Hallo Bine,
ich habe bereits mehrere schwere Hurrikans auf Cuba miterlebt und kann dir nur sagen, dass man sowohl als Cubaner als auch als Tourist in einem sicherlich hurrikangefährteten Gebiet kaum sicherer sein kann, als auf Cuba. Ich habe gerade im Hinblick auf das Versagen der US-Autoritäten bei Katrina kürzlich einen Vortrag über den cubanischen Zivilschutz bei Hurrikans gehalten.
Sicherlich ist jeder Hurrikan, der an Land geht, gefährlich und für den Urlauber auch ärgerlich, denn er bringt ja oft tagelang mieses Wetter mit sich, trotzdem ist man auf Cuba vergleichsweise am besten aufgehoben. Es gibt etliche Studien, auch von US-Forschungsinstituten, die Cuba im Hinblick auf den Hurrikanschutz hervorragende Ergebnisse bescheinigen. Ich bin übrigens von Mai bis Oktober auf Cuba, ich wohne in Cárdenas, in der Nähe von Varadero. Wenn ihr zufällig in der Nähe seid, können wir uns vielleicht mal treffen.
Nachfolgend habe ich mal die einzelnen Phasen des cubanischen Zivilschutzprogramms dargestellt.
Hurrikan-Zivilschutzprogramm auf Cuba
Seit mehr als 20 Jahren erprobter Notfallplan gekennzeichnet durch:
Phase I Informationsphase
Phase II Hurrikanwarnung
Phase III Hurrikanalarm
Phase IV Regenerationsphase
Phase V Rückkehr zur Normalität
Phase I Informationsphase
Beginn: 72 Stunden vor vermutetem Eintreffen des Hurrikans.
Bildung des Einsatzstabes der nationalen Zivilverteidigung (DCN) unter Vorsitz des Präsidenten des Staatsrates, Fidel Castro Ruz.
Koordination von Infos an die Bevölkerung DCN mit Wetterdienst.
Radio-u. Fernsehberichterstattung laufend aktualisiert.
Autoritäten der Provinzen u. Städte richten Kommandozentralen ein.
Aktivierung von Organisationsstrukturen.
Versammlung von DCN, CDR, Familienärzten, Schuldirektoren u. Direktoren anderer Institutionen.
Überprüfung von Evakuierungsplänen auch für Tiere, Fahrzeuge, Lebensmittelversorgung.
Regelmäßige Rückmeldung über Stand der Vorbereitung an DCN.
Phase II Hurrikanwarnung
Beginn: 48 Stunden vor vermutetem Eintreffen des Hurrikans.
Maximale Mobilisierung sämtlicher Organisationseinheiten.
Umsetzung des Notfallplans in allen betroffen Gebieten, bis in den letzten Winkel, vor allem in ländlichen Gebieten.
Schule fällt aus, Kinder bleiben zu Hause.
Arbeit ruht, Bevölkerung sichert Häuser und Eigentum.
Örtliche Stützpunkte der DCN i.V. koordinieren mit örtl. Autoritäten die Aberntung möglicher Produkte durch Freiwillige.
Tiere werden im Bedarfsfall in höher gelegene Gebiete gebracht.
Ärzte begeben sich an ihren Arbeitsplatz.
Familienärzte sind Patienten bei Evakuierung behilflich.
In Krankenhäusern u. Polikliniken Überprüfung von Notstromversorgung, Material u. Personal.
Phase II Hurrikanwarnung - Evakuierung
Vorbereitung von Evakuierungsmaßnahmen auf Anordnung der DCN.
In als sicher eingestuften Häusern von Nachbarn oder Angehörigen.
Vorbereitung von Zufluchtsorten wie Schulen u. öffentl. Gebäude mit Wasser, Brot, Medikamenten, ärztl. Personal der Notfallversorgung.
Bereitstellung von Transportmöglichkeiten zu sicheren Sammelunterkünften.
Einsatz von Helikoptern und Booten für die ländliche gefährdete Bevölkerung.
Studenten werden nach Hause geschickt, Transport durch DCN gewährleistet.
Gebäude mit mehr als 2 Stockwerken werden evakuiert.
Kooperation der Bevölkerung mit den Behörden.
Vertrauensschutz vor Plünderungen.
Evakuierung von Touristen zum einen durch kompletten Gebietswechsel oder in hurrikansichere, vom Meer entfernter liegende Hotels.
Oberstes Gebot: Menschenleben sichern!
Phase III Hurrikanalarm
Beginn: 24 Stunden vor vermutetem Eintreffen des Hurrikans.
Ununterbrochene Hurrikaninfos über Radio, TV und Telefon.
Während des Hurrikanalarms verbleiben sämtliche Chefs von Institutionen an ihrem Arbeitsplatz und treffen weitere Maßnahmen nach Notwendigkeit und in Koordination mit den zuständigen DCN.
Während des Hurrikans kein Aufenthalt im Freien wegen umherfliegender Teile mit Projektilwirkung u. herabhängender Stromkabel.
Ruhe bewahren.
Phase IV Regenerationsphase
Beginn: Nach Anordnung des Estado Mayor DCN.
Trinkwasserwiederherstellung, Überprüfung von Aquädukten.
Prüfung der Brotversorgung.
Besichtigung jedes einzelnen Gebäudes vor Rückkehr der Evakuierten.
Erstellung von Schadenslisten für jedes Gebäude, Weitergabe an die örtlichen Chefs der DCN, an die Provinzen und an die Nation. Von dort Festlegung von Prioritäten zur Schadensregulierung.
DCN zusammen mit MINVEC koordiniert die internationale Hilfe.
Phase V Rückkehr zur Normalität
Oxfam America Ende 2004:
Todesfälle bei Hurrikans in den USA hauptsächlich durch:
Nicht angemessene Unterkünfte.
Ertrinken in Fahrzeugen u. Häusern bei zu später oder nicht erfolgter Evakuierung.
Tote bei Unfällen im Chaos der zu späten Evakuierung.
Fazit von Oxfam America:
Das Hurrikan-Zivilschutzprogramm auf Cuba ist eine Lektion, die die USA von Cuba lernen können.
Salu2
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