Es muss den Ägyptern wirtschaftlich recht schlecht gehen, dass sie sich zu solchen teilweise unnützen Jobs hinreißen lassen. Not macht halt erfinderisch.
Nur mal die Geschichte, als wir das erste Mal in Ägypten waren, das war ca. 1999, Sharm el Sheik. Völlig unerfahren, Internet hatten wir noch nicht, also waren wir sehr unterinformiert für Ägypten.
Wir kommen aus der Kontrolle raus zum Gepäckband. Da gab es Ägypter, die erkennen konnten, welchen Koffer ich als meinen auf dem Fließband erkannt habe. Also ist der Ägypter schnell auf das Fließband geklettert und ist auf unserem Koffer Karussell gefahren und hat dabei die Hand aufgehalten "Bakschisch, Bakschisch". Wir damals noch unerfahren und mit den Orientalen sowie so, haben dann nach Geld gesucht und bezahlt, um an den Koffer ranzukommen. Man will ja nicht gleich Ärger haben. Also wieder Besitzer meines eigenen Koffers geworden.
3 Koffer, also Gepäckwagen her. Als ich danach griff, kam von hinten wieder einen dunkelhäutige "Bakschischkralle" und verweigerte mir den Zugriff. Also wieder nach Geldstücken gefingert und bezahlt.
Beim Beladen des Gepäckwagens kamen hilfreiche dunkelhäutige Hände zum Vorschein, die trotz meiner Gegenwehr mein Gepäck auf den Wagen laden wollten. Abgewehrt!
Das Gepäck wurde dann auf ein Fließband gelegt und durchleuchtet (ja, bei der Einreise) und wieder "Kralle" und "Bakschisch". Meine Aggressivität steigt merklich an. Beim Einladen des Gepäcks in den Transferbus zum Hotel 4 "Krallen", Busfahrer und ein "Bakschischjäger in eigener Sache". Ich kurz vor Explosion.
Dann 4 oder 5-Sterne-Hotel, Hotelpage kommt und will wie es üblich ist unsere Koffer auf das Zimmer bringen. Ich weiß ja, dass mein ganzes Kleingeld schon am Flughafen für "Bakschisch" draufgegangen ist und ich ihm nichts geben kann und will. Nix mehr, keiner fasst hier in diesem Land nochmal unsere Koffer an.
So weit hat man mich getrieben, dass sich von allen guten Geistern verlassen jede Freundlichkeit vergessen habe.
Ich wollte nie, wirklich nie wieder nach Ägypten.
Doch dann war ja noch die Erfahrung mit Schnorcheln und dem tollen Meer. Also dann doch irgendwann wieder Ägypten und so langsam lernt man das kennen, wie dieses Land funktioniert. Inzwischen kann ich die Situationen so steuern, dass ich entscheide, wer Trinkgeld bekommt, in welchen Shop ich reingehe, wo und wie ich an mein Visum komme etc.
Klar gibt es dort den ehrwürdigen Beruf eines "offene Türen Aufhalter" und "Blattweise Toilettenpapierverkäufer".
Inzwischen verhandele ich nicht mehr um jedes Blatt Toilettenpapier, sondern nehme auch schon mal die ganze Rolle mit, wenn es ganz, ganz dringend sein muss.
Da gibt es so viele Situationen, die so ähnlich sind. Früher geärgert, heute normal und beherrschbar.
Lasst Euch bitte nicht von Ägypten als Urlaubsland abbringen, nur weil solche Geschichten erzählt werden. Es gibt ja noch die Unterwasserwelt und die entschädigt für alles andere, was zunächst neu und völlig gaga zu sein scheint.
Und wisst Ihr was? Die Ägypter können inzwischen selbst über sich lachen, was sie da so machen. Trotzdem sind die Leute bitterarm, bis vielleicht die Reiseleiter, die am Visum-Verkauf ordentlich mitverdienen.
Ägypten hat schon was, man muss es aber erst einmal finden