Boris, Boris, was hast Du da nur angerichtet mit diesem Thema! Nachdem Du dich aus der Diskussion zurückgezogen hast, kriege ich jetzt hier jede Menge Haue!
Man hat wirklich den Eindruck, in ein Wespennest gestochen zu haben, so aufgeregt gebärden sich hier in diesem Forum einige Mitdiskutanten.
Schon seit einiger Zeit stürzt aber auch viel auf die Reisebüros ein! Neben der allgemeinen, ziemlich drastischen Reisezurückhaltung als Folge der schlechten wirtschaftlichen Lage schießt jetzt auch noch die Lufthansa quer, indem sie die marktstrategische Positionierung der Reisebüros überdacht hat und nun keine Provisionen für vermittelte Flüge mehr zahlen will. Zudem wird das Internet offenbar mehr und mehr als eine große Bedrohung angesehen, die heftigen Reaktionen einiger Reisebüroinhaber bzw. -mitarbeiter in diesem Forum läßt jedenfalls darauf schließen.
Zu allem Überfluß etablieren sich die Billigflieger, denen man ein schnelles Ende vorausgesagt hatte, mehr und mehr im Markt.
Herr Laepple hatte ja in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Köln/Bonn GmbH zumindest anfangs so heftig wie erfolglos versucht, diese Entwicklung, die zu einer Erfolgsstory ohne absehbares Ende für den Flughafen Köln/Bonn führte, zu bremsen. Die damit zusammenhängenden Berichte in den Medien sind allen, zumindest im Köln-Bonner Raum, noch in bester Erinnerung.
Sei's drum! Die Strukturkrise, die die bisher auf Erfolgkurs befindliche Reisebranche nun durchmacht und noch weiter durchmachen wird, haben andere Branchen längst hinter sich. Kaum eine wird im Laufe der Zeit davon verschont.
Besonders der Großhandelsbereich ist teilweise stark betroffen gewesen, und nur die Unternehmen, die über die reinen Distributionsaufgaben hinaus innovative Angebote machen, überleben.
Aber auch der gesamte Dienstleistungsbereich, eigentlich eine Wachstumsbranche ähnlich der Reisebranche, mußten umdenken. Heute bieten beispielsweise ehemals reine Gebäudereinigungsunternehmen wie selbstverständlich weitere Dienstleistungen im Rahmen des Gebäudemanagements an, wie Betreiben von Kantinen, Objektbewachung etc.
Gut erinnern kann ich mich noch an die Zeit, als jedes Industriezulieferunternehmen eigene Vertreter hatte, die den Kontakt mit den Kunden pflegten. Aus reinen Kostenüberlegungen heraus stellte man dann mehr und mehr auf selbständige Handelsvertreter um. Als man dann irgendwann zu der Überzeugung gelangte, daß die Selbständigen aufgrund der fehlenden Nähe zum produzierenden Unternehmen keine effektive Betreuung durchführen konnten, oft ihre Tätigkeit sich auf das Überreichen einer Flasche Wein in der Vorweihnachtszeit beschränkte, kam der key account-Gedanke auf und man übertrug die Kundenbetreuung wieder dem eigenen Unternehmen.
Es ließen sich viele andere Beispiele für erfolgten Strukturwandel anführen.
Auch die bisher erfolgsverwöhnte Reisebranche macht nun einen Strukturwandel durch. Mir ist nicht bange, daß viele Reisebüros, die sich den geänderten Markterfordernissen flexibel anpassen, diesen Prozess sehr gut überleben können.
Langfristig nicht überleben werden dagegen Reisebüros, deren Haupttätigkeit das Verteilen von bunten Ferienprospekten und die reine Vermittlung von Katalogreisen bleiben wird. Auch wenn das einige hier im Forum nicht gerne lesen: davon gibt es noch viel zu viele!