Meine Erfahrungen mit AI-Cocktails waren einheitlich sehr erfreulich. Besonders die Mischungen der Pool-Bars in der Türkei, im praktischen Plastik-Becher serviert, haben immer gehalten, was sie versprachen und zuverlässig ihren Zweck erfüllt. Nein, nein – ich fürchte, das Thema wird hier überwiegend falsch interpretiert: Der AI-Cocktail ist keineswegs dazu gedacht, genussvoll die Gedanken aus dem Käfig des Alltags zu befreien und sich Gaumenfreuden in geselliger Runde hinzugeben. Er dient eher dazu, in guter handwerklicher Tradition Stein für Stein eine Mauer vor dem Elend von distanzloser Animation, billigem Hauswein und gelangweiltem Servicepersonal hochzuziehen und für kurze Zeit das stigmatisierend-entwürdigende AI-Bändchen am Handgelenk zu vergessen. Unter diesem Aspekt zählen daher weniger die Komposition, Optik und Qualität, als vielmehr der absolute Ethanolgehalt.
Wegen der vielleicht unkontrollierten Zutaten der heimischen Destillate sollte man seine Hemmungen über Bord werfen, denn eigentlich ist nur das Methanol und sein Endmetabolit Ameisensäure für die toxische Opticus-Neuropathie verantwortlich. Davon kann man zwar schon blind werden, aber in der Regel nur im Rahmen einer schweren, generalisierten metabolischen Azidose, die unbehandelt ohnehin häufig tödlich verläuft, so dass der Sehverlust nur passager störend wirkt. Santé von weitab der Karibik, aber auch deutlich jenseits der deutschen Zollgrenze!