Der Satzverbund von SvKP "Wer Urlaubsländer boykottiert, ist selbst schuld, wenn ihm an anderer Stelle ebenfalls Bomben um die Ohren fliegen" und "Wer wegbleibt, fördert den Terrorismus" hat hier in diesem Thread, aber auch in einem anderen im "Allgemeines-Forum", zu heftigsten Kontroversen geführt, die offenbar in einen sehr polemisch geführten privaten E-Mail-Wechsel mündeten.
Ich hatte die Diskussion hier im Türkei-Forum verfolgt, mir waren allerdings die beiden Sätze in dem Beitrag von SVkP nicht sonderlich negativ aufgefallen, weil sie von der Sache her absolut zutreffend sind.
Strukturschwache Länder leben, wie wir alle wissen, in hohem Maße von dem Gott-sei-Dank immer stärker werdenden Tourismus. Ihre Bewohner profitieren direkt und indirekt persönlich von den Touristen, die ihnen einen bescheidenen Lebensstandard ermöglichen. Bleiben die Touristen, aus welchen Gründen auch immer, aus, sind die kleinen Leute in diesen Zielgebieten die allein Benachteiligten, geschieht dies auch noch in Form einer ganz bewußt gesteuerten Ausgrenzungskampagne über einen längeren Zeitraum, droht die Verarmung und zwangsläufig fokussiert sich der Haß dieser Menschen auf die Staaten, die solche Ausgrenzungen betreiben. Dies ist ein idealer Närboden für die Thesen religiös motivierter Scharfmacher, die aus dem entstandenen Reservoir der unzufriedenen, am Lebensminimum herumkrebsenden Menschen leicht ihren Nachschub an Terroristen, unter anderem auch Selbstmordattentätern, decken, die dann wiederum woanders zuschlagen.
Insoweit sind die Thesen von SVkP nicht nur sachlich richtig, sondern absolut schlüssig und nachvollziehbar, dazu in keiner Weise provozierend oder gar persönlich verletzend. Mir ist es völlig schleierhaft, warum die weitere Diskussion sich in dieser teilweise geradezu bösartigen Weise an diesen beiden Sätzen entzünden konnte.
Der Kampf gegen den Terrorismus kann nicht durch Aggression, Krieg und Bevormundung gewonnen werden, und auch nicht durch wirtschaftliche Ausgrenzung, was ein Tourismus-Boykott wäre. Er kann nur gewonnen werden durch gefühlvolle Hinwendung zu den Bedürfnissen dieser benachteiligten Menschen. Von dieser Vorgehensweise ist die westliche Welt noch weit entfernt!
Ich wiederhole an dieser Stelle noch einmal die Aussage des renommierten Soziologen Dirk Baecker, der sagte: "Das Elend der Dritten Welt ist der Kollateralschaden für die Sicherung des Wohlstands der Ersten Welt."
Und die philippinische Präsidentin Arroyo bemerkte richtigerweise; "Der Krieg gegen den Terrorismus muß ein Krieg gegen den Hunger sein."