Nun, ichgebe zu, es kann schon im Normalleben schwierig sein, die Verbindungen von Politik und Ökonomie zu durchschauen. Erst recht dann in einem Reiseforum. Da gehört es eigentlich nicht hin. Aber in der Thematik dieses threads ist es durchaus angebracht.
Die Entscheidung, die Sommerferien in den Schulen um zwei Wochen zu verlängern, ist ohne jeden Zweifel von der Politik getroffen worden. Und das war genau so sicher keine Nacht- und Nebelaktion. Sie ist gut durchdacht worden, und ich bleibe dabei, sie ist der jetzigen politischen Lage geschuldet. Krisenzeiten hat die Tourismusbranche schon häufiger erlebt und überstanden. Ganz nebenbei: für eine begrenzte Zeit ist es ökonomisch auch vernünftig, auf die Gewinnmarge zu verzichten, um dadurch zumindest einen Deckungskostenbeitrag zu erhalten. Ansonsten müssten sofort äusserst unpopuläre Massnahmen ergriffen werden.
Ich frage mich aber, wie das alles vorbereitet wurde. Gab es in der Türkei medial eine Kampagne ? Die Türken buchen ja einen solchen Urlaub nicht bei den grossen europäischen player.
Erdogan hat sich m.M. nach die heimische Branche ins Boot geholt, um seine politischen Ziele nicht zu gefähden. Zu welchem Preis ? Keine Ahnung. Sein Bestreben nach einem Präsidialsystem -wie in den USA und in Frankreich- stösst nicht überall auf grosse Begeisterung. Die Regierungsbildung nach der letzten Wahl ist gescheitert. Das wurde auch niemals von der AKP bzw. Erdogang ernsthaft gewollt. Man hofft, bei der Neuwahl -wohl am 01.11.2015- die gemässigte Kurdenpartei, die HDP, unter die 10% Hürde zu drücken, und damit aus dem Parlament fernzuhalten. Wenn er sich da nicht täuscht, denn aktuelle Umfragen sehen sie stabil wieder bei 13%, trenidg eher nach oben.
Die Politik hat sich schon immmer für ihre Interessen bei der Wirtschaft bedient. Das bekannteste Beispiel dafür war der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf 1992. In den Umfragen lag Bill Clinton hinter dem Amtsinhaber Bush sen. zurück. Da kreierte sein Wahlkampfteam einen slogan, mit dem er auf Fragen reagieren sollte, wie er und mit was er denn seinen Wahlkampf gewinnen wolle. Er sagte dann stets: "it`s the economy, stupid". Zu deutsch: "es ist die Wirtschaft, Dummkopf". Das Ergebnis ist bekannt.
Zum Schluss etwas OT: wenn also die Prognose stimmt, das im Oktober möglicherweise für später bereits gebuchte Reisen nicht mehr stattfinden, na, dann können wir ja im Rechtsfragen - forum munter weitermachen.
Gruss Gabriela