Hallo und guten Tag!
Ich freue mich über eure Beteiligung und Resonanz, und dabei hatte ich schon Bedenken diesen Thread überhaupt eröffnet zu haben! Es ist ja auch ein heikles und sehr sensibles Thema, ich bin mir dessen bewußt, aber wenn es verdrängt oder verschwiegen wird, wird es dadurch nicht besser oder verschwindet. Darum halte ich es für angebrachter wenn man sich einmal damit beschäftigt.
Zwischen hinschauen und gaffen besteht noch ein großer Unterschied, und vor allem wie es getan wird! Neugier ist harmlos und ganz natürlich; gaffen und sagen: Guck mal der/die hat was, ist eine andere Sache.
Es ist hier schon angeklungen, dass gerade Kinder ganz offen und unbefangen genau hinschauen. Wie mir von Betroffenen berichtet wurde ist das für sie keineswegs störend oder abwertig. Anders als bei vielen Erwachsenen, die sich krampfhaft bemühen nicht hinzusehen. Sie quälen sich oftmals selbst damit herum das zu ignorieren.
Ein Erlebnis, das mir wirklich sehr unter die Haut ging:
Neben mir am Pool lag eine behinderte junge Dame. Es ergab sich so, dass wir meistens nebeneinander lagen und den Sonnenschirm teilten, ohne dass wir miteinander bekannt waren. Sie litt an den schweren Folgen eines Schlaganfalles, den sie als junges Mädchen hatte.
Nun war das gerade an einem Ort an dem oft die Animation mit der Knderbetreuung vorbeikam. Natürlich blieben auch einige Kinder stehen und schauten sie an wegen u. a. ihrer teilweise verkrampften und verdrehten Gliedmaßen und ihre andersartigen Bewegungsabläufe. Da reagierte die Dame auf eine für mich überraschende und ungewöhnliche Art, die mich sehr beiindruckt hat.
Sie fragte einfach die Kinder: " Na ihr wollt mich doch sicherlich etwas fragen? Kommt her und setz euch hin ich werde erzählen warum ich nicht so bin wie ihr und die anderen alle".
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter! Auch die Betreuerin der Kinder war sehr verblüfft und unsicher.
Als sie den Kindern erklärt hatte warum sie sich nicht so bewegen kann wie andere, sah ich bei den "Neugierigen" ein richtig ehrliches und aufrichtiges Verstehen in den Gesichtern. Sie hatten verstanden, womit viele Erwachsene sich sehr schwer tun!
Ab sofort war die junge Frau, sie mag wohl so 25 Jahre alt gewesen sein, der auserkorene Liebling der Kinder auf eine Art, die mich sehr nachdenkich und auch etwas beschämt machte.
Was für uns andersartig ist, das bemühen wir doch immer von uns zu weisen, zu verdrängen oder zu ignorieren.
Diese Frau hatte den Angriff gewählt und auf breiter Front gewonnen!
Dazu gehört eine enorme Portion innerer Stärke und Selbstsicherheit. Und das hatte sie ganz sicher!
Jeden Tag kamen die Kinder wieder mit ein paar Kleinigkeiten oder selbst gemalten Bildern.
Ich wüßte von mir nicht ob ich das fertigbrächte!
Gruß Dieter