Seit langen Wochen mal wieder eine interessante Sache hier im Forum. Da komme ich doch glatt aus meinem Loch gekrochen.
zunächst @günter: Du übertreibst mal wieder mit Deinem "massiven" Reisebürosterben. Wobei ich persönlich nichts dagegen hätte, wenn mal ein paar von den weniger fähigen endlich verschwinden würden. Du kannst ja mal die offiziellen Zahlen aus Montenegro abwarten. Massiv ist anders, wollen wir wetten?!
Was den Frenzel angeht: Der wird ja schon seit Jahren immer wieder zum Sommerbuchungsstart herumgereicht und darf Dinge von sich geben, von denen er wenig Ahnung hat. Die 40% Webbuchungen der TUI sind utopisch, das weißt Du und das weiß ich. Der Frenzel - samt seiner Vorgänger - schwaffeln schon seit zig Jahren davon, es kommt nur nie was außer heißer Luft und jeder Menge verbrannter Marketing-Millionen dabei rum. 2005 hatte die TUI einen Online-Anteil von 19%, letztes Jahr waren die dann wieder bei 18% und zurück auf dem Boden der Tatsachen. Als Shareholder hätte ich diese Niete von CEO schon längst in die Pampa gejagt. Aber genug von Frenzel.
Das online alles besser und schneller geht in Sachen Reisen hat ja schon der Spiegel vor 18 Jahren geschrieben. Was sind die Reisebüros dieser Republik in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht schon in Grund und Boden geschrieben worden. Trotzdem gibt´s immer noch eine fünfstellige Anzahl davon in Deutschland. Und zusätzlich noch Home-Agents und und und.
@all sehr lesenwert: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13685081.html
Zurück zum Thema und aufgrund der fortgeschrittenen Zeit in aller gebotenen Kürze meine Gedanken zu dem Thema.
- Beratungsentgelte im Reisebüro? Prima! Ein deutlich zunehmender Trend, der sich über kurz oder lang in der Fläche wiederfinden wird. Aber für welche Leistungen?
- Beratungsentgelt für 08/15 Badeurlaub "von der Stange"? Nein, meiner Meinung nach nicht notwendig, da der Zeitaufwand überschaubar ist. Das gehört zum guten Ton/Service.
- Beratungsentgelt für zeitaufwändige, individuelle, auf den Kunden"leib" zugeschnittene Reisen? AUF JEDEN FALL! Leistung, Kompetenz, Fachwissen etc. All das soll zurecht bezahlt werden. Wie in anderen Dienstleistungsbranchen auch. ( Übrigens, mein Stundensatz für einen individuelle Ausarbeitung liegt noch über den vom TO erwähnten 50,- Warum? Weil ich der Profi bin. Weil ich dafür Sorge trage, dass die schönsten Tage im Jahr reibungslos und perfekt ablaufen. Weil ich Preise für Reiseleistungen realisieren kann, an die der Endkunde nicht herankommt. Weil ich bei vielen Leistungsträgern Dinge realisieren kann, die eben nicht "normal" sind, die ein einzigartiges Reiseerlebnis Wirklichkeit werden lassen. Weil ich vor, während und nach der Reise immer für den Kunden da bin. Weil ich mit meinem Namen, meinem Image und Ruf und letztlich bedingt durch die persönliche Rechtsform auch mit meinem Geld dafür geradestehe, dass alles perfekt ist. Und wenn das den Kunden schon im Vorfeld 100, 300 oder 500 Euro kostet ( die er auch bei uns im Falle einer Buchung der Reise selbstverständlich nicht berechnet bekommt ), dann ist es halt so. Und wenn er nicht bucht, dann kann ich immer noch Butter auf mein Brot schmieren, Mitarbeiter bezahlen und junge Menschen ausbilden.
Und nochmals: Es geht um individuell zusammengestellte Angebote, nicht um simplen Ägypten-Badeurlaub.
- Leute die "Massenmails" direkt an mehrere Reisebüros verschicken ( bei vielen sieht man es im CC ) werden nicht bedient. Konversionsrate ist grausig, reines Glück. Leute bei denen man das Gefühl hat, dass sie eine Massenmail verschickt haben, werden mit den Entgelten bekannt gemacht. Take it or leave it. Spreu und Weizen ... und mehr Zeit für echte Kunden. Und Kunde wird man wie hier schon zu lesen war tatsächlich erst mit einer Buchung, nicht mit einer Mail, einem durch die Tür kommen, mit einer Anfrage oder Beratung. Vorher ist man bestenfalls potenzieller Kunde, schlimmstenfalls nur armseliger Beratungsdieb.
- Im Laden selber erkennt man seine "Pappenheimer" i.d.R. ganz gut. Zwei, drei gezielte Fragen und man vermag, nicht immer 1000%ig aber schon ganz gut, zu sagen ob da jemand ernsthaftes Interesse und Buchungsabsicht hat oder eben nicht. Und bei letzterem Fall ist man sich auch nicht zu schade den Kunden das Entgelt auf´s Auge zu drücken oder ggf. schon im Vorfeld zu sagen, dass man wohl nicht "zusammenkommt". Gleiches gilt auch für die klassischen "Katalogabholer" ohne jede Buchungsabsicht ( gibt davon gar nicht so viele wie man meinen könnte ). Vielen Dank, da ist die Tür ... und zwar ohne Katalog. Auch hier wieder: Mehr Zeit für wichtige Dinge s.o.
- und weil einige hier ja schon davon träumen Reisebüros zu eröffnen, weil ja die Ertragssituation so genial ist hier nur eine einzige Zahl. Die durchschnittliche Umsatzrendite eines deutschen Reisebüros liegt unter 1%. Wenn also jemand eine Reise für z.B. 3000,- bucht, dann bleiben am Ende des Tages davon nicht mal 30,- hängen.
Warum man da nicht noch kostenfrei Zeit auf "Kunden" verwenden möchte, die "mal eben ein paar Reisebüros" angeschrieben haben dürfte vielleicht jetzt einigen mehr einleuchten.
Grüßle