Hallo lola84,
ich möchte nicht den Eindruck erwecken, daß ich Deinem Anliegen ausweichen will, und wenn Du jetzt den Bogen zu meiner Aussage hier in diesem Thread schlägst (obschon er mit unserem ursprünglichen Thema nichts zu tuen hat), dann gibt mir das Gelegenheit, meine Einschätzungen zu erklären.
Zu der jungen Dame im Reisebüro: Für mich ist es schier unvorstellbar, daß eine Mittzwanzigerin nicht weiß, wo auf dieser Welt der Begriff "Südamerika" einzuordnen ist. Selbst bei unterentwickelter Allgemeinbildung müßte m.E. doch jeder Erwachsene zumindest wissen, wo Südamerika liegt. Und wenn die Angestellte eines Reisebüros das nicht weiß, statt dessen auch noch pampig reagiert, wenn man sie auf ihren Irrtum, Südamerika läge im Süden der USA oder in der Karibik, aufmerksam macht, dann verstehe ich langsam die Welt nicht mehr, und das hat wirklich nichts mit zu geringem Respekt vor jungen Leuten zu tuen.
Meine Aussage, Stehvermögen sei nicht gerade die Stärke der jungen Generation, ist natürlich tendenziell gemeint, sie trifft also sicher nicht auf alle jungen Leute zu. Und ich gebe Dir Recht, man sollte solche Aussagen nicht treffen, ohne auf die Gründe einzugehen, und dabei schneidet meine Generation nicht gut ab, denn zumindest teilweise wurden und werden die Defizite von ihr verursacht. Der vorherrschende Bildungsnotstand wurde nicht von der jungen Generation generiert, sondern ist das Ergebnis von politischen Versäumnissen, und Politik wird überwiegend von Älteren gemacht.
Es gibt darüber hinaus aber auch globale Entwicklungen, die Einfluß nehmen. Die zunehmende Unfähigkeit zur Bindung mit einem Partner oder das vorschnelle Ausbrechen aus bestehenden Bindungen (kein Stehvermögen, unser Thema) ist sicher auch die Folge von Vereinsamungstendenzen, die durch bestimmte gesellschaftliche und wirtschaftliche Umwelteinflüsse (nicht zuletzt PC, Internet u. Co.) ausgelöst werden.
Ich habe wahrlich keinen Frust gegenüber jungen Leuten, wie Blues mir unterstellt. Während meines Berufslebens habe ich auch im fortgeschrittenen Alter sehr viel und gerne mit jüngeren Mitarbeitern und Kollegen zusammengearbeitet und dabei auch ihre Probleme hautnah miterlebt. Du kannst mir wirklich glauben, daß die meisten der älteren Generation mit den jüngeren nicht tauschen möchten. Meine Generation wurde in eine Zeit hineingeboren, in der wirtschaftliches Wachstum selbstverständlich war und in der es keinen Mangel an Arbeitsplätzen gab. Ich kann die Verunsicherung, den Frust und auch die Resignationstendenzen in weiten Teilen der Jugend sehr gut nachvollziehen. Damit hatte unsere Generation wahrlich nichts zu tuen.
Jetzt möchte ich Dir die Hand reichen und Dich bitten, mir meine erklärungsbedürftigen Aussagen nicht mehr weiter übel zu nehmen.
Ich denke, wir sollten diese mehr gesellschaftspolitische Diskussion nicht weiter fortsetzen, weil sie, zumindest in dieser ausführlichen Form, hier in dieses Reiseforum nicht reinpaßt.
Gruß salvamor