...es macht meiner Meinung nach wenig Sinn die laufende Berichterstattung, die jeder auch so verfolgen kann wenn man es denn will, hier nur kurz zu verlinken.
Viel interessanter für uns alle sind doch die daraus folgenden Einschätzungen der user hier, also die Interpretation der Ereignisse. die möglichen Folgen, Ursachen und weiteres mehr.
Nimmt man sich einmal die Berichterstattung der letzten Tage vor, so sticht einem doch bei sehr vielen Berichten und Kommentaren eines hervor: Das System Mubarak. Dieses wurde geradezu anprangernd als ein Schmiergeld-Syndikat dargestellt ohne dessen "good will" nichts im Lande passieren konnte. Richtig ist, daß dieses System der Clans in der arabischen Welt weit verbreitet ist, egal ob in Ägypten, Tunesien, Jordanien, Syrien, Jemen, Saudi-Arabien und in vielen weiteren Ländern dazu. Die Familienbanden sind stark und werden aktiv genutzt. Es gibt einige wenige, die "das sagen" im Lande haben, also aufgrund ihrer Zugehörigkeit und/oder wirtschaftlichen Stellung Bereiche kontrollieren bzw. beeinflussen können.
Unterscheidet sich das so grundlegend von den in Europa vorhandenen Strukturen? Teils, aber eben nicht grundlegend, denn auch hier spielen Menschen bestimmter gesellschaftlicher Herkunft oder Wirtschaftsmacht die Geschicke, nur nennt man es anders, nämlich Marktwirtschaft oder Vetternwirtschaft. Beispiele dafür gibt es der Vergangenheit und aktuell genug, sei es Flick, Schwarzschilling, Möllemann, Sarkozy, Berlusconi, die Liste ließe sich problemlos erweitern.
Was nun, wenn das "System Mubarak" nicht mehr seinen "Kopf" hat? Ändert sich etwas sofort und grundlegend? Ich denke nicht, es werden neue Partizipanten auftreten, die ihre Chance sehen und sicher auch nutzen werden. Doch eines wird sich ändern, durch demokratische Strukturen (die sicherlich noch auf sich warten lassen werden) werden eben diese kontrollierbar. Es folgt also ein Wandel von einem absolutistischen System zu einem freieren, offenen System. Natürlich mit all seinen Begleiterscheinungen, die vor allem eben die unteren Bevölkerungsschichten zu spüren bekommen werden. Deshalb wird es wichtig sein, gerade hier ein besonderes Augenmerk drauf zu verwenden und auf der anderen Seite den Umbruch nicht zu kurzfristig als Ziel zu deklarieren. Die Personen und Parteien müssen die Gelegenheit bekommen sich bekannt zu machen, ihr Profil zu entwickeln und am Neuaufbau teilzuhaben.
Wie immer dieser Abend auch ausgehen mag, an der Richtung hin zu mehr Freiheit und Demokratie gibt es keinen Zweifel, das haben die friedlichen Demonstranten in den letzten Tagen/Wochen eindrucksvoll unter Beweis gestellt...