sehr bald schon am zweiten Tag begann es international Spanisch zu werden, so man das Wort oder den Begriff "Rioja - red wine" in die internationale Konferenzsprache mit übernimmt!
Wer behauptet eigentlich, dass asiatische und orientalische Völker keinen Alkohol trinken?! Also unser "Motivations-Treibstoff" ist ihnen allen als vollwertiges Grund-Nahrungsmittel sehr gut bekommen, quer durch die klassischen Wissenschaften, den Ärzten, Philosophen, Physikern, Mathematiker/innen, Astronomen, Chemikern, sogar den beiden höchstlöblichen geistlichen Herrn aus Madrid! - Ist ja auch mal was anderes als nur immer den labberigen A**i-Messwein zu trinken, und überaus preisgünstig bei uns, ohne vor jedem Schluck erst voher die frommen Sprüche "geklopft" haben zu müssen!
Zu Fuß waren alle doch etwas ungelenk, eine Wandertour hätte ich nicht gerne mit denen unternommen!
Dafür war doch wohl deren "Quantenmechanik" nicht ganz optimal!
Gruß Dieter
P. S. Und die kannten Witze! Einen gebe ich hier mal zum Besten!
Zwei alte Freundinnen auf einer Parkbank sitzend, sinniert die eine:
"Die Ärzte sind auch nicht mehr das was sie früher waren!"
"Warum das nicht?"
"Na als ich so 18 Jahre alt war, sagte der Arzt sofort bei einem lächerlichen Weh-Wehchen ich solle mich ganz frei machen. 20 Jahre danach meinte er nur ich möge den Oberkörper frei machen! Und wenn ich ihn heute aufsuche meint er nur nebenbei: Strecken Sie mal die Zunge raus und sagen Sie Aaa!"
Frage: Wie heißt der Arzt und wie alt ist sein Hund?