Hallo,
wir haben einen 5-jährigen Jungen mit Trisomie 21 und haben bisher vorwiegend gute Erfahrungen gemacht.
Zunächst vorweg. Obwohl wir selbst „Betroffene“ sind, schauen auch wir hin, wenn wir Behinderte sehen. Das ist normal und nichts Schlimmes.
Z.T finde ich es sogar richtig und wichtig, denn so kann man den Behinderten auf gewisse Art und Weise aus der Entfernung „kennen lernen“. Wir wurden schon oft beobachtet und dann angesprochen, was der Kleine schon so alles kann oder wie freundlich er ist usw. Sozusagen nachdem festgestellt wurde, dass er kein Monster und nicht vom andern Stern ist.
Zornig werde ich, wenn hinter dem Rücken der Behinderten gelästert oder gestänkert wird.
Besonders schöne Erlebnisse hatten wir im letzten Jahr im Hotel Platja Daurada auf Mallorca (Can Picafort).
Die drei holländischen Animateure haben Nick und noch einen anderen Jungen mit einer anderen Behinderung sofort integriert. Bei der allabendlichen Minidisco waren die zwei Kurzen Stammgäste und wurden eines abends überraschend auf die Bühne geholt. Die anderen Kinder hatten morgens und mittags immer irgendwelche Spiele im Mini-Club gemacht, für die es dann abends Urkunden gab.
Da die Zwei da noch nicht dabei waren, wurde ihnen dann kurzerhand eine Urkunde für regelmäßige Teilnahme an der Mini-Disco verliehen. Nick stand stolz wie Oscar auf der Bühne und wurde vom Volk frenetisch gefeiert.
Von der Putzfrau bis zur Servicekraft im Restaurant, überall waren wir gern gesehen!
Wir fanden das alles so erbaulich, dass wir dieses Jahr wieder hinfahren. Leider werden neue Animateure da sein. Wir sind gespannt!
Ein unschönes Erlebnis hatten wir vor ein paar Jahren an der deutschen Nordsee. Nick war im Planschbecken des Schwimmbades und ein Mädchen kam dazu und wollte auch sogleich ohne Berührungsängste mit ihm spielen.
Als die Mutter desselben dies erblickte, rief sie aus sicherer Entfernung, dass das Mädchen sofort kommen solle, sie müssten nach Hause. Hallo! Sie waren doch erst gekommen!
Das Mädel wollte aber weiter spielen, so dass sich eine interessante Szene entwickelte. Die Mutter brüllte, kam aber nicht näher (,hatte wohl Angst, dass wir die Pest haben,), das Mädchen weigerte sich zu kommen. Grotesk!
In der Regel ist es so, dass die Leute erst mal schauen müssen. Kinder sind da oft besonders ehrlich und bis zu einem gewissen Alter auch völlig vorbehaltlos.
Zwei lustige und zugleich schöne Erlebnisse aus dem Regelkindergarten, in dem Nick damals als einziges Integrationskind anfing:
Ein KiGa-Mädchen sagte zu seiner Mutter: „Nick ist ein ganz normaler behinderter Junge!“
Ein wahrhaft köstlicher Satz!!!
Ein anderes stellte beim Spielen mit Playmobil fest: „Mama, bei Playmobil stimmt was nicht; da sind überhaupt keine behinderten Figuren dabei! Das ist nicht wie im richtigen Leben!“
LG
Holger