Hallo Holger,
zunächst einmal danke für Deine ausführliche, erklärende und - gewissermaßen - auch versöhnliche Antwort.
Auf jeden Fall ist es zu begrüßen, daß die Sicht der Reiseveranstalter auch einmal dargelegt wird; über die jeweils andere Seite ist man ja eher weniger informiert. (In diesem Zusammenhang: eigentlich schade, daß so wenige an der Oberfläche kratzen...).
In bestimmten Fällen haben aber Urlauber als auch Veranstalter das Recht, den Reisevertrag zu kündigen. Wenn das der Fall ist, müssen sowohl RV und Urlauber damit rechnen, den von Dir beschriebenen "War-wohl-nix-Anruf" zu bekommen. Ich will damit sagen: es muß nicht in jedem Fall gleichwertiger Ersatz beschafft werden, was u.U. den RV die großen Probleme bereiten kann, wie Du schilderst.
Aus den verschiedenen Länderforen habe ich entnommen, daß die Urlauber eben nicht geschlossen ein Zielgebiet boykottieren.
Bei dem ggf. befürchteten Boykott eines Urlaubslandes möchte ich auch noch einmal nachhaken:
Ich vermag mir nicht vorzustellen, daß z.B. ein Türke, der in einer sehr armen Gegend im östlichen Anatolien lebt, nur deshalb radikal und kriminell wird - mit allen Folgen des Terrorismus´ -, nur weil im Speckgürtel der Küsten die Touristen wegbleiben.
Sicher, das Land an sich wird durch einen Boykott geschädigt in dem Sinne, daß weniger Geld dort hin fließt. Es ist aber doch anzunehmen, daß die meisten Einnahmen aus dem Tourismus in den touristischen Zielgebieten bleiben - und da auch wieder in die touristische Infrastruktur fließen. (Wie man hört, fehlt es ja an Kläranlagen...!)
Andererseits natürlich will die PKK mit ihren Anschlägen in Urlaubsorten dafür sorgen, daß die Urlauber weg bleiben - und damit auch das Geld für den türkischen Staat...
Ich weiß nicht, inwieweit es stimmt: viele, mit denen ich darüber gesprochen habe, sind der Meinung, daß gerade die 4 und 5-Sterne-Hotels der Türkei im Eigentum russischer Unternehmer sind. Auch diese werden von ihren Einnahmen weitere Hotelanlagen bauen.
Ein weiterer Anteil des Geldes würde dann in die ehemaligen UdSSR-Staaten fließen... wie es steuerlich aussieht in der Türkei, darüber weiß ich zu wenig. Jedenfalls denke ich, daß von den Einnahmen aus dem Tourismus über die Steuern recht wenig für Ostanatolien verbleibt. Selbst das ist schon zu weit gegriffen: 5 Kilometer von der Küste entfernt beginnt für türkische Bürger, die nicht vom Tourismus leben, die Armut.
Letztendlich: Deinen Vergleich
"motzende Touristen" vs. "idealisierende Terroristen" akzeptiere ich nach wie vor nicht.
Einen objektiven Vergleich zu mordenden,
menschenverachtenden Terroristen jedweder Couleur, ganz gleich, in welchem Land und zu welcher Zeit gibt es einfach nicht.
Und: natürlich haben wir keinen Streit ... nur fallweise eine andere Meinung!
Gruß Erika