Han Solo,
dass manche Mitarbeiter in den Hotels Erdogan für den Boom loben, dürfte daran liegen, dass der "Nachschub" für Servicepersonal grade an der Riviera aus genau den Gebieten kommt, die von seinen "Programmen" profitiert haben. Viele kommen nämlich aus weit entfernten, schwach entwickelten Gegenden ohne große Verdienstmöglichkeiten und ernähren mit ihrem Gehalt nicht nur sich selbst, sondern etwas überspitzt gesagt, halbe Dörfer.
Ich hab mehrfach genau die umgekehrte Erfahrung gemacht.
Besonders beeindruckend war es 2012 im Frühsommer, als man versuchte, die Proteste in Istanbul mit Polizeigewalt nieder zu schlagen. Viele Menschen, nicht nur im Hotel, mit denen ich in meinem Urlaub ins Gespräch gekommen bin, haben in ungewöhnlich direkter Weise die Rede auf die Politik gebracht und ihre Bedenken gegen den Regierungschef deutlich geäussert.
Ich habe auch friedliche abendliche Demonstrationen gesehen, die großen Zulauf hatten.
Klar ist die Welt schön und interessant, ich urlaube ja auch in anderen Ländern, und ganz viele, die auch gerne in der Türkei sind, wissen das.
Ich halte die Türkei allerdings für das vielseitigste Land in vergleichbarer Flugentfernung und kann mir nicht vorstellen, dass man nach 5 Besuchen dort alle Landschaften und Sehenswürdigkeiten gesehen hat. Nicht mal nach 50.
Den Text über den Nutzen des Boykotts touristischer Länder hätte ich über jedes Land geschrieben. Und das habe ich auch bereits mehrfach getan. Denn mich interessiert die Politik und deren Auswirkungen anderer Länder ebenfalls und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, schadet nie.
Der Bevölkerung die benötigten Einkommensquellen zu entziehen bzw gar nicht zu ermöglichen, noch dazu wo in manchen Gegenden ganze Großfamilien daran hängen, treibt, wie man auch am Beispiel Türkei sehen kann, die Menschen genau in die Arme von reaktionären und fundamentalistischen Kräften.