Eigentlich hatte ich mir vorgenommen hier zu diesem Thema nix zu schreiben, aber dennoch hat´s mich das Thema nicht losgelassen, weswegen ich hier auch kurz meine zwei Cents in die Runde schmeiße.
Vielem das bereits gesagt wurde kann ich vorbehaltlos zustimmen.
Viel schlimmer ist jedoch, wie dreist und „unsauber“ öffentlich-rechtliche Sender über solche Themen berichten. Das ist ja geradezu marktschreierisch! Während man das von den Privaten ja seit Jahren gewohnt ist, bewegen sich nun viele Magazine bei ARD/ZDF und Co. leider auch in diese Richtung. Plusminus ist mir da schon mehrfach unangenehm aufgefallen, auch wenn mich dieses Thema am meisten betrifft, weil es „meine“ Branche berührt.
Der verantwortliche Redakteur Daniel M. scheint seine journalistische Bildung als Autodidakt erlangt zu haben, so unausgewogen sind in den letzten Monaten seine Berichte rund um die Touristik. Teile des aktuellen Berichts sind schon vor einigen Wochen „verwurstet“ worden, so dass sich einem auch der Verdacht aufdrängt der Text für diesen Beitrag wäre schon komplett fertig gewesen … nur die Bilder sind dann noch gefilmt worden.
Er arbeitet handwerklich unsauber und lässt Fehler ( bewußt ? ) in den Beitrag hineinfließen, kürzt Aussagen etc.
So wird gleich zu Anfang der Anwalt mit den Worten zitiert: "Das Urteil ist insofern sehr wichtig, weil jetzt tatsächlich ganz klar festgestellt worden ist: wenn ein Kunde in ein Reisebüro geht und dort ausdrücklich danach fragt, welcher Reiseanbieter der günstigste ist, dann ist das Reisebüro verpflichtet, ihm das günstigste Angebot auch zu benennen.“
Wir haben im Verlauf der Diskussion gesehen, dass eine solche Aussage absoluter Quark ist, weil man ja nur etwas verkaufen/vermitteln kann, was man im Sortiment führt. Und kein Rechtsanwalt würde etwas anderes behaupten … oder er könnte seinen Job an den Nagel hängen.
Was mich ehrlich gesagt aber am meisten aufregt, ist das „Gebaren“ ( um auch mal diese schöne Wort benutzt zu haben ) rund um Holidaycheck!
Eine Mitarbeiterin von Holidaycheck als eine Art „unabhängige Beraterin“ darzustellen ist wohl ein schlechter Witz. Gerade Holidaycheck ist mit seiner marktbeherrschenden Stellung bei den Bewertungsportalen und dem integrierten Buchungsmöglichkeiten ein direkter Konkurrent des stationären Reisebürovertriebs. Bei der von der Dame genutzten "internen" Buchungssoftware handelt es sich um das Vergleichssystem "Bistro" das auch bei sehr vielen Reisebüros im Einsatz ist. ( Bei diesem Programm lässt sich übrigens einstellen, welche Veranstalter überhaupt angezeigt werden sollen … ein Schelm wer böses dabei denkt. )
Auch die Tatsache, dass nicht jedes Reisebüro mit jedem Veranstalter Agenturverträge hat, hätte in einem objektiven Bericht an prominenter Stelle Erwähnung finden müssen! Besteht kein Vertrag mit der REWE-Gruppe kann das Reisebüro auch den Veranstalter ITS nicht anbieten. ( s.o. )
Sehr geil ist auch das „recherchieren“ und in Erfahrung bringen der Provisionslisten der Veranstalter. Nicht nur das völlig planlos ein einzelner Satz aus einer zum Teil 30-seitigen DIN A4 Broschüre erwähnt wird, über die Zusammenhänge lässt man den mit dem Thema wenig vertrauten Zuschauer natürlich auch im Dunkeln.
Ein Beispiel ist die Thomas-Cook-Gruppe. Die Vorgänger (NUR-Touristik, C&N) zahlten den Reisebüros vor einigen Jahren bei einem Umsatz ab DM 130.000 eine Provision von 10% auf den Gesamtumsatz. Durch die Einführung von A- und B-Sortiment mit unterschiedlichen Staffeln benötigt man heute fast € 300.000 um eine Durchschnittsprovision von 10% zu erhalten. ( Für alle mit der Touristik nicht ganz so vertrauten User ... 10% ist für die meisten Touristiker die "magische Grenze" ab der es sich überhaupt lohnt ein Produkt zu vermitteln, darunter ist´s oft ein Zuschussgeschäft )
Anderes Beispiel: Bei der TUI werden Reisebüros die den Vorjahresumsatz nicht erreichen mit einem so genannten Malus, einer Provisionsrückzahlung, bestraft.
Die Reisebüros erwirtschaften durchschnittlich eine Umsatzrendite von 1%. ( ! )Da wird jede neue Provisionregelung ein Horrorszenario. Zumal diese Provisionregelungen nicht ausgehandelt sondern von den Veranstaltern festgelegt werden.
Zurück zum Fernsehen:
Ich seh´s schon kommen, im Herbst kommen bei Plusminus dann die Themen wie „Horrorhotels im Urlaub“ dran. ( Würde mich nicht wundern, wenn der Text von Daniel M. auch schon fertig in der Schublade liegt )
Das Motto wird dann sein: „Ich habe 999 Euro für 14 Tage AI und einen Traumurlaub meiner Familie mit zwei Kindern ausgegeben und hatte nur Schimmel und Dreck vor Ort“ Dann sieht man ein paar mal den armen Kunden im Bild und Holidaycheck profiliert sich als der Retter
Komisch hätte man am Anfang etwas mehr ausgegeben, nicht wie ein Blöder stundenlang im Internet gesucht und ein erfahrenes RB gefragt, dann wäre das auch nicht passiert und man müßte hinterher nicht jammern!
Vorige Tage habe ich noch einem „vermeintlichen“ Kunden ( Juli, 2 Erwachsene + 13 jähriges Kind, 4-5 Sterne , AI, 14 Tage, max 1200,- EUR. ), welcher von sich selbst und seinen Online-Qualitäten überzeugt war ( „wie sowas haben Sie nicht, das habe ich online hundertfach gesehen!“ ) gesagt: „Bringen Sie es mir ein solches Angebot BUCHBAR vorbei am besten gleich 100x, und Sie bekommen für jedes einzelne dieser Angebote 200 Euro bar auf die Hand von mir.
Er: „Oh ja das beweise ich Ihnen“ … bis heute ist er nicht gekommen - Wunder fallen eben nicht vom Himmel.
Um das Thema nochmal zurück zum Gebaren der öffentlich-rechtlichen zurückzuspannen: Vielleicht werde ich in den nächsten Tagen den einen oder anderen Protestbrief zum Thema „Arbeitsplatzvernichtung ( sind ja immerhin zig tausende Arbeitnehmer und Steuerzahler betroffen ) durch offensichtliche Schleichwerbung für Holidaycheck als direkten Mitbewerber der stationären Reisebüros“ an die Sender und den Deutschen Rundfunk Rat formulieren. So geht´s auf jeden Fall nicht mehr weiter …
Viele Grüße!