@ Barbara B.
Der letzte Absatz Deines Beitrages von gestern, 20.44h, stimmt eigentlich versöhnlich. Wir sollten wirklich nach unserem kleinen politischen Exkurs dann bald wieder zur Sache zurückkehren bzw. den direkten Bezug dazu wieder herstellen, damit bei anderen Usern nicht der Eindruck entsteht, wir wollten dieses Forum zu einem Politikforum uminstrumentalisieren.
Zum Inhalt Deines Beitrages gäbe es eine Menge von meiner Seite zu sagen, ich möchte mich aus dem genannten Grund aber bewußt so kurz wie möglich halten.
Es ist schön, zu hören, daß es Dir persönlich, auch wirtschaftlich, gut geht. Ähnliches kann ich von mir behaupten. Wollen wir beide hoffen, daß es so bleibt, denn so ganz sind wir noch nicht "an Schmitz Backes" vorbei, wie man bei uns im Rheinland sagt. Ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber ich fürchte schon, daß sie mir auch noch an die Rente gehen, wenn die Staatskassen mal wieder knapp sind.
Unser persönlicher Stand hat aber mit dem, was wir hier diskutieren, überhaupt nichts zu tuen. Die Tatsache, daß es uns persönlich gut geht, ist nicht übertragbar auf die Gesamtsituation, in der sich Deutschland wirtschaftlich und, daraus resultierend, stimmungsmäßig befindet. Das ist es, was ich mit Abstraktionvermögen meinte. Daß wir inzwischen de-facto so um die 7-8 Millionen Arbeitslose haben, ist eine unumstößliche Tatsache, die nichts, aber auch gar nichts damit zu tuen hat, daß es Einzelpersonen, also z.B. Dir und mir, gut geht. Es gibt viele, viele Menschen, die sagen, mit dem ganzen Schlamassel habe ich nichts zu tuen, die sich noch mehr oder weniger süffisant über Arbeitslose äußern. Dazu zählt als prominentes Beispiel die Gattin unseres Wirtschaftsminister Clement. Diese dumme ***** hat sich ja öffentlich so geäußert, daß ihrer Meinung nach jeder, der arbeiten will, auch Arbeit findet. Sie gibt ihren Kommentar von dem hohen Roß einer wirtschaftlich bestens abgesicherten Situation herab ab.
Eine gute Bekannte von uns, in einer Führungsperson im Dienstleistungsgewerbe, identifizierte sich noch bis vor kurzem in keiner Weise mit der Wirtschaftsflaute, weil sie vermutlich einen sicheren Job hatte. Jetzt, wo bekannt geworden ist, daß ihr Unternehmen wohl fusionieren könnte und sie eine der Verliererinnen sein könnte, ist das ganze auf einmal sehr interessant geworden. Sie klagt schon jetzt, obschon noch gar nichts feststeht, über ihr bevorstehendes Schicksal.
Die wirtschaftlichen Situationen in den Unternehmen ändern sich in diesen Zeiten so schnell, daß wirklich niemand sich seines Jobs sicher sein kann. Und eins kann ich Dir sagen, wir haben im Bekanntenkreis wirkliche Härtefälle, bei denen Leute um die 50 Jahre ihren Job verloren, aufgrund der Berufstätigkeit der Ehefrau nun ihr vom Munde abgespartes Häuschen, das die Altersabsicherung sein sollte, verscherbeln müssen, weil es keinerlei Stütze mehr gibt. Das ist kein Zuckerschlecken.
Und ob Du Dir das vorstellen kannst oder nicht, es gibt in den Altenheimen tatsächlich eine ganze Menge alte Mitbürger, die keine Angehörigen haben, die sie unterstützen können. Es gibt auch eine Menge Angehörige, die sich daran vorbeimogeln.
Wie Du, Barbara, diese Tatsachen kommentierst, halte ich fast für menschenverachtend! Tut mir leid!
Nein, der Staat kann wirklich keine Arbeitsplätze schaffen, er kann nur die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. Wenn das klar ist, dann frage ich mich, warum unsere ganze Politclique das nicht offen eingesteht. Statt dessen tut die jeweilige Opposition so, als wenn sie die Patentrezepte zur Änderung der Situation hätte.
Gott-sei-Dank haben immer mehr Menschen erkannt, daß es den Politikern ausschließlich um die Macht geht und nicht darum, die Situation im Sinne der Menschen, die sie vereten, zu verändern.