@Mujer sagte:
Lieber Hardy,
da muss ich Dir doch (wieder mal) entschieden widersprechen.
Die Gefahr des Selbstbetruges ist bei einer Online-Bekanntschaft um einiges größer als in der Realität.
Worte, die gesprochen bzw. geschrieben werden, werden „online“ schneller so interpretiert, wie man(n) frau sie gerne hätte, als wenn man sich real gegenübersitzt, sich dabei unterhält und in die Augen sieht.
Missverständnisse sind da an der Tagesordnung und nicht selten entsteht in der Phantasie ein „Idealgeschöpf“sowohl charakteristisch als auch visuell.
In diesem Fall kann der Absturz bei einem Treffen verheerend sein. Daran denkt (erstmal) keiner. Das über einen kürzeren oder längeren Zeitraum aufgebaute und erhaltene „Phantasiegebilde“ kracht zusammen und die Enttäuschung wiegt schwer.
Was das Ehrlichsein anbetrifft ist das in meinen Augen sowohl virtuell als auch real gleich. Egal ob ich jemandem online oder real begegne, derjenige kann mir immer das Blaue vom Himmel erzählen. Nur einen Unterschied gibt’s. Indem ich jemandem in die Augen sehe und mich mit ihm unterhalte kann ich das Gesagte ganz anders wahrnehmen und interpretieren als das Geschriebene von jemandem, den ich noch nie visuell, auditiv oder olfaktorisch wahrgenommen habe.
Klar, kann man dem entgegnen indem man sagt man kann auf beide Arten reinfallen. Aber das man aufgrund von noch nicht „holistisch gewordenen“ Phantasiegebilden, die einem dann evtl. mal real begegnen tiefer stürzt als andersherum, belegen Studien.
Hallo Sabine,
zunächst einmal - ich fühle mich geehrt, wenn ich sehe, dass meine Beiträge es Dir wert sind, sich damit auseinanderzusetzen - auch wenn am Ende (wieder mal) das Widersprechen steht.
Mit dem ersten Teil hast Du absolut recht - Worte, die geschrieben werden, führen sehr oft zu Missverständnissen, weil den geschriebenen Worten die Mimik fehlt. Darüber hatten wir in einem anderen Thread schon mal kurz diskutiert.
Im vorliegenden Fall trifft dies nicht zu, weil man bereits über Skype "telefoniert" und sich dabei per Webcam auch gesehen hat. Die die gesprochenen Worte unterstützende Mimik war also durchaus da. Selbstbetrug liegt vor, wenn ich mir selbst was vormache, wenn ich das Gehörte unkritisch in einer Weise interpretiere, dass es immer positiv bei mir ankommt. Im vorliegenden Fall wurde die Dame belogen und getäuscht. Hier sehe ich jetzt keinen Unterschied zu neuen Bekanntschaften in der realen Welt. Auch da wird gelogen, dass sich die Balken biegen - mit dem Unterschied, dass ich in der Regel in der realen Welt immer einen direkten Kontakt zu einem anderen Menschen habe. Ich kann also nicht auf die Sicherheit der Distanz zurückgreifen, um erst mal in Ruhe abzuchecken, um welchen Burschen es sich möglicherweise handelt. Bei einem persönlichen Kontakt, wenn die Dame feststellt, der Knabe ist auf keinen Fall etwas für mich, habe ich eventuell das Problem, mich sicher zurückziehen zu können.
Hier liegt der Vorteil des Internets, ich kann "auflegen" wann ich will und sofern ich noch keine persönlichen Daten preisgegeben habe, bin ich auf der recht sicheren Seite, dass mir von nun an nichts passieren kann.
Wäre das in Deinen Augen wirklich kein Vorteil ?
Gruß, Hardy