Zynischer Umgang mit den Fluggästen
Jeder weiß, dass Technik ausfallen kann. Das gilt in besonderer Weise für komplexe und hoch beanspruchte Maschinen wie Flugzeuge.
Wer sich solcher Geräte bedient, um Dienstleistungen zu verkaufen, muss selbstverständlich Vorkehrungen für technische Ausfälle treffen. Schließlich handelt es sich um wahrscheinliche und vorhersehbare Ereignisse und keineswegs um höhere Gewalt.
Praktisch heißt das: Es müssen Ersatzmaschinen bereitstehen für den Fall, dass die reguläre Maschine ausfällt. Das müssen nicht unbedingt eigene Maschinen sein - man kann sich ja vertraglich absichern bzw. mit anderen Carriern einen Pool unterhalten. Bei Unternehmen, die Hunderte Maschinen im Einsatz haben, sollte es aber wirklich zumutbar sein, zumindest am Stützpunkt Ersatzmaschinen bereit zu halten. Eine Ersatzmaschine auf hundert "arbeitende" kostet die Airline deutlich weniger als ein Prozent des Umsatzes - bezogen auf Ihr Ticket von beispielsweise 500,- Euro kostet die Ersatzmaschine also weniger als 5,- Euro. Dabei sind Überlegungen wie Crewprobleme noch nicht einmal berücksichtigt.
Aber auch diese "peanuts" will man bei Condor noch einsparen. Wir hatten konkret einen Flug von Phuket nach Frankfurt am 24. Januar um 10:00 gebucht. Aber "unsere" Maschine konnte - wegen eines Hydraulikschadens, wie man uns mitteilte - schon in Frankfurt nicht fliegen. Eine Ersatzmaschine stand nicht zur Verfügung, weil alle Maschinen im regulären Flugbetrieb eingesetzt waren. Condor. Frankfurt. Keine Ersatzmaschine. 5,- Euro "gespart".
Daher ließ man die Phuket-Passagiere in Frankfurt erst einmal 14 Stunden warten. I. W. VIERZEHN. Unser 10:00 h-früh-Flug wurde schließlich um 1.20 h nachts aufgerufen, mit weiteren Verzögerungen kamen wir mehr als 16 Stunden verspätet an.
Wie man uns sagte, war ein ähnliches Dilemma bereits zwei Tage vorher über die Condor-Passagiere eingebrochen.
Inzwischen gibt es eindeutige EU-Vorschriften, die Verspätungen von mehr als 3 Stunden mit saftigen Vertragsstrafen ahnden - in unserem Fall (Langstrecke) mit 600,- Euro pro Passagier. Wieso riskiert Condor 600,- Euro Vertragsstrafe pro Passagier, um 5,- Euro einzusparen?
Weil es ihnen gelingt, diese Strafen in den meisten Fällen zu umgehen. Denn natürlich versucht Condor, solche Ansprüche abzuwiegeln. Gerade erst hat zwar die Gesellschaft einen Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg in dieser Frage verloren. Dennoch erhielten wir "Informations"-Blätter, die die Situation so darstellten, als seien technische Defekte quasi "höhere Gewalt" und könnten nicht zu Ansprüchen führen.
Schlechte Wartung, fehlende Ersatzmaschinen, zynische Missachtung der vertraglichen und rechtlichen Pflichten - wir Passagiere müssen es ausbaden, wenn es nach Condor geht.
Liebe Reisefreunde!
Wenn Ihr nicht auch - so wie wir - demnächst zwei Schichten lang auf Eure verdiente Heimkehr warten wollt, tut etwas! Stellt die Euch zustehenden Ansprüche, klagt im Zweifelsfall - zumindest, wenn Eure Rechtsschutzversicherung mitzieht - und stellt damit wirtschaftliche Realitäten her, die auch das zynischste Management zurück zu einer anständigen Bedienung der gerechten Kundeninteressen zwingen.
Wer mehr über die rechtlichen Verhältnisse erfahren möchte (besser vor der Abreise...), findet in den Internet-Suchmaschinen problemlos wirkliches Info-Material. Geeignete Suchworte wären zum Beispiel: "Flugverspätungen, Enschädigung, EU".
LG und stets ärgerfreie Erholung wünscht Euch
Jury