Ihr habt ja sicher recht, da ist viel Sensationsjournalismus dabei, und man darf auch nicht alles glauben. Für mich wäre die Camorra ganz sicher auch kein Grund, nicht nach Neapel zu fahren wenn ich es denn vor hätte. Dafür ist das Bedrohungspotenzial, das gerade für Touristen dort besteht, bei weitem nicht hoch genug um sich deshalb einschüchtern zu lassen.
Aber zu einer vollwertigen Berichterstattung über eine Stadt gehört das auch dazu. Mich hat natürlich noch niemand von der Mafia bedroht, aber es ist auch nicht aus der Luft gerissen. Ich arbeite nebem meinem Studium in einem italienischen Restaurant, und mein Chef dort stammt aus Süditalien, genauer gesagt aus Sizilien. Seine Erzählungen über die Situation dort sind mir mehr wert als jede Berichterstattung aus der Presse, aber auch als jede "Lila-Blassblau-Urlaubs-Erfahrung", denn im Urlaub wollen wir doch oft gar nicht die Schattenseiten sehen. Er berichtet mir immer wieder von lieben, aufrecht arbeitenden und ehrlichen Menschen, die auch in größerer Armut rechtschaffend bleiben. Aber er berichtet natürlich auch über soziale Probleme, die es vielleicht so bei uns hier in Deutschland (noch) nicht gibt. Er selber wurde in Neapel des öfteren überfallen, aber natürlich kann auch alles gut gehen, und Angst vor Neapel hätte ich sicher nicht.
Eben nur Vorsicht, denn eigentlich kann niemand ernsthaft behaupten, dass es in Neapel nur die "übliche" Gefahrenlage einer westeuropäischen Großstadt gibt. Aber das haben wir ja hier schon alles durchgekaut, seelbst Alessandro hat das ja auch sofort zugestanden.
In einem anderen Forum hier (Dominikanische Republik) ging es mal auch um die Gefahrenlage in Boca Chica. Auch dort gab es viele, zu Panik verbreitet haben, aber auch ganz viele die einmal dort waren und danach behauptet haben, es sei ungefähr so wie hier in Deutschland. Da scheint eine rationelle Diskussion auch nicht mehr möglich, die einen dramatisieren, die anderen spielen alles herunter.
Aber wie Du schon richtig gesagt hast, Alessandro, Neapel mag vielleicht gar nicht so schlimm sein wie es immer wieder gemacht wird, aber das Image hat es nun mal und es lege an den Politikern, an der Wirtschaft und der Gesellschaft dort, alles nur erdenkliche zu tun um ein positiveres Image zu bekommen. Erste Schritte sind dort ja schon unternommen worden, und die wären doch nicht unternommen worden wenn alles in Butter dort ist, oder?
Grüße